Gebäudeadresse: Unterschied zwischen den Versionen
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* 1964 wurde die '''Postleitzahl''' als jüngstes Element mit der Landesausstellung in Lausanne eingeführt | * 1964 wurde die '''Postleitzahl''' als jüngstes Element mit der Landesausstellung in Lausanne eingeführt | ||
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Version vom 27. Oktober 2007, 23:46 Uhr
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Inhaltsverzeichnis
Zweck der Gebäudeadressierung
Eine Gebäudeadressierung stellt sicher, dass jedes Gebäude, in welchem sich Personen zum Wohnen beziehungsweise Arbeiten aufhalten, eine eigene unverwechselbare Bezeichnung trägt, die es auch ortsunkundigen Personen erlaubt, das Gebäude ausfindig zu machen. Das Ziel einer solchen Gebäudeadressierung kann am besten mit einer strassenweisen Hausnummerierung erreicht werden. Die Gebäudeadressierung spielt heute in der öffentlichen Verwaltung wie auch im privaten Bereich des Bürgers eine ganz zentrale Rolle. Beispiele:
- rasches Finden eines gesuchten Gebäudes durch:
- Rettungsdienste
- Feuerwehr
- Polizei
- Postzustellung
- Fahrzeugnavigation
- ortsunkundige Personen (Taxi)
- ...
- Gebäudeadressen werden beispielsweise in folgenden Einrichtungen benötigt:
- Übersichts- und Ortspläne
- Navigationsdienste
- kommunale, kantonale und eidgenössische Gebäude- und Wohnungsregister,
- Amtliche Vermessung
- kommunale Landinformationssysteme
- Geografische Informationssysteme(GIS)
- Versorgungs- und Entsorgungswerke
- elektronische Telefonverzeichnisse
- ..
Definitionen, Normen und Empfehlungen
Grundlagen bildet die Schweizernorm SN 6120240, welche auch von der amtlichen Vermessung übernommen wurde
Begriff | Definition |
---|---|
Gebäudeadresse | Korrekte postalische Anschrift eines Gebäudeeingangs gemäss Schema:
Strassenbezeichnung Hausnummer Postleitzahl Ortschaft |
Gebäudeeingang | Stelle des Gebäudes, an der man das Gebäude mit der Vorstellung einer bestimmten Adresse betritt |
Ortschaft | Eine für die Gebäudeadressierung administrativ begrenztes Siedlungsgebiet (Stadt, Dorf, grössere Weiler) mit einer Postleitzahl |
Strassennamen (Lokalisation) |
|
Übersicht über geografische Namen, Gebäudeadressen sowie Orts- und Lokalnamen vgl. hier
Von der Vermessungsdirektion herausgegebene Empfehlung für die Gebäudeadressierung und Schreibweise von Strassennamen (basierend auf der Empfehlung des Kantons Zürich)
Weitere Infos:
- Zur Problematik der Schreibweise von Strassennamen in Bezug auf Orts- und Lokalnamen (Flurnamen): vgl. Zusammenspiel Strassennamen und Orts- und Lokalnamen (Flurnamen)
- Wie entsteht eine Adresse?
Offizielle Gebäudeadressierung versus behelfsmässige Gebäudeadressen
Aspekt | Offizielle Gebäudeadressierung | Behelfsmässige Gebäudeadressen |
---|---|---|
Entstehung | Nachhaltiges, durchdachtes System einer logischen Zuteilung von Gebäudeadressen gemäss Empfehlung Gebäudeadressierung und Schreibweise von Strassnamen. Eine Ordnungssystematik (Strassenweise Hausnummerierung) erlaubt, dass ortsfremde Personen die Gebäude schnell und unkompliziert auffinden können | Behelfsmässige Gebäudeadressen bestehen auch verschiedenen, unsystematische Angaben wie Strassennamen, Flurbezeichnungen, Gebäudenamen und Versicherungsnummern. Adressangaben sind zwar vorhanden, aber meist nicht in Hinblick auf eine systematische, offizielle Gebäudeadressierung entstanden |
Verbreitung | Häufig im Baugebiet etabliert | Behelfsmässige Gebäudeadressen bestehen vor allem im ländlichen Gebieten. In der Schweiz wird auch in ländlichen Gebieten immer mehr die offizielle Gebäudeadressierung eingeführt. |
Aufwand | Initialaufwand bei der Einführung, grosse Arbeitsersparnis für alle Beteiligten, wenn sie eingeführt ist | Dauerndes kompliziertes und aufwändiges Verfahren für alle Beteiligten |
Amtliche Vermessung | Adressen einer offiziellen Gebäudeadressierung werden in der amtlichen Vermessung geführt und nachgeführt | Meist nicht in der amtlichen Vermessung geführt |
Publikation | Die offiziellen Gebäudeadressen sind öffentlich publiziert (z.B. Online-Ortspläne) | Behelfsmässige Gebäudeadressen sind häufig nicht öffentlich publiziert |
Änderungen | Eventuel einmalige Änderung bei der Einführung, nachher nur seltene Änderungen | Änderungen jederzeit möglich |
Einheitlichkeit | Alle Benutzer, Register usw. verwenden die gleichen Adressen | Nicht alle Stellen verwenden die gleichen Adressen |
Beschilderung | Beschilderung (eine vollständige Beschilderung ist nicht für alle Fälle erforderlich) | Vielfach fehlt eine Beschilderung |
Sicherheit | Grosse Sicherheit, schnelles Auffinden der Gebäude möglich | Unsicherheiten seitens der Gemeinde und der Benutzer, das Auffinden kann längere Zeit in Anspruch nehmen |
Umfang der Gebäudeadressierung
Die Kantone regeln Umfang der Gebäudeadressierung unterschiedlich.
Beispiel Umfang der Gebäudeadressierung im Kanton Zürich
Stufe | Beschreibung (Beispiele) | Adressierung | Beschilderung |
---|---|---|---|
A | Wohngebäude und Arbeitsstätten (1)
Wohnhäuser, Bürogebäude, Schulgebäude, Spitäler, Industriebauten usw. |
Erforderlich | Erforderlich |
B | Wohngebäude und Arbeitsstätten (1) und Bauten mit grossem öffentlichen Interesse sowie wichtige Ver- und Entsorgungseinrichtungen
Zusätzlich zu A: Sportgebäude, kulturelle und kirchliche Gebäude, Zivilschutzanlagen, Hallenbäder, WC-Gebäude, Waldhütten, Reservoir, ARA, Transformerstationen usw. |
Erforderlich (2) | Zweckmässig (3) |
C | Alle Gebäude mit einer Gebäudenummer (Gebäudeversicherungsnummer)
Zusätzlich zu A und B: Nebengebäude und Kleinbauten wie Garagen, Ökonomiegebäude, Scheunen, Unterstände usw. mit eigener Gebäudeversicherungsnummer. |
Zweckmässig (2) | Nur bei Bedarf (3) |
D | Alle in der amtlichen Vermessung aufgenommenen Gebäude
Zusätzlich zu A, B, und C: Nebengebäude und Kleinbauten wie Garagen, Ökonomiegebäude, Scheunen, Unterstände usw. ohne eigene Gebäudeversicherungsnummer |
Nur bei Bedarf | Nur bei Bedarf (3) |
Erläuterungen und Begründungen
(1) Arbeitsstätten im Sinne der eidgenössischen Betriebszählung (abgegrenzte örtliche Einheit, in der während insgesamt mindestens zwanzig Stunden pro Woche Güter erzeugt, repariert, gehandelt oder Dienste irgendwelcher Art erbracht werden).
(2) Die Gebäudeversicherung GVZ sowie auch die Werke haben ein grosses Interesse, dass möglichst viele Gebäudeobjekte über offizielle Adressen verfügen. Fehlen solche, sind sie genötigt, inoffizielle Adressen zu erfinden (z.B. hinter Gemeindehaus, vis-à-vis Auweg 2b, Dorfstrasse bei 7). Dies ist durch die frühzeitige, offizielle Vergabe (resp. durch Nachadressierung) zu vermeiden. Bei einer Ersterfassung soll die Gebäudeadressierung bis Stufe C erfolgen.
(3) Die Orientierung im Gelände ist heute möglich, auch ohne dass die Gebäude beschildert sind: mit Auto-Navigationssystemen oder via ausgedruckte Pläne (z.B. GIS-Browser, Internet-Ortspläne, TwixRoute-Pläne, etc).
Publikationen
- 08.10.2007 Zürichsee-Zeitung Jedes Haus kriegt seine Nummer
- Gemeinden im Bezirk Horgen: «Gebäude, welche mit Flurnamen adressiert sind, haben oft keine Hausnummer. Änderungen stossen bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der betroffenen Gebäude selten auf Begeisterung. Daher wird wo auch immer möglich versucht, den bestehenden Namen und auch die Flurnamen beizubehalten und diesen mit einer Nummer pro Gebäude zu ergänzen.»
- Gemeinde Schönenberg: «Den Behörden ist es ein Anliegen, dass die bestehenden Flurnamen beibehalten werden können: Wir werden bei der Benennung wohl den Weilernamen verwenden und diesen mit jeweils einer Nummer ergänzen. Für alles andere hätten die Schönenbergerinnen und Schönenberger kein Verständnis.»
- Grundtendenz der Stadt Wädenswil: «Beibehaltung der Flurnamen wo möglich, vor allem aus historischen Gründen.»
- Flurnamen und Gebäudeadressen existieren parallel. Wegen der Gebäudeadressierung gehen daher keine Flurnamen verloren. Mit zunehmender Bautätigkeit können Flurnamen auf Karten und Plänen zwar nicht mehr dargestellt werden, leben aber häufig in Strassennamen weiter. Bei bestehenden Adressen mit Flurnamen kommt neu eine Hausnummer dazu. Flurnamen bleiben dabei häufig als Strassennamen – das heisst Flurname in Kombination mit -strasse oder –weg oder als unveränderter Flurnamen bestehen.
- 13.09.2007 Berner Zeitung Mitten im Niemandsland zuhause
- «Wir wollen sicher keine Strasse, die Jungfraublick oder Rosenweg heisst.» Dem Initiant schwebt vor, dass man die alten Flurnamen wieder belebt.
- 18.07.2007 Gemeinderatsprotokoll Einführung der strassenweisen Gebäudeadressierung in der liechtensteinischen Gemeinde Triesenberg
- Verschiedene Gemeinderäte machen darauf aufmerksam, dass die heutigen Weiler – und Flurnamen bei den neuen Strassenbezeichnungen möglichst berücksichtigt werden sollten. Die Arbeitsgruppe ist derselben Auffassung. Es seien im Projektverlauf aber noch verschiedene Fragen zu klären, so z.B. auch die Schreibweise (Dialekt oder Hochdeutsch).
- 05.08.2006 Zürichsee-Zeitung Wohnt in der «Lölismüli» ein Löli?
- Meistens wird eine Änderung im Interesse der Vereinheitlichung der Schreibweisen erwogen, etwa um Übereinstimmung zwischen dem Flurnamen und dem Namen eines dort befindlichen Wirtshauses oder zwischen einem Hof- und einem Strassennamen zu erreichen.
- 08.06.2005 Tagung Nationale geokodierte Adressdaten der Schweiz, Bundesamt für Landestopografie Der Notfallort in der modernen Sanitätsnotrufzentrale
- 08.06.2005 Tagung Nationale geokodierte Adressdaten der Schweiz, Bundesamt für Landestopografie Wie entsteht eine Adresse?
- 11.03.2005 Berner Oberland News Gebäudeadressierung in Sigriswil
- Nach Möglichkeit bleiben die bisherigen Strassennamen bestehen: «Vorhandene Flur-, Weiler- sowie Gehöftnamen bleiben voraussichtlich erhalten und auf den Ortsplänen weiterhin eingetragen; die Gebäudeversicherungsnummern werden durch Hausnummern ersetzt.»
Diverse Publikationen zeigen, dass Orts- und Lokalnamen (Flurnamen) bei der Gebäudeadressierung eine grosse Rolle spielen
Geschichte der Gebäudeadressierung
Schweiz, Genereller Überblick
- Bereits vor unserer Zeitrechnung entstanden Ortsnamen (Ortschaften), als älteste Elemente der Gebäudeadresse
- Ab 1500 sind Strassenbezeichnungen als zweit ältestes Element der Gebäudeadresse entstanden
- Ab 18. Jh entstanden Hausnummern(zuerst Assekuranz Nummern als globale Nummern über eine Gemeinde in etwa in der Reihenfolge der Entstehung, dann einer Strasse zugeordnete Hausnummern)
- 1964 wurde die Postleitzahl als jüngstes Element mit der Landesausstellung in Lausanne eingeführt
- 2004 Mit der SN Norm Gebäudeadressierung wurde das so genannte benannte Gebiet im Sinne einer Strassenbezeichnung als eigenständiges Element eingeführt, das sich meist aus Orts- und Flurnamen ableitet.
Schweiz, detaillierte Darstellung
- In und nach der Römerzeit entstanden in der Schweiz immer mehr Siedlungen (Ortsnamen)
- Älteste Ortsnamen entstanden im Kanton Zürich durch indogermanische Völker (Kelten, Venetier, Italiker, Germanen usw.). Spätere Namen stammen durch die Alemannen und Franken
- 294 erste Nennung von Winterthur
- Bereits im Mittelalter wurde gewisse Gebäude mit einem Hausnamen gekennzeichnet (Vorläufer der Hausnummer und z.T. auch benanntes Gebiet)
- Ab ca. 1500 entstanden in den Städten der Schweiz Gassen (benannt z.B. nach Handwerkern oder Bevölkerungsgruppen)
- Ab dem 17. Jahrhundert lässt sich in den Grundprotokollen für Wädenswil belegen, wie dort lokalisiert wurde. Man nannte ein allen bekanntes Gebäude (Kirche, Wirtshaus, Schützenhaus, Kanzlei, Landvogteischloss) und gab an, in welcher Richtung das zu bezeichnende andere Haus stand: unter der Krone, hinter dem Schützenhaus, bei der Kanzlei, vor dem Schloss, ob dem Engel. Dazu kamen Bezeichnungen wie: am See, bei der Haabe, an der Hintere Lände usw.
- Ab ca. 1800 wurden vermehrt Strassen gebaut
- 1812 wurden in Zürcher Gemeinden Assekuranznummern eingeführt, die ebenfalls der besseren Kennzeichnung dienten.
- Ab ca. 1850 wurden zuerst in den Städten und dann auch in den Landgemeinden Hausnummern eingeführt (Hausnummern im Sinne von Polizeinummern, nicht Nummern einer Gebäudeversicherung) Beispiele:
- Ab 1865 Stadt Zürich
- ...
- Ab 1894 Stadt Wädenswil (Kt. ZH)
- 1928 Ortsnamenbuch Schweiz ca. 85'000 Orts/Lokalnamen der Schweiz als Adressen für Ermittlung der Zustelltarife Post/Telegramm. Als Ortsnamen erscheinen auch Gebäudegruppen und Einzelgebäude. Die Namen sind vielfach nach Flur- und Hofnamen benannt.
- ...
- 2005 Gemeinde Kyburg (Kt. ZH)
- 2007 Gemeinde Schlatt (Kt. ZH)
- ...
- Ab ca. 2000 Vervollständigung der Gebäudeadressierung auf dünn besiedelte Gebieten, Beispiele:
- 2005 Gemeinde Davos (Kt. GR)
- 2006 Gemeinde Opfershofen (Kt. SH)
- 2006 Gemeinde Sigriswil (Kt. BE)
- 2007 Gemeinde Bäretswil (Kt. ZH)
- 2007 Gemeinde Hefenhofen (Kt. TG)
- 2007 Gemeinde Oberriet (Kt. SG)
- 2007 Gemeinde Saanen (Kt. BE)
- 2007 Gemeinde Sins (Kt. LU)
- .... zahlreiche weitere Gemeinden
Deutschland
- Alles über Hausnummern im Wikipedia Deutschland
- Geschichte der Strassennamen im Wikipedia Deutschland
- Berlins Hausnummern kapiert niemand
Österreich
- 1753 erste Hausnummer in Wien
- Warum die Hausnummern im 18. Jh. entstanden
- Ordnung in der Stadt