Schreibweise geografische Namen: Unterschied zwischen den Versionen
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* Beharrungsvermögen der Namen und starke Bindung der Bevölkerung an die Namen: [[Zeitschrift_SchweizerDeutsch#Namenstreit_im_Thurgau |vgl. '''Namenstreit im Thurgau''', Ruedi Schwarzenbach, ''Zeitschrift SchweizerDeutsch 2/09 Seite 11]] | * Beharrungsvermögen der Namen und starke Bindung der Bevölkerung an die Namen: [[Zeitschrift_SchweizerDeutsch#Namenstreit_im_Thurgau |vgl. '''Namenstreit im Thurgau''', Ruedi Schwarzenbach, ''Zeitschrift SchweizerDeutsch 2/09 Seite 11]] | ||
* Entwicklung der Orts- und Lokalnamen ausserhalb der Karten: [[Eduard_Imhof#Erkenntnisse_von_Eduard_Imhof_zur_Schreibung_von_geografischen_Namen| vgl. '''Entwicklung der Orts- und Lokalnamen ausserhalb der Karten''', Eduard Imhof, ''Die Ortsnamen in den amtlichen Plänen und Karten'']] | * Entwicklung der Orts- und Lokalnamen ausserhalb der Karten: [[Eduard_Imhof#Erkenntnisse_von_Eduard_Imhof_zur_Schreibung_von_geografischen_Namen| vgl. '''Entwicklung der Orts- und Lokalnamen ausserhalb der Karten''', Eduard Imhof, ''Die Ortsnamen in den amtlichen Plänen und Karten'']] | ||
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+ | '''Eines der grössten Probleme der Schreibung der geografischen Namen betrifft die Änderung der Schreibweise dieser Namen. Änderungen der Schreibweisen stossen in der Bevölkerung meist auf grossen Widerstand, die Umstellungsphase können Jahrzehnte dauern oder eine konsequente Umstellung erfolgt wegen dem grossen Umstellungsaufwand gar nicht. Als Folge muss während sehr langen Zeitperioden mehrere Schreibversionen für ein und dieselbe Örtlichkeit in Kauf genommen werden, verbunden mit grossen Unsicherheiten und Ärger bei den Benutzern. Diese Tendenz verstärkt sich, wenn abgeleitete Namen (z.B. Strassen- und Stationsnamen, Ortstafeln, Namen von Gebäuden, Bauwerken usw.) wegen mangelnder Schreib- und Lesbarkeit und mangels allgemeiner Akzeptanz nicht geändert werden [http://geografischenamen.blogspot.com (vgl. hier).] | ||
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* Mit Einführung der neuen Landeskarten wurde ab ca. 1950 in der deutschsprachigen Schweiz begonnen, Lokalnamen von geringer, lokalen Bedeutung gemäss Weisungen 1948 mundartlich zu schreiben [[R%C3%BCck%C3%A4nderungen_der_Schreibweise_von_Orts-_und_Lokalnamen#Weisungen_1948| vgl. hier]] | * Mit Einführung der neuen Landeskarten wurde ab ca. 1950 in der deutschsprachigen Schweiz begonnen, Lokalnamen von geringer, lokalen Bedeutung gemäss Weisungen 1948 mundartlich zu schreiben [[R%C3%BCck%C3%A4nderungen_der_Schreibweise_von_Orts-_und_Lokalnamen#Weisungen_1948| vgl. hier]] | ||
* Die Schreibung gemäss Weisungen 1948 verlangt eine gewisse Anlehnung an das Schriftbild der Schriftsprache, was für die einfache Schreib- und Lesbarkeit sowie die allgemeine Akzeptanz der Bevölkerung erwartet entscheidend ist. | * Die Schreibung gemäss Weisungen 1948 verlangt eine gewisse Anlehnung an das Schriftbild der Schriftsprache, was für die einfache Schreib- und Lesbarkeit sowie die allgemeine Akzeptanz der Bevölkerung erwartet entscheidend ist. | ||
− | * Wird von den Grundsätzen der Verordnung über geografische Namen (GeoNV) zur Schreibung geografischer Namen abgewichen, muss mit Protesten in der | + | * Wird von den Grundsätzen der Verordnung über geografische Namen (GeoNV) zur Schreibung geografischer Namen abgewichen, muss mit Protesten in der Bevölkerung inkl. entsprechenden Medienberichten und erforderlichen Rückänderungen gerechnet werden [http://www.gis.hsr.ch/wiki/R%C3%BCck%C3%A4nderungen_der_Schreibweise_von_Orts-_und_Lokalnamen vgl. hier] |
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− | * In der französischsprachigen Schweiz ist die Mundart stark im Schwinden begriffen. Sie wird nur noch von einer Minderheit der Bevölkerung gesprochen, meistens von älteren Leuten. Dementsprechend häufig sind auch die Lokalnamen, die aus dem | + | * In der französischsprachigen Schweiz ist die Mundart stark im Schwinden begriffen. Sie wird nur noch von einer Minderheit der Bevölkerung gesprochen, meistens von älteren Leuten. Dementsprechend häufig sind auch die Lokalnamen, die aus dem "patois" in die Schriftsprache übertragen wurden. Heute dominieren eindeutig die schriftsprachlichen Namen [http://gitta.info/LayoutDesign/en/multimedia/PDF_Letttering_Maps_of_Switzerland.pdf (Quelle vgl. hier)] |
− | * Viele Flurnamen entsprechen der Mundart (patois), die meisten sind jedoch an das Schriftbild der Schriftsprache angepasst worden. | + | * Viele Flurnamen entsprechen der Mundart ("patois"), die meisten sind jedoch an das Schriftbild der Schriftsprache angepasst worden. |
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'''Schreibweise von Flurnamen''' | '''Schreibweise von Flurnamen''' | ||
− | * Es existieren keine | + | * Es existieren keine Schreibregeln. Schriftsprachliche und mundartliche Formen sind gemischt (ca. 25% der Flurnamen sind schriftsprachlich, ca. 75% mundartlich ausgerichtet). Besonders im Tessin schwang einmal die eine, dann wieder die andere Auffassung oben aus, je nachdem wer die Nomenklaturkommission betreute. Heute wird von Fall zu Fall entschieden, ob eine Dialektform oder eine italianisierte Form verwendet werden soll. Schwierigkeiten ergeben sich besonders bei zusammengesetzten Namen. Das wichtigste Anliegen der Kommission ist eine Stabilisierung der Schreibweise der Namen unter dem Gesichtspunkt einer gewissen Renovation, welche sich auf die Transkriptionsregeln des "Vocabulario dei dialetti della Svizzera italiana" abstützt. [http://gitta.info/LayoutDesign/en/multimedia/PDF_Letttering_Maps_of_Switzerland.pdf (Quelle vgl. hier)] |
− | * Der Unterschied zwischen Mundart und Schriftsprache ist relativ gross. Wird eine zu dialektale Schreibung inkl. | + | * Der Unterschied zwischen Mundart und Schriftsprache ist relativ gross. Wird eine zu dialektale Schreibung inkl. Sonderzeichen gewählt, eignen sich Flurnamen nicht für die Verwendung als Schreibweise von Strassen- und Stationsnamen. |
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Im Kanton Graubünden existieren folgende drei Landessprachen: | Im Kanton Graubünden existieren folgende drei Landessprachen: | ||
* Deutsch | * Deutsch | ||
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− | * Unter der Leitung von Dr.Andreas Schorta wurde ein alle Flurnamen umfassendes Rätisches Namenbuch geschaffen (ab ca. 1939). Dieses ist für die Schreibweise der rätoromanischen Namen im Prinzip als verbindlich erklärt worden [http://gitta.info/LayoutDesign/en/multimedia/PDF_Letttering_Maps_of_Switzerland.pdf (Quelle vgl. hier)] | + | * Unter der Leitung von Dr. Andreas Schorta wurde ein alle Flurnamen umfassendes Rätisches Namenbuch geschaffen (ab ca. 1939). Dieses ist für die Schreibweise der rätoromanischen Namen im Prinzip als verbindlich erklärt worden [http://gitta.info/LayoutDesign/en/multimedia/PDF_Letttering_Maps_of_Switzerland.pdf (Quelle vgl. hier)] |
− | * Als dann der bekannte Bündner Sprachforscher Dr. Andrea Schorta im Jahre 1939 den ersten Band des Rätischen Namenbuches mit den Namenlisten aller Bündner Gemeinden herausgab, musste auch das Problem der Schreibung gelöst werden. Der Herausgeber traf eine Kompromisslösung. Einerseits hielt er sich an die amtliche Schreibweise der Bündner Namen, wie sie von der Kantonalen Nomenklaturkommission festgelegt worden war, anderseits wollte er die wesentlichen dialektalen Merkmale der verschiedenen Sprachgebiete möglichst genau festhalten. Dabei war sich Dr. Schorta "bewusst, dass es ausserordentlich schwer ist, Regeln für die Schreibung aufzustellen, die sowohl wissenschaftlich als | + | * Als dann der bekannte Bündner Sprachforscher Dr. Andrea Schorta im Jahre 1939 den ersten Band des Rätischen Namenbuches mit den Namenlisten aller Bündner Gemeinden herausgab, musste auch das Problem der Schreibung gelöst werden. Der Herausgeber traf eine Kompromisslösung. Einerseits hielt er sich an die amtliche Schreibweise der Bündner Namen, wie sie von der Kantonalen Nomenklaturkommission festgelegt worden war, anderseits wollte er die wesentlichen dialektalen Merkmale der verschiedenen Sprachgebiete möglichst genau festhalten. Dabei war sich Dr. Schorta "bewusst, dass es ausserordentlich schwer ist, Regeln für die Schreibung aufzustellen, die sowohl wissenschaftlich als praktisch befriedigen [http://www.thendry.ch/OrtsFlurnamen.htm (vgl. hier)] |
− | * Die Mundarten sind relativ nahe an den idiomatischen Schriftsprachen. Schreibweisen, welche in der idiomatischen Schriftsprache vorkommen, werden heute in der Regel an diese Schriftsprachen ausgerichtet. Die Schreibung der rätoromanischen Flurnamen berücksichtigt die neue, 1983 künstlich geschaffene Sprache | + | * Die Mundarten sind relativ nahe an den idiomatischen Schriftsprachen. Schreibweisen, welche in der idiomatischen Schriftsprache vorkommen, werden heute in der Regel an diese Schriftsprachen ausgerichtet. Die Schreibung der rätoromanischen Flurnamen berücksichtigt die neue, 1983 künstlich geschaffene Sprache Rumantsch Grischun nicht, da diese noch nicht bestand. |
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− | ** [[Standardsprache_und_Dialekt|Standartsprache und | + | ** [[Standardsprache_und_Dialekt|Standartsprache und Dialekt]] |
** [[Zeitschrift_SchweizerDeutsch|Zeitschrift SchweizerDeutsch]] | ** [[Zeitschrift_SchweizerDeutsch|Zeitschrift SchweizerDeutsch]] | ||
Version vom 27. Juni 2010, 17:17 Uhr
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Inhaltsverzeichnis
Amtliche Schreibregeln für geografischen Namen
Orts- und Lokalnamen
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| Regeln für die geografische Namen der Landesvermessung und der amtlichen Vermessung
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Gemeinde-, Ortschafts- und Stationsnamen
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| Empfehlungen zur Schreibweise von Gemeind- und Ortschaftsnamen, Richtlinien zur Schreibweise von Stationsnamen
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Strassennamen
|
| Empfehlungen Gebäudeadressierung und Schreibweise von Strassennamen
Schreibweise in den verschiedenen Sprachgebieten der Schweiz
Allgemeines
Sprachgebiete der Schweiz
- Deutsch
- Französisch
- Italienisch
- Rätoromanisch
Grundsätze zur Schreibung geografischer Namen
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Kommentar zu Art. 4 Abs. 3 Geografische Namen nicht ändern:
- Beharrungsvermögen der Namen und starke Bindung der Bevölkerung an die Namen: vgl. Namenstreit im Thurgau, Ruedi Schwarzenbach, Zeitschrift SchweizerDeutsch 2/09 Seite 11
- Entwicklung der Orts- und Lokalnamen ausserhalb der Karten: vgl. Entwicklung der Orts- und Lokalnamen ausserhalb der Karten, Eduard Imhof, Die Ortsnamen in den amtlichen Plänen und Karten
Eines der grössten Probleme der Schreibung der geografischen Namen betrifft die Änderung der Schreibweise dieser Namen. Änderungen der Schreibweisen stossen in der Bevölkerung meist auf grossen Widerstand, die Umstellungsphase können Jahrzehnte dauern oder eine konsequente Umstellung erfolgt wegen dem grossen Umstellungsaufwand gar nicht. Als Folge muss während sehr langen Zeitperioden mehrere Schreibversionen für ein und dieselbe Örtlichkeit in Kauf genommen werden, verbunden mit grossen Unsicherheiten und Ärger bei den Benutzern. Diese Tendenz verstärkt sich, wenn abgeleitete Namen (z.B. Strassen- und Stationsnamen, Ortstafeln, Namen von Gebäuden, Bauwerken usw.) wegen mangelnder Schreib- und Lesbarkeit und mangels allgemeiner Akzeptanz nicht geändert werden (vgl. hier).
Kommentar zu Art. 4 Abs. 1 und 2 GeoNV einfache Schreib- und Lesbarkeit, allgemeine Akzeptanz, Anlehnung an die Standardsprache
Auszug aus Kap. 2.1 Empfehlungen zur Schreibweise von Gemeind- und Ortschaftsnamen, Richtlinien zur Schreibweise von Stationsnamen:
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Praxis in der Schreibung von geografischen Namen in der Schweiz
In der Praxis bestehen bei der Schreibung der geografischen Namen ausser z.T. in der deutschsprachigen Schweiz kaum grössere Probleme. In der 2003 entstandenen Dokumentation der Schreibung geografischer Namen steht für die Schreibweise geografischer Namen in der deutschsprachigen Schweiz des Internet Lehrgangs GITTA folgende Aussage:
Diese Regelungen (Weisungen 1948) wurden im Rahmen einer grösseren Kommission ausgearbeitet, welche sich hauptsächlich aus Linguisten zusammensetzte. Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg herrschte eine deutliche Tendenz in Richtung auf vermehrt mundartliche Formen vor. Seither hat sich die Meinung auch in Sprachkreisen wieder etwas geändert. Es wird heute vermehrt auf eine schriftsprachliche Form gedrungen, vor allem in extremen Fällen, wie
Mit Ausnahme solcher extremer Formulierungen, die von kantonalen Nomenklaturkommissionen gelegentlich vorgeschlagen wurden, hat sich die mundartliche Schreibweise allgemein bewährt und durchgesetzt. Trotzdem führt die Schreibweise immer wieder zu Kontroversen, wie kaum ein anderes Element der topographischen Karte. |
Die Kontroversen betreffend extreme Formulierungen haben sich seit 2003 verstärkt, da gewisse Kantone zum Missfallen der Benutzer von den Weisungen 1948 abgewichen sind und eingebürgerte Schreibregeln zur Schreibung von Orts- und Lokalnamen entsprechend abgeändert werden sollten. Mit der Geoinformationsgesetzgebung aus dem Jahre 2008 zeichnet sich jedoch wieder eine Beruhigung ab.
Deutschsprachige Schweiz
- Mit Einführung der neuen Landeskarten wurde ab ca. 1950 in der deutschsprachigen Schweiz begonnen, Lokalnamen von geringer, lokalen Bedeutung gemäss Weisungen 1948 mundartlich zu schreiben vgl. hier
- Die Schreibung gemäss Weisungen 1948 verlangt eine gewisse Anlehnung an das Schriftbild der Schriftsprache, was für die einfache Schreib- und Lesbarkeit sowie die allgemeine Akzeptanz der Bevölkerung erwartet entscheidend ist.
- Wird von den Grundsätzen der Verordnung über geografische Namen (GeoNV) zur Schreibung geografischer Namen abgewichen, muss mit Protesten in der Bevölkerung inkl. entsprechenden Medienberichten und erforderlichen Rückänderungen gerechnet werden vgl. hier
Französischsprachige Schweiz
Schreibweise von Flurnamen
- In der französischsprachigen Schweiz ist die Mundart stark im Schwinden begriffen. Sie wird nur noch von einer Minderheit der Bevölkerung gesprochen, meistens von älteren Leuten. Dementsprechend häufig sind auch die Lokalnamen, die aus dem "patois" in die Schriftsprache übertragen wurden. Heute dominieren eindeutig die schriftsprachlichen Namen (Quelle vgl. hier)
- Viele Flurnamen entsprechen der Mundart ("patois"), die meisten sind jedoch an das Schriftbild der Schriftsprache angepasst worden.
Italienischsprachige Schweiz
Schreibweise von Flurnamen
- Es existieren keine Schreibregeln. Schriftsprachliche und mundartliche Formen sind gemischt (ca. 25% der Flurnamen sind schriftsprachlich, ca. 75% mundartlich ausgerichtet). Besonders im Tessin schwang einmal die eine, dann wieder die andere Auffassung oben aus, je nachdem wer die Nomenklaturkommission betreute. Heute wird von Fall zu Fall entschieden, ob eine Dialektform oder eine italianisierte Form verwendet werden soll. Schwierigkeiten ergeben sich besonders bei zusammengesetzten Namen. Das wichtigste Anliegen der Kommission ist eine Stabilisierung der Schreibweise der Namen unter dem Gesichtspunkt einer gewissen Renovation, welche sich auf die Transkriptionsregeln des "Vocabulario dei dialetti della Svizzera italiana" abstützt. (Quelle vgl. hier)
- Der Unterschied zwischen Mundart und Schriftsprache ist relativ gross. Wird eine zu dialektale Schreibung inkl. Sonderzeichen gewählt, eignen sich Flurnamen nicht für die Verwendung als Schreibweise von Strassen- und Stationsnamen.
Rätoromanischsprachige Schweiz
Im Kanton Graubünden existieren folgende drei Landessprachen:
- Deutsch
- Italienisch
- Rätoromanisch
Rätoromanisch umfasst vier idiomatische Sprachregionen mit einer eigenen Schriftsprache
- Surselvisch (Sursilvan)
- Sutselvisch (Sutsilvan)
- Surmeirisch (Surmiran)
- Oberengadinisch (Puter)
- Unterengadinisch (Vallader)
Details zur rätoromanischen Sprache vgl. hier
Rumantsch Grischun
Die rätoromanischen Sprachidiome sind ein einer einheitlichen, künstlichen Sprache zusammengefasst dem Rumantsch Grischun, welche als Amtsprache dient.
Schreibweise von Flurnamen
- Unter der Leitung von Dr. Andreas Schorta wurde ein alle Flurnamen umfassendes Rätisches Namenbuch geschaffen (ab ca. 1939). Dieses ist für die Schreibweise der rätoromanischen Namen im Prinzip als verbindlich erklärt worden (Quelle vgl. hier)
- Als dann der bekannte Bündner Sprachforscher Dr. Andrea Schorta im Jahre 1939 den ersten Band des Rätischen Namenbuches mit den Namenlisten aller Bündner Gemeinden herausgab, musste auch das Problem der Schreibung gelöst werden. Der Herausgeber traf eine Kompromisslösung. Einerseits hielt er sich an die amtliche Schreibweise der Bündner Namen, wie sie von der Kantonalen Nomenklaturkommission festgelegt worden war, anderseits wollte er die wesentlichen dialektalen Merkmale der verschiedenen Sprachgebiete möglichst genau festhalten. Dabei war sich Dr. Schorta "bewusst, dass es ausserordentlich schwer ist, Regeln für die Schreibung aufzustellen, die sowohl wissenschaftlich als praktisch befriedigen (vgl. hier)
- Die Mundarten sind relativ nahe an den idiomatischen Schriftsprachen. Schreibweisen, welche in der idiomatischen Schriftsprache vorkommen, werden heute in der Regel an diese Schriftsprachen ausgerichtet. Die Schreibung der rätoromanischen Flurnamen berücksichtigt die neue, 1983 künstlich geschaffene Sprache Rumantsch Grischun nicht, da diese noch nicht bestand.
Schreibweise von Gemeinde- und Ortschaftsnamen
- Neue Namen sind in der idiomatischen Form der betreffenden Region zu schreiben, nicht in der Einheitssprache Rumantsch Grischun (RG). Diese kann oder soll jedoch für Gattungswörter (bei Gebäuden, Stationsnamen etc.) verwendet werden. Quelle vgl. hier
Siehe auch
- Allgemeines
- Kulturgeschichte, Namenbuch
- Mundart
- Dialektsprechweise von Orts- und Lokalnamen
- gemässigte Mundart, mundartliche, mundartnah, Anlehnung an Mundart
- lautnahe Mundart, mundartgetreue, reine Mundartschreibweise, extrem mundartlich
- Mundart in Orts- und Lokalnamen
- Normalisierung von Mundartnamen
- Sind extremmundartlich geschriebene Strassennamen lebensgefährlich?
- Standartsprache und Dialekt
- Zeitschrift SchweizerDeutsch
- Orts- und Lokalnamen
- Änderungen der Schreibweise von Orts- und Lokalnamen
- Geschichte der Schreibweise von Orts- und Lokalnamen
- Rückänderungen der Schreibweise von Orts- und Lokalnamen
- Schreibweise von Orts- und Lokalnamen
- Übersicht Schreibweise von Orts- und Lokalnamen
- Zusammenspiel von Orts- und Lokalnamen mit anderen Namen
- Ortschaftsnamen
- Strassennamen