Schreibweise geografische Namen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 8. Juli 2010, 06:43 Uhr
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Inhaltsverzeichnis
Amtliche Schreibregeln für geografischen Namen
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Gemeinde-, Ortschafts- und Stationsnamen |
Empfehlungen zur Schreibweise von Gemeind- und Ortschaftsnamen, Richtlinien zur Schreibweise von Stationsnamen
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Schreibweise in den verschiedenen Sprachgebieten der Schweiz
Allgemeines
Grundsätze zur Schreibung geografischer Namen
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Kommentar zu Art. 4 Abs. 3 Geografische Namen nicht ändern:
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Kommentar zu Art. 4 Abs. 1 und 2 GeoNV einfache Schreib- und Lesbarkeit, allgemeine Akzeptanz, Anlehnung an die Schriftsprache sofern möglich und sinnvoll
Auszug aus Kap. 2.1 Empfehlungen zur Schreibweise von Gemeind- und Ortschaftsnamen, Richtlinien zur Schreibweise von Stationsnamen:
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Ergänzender Kommentar zu Art. 4 Abs. 1 und 2 GeoNV
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Praxis in der Schreibung von geografischen Namen in der Schweiz
In der Praxis bestehen bei der Schreibung der geografischen Namen ausser z.T. in der deutschsprachigen Schweiz kaum grössere Probleme. In der 2003 entstandenen Dokumentation der Schreibung geografischer Namen steht für die Schreibweise geografischer Namen in der deutschsprachigen Schweiz des Internet Lehrgangs GITTA folgende Aussage:
Diese Regelungen (Weisungen 1948) wurden im Rahmen einer grösseren Kommission ausgearbeitet, welche sich hauptsächlich aus Linguisten zusammensetzte. Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg herrschte eine deutliche Tendenz in Richtung auf vermehrt mundartliche Formen vor. Seither hat sich die Meinung auch in Sprachkreisen wieder etwas geändert. Es wird heute vermehrt auf eine schriftsprachliche Form gedrungen, vor allem in extremen Fällen, wie
Mit Ausnahme solcher extremer Formulierungen, die von kantonalen Nomenklaturkommissionen gelegentlich vorgeschlagen wurden, hat sich die mundartliche Schreibweise allgemein bewährt und durchgesetzt. Trotzdem führt die Schreibweise immer wieder zu Kontroversen, wie kaum ein anderes Element der topographischen Karte. |
Die Kontroversen betreffend extreme Formulierungen haben sich seit 2003 verstärkt, da gewisse Kantone zum Missfallen der Benutzer von den Weisungen 1948 abgewichen sind und eingebürgerte Schreibregeln zur Schreibung von Orts- und Lokalnamen entsprechend abgeändert werden sollten. Mit der Geoinformationsgesetzgebung aus dem Jahre 2008 zeichnet sich jedoch wieder eine Beruhigung ab.
Deutschsprachige Schweiz
- Mit Einführung der neuen Landeskarten wurde ab ca. 1950 in der deutschsprachigen Schweiz begonnen, Lokalnamen von geringer, lokalen Bedeutung gemäss den bis heute gültigen Schreibweisen Weisungen 1948 mundartlich zu schreiben vgl. hier
- Die Schreibung gemäss Weisungen 1948 verlangt eine gewisse Anlehnung an das Schriftbild der Schriftsprache, was für die einfache Schreib- und Lesbarkeit sowie die allgemeine Akzeptanz der Bevölkerung entscheidend ist.
- Wird von den Grundsätzen der Verordnung über geografische Namen (GeoNV) zur Schreibung geografischer Namen abgewichen, muss mit Protesten in der Bevölkerung inkl. entsprechenden Medienberichten und erforderlichen Rückänderungen gerechnet werden vgl. hier
Weitergehende Infos zur Schreibweise Orts- und Lokalnamen¨(Flurnamen) vgl. hier
Französischsprachige Schweiz
Schreibweise von Flurnamen
- Es existieren keine Schreibregeln.
- In der französischsprachigen Schweiz ist die Mundart stark im Schwinden begriffen. Sie wird nur noch von einer Minderheit der Bevölkerung gesprochen, meistens von älteren Leuten. Dementsprechend häufig sind auch die Lokalnamen, die aus dem "patois" in die Schriftsprache übertragen wurden. Heute dominieren eindeutig die schriftsprachlichen Namen (Quelle vgl. hier)
- Viele Flurnamen entsprechen der Mundart ("patois"), die meisten sind jedoch an das Schriftbild der Schriftsprache angepasst worden.
Italienischsprachige Schweiz
Schreibweise von Flurnamen
- Es existieren keine Schreibregeln.
- Schriftsprachliche und mundartliche Formen sind gemischt (ca. 25% der Flurnamen sind schriftsprachlich, ca. 75% mundartlich ausgerichtet). Besonders im Tessin schwang einmal die eine, dann wieder die andere Auffassung oben aus, je nachdem wer die Nomenklaturkommission betreute. Heute wird von Fall zu Fall entschieden, ob eine Dialektform oder eine italianisierte Form verwendet werden soll. Schwierigkeiten ergeben sich besonders bei zusammengesetzten Namen. Das wichtigste Anliegen der Kommission ist eine Stabilisierung der Schreibweise der Namen unter dem Gesichtspunkt einer gewissen Renovation, welche sich auf die Transkriptionsregeln des "Vocabulario dei dialetti della Svizzera italiana" abstützt. (Quelle vgl. hier)
- Der Unterschied zwischen Mundart und Schriftsprache ist im Kanton Tessin relativ gross. Wird eine zu dialektale Schreibung inkl. Sonderzeichen gewählt, eignen sich Flurnamen nicht für die Verwendung als Schreibweise von Strassen- und Stationsnamen.
Rätoromanischsprachige Schweiz
- Für rätoromanische Orts- und Lokalnamen existieren keine Schreibregeln
Im Kanton Graubünden existieren folgende drei Landessprachen:
- Deutsch
- Italienisch
- Rätoromanisch
Rätoromanisch umfasst idiomatische Sprachregionen mit einer eigenen Schriftsprache
- Surselvisch (Sursilvan)
- Sutselvisch (Sutsilvan)
- Surmeirisch (Surmiran)
- Oberengadinisch (Puter)
- Unterengadinisch (Vallader)
Details zur rätoromanischen Sprache vgl. hier
Rumantsch Grischun
Die rätoromanischen Sprachidiome sind 1982 in die einheitliche, künstliche Sprache Rumantsch Grischun zusammengefasst worden, welche als Amtsprache dient. Rumantsch Grischun hatte bisher keinen Einfluss auf die Schreibweise von geografischen Namen und wird in Zukunft höchstens als Gattungswörter (bei Gebäuden, Stationsnamen etc.) in geografischen Namen eine relativ kleine Bedeutung haben.
Schreibweise von Flurnamen
- Es existieren keine Schreibregeln.
- Unter der Leitung von Dr. Andreas Schorta wurde ein alle Flurnamen umfassendes Rätisches Namenbuch geschaffen (ab ca. 1939). Dieses ist für die Schreibweise der rätoromanischen Namen im Prinzip als verbindlich erklärt worden (Quelle vgl. hier)
- Als dann der bekannte Bündner Sprachforscher Dr. Andrea Schorta im Jahre 1939 den ersten Band des Rätischen Namenbuches mit den Namenlisten aller Bündner Gemeinden herausgab, musste auch das Problem der Schreibung gelöst werden. Der Herausgeber traf eine Kompromisslösung. Einerseits hielt er sich an die amtliche Schreibweise der Bündner Namen, wie sie von der Kantonalen Nomenklaturkommission festgelegt worden war, anderseits wollte er die wesentlichen dialektalen Merkmale der verschiedenen Sprachgebiete möglichst genau festhalten. Dabei war sich Dr. Schorta bewusst, dass es ausserordentlich schwer ist, Regeln für die Schreibung aufzustellen, die sowohl wissenschaftlich als praktisch befriedigen (vgl. hier)
- Die Mundarten liegen relativ nahe an den idiomatischen Schriftsprachen. Schreibweisen, welche in der idiomatischen Schriftsprache vorkommen, werden heute in der Regel an diese Schriftsprachen ausgerichtet. Die Schreibung der rätoromanischen Flurnamen berücksichtigt die neue, 1982 künstlich geschaffene Sprache Rumantsch Grischun nicht, da diese damals noch nicht bestand.
Schreibweise von Gemeinde- und Ortschaftsnamen
- Neue Namen sind in der idiomatischen Form der betreffenden Region zu schreiben, nicht in der Einheitssprache Rumantsch Grischun (RG). Diese kann oder soll jedoch für Gattungswörter (bei Gebäuden, Stationsnamen etc.) verwendet werden. Quelle vgl. hier
Siehe auch
- Allgemeines
- Kulturgeschichte, Namenbuch
- Mundart
- Dialektsprechweise von Orts- und Lokalnamen
- gemässigte Mundart, mundartliche, mundartnah, Anlehnung an Mundart
- lautnahe Mundart, mundartgetreue, reine Mundartschreibweise, extrem mundartlich
- Mundart in Orts- und Lokalnamen
- Normalisierung von Mundartnamen
- Sind extremmundartlich geschriebene Strassennamen lebensgefährlich?
- Standartsprache und Dialekt
- Zeitschrift SchweizerDeutsch
- Orts- und Lokalnamen
- Ortschaftsnamen
- Strassennamen