Geografische Namen in historischen Karten
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Dufourkarte 1865
Inhaltsverzeichnis
- 1 Entwicklung der Schreibweise der geografischen Namen
- 2 Historische Karten der Schweiz
- 3 Kanton Thurgau
- 3.1 Veröffentlichung historischer Karten im Internet
- 3.2 Aus historischen Karten gewonnene Erkenntnisse bezüglich geografische Namen
- 3.2.1 Allgemeiner Schreibgebrauch
- 3.2.2 Ca. 1957 - 1990: Schreibung der Orts- und Flurnamen in der Landeskarte nach Weisungen 1948
- 3.2.3 Ab ca. 1998 bis 2010: Schreibweise der Orts- und Flurnamen gemäss Entwurf Toponymische Richtlinien
- 3.2.4 Schreibversionen von Orts- und Flurnamen im Kanton Thurgau
- 3.3 Beispiele von geografischen Namen in historischen Karten
- 3.3.1 Dattenhub - Dattenhueb - Tattenhueb
- 3.3.2 Erdhausen - Erdhusen - Ärdhuuse
- 3.3.3 Feldhof - Feldhof - Fäldhof
- 3.3.4 Fliegenegg - Flügenegg - Flüügenegg
- 3.3.5 Gutenberg - Guetenberg - Guetebärg
- 3.3.6 Nollen - Nollen - Nole
- 3.3.7 Ottenberg - Ottenberg - Ottebärg
- 3.3.8 Pfin - Pfin - Pfii
- 3.3.9 Riesershaus - Riesershüsli - Riisershüüsli
- 3.3.10 Rosenthal - Rosental - Roosetaal
- 3.3.11 Rothbühl - Rotbüel - Roopel
- 3.3.12 Rüti - Rüti - Rüüti
- 3.3.13 Thurberg - Thurberg - Tuurbärg
- 3.3.14 Waldershaus - Waldershus - Waldershuus
- 3.3.15 Wellenberg - Wellenberg - Welebärg
- 4 Siehe auch
- 5 Weblinks
Entwicklung der Schreibweise der geografischen Namen
Geografische Namen in historischen Karten
Geografische Namen, insbesondere Orts- und Lokalnamen (Flurnamen), bilden als wichtige Geoinformationen einen wesentlichen, jedoch in ihren Formen auch in der Vergangenheit heftig umstrittenen Inhaltsteil unserer amtlichen Pläne und Karten, insbesondere was die Schreibweise anbelangt
Während einzelne Name z.B. mit Hilfe von Namenbücher über die Zeit verfolgt werden können, erlaubt die gesamtheitliche Betrachtung von historischen Karten, wie sie heute immer mehr über Internet zur Verfügung stehen, Rückschlüsse zu ziehen über eine generelle Schreibung zu bestimmten Zeitständen und Zeitperioden sowie über Änderungen und Entwicklung im Laufe der Zeit.
Änderungen von geografischen Namen - Harmonisierung
Geografische Namen sollen grundsätzlich nicht geändert werden, da Änderungen sich negativ auf den allgemeinen Gebrauch auswirken. Trotzdem treten z.T. immer wieder gewisse Harmonisierungsbestreben auf. So hatte z.B. der Bundesrat 1903 beschlossen, für alle auf -weil endenden Gemeinden des Zürichsees, die Form -wil für verbindlich - weil die Postdirektion eine Vereinheitlichung wünschte. Während auf der Dufourkarte im Jahre 1900 Thalwyl, Wädenschwyl und Richterschwyl zu finden ist, lauten die Schreibweisen in der Dufourkarte im Jahr 1910 Thalwil, Wädenswil und Richterswil. Massnahmen zu Harmonisierung vereinfachen grundsätzlich die Schreib- und Lesbarkeit sollten, jedoch wegen den negativen Folgen der Umstellung möglichst selten und dann sehr gezielt angewendet werden. In der Vergangenheit wurden vielfach einfach die Schreibweisen auf Karten und Plänen geändert, ohne dass man sich um eine aktive Bereinigung ausserhalb der Karte bemühte.
Wie Eduard Imhof formulierte, haben sich die Schreibformen der Orts- und Flurnamen vielfach ausserhalb der Karte und unabhängig von dieser entwickelt. Dieser «auswärtige» Bereich ist unvergleichlich weitschichtiger. Tausende von Ortsbezeichnungen sind in Hunderttausenden von geschriebenen und gedruckten Texten, Aufschriften, in Verwaltungs-, Gerichts- und Grundbuchakten, in militärischen und technischen Dokumenten, in Firmen-, Gasthof- und Strassenbezeichnungen, in Namen- und Adressverzeichnissen, in der Literatur und in gesetzlichen Erlassen verankert vgl. hier.
Ruedi Schwarzenbach weisst auf das Beharrungsvermögen der Namen und die Bindung der Bevölkerung auf diese Namen hin vgl. hier.
Schreibungen von geografischen Namen in verschiedenen Karten- und Planwerken
In der Schweiz weichen die Schreibweise von geografischen Namen auf Landeskarten, Übersichtsplänen der amtlichen Vermessung und Plänen für das Grundbuch der amtlichen Vermessung z.T. voneinander ab, ebenso auch in Spezialkarten wie z.B. Velokarten oder touristische Karten. Dies muss bei der Analyse von geografischen Namen auf historischen Karten berücksichtigt werden.
Schreibperioden
Auf der Seite Geschichte Schreibweise Orts- und Lokalnamen werden 4 verschiedene Schreibperioden aufgezählt
Periode 19. Jh. Dufour und Siegriedkarte
Die Schriftsprache ist vorherrschend. Es existieren auch Mundartformen wo keine entsprechenden Formen in der Schriftsprache vorhanden sind.
Periode 1900 - 1948
Die Periode von 1990 bis 1948 ist geprägt vom abweichenden Schreibgebrauch im Kanton Zürich, wo der Regierungsrat im Jahre 1916 ein «Anweisung betreffend die Aufnahme und Schreibweise der Orts- und Flurnamen» erlassen hat. Darin wird gesagt: «Die Namen sind in der ortsüblichen mundartlichen Aussprache aufzuzeichnen (also Underi Müli, Chrüzstrass usw.).» Auf Grundlage dieser abweichenden Regelung wurden dann 1948 die Weisungen 1948 erlassen.
Periode 1948 - 2008
Bei Erstellung der neuen Landeskarte wurden die neuen Schreibregeln Weisungen 1948 angewandt. Im Kanton Zürich mussten später einige Namen wieder rückmutiert werden, da die mundartliche Schreibweise nicht auf allgemeine Akzeptanz stiess.
Periode ab 2008 Grundlage Verordnung über geografische Namen (GeoNV)
Es gelten die Grundsätze der Verordnung über geografische Namen vgl. hier
Im Jahre 2005 wurde mit dem Entwurf der Toponymischen Richtlinien 2005 versucht, einen neuen Schreistandard für die deutschsprachige Schweiz zu etablieren, welche auf der von den Weisungen 1948 abweichenden Schreibung der Orts- und Flurnamen im Kanton Thurgau basiert. Dieser Versuch misslang.
Im Kanton Thurgau bestehen nun drei Schreibversionen:
- Allgemein gebräuchliche Schreibweise, wie sie auf Ortstafeln und Strassenwegweisern, in der Gebäudeadressierung, oder im Siedlungs- und Ortschaftenverzeichnis zu finden ist usw.
- Schreibweise gemäss Landeskarte 1957 - 1992, welche vor allem auf den Wanderwegweisern zu finden ist
- Schreibweise gemäss Landeskarten ab 1998
Historische Karten der Schweiz
Dufourkarte
Die Topographische Karte der Schweiz, auch Dufourkarte genannt, ist das älteste amtliche Kartenwerk der Schweiz. Sie basiert auf Vermessungen der Kantone und der Schweizerischen Eidgenossenschaft und wurde in den Jahren 1845 bis 1865 vom Eidgenössischen Topographischen Bureau unter der Leitung von Guillaume-Henri Dufour herausgegeben. Die Originalaufnahmen für die Dufourkarte wurden im Massstab 1:25 000 (im Flachland) und 1:50 000 (im Gebirge) erstellt. Die Publikation erfolgte jedoch im Massstab 1:100 000, wobei das Gebiet der Schweiz auf 25 Blätter verteilt wurde, von denen jedes 70 x 48 cm misst. Bis 1939 erschienen überarbeitete Neuauflagen dieser Blätter.
Karten im Massstab der Originalaufnahmen wurden ab 1870 unter der Bezeichnung «Siegfriedkarte» herausgegeben.
Nach Abschluss der Ersterstellung im Jahre 1865 wurde das Kartenwerk mehrfach international ausgezeichnet und bis zur Ablösung durch die Neuen Landeskarte 1:100'000 weitergeführt. Seit 2006 stehen sämtliche Ausgaben für Untersuchungen zur Landschaftsentwicklung und weitere Anwendungen digital zur Verfügung.
Siegfriedkarte
In den Jahren 1870 bis 1926 wurde - anfänglich unter der Leitung von Oberst Hermann Siegfried - der Topographische Atlas der Schweiz veröffentlicht. Es handelt sich um das erste detaillierte Gesamtwerk für die Schweiz in den Massstäben 1:25'000 für das Mittelland, den Jura und das Südtessin sowie 1:50'000 für die Alpen. Mit der periodischen Fortführung bis 1949 wurden insgesamt über 4'000 nachgeführte Blätter publiziert. Für die Ersterstellung wurden zwei verschiedene Techniken angewandt: Kupferstich für die 462 Kartenblätter im Massstab 1:25'000 und Steingravur für die 142 Blätter 1:50'000. Sämtliche Ausgaben sind eingescannt worden und stehen nun digital für Untersuchungen zur Landschaftsentwicklung und weitere Anwendungen Verfügung.
Alte Landeskarten der Schweiz
1938 wurde mit der Ausgabe von neuen Karten begonnen, welche die alten Dufour- und Siegfriedkarten ablösen sollten. Sie erschienen zunächst im Massstab 1:50'000; ab 1952 auch im Massstab 1:25'000. Zudem wurden weitere Generalisierungen in kleinere Massstäbe vorgenommen. Mit jedem Massstab wurde die ganze Schweiz abgedeckt. 1979 wurde mit der Ausgabe der letzten 25'000er-Karte das Werk vollendet.
Kanton Thurgau
Veröffentlichung historischer Karten im Internet
Der Kanton Thurgau veröffentlicht folgende historische Karten im Internet www.thurgis.tg.ch :
Dufourkarte | Siegfriedkarte | Alte Landeskarte |
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Aus historischen Karten gewonnene Erkenntnisse bezüglich geografische Namen
Allgemeiner Schreibgebrauch
Nach dem Wechsel der Schreibweise der Orts- und Flurnamen ab 1957 haben sich die neuen Schreibformen im Kanton Thurgau bis heute noch nicht richtig durchgesetzt, insbesondere was die Siedlungsnamen betrifft. Die Schreibweise von Ortstafeln, Strassenwegweisern, Gebäudeadressen, Namen von Haltestellen, Siedlungen usw. stimmen vielfach mit den herkömmlichen Schreibweisen überein. Die Beschriftung der Wanderwege richtet sich stark nach den neuen Schreibformen auf den neuen Landeskarten ab 1957.
Ca. 1957 - 1990: Schreibung der Orts- und Flurnamen in der Landeskarte nach Weisungen 1948
- Folgenden Beispiele zeigen, dass im Übergang von der Siegfriedkarte zur neuen Landeskarte 1:25'00 ab 1952 die 1948 festgelegten Schreibregeln (Weisungen 1948) angewandt wurden.
- Diverse Namen wurden nicht verändert, da sie entweder eine grössere Bedeutung als nur geringe, lokale Bedeutung aufwiesen, resp. da die neuen Mundartschreibungen sich nicht von der herkömmlichen Schreibung unterscheiden.
Ab ca. 1998 bis 2010: Schreibweise der Orts- und Flurnamen gemäss Entwurf Toponymische Richtlinien
- Obwohl die Schreibweise vieler Namen in der Landeskarte ab 1957 gemäss Weisungen 1948 bereits angepasst wurden, wurde die Schreibweise vieler Namen nochmals in eine gegenüber Weisungen 1948 extremmundartliche Schreibweise geändert. Die speziell auf die Schreibung von geografischen Namen ausgerichtete Schreibregeln Weisungen 1948 wurden nicht beachtet und es wurden dagegen neue Schreibregeln im Sinne des Entwurfes Toponymische Richtlinien 2005 angewandt.
- Gegen diese neue Schreibweise wie sie z.B. im Mundartwörterbuch von Heinz Gallmann verwendet wird, wäre grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn sie in reinen Mundarttexten verwendet würde. Zur Schreibweise von Orts- und Flurnamen ist diese neue Schreibweise für die Beschriftung in amtlichen Pläne und Karten jedoch höchst ungeeignet und stösst nicht auf allgemeine Akzeptanz. Zudem widerspricht es dem öffentlichen Interesse, dass bereits nach 50 Jahren Orts- und Flurnamen gemäss neuen Schreibregeln geändert werden.
Schreibversionen von Orts- und Flurnamen im Kanton Thurgau
Im Kanton Thurgau bestehen zurzeit folgende drei Schreibversionen:
- Allgemein gebräuchliche Schreibweise, wie sie auf Ortstafeln und Strassenwegweisern, in der Gebäudeadressierung oder im Siedlungs- und Ortschaftenverzeichnis zu finden sind usw. Diese Schreibversionen entsprechen in etwa der Schreibweise auf der Siegfriedkarte, wobei diese z.T. etwas auf die Schreibweise ab 1957 angepasst wurde. Beispiel Rotbühl (Siegfriedkarte 1945: Rothbühl).
- Schreibweise gemäss Landeskarte 1957 - 1992, welche vor allem auf den Wanderwegweisern zu finden ist entsprechend Weisungen 1948
- Schreibweise gemäss Landeskarten ab 1998 (entsprechend Entwurf Toponymische Richtlinien 2005)
Allgemein gebräuchliche Schreibweise
Beispiele: |
Schreibweise gemäss Landeskarte 1957 - 1992
Beispiele: |
Schreibweise gemäss Landeskarten ab 1998
Beispiele: |
Böhnenen | Bönenen | Böönene |
Dattenhub | Dattenhueb | Tattehueb |
Ebenholz | Ebenholz | Ebeholz |
Erhausen | Erhusen | Ärdhuuse |
Feldhof | Feldhof | Fäldhof |
Fliegenegg | Flügenegg | Flüügenegg |
Grosswiesen | Grosswisen | Groosswise |
Gutenberg | Guetenberg | Guetebärg |
Nollen | Nollen | Nole |
Olmishausen | Olmishusen | Olmishuuse |
Ottenberg | Ottenberg | Ottebärg |
Pfin | Pfin | Pfii |
Risershaus | Riesershüsli | Riisershüüsli |
Rosental (Siegfriedkarte 1945: Rosenthal) | Rosental | Roosetaal |
Rotbühl (Siegfriedkarte 1945: Rothbühl) | Rotbüel | Roopel |
Rüti | Rüti | Rüüti |
Schönenberg | Schönenberg | Schönebärg |
Thurberg | Thurberg | Thurbärg |
Wellenberg | Wellenberg | Welebärg |
Beispiele von geografischen Namen in historischen Karten
Dattenhub - Dattenhueb - Tattenhueb
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Erdhausen - Erdhusen - Ärdhuuse
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Feldhof - Feldhof - Fäldhof
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Fliegenegg - Flügenegg - Flüügenegg
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Gutenberg - Guetenberg - Guetebärg
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Nollen - Nollen - Nole
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Ottenberg - Ottenberg - Ottebärg
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Pfin - Pfin - Pfii
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Riesershaus - Riesershüsli - Riisershüüsli
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Rosenthal - Rosental - Roosetaal
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Rothbühl - Rotbüel - Roopel
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Rüti - Rüti - Rüüti
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Thurberg - Thurberg - Tuurbärg
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Waldershaus - Waldershus - Waldershuus
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Wellenberg - Wellenberg - Welebärg
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Siehe auch