Team 2 2017
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Hochschule für Technik Rapperswil
Modul: Räumliche Analysen und GIS (RAG)
Thema: ÖV-Eigentrassierung
Studierende: Eva Brünn | Gauthier Rüegg | Roman Coray
Dozent: Claudio Büchel
Datum: 18.12.2017
Ausgangslage
In der Stadt St. Gallen soll die ÖV-Eigentrassierung das Angebot des öffentlichen Verkehrs verbessen. Längerfristig soll diese Eigentrassierung eine neue Tramlinie in St. Gallen ermöglichen. Diese Eigentrassierung ist im kantonalen Richtplan, im Agglomerationsprogramm sowie im kommunalen Richtplan festgesetzt. Als Grundlage für die genaue Lage dieser ÖV-Eigentrassierung diente bei der folgenden Arbeit, der Eintrag im kommunalen Richtplan der Stadt St. Gallen.
Anhand eines idealen Strassenquerschnitts und mit Hilfe von verschiedenen Geodaten, wird in dieser Arbeit den benötigten Platzbedarf der ÖV-Eigentrassierung aufgezeigt.
Aufgabe
Im Rahmen des Moduls RAG soll eine eigenständige raumplanerischen Fragestellung mit Hilfe dem Programm ArcMap gelöst werden.
Perimeter
Der Bearbeitungsperimeter umfasst den im Richtplan festgelegten Korridor der ÖV-Eigentrassierung.
Arbeitsschritte
Arbeitsschritt 1: Grundlagen aufbereiten
In einem ersten Schritt wurden folgende Datensätze zusammengestellt:
- Linienführung ÖV-Eigentrassierung, kommunaler Richtplan
- Bushaltestellen, map.geo.admin.ch
- Gebäude, AV-Daten St. Gallen
- Parzellen, AV-Daten St. Gallen
- ISOS Gebäude, nationalem ISOS
- kommunale geschützte Gebäude, GIS St. Gallen
Die AV-Daten wurden auf die erste Gebäudetiefe reduziert.
Strassenquerschnitt ÖV-Eigentrassierung
Ein optimaler Strassenquerschnitt wurde mit Hilfe der Norm SN 640 201 erstellt. Um die ÖV-Eigentrassierung zu realisieren ist ein Raumbedarf von mindesten 20.20 m nötig. Die Haltestellen sind auf der Seite angeordnet, um einer zukünftigen Tramführung gerecht zu werden. Der zusätzliche Raumbedarf der Haltestelle beträgt 2.50 m pro Seite und kommt somit auf eine Breite von 25.20 m.
Arbeitsschritt 2: Raumbedarf ÖV-Eigentrassierung ermitteln
Mit Hilfe des Tools „Euclidean Distance“ wurden die Gebäudeabstände gerastert (Abbildung 2.1, 2.2). Für die Weiterbearbeitung mussten die Rasterflächen in verschiedene Kategorien zugewiesen werden (Abbildung 2.3):
- 0-11m Realisierung nur durch baulichen Eingriff möglich
- 11-13m optimaler Strassenquerschnitt
- 13-100m optimaler Strassenquerschnitt mit beidseitigen Haltestellen zwischen
Die Linienführung der ÖV-Eigentrassierung wurde von Hand wo möglich in den Bereich 11-13m oder 13-100m eingepasst.
Mit dem Tool Buffer wurde ein Korridor von 20.20m Breite um die angepasste Linienführung ausgeschieden (Abbildung 2.4, 2.5). Die 20.20m entsprechen dem optimalen Strassenquerschnitt.
Um den Flächenbedarf bei den Haltestellen zu erfassen wurde ein Bereich mit dem Tool Buffer ausgeschieden. Der Durchmesser beträgt 60m, was einer Haltestellenlänge entspricht. (2 Bild) Zudem wurde die ÖV-Eigentrassierung mit 12.6m gebuffert, für die Breite der ÖV-Eigentrassierung im Bereich der Haltestellen.
Die zwei Buffer Haltestellen und ÖV-Eigentrassierung wurden mit dem Befehl Intersect zerschnitten. Das Ergebnis stellt nötigen Flächenbedarf für eine beidseitige Haltestelle dar. (2 Bilder)
Durch das Tool Union wurden die Bereiche der Haltestelle mit dem optimalen Strassenquerschnitt der ÖV-Eigentrassierung vereinigt. (Bild)
Ein paar Haltestellen mussten von Hand etwas bereinigt werden. Daraus entstand der Korridor für den gesamten Platzbedarf der ÖV-Eigentrassierung.
Arbeitsschritt 3: Raumbedarf mit Bestand betrachten
Nach der Erstellung des Korridors für den Raumbedarfes der ÖV-Eigentrassierung, wurde der Korridor mit den bestehenden Gebäuden, geschützten Gebäuden und den Parzellen betrachtet. Als erstes wurden die Gebäude exklusive der geschützten Gebäude mit dem Korridor zerschnitten. Der Befehl „Intersect“ zerschnitt die Gebäude und stellte wie im Bild ersichtlich die Gebäudeteile, welche zu entfernen wären Pink dar. (2 Bilder)
Derselbe Befehl wurde für die ISOS Gebäude und die Gebäude mit kommunalem Schutz durchgeführt. Durch die angeschnitten Gebäudeteile konnte man in der Attribute Table die Anzahl der betroffenen Gebäude nachschauen. (1 Bild)
Auch mit dem Befehl „Intersect“ wurden die Parzellen zerschnitten. (1 Bild) Bei den Parzellen wurden neben der Anzahl auch die m2 Fläche, welche beansprucht würde, ausgewiesen.
Für die betroffenen Flächen musste eine neue Spalte in der Attribute Table eingefügt werden. (1 Bild) Dieses wird im Catalog mit Rechtsklick auf das Shapefile > „Shapefile Properties“ erstellt. (1 Bild) Um in der neuen Spalte „AREA“ Werte anzeigen zulassen wurde mit Rechtsklick auf die AREA > Calculate Geometry ausgewählt und nach dem ok die Flächenwerte dargestellt. Das Resultat sind die Parzellenflächen, welche abgekauft werden müssten um die ÖV-Eigentrassierung zu erstellen. (1 Bild)
Resultat
Fazit, Empfehlung
Unsere Auswertung mit Hilfe des GIS, zeigt auf eine sehr verständliche Weise, wie schwierig sich eine allfällige Realisierung der ÖV-Eigentrassierung in der Stadt St. Gallen gestaltet.
Der anhand eines idealen Strassenquerschnitts errechnete Platzbedarf veranschaulicht auf der gesamten geplanten ÖV-Eigentrassierung, was eine allfällige Umsetzung für die angrenzenden Gebäude und Parzellen bedeuten würde.
Die Auswertung zeigt, der Aufwand für eine Realisierung ist immens. So sind auf dem gesamten Stadtgebiet 382 Gebäude und 974 Parzellen von der geplanten ÖV-Eigentrassierung betroffen. Von den 382 betroffenen Gebäuden stehen 35 unter ISOS-Schutz, sowie 40 unter kommunalem Schutz. Die 974 betroffenen Parzellen haben eine Gesamtfläche von 99‘206m2. Bei einem angenommenen Bodenpreis von CHF 1‘250.- pro m2 ergibt dies Kosten von rund 124 Millionen Schweizer Franken.
Eine ÖV-Eigentrassierung lässt sich in der Stadt St. Gallen nur mit einem sehr flexiblen Strassenquerschnitt realisieren. Für eine finanzierbare Umsetzung braucht es einen ausgesprochen flexiblen Planungsprozess. Bei dieser grossen Zahl an betroffenen Grundeigentümer, ist die Verwaltung besonders gefordert. Sie muss ausgesprochen offen und transparent über die Planung informieren und mit attraktiven Lösungen die Privaten von der Umsetzung dieses Projekts überzeugen.
Die ÖV-Eigentrassierung rechnet sich wahrscheinlich erst bei der Realisierung des Trams in der Stadt St. Gallen. Hier wird aber auch die Finanzierbarkeit hauptausschlaggebend sein. So kostet z.B. die 1,3 Kilometer lange Tramverbindung Hardbrücke West 102 Millionen Franken.