Team 10 2018

Aus Geoinformation HSR
Version vom 27. Dezember 2018, 13:11 Uhr von Zauberso (Diskussion | Beiträge) (Fazit und wie weiter)

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Impressum

Hochschule für Technik Rapperswil

Modul: RAG
Thema: Trampolinwahnsinn
Studierende: Zoe Auberson, Ladina Engler
Dozent: Claudio Büchel
Datum: 19. Dezember 2018

Aufgabestellung

Ausgangslage

"Hier steht in jedem privaten Garten ein Trampolin!" So der Eindruck bei einer Begehung in Schwyz, der Partnerstadt der HSR im Jahr 2018. Trampoline stören das Landschafts- und Ortsbild in hohem Masse. Zudem ist ein hohe Trampolindichte ein ökologischer und ökonomischer Unsinn. Sinnvoll ist es, an zentralen Orten Gemeinschaftstrampoline zu installieren. Wo diese Standorte sein könnten, versuchen wir mit unserer GIS-Arbeit herauszufinden.


Perimeter
Gemeindegebiet der Gemeinde Schwyz mit dem Fokus auf bewohnten Gebiete.

Trampolin Uebersicht GemeindeMit.jpg

Vorgehensweise

Grundlagen

Ziel ist es, dass die Trampoline so häufig wie möglich benutzt werden. «Aus den Augen aus dem Sinn» könnte man sagen, Trampoline so weit von der Zivilisation weg wie möglich zu installieren ist aber kein guter Plan. Trampoline sind nicht ungefährlich und es braucht ein gewisses Mass an Beaufsichtigung. Kriterien für die Bestimmung der Standorte sind folgende:

Wohnzonen
Das Gebiet muss in einer Wohnzone liegen, damit die Kinder unter Aufsicht hüpfen können. Zentrumszonen, Kernzonen und Mischgebiet fliessen in die Berechnung nicht ein. Es werden nur reine Wohnzonen berücksichtigt.

Kinderanteil
Ein hoher Kinderanteil ist Grundvoraussetzung für eine möglichst hohe Auslastung des Trampolins. Erfasst werden alle Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren. Es wird davon ausgegangen, dass Kinder in diesem Alter am hüpffreudigsten sind.

Sportanlage/Spielplatz
Die Trampoline machen nur an Standorten Sinn, an denen kein Konkurrenzangebot wie Sportanlagen oder Spielplätze vorhanden ist. Je grösser die Distanz zu einer Sportanlage oder einem Spielplatz ist, desto höher die Wahscheinlichkeit, dass Bedarf an Trampolinen herrscht.

Hangneigung
Trampoline müssen möglichst standfest und sicher installiert werden. Schräg stehende Trampoline erhöhen zudem das Unfallrisiko, weil die Flugrichtung beim Hüpfen nicht kontrollierbar ist. Flaches Gelände begünstigt also sicheres Hüpfen.

Lärm
Die Lärmemissionen von hüpfenden Kindern können sehr hoch sein. In Gebieten mit einer tiefen Lärmbelastung stören sie also besonders. Deshalb sind Gemeinschaftstrampoline in Gebieten mit sowieso schon hoher Lärmbelastung grundsätzliche weniger störend und werden eher toleriert.

Schritt 1: Bewertung der Kriterien

Die oben genannten Kriterien werden kategorisiert und jeweils mit einer Wertung verknüpft.

Wohnzonen

Zonenart Punkte
W2L 5
W2D 4
W3 3
W4 2
WG 1
übrigen Zonen 0
Kinderanteil

Anzahl Punkte
ab 25 5
20 - 24 4
15 - 19 3
10 - 14 2
5 - 9 1
0 - 4 0
Sportanlage/Spielplatz

Distanz Punkte
ab 300m 5
251 - 300m 4
201 - 250m 3
151 - 200m 2
0 - 100m 1
übrigen Zonen 0
Hangneigung

Steigung Punkte
0 - 0.9% 5
1 - 2.9% 4
3 - 4.9% 3
5 - 6.9% 2
7 - 8.9% 1
ab 9% 0
Lärm

Dezibel Punkte
ab 60 DB 5
55 - 59.9 DB 4
50 - 54.9 DB 3
45 - 49.9 DB 2
40 - 44.9 DB 1
tiefer als 40 DB 0



Schritt 2: Datenbeschaffung

Im Folgenden ist aufgelistet woher die verwendeten Daten stammen. Es ist vermerkt, wer die Datenhoheit besitzt und wo die Daten bezogen werden können. Daten aus dem HSR Geodatenkompass können auch kostenpflichtig bei den zuständigen Bundesämtern bezogen werden.

Kriterien Name Datensatz Datenherr Bezugsort
Alter Statistik der Bevölkerung und der Haushalte 2017 Bundesamt für Statistik map.geo.admin.ch
Wohnzonen Harmionisierte Bauzonen der Schweiz Bundesamt für Raumentwicklung map.geo.admin.ch
Hangneigung Digitales Höhenmodell DHM25 Relief Bundesamt für Landestopografie (swisstopo) HSR Geodatenkompass
Lärm Strassenverkehrslärm Bundesamt für Umwelt (BAFU) map.geo.admin.ch
Distanz zu Sportanlagen Sportanlagen SZ Amt für Volksschulen und Sport (AVS) map.geo.admin.ch

Schritt 3: Datenbearbeitung

Die folgende Tabelle beschreibt für jeden Datensatz die jeweilig vorgenommenen Arbeitsschritte. Zu jedem Arbeitsschritt wird das eingesetzte GIS-Tool angegeben. Ebenso ist aufgelistet in welcher Toolbox und welchem Toolset das jeweilige Werkzeug zu finden ist.

Kriterien Vorgehen Tool Toolbox Toolset
Alter 1. Daten innerhalb der Gemeinde Schwyz selektieren und als eigener Layer exportieren Select by Location
2. Altersklassen männlich und weiblich 5-9 und 10-14 zusammenrechnen Field Calculation
3. Hektarrasterdaten in Raster umwandeln
- Im "Wertfeld" der Spaltenname der Spalte mit der Anzahl Kinder von 5-14 auswählen
- Im Feld "Zellgrösse" 100x100 eintragen
- Auf das Feld "Umgebung" klicken und die Verarbeitungsausdehnung auswählen, im Feld "Ausdehnung" wie Layer Gemeindegebiet Schwyz auswählen
Point to Raster Conversion To Raster
4. Reklassieren entsprechend Kategorisierung, für den Wert NoData 0 eintragen Reclassify Spatial Analyst Reclass
Wohnzonen 1. Daten innerhalb der Gemeinde Schwyz selektieren und als eigener Layer exportieren Select by Location
2. Manuelles zuweisen der Geschossigkeiten der Wohnzonen gemäss denjenigen der Gemeinde Schwyz
3. Umwandeln in Raster
- Im "Wertfeld" der Spaltenname der Spalte mit der Geschossigkeit der Wohnzone auswählen
- Im Feld "Zellgrösse" 100x100 eintragen
Polygon to Raster Conversion To Raster
4. Reklassieren entsprechend Kategorisierung, für den Wert NoData ebenfalls NoData eintragen Reclassify Spatial Analyst Reclass
Hangneigung 1. Rasteranalyse des Reliefs Slope Spatial Analyst Surface
2. Reklassieren entsprechend Kategorisierung, für den Wert NoData 0 eintragen Reclassify Spatial Analyst Reclass
Lärm 1. Reklassieren entsprechend Kategorisierung, für den Wert NoData 0 eintragen Reclassify Spatial Analyst Reclass
Distanz zu Sportanlagen/Spielplätze 1. Mehrfachring Buffer mit den Distanzen der Klassierung Multiple Ring Buffer Analysis Proximity
2. Umwandeln in Raster
- Im "Wertfeld" der Spaltenname der Spalte mit der Distanz zur Sportanlage/Spielplatz auswählen
- Im Feld "Zellgrösse" 100x100 eintragen
Polygon to Raster Conversion To Raster
3. Reklassieren entsprechend Kategorisierung, für den Wert NoData 0 eintragen Reclassify Spatial Analyst Reclass



Resultate
Im Folgenden sind die Klassierungen der einzelnen Kriterien auf einer separaten Karte dargestellt.


Alter
Wohnzone
Hangneigung
Lärm
Sportanlagen und Spielplätze

Schritt 4: Datenauswertung

Mit dem Raster Calculator werden die Klassierung der einzelnen Pixel der unterschiedlichen Kriterien miteinander verrechnet. Alle Indikatoren werden gleich gewichtet verrechnet. Es wurden Werte zwischen 6 und 23 erhalten. Je höher der Wert desto geeigneter ist die Flächen. Der Idealwert von 25 (5 Indikatoren x 5 Punkte für die Bestklassierung) wurde nirgendwo erreicht. Grund dafür kann unter anderem sein, dass in der Berechnung Bereiche mit hoher Lärmbelastung als positiv bewertet werden. Diese Gebiete sind jedoch keine bevorzugten Wohngebiete, also sind dort auch weniger Kinder zu erwarten. Das wiederum spricht gegen Grosstrampoline.

Resultat
Auszug Resultat sehr geeignete Standorte

Da mit den Gemeinschaftstrampolinen bestehende Trampoline ersetzt werden sollen, ist von Relevanz wie viele Trampoline sich aktuell direkt in, oder in einer attraktiven Fussdistanz von 100 m Entfernung in den Gebieten mit dem höchsten Grosstrampolin-Potential liegen. Um dies zu evaluieren werden die vorhandenen Trampoline im Berabeitungsperimeter erfasst. Als Grundlage dient das Swissimage 2017 vom Bundesamt für Landestopografie. Es werden 128 Trampoline gezählt. Auf der Karte lässt sich erkennen, dass es Quartiere in Schwyz gibt, in welchen viele Trampoline vorhanden sind, also theoretisch ein sehr hohes Grosstrampolin-Potential herrscht, jedoch kein Best-Standort ausgegeben wurde.


Abgleich Bestand Trampoline und Best-Standorte inkl. Einzugsgebiet

Fazit und wie weiter

Das Resultat ist so noch nicht zufriedenstellend. Nur ein geringer Anteil der in Schwyz vorhandenen Trampoline könnten an geeigneten Orten durch Gemeinschaftstrampoline ersetzt werden. Um ein besseres Resultat zu erhalten müssten die einzelnen Kriterien auf ihre Wirkung überprüft werden. Wir gehen davon aus, dass die Lärmemission – die wir je höher, desto besser bewertet haben – das Resultat verfälscht. Dieses Kriterium müsste allenfalls angepasst und anders gewichtet werden. Weiter muss geklärt werden, welche Kriterien tatsächlich einen Einfluss darauf haben, ob in einem Gebiet ganz generell viele Trampoline zu finden sind. Es soll detaillierter geprüft werden, ob zusätzliche Kriterien einen Einfluss grossen Einfluss haben. Es braucht detailliertere Kriterien, welche das Potential für eine hohe Trampolindichte berechnen lassen. Erst mit der Identifikation dieser einflussstarken oder zusätzlichen Kriterien könnten Standorte mit hohem Potential für Gemeinschaftstrampoline evaluiert werden. Dem ökologischen und ökonomischen Unsinn der Vielzahl von Trampolinen in Schwyz kann nur entgegengewirkt werden, wenn eine hohe Anzahl von potentiellen Trampolinen gar nicht erst angeschafft werden, da es ein Grosstrampolin an perfekter Stelle gibt. Für die Verbesserung der Resultate ist es zudem sinnvoll in einem kleineren Raster als 1 ha zu arbeiten. Siedlungsstrukturen verlaufen praktisch nie in Hektaren und sind teilweise deutlich feingliedriger strukturiert.

Quellen

Trampolinbilder: Eigene Aufnahmen
Übersichtskarte: Luftbild swissimage (Bundesamt für Landestopografie swisstopo), Gemeindegrenze swissBOUNDARIES3D Gemeindegrenzen (Bundesamt für Landestopografie swisstopo), Bearbeitungsperimeter eigene Darstellung
Luftbilder: swissimage (Bundesamt für Landestopografie swisstopo)