Beziehungen Lokalnamen zu Namen von Fachdaten: Unterschied zwischen den Versionen

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* Da Lokalnamen praktisch auf jeder digitalen Karte erscheinen, bedeutet jegliche extrem mundartliche sowie uneinheitliche Schreibung von Lokalnamen eine Negativ-Werbung für die Geoinformation.
 
* Da Lokalnamen praktisch auf jeder digitalen Karte erscheinen, bedeutet jegliche extrem mundartliche sowie uneinheitliche Schreibung von Lokalnamen eine Negativ-Werbung für die Geoinformation.
 
* Jegliche Schreibregeln, welche mehr Mundart als [[Weisungen 1948]] resp. [[Weisungen 2011]] empfehlen, sind abzulehnen. Aus Sicht vieler Benutzer müsste heute im Gegenteil eher weniger Mundart als [[Weisungen 1948]] resp. [[Weisungen 2011]] verwendet werden'''
 
* Jegliche Schreibregeln, welche mehr Mundart als [[Weisungen 1948]] resp. [[Weisungen 2011]] empfehlen, sind abzulehnen. Aus Sicht vieler Benutzer müsste heute im Gegenteil eher weniger Mundart als [[Weisungen 1948]] resp. [[Weisungen 2011]] verwendet werden'''
* Die bisher aufgeführten Gründe, dass Lokalnamen aus Gründen der unbestritten grossen kulturgeschichtlichen Bedeutung dieser Namen in extreme Mundart geändert werden müssen, ist nicht nachvollziehbar  [[Standpunkt_der_Benutzer_zur_Schreibweise_von_Lokalnamen#Kulturgeschichte_und_Sprachwissenschaft | vgl. hier]]
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* Die bisher aufgeführten Gründe, dass Lokalnamen aus Gründen der unbestritten grossen kulturgeschichtlichen Bedeutung dieser Namen in extreme Mundart geändert werden müssen, ist nicht nachvollziehbar  [[Kulturgeschichtliche_Bedeutung_Lokalnamen| vgl. hier]]
  
  

Version vom 13. Oktober 2012, 20:26 Uhr

Geografische Namen Lokalnamen Gebäudeadressen Inhaltsverzeichnis+Übersicht Aktuell
Hütten.jpg

Übergeordnete Betrachtachtungen vgl. Zusammenspiel Lokalnamen


Namenbuch / Flurnamenforschung

vgl. Namen und Flurnamenforschung


Siedlungsdaten

Allgemeines

  • Siedlungsgebiete und -daten
    • Siedlungsgebiete und -daten werden z.B. in der Statistik im Rahmen der Volkszählung oder z.B. in der Bildungsstatistik und -planung benötigt.
    • Bei Siedlungsgebieten und -daten handelt es sich um Geofachdaten und nicht um Georeferenzdaten wie z.B. geografische Namen.
  • Siedlungsnamen
    • Den Siedlungsobjekten wird von der Statistik je nach Kanton in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden ein eindeutiger Siedlungsname zugewiesen.
    • Siedlungsnamen sind grundsätzlich unabhängig von Lokalnamen. Im Allgemeinen sind die Siedlungsnamen 1:1 abgeleitet von Lokalnamen und werden je nach Ausdehnung zum Teil auch aus mehreren solcher Namen gebildet. Es werden Namen verwendet von Städten, Dörfern, Quartieren, Weilern, Höfen, Fluren, Wäldern und Gewässern.


Siedlungsdaten im Kanton Thurgau

Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kanton Thurgau

Ortschaftenverzeichnis TG 2005.jpg

Das Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kanton Thurgau 2005 ist sowohl als gedruckte Broschüre erhältlich oder auch als Excelfile frei downloadbar.


Das 2005 von der Dienststelle für Statistik herausgegebene und professionell gestaltete Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kanton Thurgau enthält 1265 Siedlungsbezeichnungen (Ortschaft, Weiler oder Hof). 2/3 aller Schreibweisen wurden von der kantonalen Nomenklaturkommission geändert und tragen 2005 eine andere Schreibweise als 1983, welche von den Gemeinden überprüft worden ist. Da das Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis sowohl die Schreibweise von 1983 wie auch die neuen veränderten Schreibweisen öffentlich dokumentiert, sind Rückschlüsse auf die Veränderungen einfach möglich und sind in folgendem Link pro Gemeinde einfach abrufbar.


Veränderte Siedlungsnamen pro beliebig ausgewählte Gemeinde



Veränderte Siedlungsnamen alphabetisch sortiert im Kanton TG

Die neuen, meist extrem mundartlichen Namen werden hinter den Siedlungsbezeichnungen in Klammern angegeben.


Achtung: die neuen Schreibweisen sind nicht verbindlich. Einige wurden inzwischen wieder rückmutiert. (z.B. Hüünike wird wieder als Hünikon geschrieben).


Das Ortschafts- und Siedlungsverzeichnis enthält den Siedlungsnamen von 1983 und falls sich dir Schreibweise verändert hat, in Klammern die neue oder neuen Schreibweisen.


Beispiel:

  • Bezirk: Arbon Gemeinde: Egnach Siedlung Nr. 016
  • Schreibweise 1983: Erdhausen
  • Von der Nomenklaturkommission veränderte Schreibweise: Ärdhuuse
  • Siedlungsbezeichnung im Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kt. TG 2005: Erdhausen (Ärdhuuse)


  • Bezirk: Arbon Gemeinde: Egnach Siedlung Nr. 017
  • Schreibweise 1983: Fetzisloh
  • Von der Nomenklaturkommission veränderte Schreibweise: Fetzisloo oder Fetziloo
  • Siedlungsbezeichnung im Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kt. TG 2005: Fetzisloh (Fetzisloo, Fetziloo)


Statistik Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kt. TG 2005:

  • 399 Siedlungen mit unveränderter Schreibweise
  • 823 Siedlungen tragen in Klammern eine neue Schreibweise
  • 39 Siedlungen tragen in Klammern zwei neue Schreibweisen
  • 4 Siedlungen tragen in Klammern drei neue Schreibweisen
  • Total tragen die 1265 Siedlungsnamen 2178 verschiedene Schreibwesen

Das 2005 von der Dienststelle für Statistik herausgegebene und professionell gestaltete Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kanton Thurgauenthält 1265 Siedlungsbezeichnungen.

Die bisherigen Siedlungsbezeichnungen stimmen zu rund 2/3 nicht mehr mit den neuen, veränderten Lokalnamen im Kanton Thurgau überein, die Schreibweise von 866 Namen wurden verändert.


Siedlungsbezeichnungen werden im Kanton Thurgau aus Gründen der allgemeinen Akzeptanz nicht geändert. Zitat aus dem Vorwort dieses Verzeichnisses:

«Die Neuausgabe baut im wesentlichen Teilen auf der Ausgabe 1983 auf, so etwa in der Auswahl der aufgelisteten Siedlungen, die von der Gemeinde überprüft und aktualisiert wurden. Im Interesse der Benutzerfreundlichkeit basieren auch die Siedlungsbezeichnungen auf den im Ortschaftenverzeichnis 1983 verwendeten und von den Gemeinden durchgesehenen Schreibweisen. Seither von der kantonalen Nomenklaturkommission festgesetzte sowie allfällige weitere Varianten der Schreibweisen werden zusätzlich in Klammern aufgeführt. Enthält die Klammer mehrere Schreibweisen, wurden diese alphabetisch geordnet. Die Darstellung erfolgte ausschliesslich unter dem Aspekt der Benutzerfreundlichkeit und hat keine rechtliche Bedeutung. Im alphabetischen Siedlungsverzeichnis lässt sich jede Siedlung unter ihren verschiedenen Schreibweisen auffinden.»


Schlussfolgerungen aus dem Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kanton Thurgau

Wie dem Vorwort des Ortschafts- und Siedlungsverzeichnisses Kanton Thurgau, Ausgabe 2005 zu entnehmen ist, geniessen im Kanton Thurgau Lokalnamen, welche sich nicht nach der Nomenklaturkommission vorgegeben Schreibweise richten, anscheinend keine rechtliche Bedeutung.


Falls sich beispielsweise im Kanton Thurgau in der Siedlung Rotbühl (Roopel) ein Unfall ereignen würde, wäre es sehr interessant zu vernehmen, was im Polizeirapport steht «Rotbühl» (eingebürgert und allgemeine Akzeptanz) oder «Roopel» (absurde Schreibweise der Nomenklaturkommission mit «rechtlicher Bedeutung»). Selbst die Nomenklaturkommission des Kantons Thurgau bezeichnet die im Gebiet «Auefäld» (ursprünglich «Auenfeld») erstellte Kaserne in Frauenfeld noch als «Kaserne Auenfeld». Liegt wohl der Grund darin, dass öffentliche Gebäude nicht als «Kasärne» resp. «Kasärne Auefäld» bezeichnet werden dürfen?


Im Kanton Thurgau gilt für Lokalnamen anscheinend:

einfache Schreib- und Lesbarkeit, allgemeine Akzeptanz,
jedoch keine rechtliche Bedeutung

versus

extrem mundartliche Schreibweise,
dafür rechtliche Bedeutung

Da in der Schweiz für den amtlichen Verkehr offizielle Lokalnamen benötigt werden, welche zugleich einfach les- und schreibbar sind und eine allgemeine Akzeptanz aufweisen, werden verschiedene Schreibformen wie im Kanton Thurgau nebeneinander existieren, falls Nomenklaturkommissionen andernorts extreme Mundart einführen. Daraus resultieren ein gewaltiges Chaos, hohe Mehrkosten und eine Schädigung des Images der öffentlichen Verwaltung. Im Kanton Thurgau existieren für 1265 Siedlungsbezeichnungen 2178 Schreibversionen (172%).

Es wäre interessant zu erfahren, wie sich das Bundesgericht zu dieser Frage stellen würde vgl. BGE 116 1990. Am 16. August 1988 reichten 900 Stimmberechtigte von Buttisholz LU eine Initiative ein für die Beibehaltung der bisherigen Schreibweise der Ortsnamen der Gemeinde Buttisholz. Der Gemeinderat erklärte die Initiative für ungültig. Das Bundesgericht wies eine staatsrechtliche Beschwerde der Initianten ab. 2 Zitate aus den Erwägungen des Bundesgerichtes:

  • "Im vorliegenden Fall geht es ... weder um den Gemeindenamen noch um die Benennung der Quartiere, Weiler, Höfe, Häuser und Strassen. Streitig ist lediglich deren Schreibweise."
  • "Es geht nicht nur um ein allgemeines Ordnungsanliegen, sondern um Interessen des Rechtsverkehrs und der Verwaltung. Zu denken ist an den privaten schriftlichen Verkehr, abgeschlossene Verträge und an die Einträge von Adressen und Ortsbezeichnungen in Registern und Büchern. Von Bedeutung ist dies auch für den Schutz von Handel und Gewerbe sowie von Dritten, einschliesslich der nicht am Ort ansässigen Bürger. Dagegen kann das Interesse der Gemeinde an der Verbundenheit ihrer Einwohner mit ihrem Gebiet, an der Identifikation und am Zusammenhang zwischen Familien- und Ortsnamen, entgegen der Meinung der Beschwerdeführer, nicht aufkommen."


Wendet man sich in der Schweiz nicht von dieser extrem mundartlichen Schreibung von Lokalnamen ab (vgl. Leitfaden Toponymie 2006) und bleibt bei den Weisungen 1948, werden in der Schweiz Parallel- und Alternativschreibweisen existieren, wie im Kanton Thurgau. Gemäss Anforderungen aus Sicht der Benutzer und Informatik, müssten diese Alternativschreibweisen auf jeden Fall zusammengeführt werden und es müsste ein offizieller Referenzname definiert werden. Es käme dabei nur die gemässigte Schreibweise von Lokalnamen gemäss Weisungen 1948 in Frage und auf keinen Fall extrem mundartliche Schreibungen. vgl. Schema


Schlussfolgerungen:

  • Extrem mundartliche Schreibweise von Lokalnamen führt zum Absurdum! Sie eignet sich weder für den schriftlichen, amtlichen Verkehr noch als Geoinformation.
  • Die Ziele des GeoIG sind hochgesteckt. Die Bedeutung der Lokalnamen als Geoinformation werden mit dem GeoIG noch zunehmen. Mit extrem mundartlicher Schreibung von Lokalnamen dürfen keine Ressourcen vergeudet werden.
  • Da Lokalnamen praktisch auf jeder digitalen Karte erscheinen, bedeutet jegliche extrem mundartliche sowie uneinheitliche Schreibung von Lokalnamen eine Negativ-Werbung für die Geoinformation.
  • Jegliche Schreibregeln, welche mehr Mundart als Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 empfehlen, sind abzulehnen. Aus Sicht vieler Benutzer müsste heute im Gegenteil eher weniger Mundart als Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 verwendet werden
  • Die bisher aufgeführten Gründe, dass Lokalnamen aus Gründen der unbestritten grossen kulturgeschichtlichen Bedeutung dieser Namen in extreme Mundart geändert werden müssen, ist nicht nachvollziehbar vgl. hier


Siedlungsdaten im Kanton Zürich

Im Siedlungsverzeichnis des Kantons Zürich existieren kaum Probleme, da die pragmatisch geschriebene Lokalnamen gemäss Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 nach wie vor existieren.

Die Siedlungsdaten im Kanton Zürich sind öffentlich freigegeben worden Online-Zugriff und download Siedlungsverzeichnissowie für die Integration in Earth Google vgl. geowebforum


Erlasse und Register


Geologie

Geologische Gesteinsformationen werden nach Lokalnamen benannt. vgl. auch Beispiel im geowebforum



Namen von öffentlichen und privaten Bauten und Anlagen

Zehntausende von öffentlichen und privaten Bauten und Anlagen tragen die Namen von Lokalnamen. Werden diese in mundartnahe Namen geändert, ist es sehr schwierig, die Namen der Bauten ebenfalls zu ändern

  • Öffentliche Bauten
    • Schulhäuser
    • Sportanlagen
    • Mehrzweckgebäude
    • Hallenbäder
    • Schiessanlagen
    • Zivilschutzanlagen
    • Werkanlangen im Bereich Ver- und Entsorgung (Kläranlagen, Reservoirs usw.)
    • Tiefbauten
    • Anlagen des Gewässerschutzes und Wasserbau
    • Brücken, Tunnels
    • ...
  • Private Anlagen
    • Restaurants und Hotels
    • Freizeitanlagen
    • Einkaufszentren
    • Industrieanlagen
    • ...


Weitere Beispiele

  • ....


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