Chronologie Lokalnamen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Aazheimerhof oder Oozemerhof in der Gemeinde Neuhausen SH? ==
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== Inhalt gezügelt Schreibweise ==
* Weisungen 1948: Heutige Schreibweise "Aazheimerhof" unverändert beibehalten (Google 74 Einträge)
 
* Leitfaden Toponymie 2006: Heutige Schreibweise "Aazheimerhof" verändern in "Ozemerhof" (Google keine Einträge) [http://www.kartografie.ch/archiv/2006_herbsttagung/vortraege/richli.pdf vgl. auch Referat Alfred Richli anlässlich Herbsttagung SGK vom 3.11.2006 in Schaffhausen]
 
 
 
 
 
* [http://www.gis.sh.ch/gis_sh_internet/mapservice.asp?IDProjekt=3&MapServiceUserGroup=1&MapServiceUser=0&MapServiceURL=Nav@g@22@u@West@g@686071@u@Nord@g@280811@u@B@g@100&Do_Outputformat=Do_PNG&ThemenGrNr=&MapServiceDatenauswahl=47@g@48@u@2@g@2@u@3@g@3@u@50@g@50@u@6@g@8 Aazheimerhof in der Amtlichen Vermessung]
 
* [http://www.gis.sh.ch/gis_sh_internet/mapservice.asp?IDProjekt=3&MapServiceUserGroup=1&MapServiceUser=0&MapServiceURL=Nav@g@22@u@West@g@686055@u@Nord@g@280780@u@B@g@4403&Do_Outputformat=Do_PNG&ThemenGrNr=9&MapServiceDatenauswahl=6@g@54 Aazheimerhof in der Schulkarte Kt. SH]
 
 
 
 
 
'''Weisungen 1948'''
 
 
 
Grundsatz 2.
 
 
 
Für die Festlegung der Schreibweise ist von der ortsüblichen Sprechform, nicht von der Etymologie oder einer herkömmlichen Schreibung auszugehen; Rückbildungen abgeschliffener und verdunkelter Formen sowie andere Konstruktionen sind abzulehnen. Man schreibe deshalb Hostet, wo so gesprochen wird, nicht Hofstatt. Nicht volkstümliche Zusammensetzungen und unnötige Beifügungen,  wie Blackialp oder Alp Blacki, Juchhof, wo bloss Blacki, Juch gesprochen wird,  sind zu vermeiden. Bei verschiedenen Sprechformen ein und desselben Namens ist die bodenständigere, in Zweifelsfällen und wo zweckmässig die weiter verbreitete für die Schreibweise massgebend.
 
 
 
 
 
'''Leitfaden Topoynmie 2006'''
 
Ausgangslage: Schreibweise nach ortsüblicher Sprechform
 
# Für die Festlegung der Schreibweise ist in erster Linie auszugehen von der ortsüblichen Sprechform und nicht (zwingend) von der Etymologie oder einer herkömmlichen Schreibform. Etymologische Sachkenntnis, historisch belegbare Fakten und/oder sinnstiftende kulturelle Zusammenhänge können neben praktischen Bedürfnissen (z.B. allgemeiner Zweck der Karten oder der Datenbanken) die Schreibweise mit beeinflussen.(Präzisierungen zu diesem Hauptgrundsatz s. GS 7).
 
# Mundartnamen sollen nicht in die Schriftsprache übertragen werden.
 
# Zur Eruierung der ortsüblichen Sprechform sollen primär alteingesessene und ortskundige, möglichst der älteren Generation angehörige, mit dem Namenstand gut vertraute (sich beruflich in der Natur bewegende) Gewährspersonen (z.B. Bauern, Älpler, Förster, Wildhüter, Bannwarte, Jäger, Fischer) befragt werden.
 
# Bei verschiedenen Sprechformen ein und desselben Namens ist die bodenständigere (d.h. von der älteren Generation noch verwendete) und, wo diese nicht (mehr) eindeutig feststeht, allenfalls die weiter verbreitete („geläufigere") für die Schreibweise massgebend.
 
 
 
 
 
'''Unterschied Weisungen 1948 und Leitfaden Toponymie 2006'''
 
 
 
Zwischen Weisungen 1948 und Leitfaden Toponymie 2006 bestehen auf den ersten Blick nur Nuancen. Aber genau diese Nuancen bewirken, ob die heutige Schreibweise "Aazheimer Hof" geändert werden muss oder nicht.
 
 
 
 
 
* '''Weisungen 1948'''
 
"Aazheimerhof" bestehen lassen da es die ortsübliche (weit verbreitete) Sprechform ist. "Oozemerhof" als bodenständige Form käme nur in Frage, wenn zwei ortsübliche Sprechformen "Azheimerhof" und "Oozemerhof" bestehen würden.
 
 
 
* '''Leitfaden Toponymie 2006:'''
 
"Ozemerhof" wäre die richtige Schreibweise, da im Leitfaden Toponymie 2006 die allgemeine Bedeutung von ortsüblich (weit verbreitet) in bodenständig uminterpretiert wird, selbst wenn diese Sprechform nicht verbreitet (ortsunüblich) ist. Die weit verbreitete Form kommt nur in Frage, wenn die bodenständige Form nicht eindeutig eruierbar ist.
 
 
 
'''Anmerkungen'''
 
# Diese kleinen Nuancen sind typisch für die Unterschiede zwischen Weisungen 1948 uhd Leitfaden Toponymie 2006. Bei den Weisungen waren Sprachwissenschafter und Benutzer am Werk und es wurde eine Kompromisslösung gefunden, welche auch die pragmatische Sicht berücksichtigt.
 
# Beim Leitfaden Toponymie waren nur ganz wenige (wissenschaftlich orientierte) Sprachewissenschafter am Werk und eine kritische, pragmatische Sicht wurde ausgeschlossen. Wenn man die Regeln konsequent anwenden würde, müssten in der Schweiz Tausende von Lokalnamen auf eine historische Form geändert werden, sofern diese form eindeutig feststellbar ist.
 
# Ein pragmatisch ausgerichtete Nomenklaturkommission würde sich darauf berufen, dass es sich beim "Azheimerhof" um eine Schreibtradition handelt und würde den Namen beibehalten, wenn er nicht genau den Regeln entspricht (vgl. Grundsatz in den Weisungen Kompromiss und nicht immer wissenschaftliche Folgerichtigkeit. Leitfaden Toponymie 2006 spornt eine Nomenklaturkommission nicht an, pragmatisch zu handeln, sondern wissenschaftlich vorzugehen.
 

Version vom 10. Dezember 2006, 12:11 Uhr

Inhalt gezügelt Schreibweise