Eduard Imhof - Kartenbeschriftung

Aus Geoinformation HSR
Wechseln zu: Navigation, Suche
Geografische Namen Lokalnamen Gebäudeadressen Inhaltsverzeichnis+Übersicht Aktuell


Eduard Imhof.jpgSchulkarte 1965 Ausschnitt.jpg


Lehrbuch der allgemeinen Geographie

Im Fachhandel heute noch erhältlich ist das von Eduard Imhof verfasste und vom Verlag Walter de Gruyter 1972 publizierte «Lehrbuch der allgemeinen Geographie»


Das Lehrbuch enthält einen Überblick über die Beschriftung von Karten mit folgenden Kapiteln:

  • 32.1 Vielheit der Probleme
  • 32.2 Sprachen und Schriften der Menschheit
  • 32.3 Die geographischen Namen
  • 32.4 Mundart oder Schriftsprache
  • 32.5 Umschrift geografischer Namen
  • 32.6 Erläuternde Bezeichnungen und Schulbegriffe
  • 32.7 Zu den Regeln für die deutsche Rechtschreibung
  • 32.8. Hinweis auf Erläuterungen oft vorkommender Wörter und Namens-Beiwörter
  • 32.9 Quantität und Auswahl der Namen
  • 32.10 Graphische Probleme, Allgemeines
  • 32.11 Die Schriftformen
  • 32.12 Zuordnung der Schriftarten, Schriftgrössen und Schriftfarben
  • 32.13 Anordnung der Kartennamen
  • 32.14 Höhen- und Tiefenkoten
  • 32.15 Zeichnerische und Technische Herstellung der Kartenbeschriftung, Hilfsmittel und Methoden
  • 32.16 Die Beschriftung thematischer Karten


Im Folgenden sind ein paar kursiv hervorgehobene Zitate von Eduard Imhof aus diesem Lehrbuch erwähnt.


Vielheit der Probleme

  • Die Beschriftung ist wesentliches Inhaltselement der meisten Karten. Sie dient der Orientierung, Erläuterung und inhaltlichen Ergänzung.
  • Unbeschriftete, «stumme» Karten wirken zwar graphisch meist ausgezeichnet, sie lassen die übrigen Elemente klarer zur Geltung kommen, doch bilden sie ein eine Ausnahme. Gelegentlich dienen sie didaktischen Zwecken, sie verschweigen uns aber die Ortsnamen und andere Dinge.


Die im Lehrbuch verwendete Definition von «Ortsnamen» entspricht ungefähr der Definition von «Geografischen Namen» der Verordnung über geografische Namen. Eduard Imhof versteht unter «Ortsnamen» nicht nur die Namen von «Orten» im Sinne von Ortschaften, sondern alle «geografischen Namen», d. h. solche von Örtlichkeiten, Gebieten und Vorkommnissen aller Art, somit von Geländeteilen verschiedenster Dimensionen, von Gebirgen, Gewässern, Siedlungen, Strassen, Staaten und ihren Verwaltungseinheiten. Auch die «Flurnamen» zählen dazu.


Die geographischen Namen

  • Mit diesen befasst sich die «Ortsnamenkunde» oder Linguistik. Sie erforscht Herkunft und frühere Formen, sie sucht den ursprünglichen Sinn der Namen zu deuten. Sie setzt sich ein für möglichst korrekte Schreibweise (wobei die «Korrekte» oft gar nicht einfach und einmütig zu definieren ist). Sie dient weitgehend auch der historischen, insbesondere siedlungsgeschichtlichen, agrargeschichtlichen und volkskundlichen Forschung.
  • Schwierig ist oft die Entscheidung, ob mundartliche oder schriftsprachliche Schreibung der Ortsnamen vorzuziehen sei. Im folgenden Abschnitt sei dieses Problem kurz gestreift.


Mundart oder Schriftsprache

  • Die deutsche Bevölkerung spricht fast überall zwei verschiedene deutsche Sprachen, eine lokale Mundart und die angelernte, dem deutschen Sprachraum aus praktischen und z.T. kulturellen Gründen übergeordnete Schul- oder Schriftsprache, das «Hochdeutsch». Dasselbe gilt sinngemäss auch für viele Gebiete mit nichtdeutschen Sprachen.
  • Die geographische Namengebung kennt in den verschiedensten Mischungen, Durchdringungen und Ausgestaltungen beide Formen. Unzählige Namen lassen sich aber nicht ohne ungewohnte Veränderungen oder gar Sprachverpfuschungen in eine Schriftsprachform bringen (Chrüzegg - Kreuzegg - Kreuzecke, Chrüzlipass - Krüzlipass - Kreuzleinpass, Üetliberg - Ütliberg; Chindlimord - Kindlimord - Kindleinmord, Yschlawina - Eislawine, Zerkiiti Hittjine - Zerfallene Hütten).
  • Andere Namen wiederum sind im schriftlichen Verkehr auch in Karten längst in einer von der Mundart abweichenden Schriftsprachform im Gebrauch. Viele Namensformen sind überdies durch die amtliche Verfügungen oder Gesetze festgelegt.


Das Problem Mundart oder Schriftsprache der Kartennamen ist manchenorts heftig umstritten. Es wurde bisher in den verschiedenen Gebieten des deutschen Sprachraumes verschiedenen gelöst.

  • Die amtliche Schreibweise in Deutschland und Österreich sucht einer schriftsprachlichen Form möglichst nahe zu kommen. Man bewahrt in schriftsprachlicher Form vor allem die nicht verdunkelten Namen oder Namensteile, die Wörter, die auch der heutigen Schriftsprache angehören, oder man sucht sin in einen schriftsprachlichen Lautstand überzuführen. Beispiele: Schweizertor, Katzensee, Unterhausen, Ziegelbrücke, Scheienfluh usw. für Schwizertor, Chatzesee, Underhuse, Ziegelbrugg, Schiieflue. Solches geschieht aus schulischer Tradition oder aber da und dort auch im Interesse allgemeiner Verständlichkeit, Lesbarkeit und Stabilität. Damit aber werden manche, einst versündigte sprachliche Deformationen und Verfälschungen in den Karten weiter mitgeschleppt.
  • Die amtliche Kartographie der Schweiz geht seit 1946 einen anderen Weg. Man hält zwar auch hier an wichtigen, im schriftlichen Verkehr längst zur Gewohnheit erstarrten Formen fest, selbst wenn sie nicht mit der lokalen Mundart übereinstimmen. Dies gilt für Staats- und Kantonsnamen, Namen der Gemeinden, Bezirke, der Post- und Bahnstationen, wichtige Kurorte, grösserer Flüsse, Seen, Gletscher, Pässe, bekannter Berge und Landschaften. Beispiele sind: Zürich, Schaffhausen, Burgdorf, Bülach, Ziegelbrücke, Braunwald, Rhein, Reuss, Greifensee, Unteraargletscher, Finsteraarhorn, Klausenpass, (Walliser) Weisshorn. Die entsprechenden Mundartformen wären, Züri, Schaffuse, Burdlef, Büli, Ziegelbrugg, Bruuwald, Rii, Rüüss, Griifesee, Underaargletscher, Fiischteraarhorn, Chlausepass, Wiishorä oder Wiishorn. Andererseits aber sucht man für die sehr viel grössere Menge der Ortsnamen geringerer Bedeutung, für Flurnamen und Ähnliches, die ortsübliche Mundartform möglichst treu wiederzugeben. Damit kommt man näher an die autochthone sprachliche Wirklichkeit heran, man vermeidet Sprachentstellungen und bewahrt lokale sprachlich-kulturelle Eigenart und Eigenständigkeit. Da aber in den allgemeinen Karten besondere phonetische Laut- oder Schriftzeichen der linguistischen Fachwissenschaft nicht anwendbar sind, da alle Namen (im abendländischen Kulturkreis) mit den allgemeinen gebrauchten Buchstaben des lateinischen Alphabetes geschrieben werden müssen, ist es oft nicht leicht, die Mundartschreibform der Mundartsprechform genügend anzugleichen. Überdies variieren die Mundarten oft von Tal zu Tal, von Dorf zu Dorf, so dass sich für ihre schriftliche Wiedergabe gewisse Vereinheitlichungen aufdrängen. So wurden z.B. für die Schweiz im Jahre 1948 vom Eidg. Justiz- und Polizeidepartement «Weisungen für die Erhebung und Schreibweise der Lokalnamen bei Grundbuchvermessungen in der deutschsprachigen Schweiz» herausgegeben. Dem Geographen begegnen und helfen die Mundartformen vor allem, wenn er sich mit Flurkarten beschäftigt, wenn er alte Flurformen rekonstruieren oder deuten soll.


Siehe auch


Geografische Namen Lokalnamen Gebäudeadressen Inhaltsverzeichnis+Übersicht Aktuell