Geografische Namen in historischen Karten

Aus Geoinformation HSR
Wechseln zu: Navigation, Suche

Zurück zu den Weblinks Orts- und Lokalnamen


Zürich Dufourkarte 1865.jpg

Dufourkarte 1865


Inhaltsverzeichnis

Entwicklung der Schreibweise der geografischen Namen

Geografische Namen als Geoinformation

Geografische Namen, insbesondere Orts- und Lokalnamen (Flurnamen), bilden als wichtige Geoinformationen einen wesentlichen, jedoch in ihren Formen auch in der Vergangenheit heftig umstrittenen Inhaltsteil unserer amtlichen Pläne und Karten, insbesondere was die Schreibweise anbelangt

Während einzelne Name z.B. mit Hilfe von Namenbücher durch über die Zeit verfolgt werden können, erlaubt die Betrachtung historische Karten, wie sie heute immer mehr über Internet zur Verfügung stehen, Rückschlüsse über eine allgemeine Schreibung zu bestimmten Zeitständen sowie der Änderung im Laufe der Zeit. Geografische Namen einer bestimmten Region können dabei gesamtheitlich analysiert und verglichen werden.


Änderungen von geografischen Namen - Harmonisierung

Geografische Namen sollen grundsätzlich nicht geändert werden, da Änderungen sich negativ auf den allgemeinen Gebrauch auswirken. Trotzdem treten z.T. immer wieder gewisse Harmonisierungsbestreben auf. So hatte z.B. der Bundesrat 1903 beschlossen, für alle auf -weil endenden Gemeinden des Zürichsee, die Form -wil für verbindlich - weil die Postdirektion eine Vereinheitlichung wünschte. Während auf der Dufourkarte im Jahre 1900 Thalwyl, Wädenschwyl und Richterschwyl zu finden ist, lauten die Schreibweisen in der Dufourkarte Thalwil, Wädenswil und Richterswil. Massnahmen zu Harmonisierung vereinfachen grundsätzlich die Schreib- und Lesbarkeit sollten, jedoch wegen den negativen Folgen der Umstellung möglichst selten und dann sehr gezielt verwendet werden. In der Vergangenheit wurden vielfach einfach die Schreibweisen auf Karten und Plänen geändert, ohne dass man sich um eine aktive Bereinigung ausserhalb der Karte bemühte.

Wie Eduard Imhof treffend feststellte, haben sich die Schreibformen der Orts- und Flurnamen vielfach ausserhalb der Karte und unabhängig von dieser entwickelt. Dieser «auswärtige» Bereich ist unvergleichlich weitschichtiger. Tausende von Ortsbezeichnungen sind in Hunderttausenden von geschriebenen und gedruckten Texten, Aufschriften, in Verwaltungs-, Gerichts- und Grundbuchakten, in militärischen und technischen Dokumenten, in Firmen-, Gasthof- und Strassenbezeichnungen, in Namen- und Adressverzeichnissen, in der Literatur und in gesetzlichen Erlassen verankert vgl. hier. Ruedi Schwarzenbach macht treffend auf das Beharrungsvermögen der Namen und die Bindung der Bevölkerung auf diese Namen aufmerksam. vgl. hier.


Schreibungen von geografischen Namen in verschiedenen Karten- und Planwerken

In der Schweiz kann die Schreibweise von geografischen Namen zwischen Landeskarte, Übersichtspläne der amtlichen Vermessung und Pläne für das Grundbuch der amtlichen Vermessung abweichen. Auch in Spezialkarten wie z.B. Velokarten oder touristische Karten finden sich z.T. unterschiedliche Schreibweisen. Im allgemeinen Sprachgebrauch haben sich Schreibweisen entwickelt, welche sich an Strassennamen und Ortstafeln ausrichten und welche von der amtlichen Schreibweise abweichen. Solche Unsicherheiten erschweren die Analyse der Entwicklung von geografischen Namen.


Schreibperioden

Auf der Seite Geschichte Schreibweise Orts- und Lokalnamen werden 4 verschiedene Schreibperioden aufgezählt

  1. Periode 19. Jh. Dufour und Siegriedkarte
  2. Periode 1900 - 1948
  3. Periode 1948 - 2008
  4. Periode ab 2008 auf Grundlage der Verordnung über geografische Namen (GeoNV)

Die Periode von 1990 bis 1948 ist geprägt vom abweichenden Schreibgebrauch im Kanton Zürich, wo der Regierungsrat im Jahre 1916 ein «Anweisung betreffend die Aufnahme und Schreibweise der Orts- und Flurnamen» erlassen hat. Darin wird gesagt: «Die Namen sind in der ortsüblichen mundartlichen Aussprache aufzuzeichnen (also Underi Müli, Chrüzstrass usw.).» Auf Grundlage dieser abweichenden Regelung wurden dann 1948 die Weisungen 1948 erlassen.

Bei Erstellung der neuen Landeskarte wurden die neuen Schreibregeln Weisungen 1948 angewandt. Im Kanton Zürich mussten später einige Namen wieder rückmutiert werden, da die mundartliche Schreibweise nicht auf allgemeine Akzeptanz stiess.

Auch im Kanton Thurgau wich man wie damals beim Kanton Zürich von den allgemeinen Regeln zur Schreibweise von Orts- und Lokalnamen ab. Es wurde mit dem Entwurf der Toponymischen Richtlinien 2005 versucht, einen neuen Schreistandard für die deutschsprachige Schweiz zu etablieren, was jedoch misslang. Im Kanton Thurgau bestehen nun drei Schreibversionen:

  • Allgemein gebräuchliche Schreibweise, wie sie auf Ortstafeln und Strassenwegweisern, in der Gebäudeadressierung, oder im Siedlungs- und Ortschaftenverzeichnis zu finden ist usw.
  • Schreibweise gemäss Landeskarte 1957 - 1992, welche vor allem auf den Wanderwegweisern zu finden ist
  • Schreibweise gemäss Landeskarten ab 1998


Historische Karten der Schweiz

Topographische Karte der Schweiz (Dufour- und Siegfriedkarte)

Die Topographische Karte der Schweiz, auch Dufourkarte, ist das älteste amtliche Kartenwerk der Schweiz. Sie basiert auf Vermessungen der Kantone und der Schweizerischen Eidgenossenschaft und wurde in den Jahren 1845 bis 1865 vom Eidgenössischen Topographischen Bureau unter der Leitung von Guillaume-Henri Dufour herausgegeben. Die Originalaufnahmen für die Dufourkarte wurden im Massstab 1:25 000 (im Flachland) und 1:50 000 (im Gebirge) erstellt. Die Publikation erfolgte jedoch im Massstab 1:100 000, wobei das Gebiet der Schweiz auf 25 Blätter verteilt wurde, von denen jedes 70 x 48 cm misst. Bis 1939 erschienen überarbeitete Neuauflagen dieser Blätter. Karten im Massstab der Originalaufnahmen wurden ab 1870 unter der Bezeichnung «Siegfriedkarte» herausgegeben.


Dufourkarte

Nach Abschluss der Ersterstellung im Jahre 1865 wurde das Kartenwerk mehrfach international ausgezeichnet und bis zur Ablösung durch die Neuen Landeskarte 1:100'000 weitergeführt. Seit 2006 stehen sämtliche Ausgaben für Untersuchungen zur Landschaftsentwicklung und weitere Anwendungen digital zur Verfügung.


Siegfriedkarte

In den Jahren 1870 bis 1926 wurde - anfänglich unter der Leitung von Oberst Hermann Siegfried - der Topographische Atlas der Schweiz veröffentlicht. Es handelt sich um das erste detaillierte Gesamtwerk für die Schweiz in den Massstäben 1:25'000 für das Mittelland, den Jura und das Südtessin sowie 1:50'000 für die Alpen. Mit der periodischen Fortführung bis 1949 wurden insgesamt über 4'000 nachgeführte Blätter publiziert. Für die Ersterstellung wurden zwei verschiedene Techniken angewandt: Kupferstich für die 462 Kartenblätter im Massstab 1:25'000 und Steingravur für die 142 Blätter 1:50'000. Sämtliche Ausgaben sind eingescannt worden und stehen nun digital für Untersuchungen zur Landschaftsentwicklung und weitere Anwendungen Verfügung.


Alte Landeskarten der Schweiz

1938 wurde mit der Ausgabe von neuen Karten begonnen, welche die alten Dufour- und Siegfriedkarten ablösen sollten. Sie erschienen zunächst im Massstab 1:50'000; ab 1952 auch im Massstab 1:25'000. Zudem wurden weitere Generalisierungen in kleinere Massstäbe vorgenommen. Mit jedem Massstab wurde die ganze Schweiz abgedeckt. 1979 wurde mit der Ausgabe der letzten 25'000er-Karte das Werk vollendet.

Vgl. Wikipedia


Kanton Thurgau

Veröffentlichung historischer Karten im Internet

Der Kanton Thurgau veröffentlicht folgende historische Karten im Internet www.thurgis.tg.ch :

Dufourkarte Siegfriedkarte Alte Landeskarte
  • 1855
  • 1860
  • 1865
  • 1870
  • 1875
  • 1880
  • 1885
  • 1890
  • 1900
  • 1910
  • 1920
  • 1935
  • 1885
  • 1900
  • 1915
  • 1930
  • 1945
  • 1957
  • 1966
  • 1972
  • 1978
  • 1984


Erkenntnisse bezüglich geografische Namen im Kanton Thurgau aufgrund der historischen Karten

Ab 1957 - 1992: Schreibung der Orts- und Flurnamen in der Landeskarte nach Weisungen 1948

  • Folgenden Beispiele zeigen, dass im Übergang von der Siegfriedkarte zur neuen Landeskarte 1:25'00 die 1948 Schreibregeln (Weisungen 1948) angewandt wurden.
  • Diverse Namen wurden nicht verändert, da sie entweder eine grössere Bedeutung als nur geringe, lokale Bedeutung aufwiesen, resp. dass die neue Mundartschreibungen sich nicht von der herkömmlichen Schreibung unterscheiden.


Ab 1998 bis 2010: Schreibweise der Orts- und Flurnamen gemäss Entwurf Toponymische Richtlinien

  • Obwohl die Schreibweise viele Namen in der Landeskarte ab 1957 gemäss Weisungen 1948 bereits angepasst wurden, wurde die Schreibweise vieler Namen nochmals geändert in eine gegenüber Weisungen 1948 extremmundartliche Schreibweise.
  • Gegen diese Schreibweise in Mundarttexten, Mundartwörterbücher wäre nichts einzuwenden. Zur Schreibweise von Orts- und Flurnamen ist diese neue Schreibweise für die Beschriftung in amtlichen Pläne und Karten höchst ungeeignet und stösst nicht auf allgemeine Akzeptanz.


Allgemeiner Schreibgebrauch

Nach dem Wechsel der Schreibweise der Orts- und Flurnamen ab 1957 haben sich die neuen Schreibformen im Kanton Thurgau bis heute kaum durchgesetzt. Die Schreibweise von Ortstafeln, Strassenwegweisern, Gebäudeadressen, Namen von Haltestellen, Siedlungen usw. stimmen vielfach mit den herkömmlichen Schreibweisen überein. Einzig die Beschriftung der Wanderwege richtet sich stark nach den neuen Schreibformen ab 1957 auf den Landeskarten.


Schreibversionen von Orts- und Flurnamen im Kanton Thurgau

Im Kanton Thurgau bestehen zurzeit folgnede drei Schreibversionen:

  • Allgemein gebräuchliche Schreibweise, wie sie auf Ortstafeln und Strassenwegweisern, in der Gebäudeadressierung oder im Siedlungs- und Ortschaftenverzeichnis zu finden sind usw. Diese Schreibversionen entsprechen in etwa der Schreibweise auf der Siegfriedkarte, wobei diese z.T. etwas auf die Schreibweise ab 1957 angepasst wurde. Beispiel Rotbühl (Siegfriedkarte 1945: Rothbühl).
  • Schreibweise gemäss Landeskarte 1957 - 1992, welche vor allem auf den Wanderwegweisern zu finden ist entsprechend Weisungen 1948
  • Schreibweise gemäss Landeskarten ab 1998
Waldershaus||Waldershus||Waldershuus
Allgemein gebräuchliche Schreibweise

Beispiele:

Schreibweise gemäss Landeskarte 1957 - 1992

Beispiele:

Schreibweise gemäss Landeskarten ab 1998

Beispiele:

Böhnenen Bönenen Böönene
Dattenhub Dattenhueb Tattehueb
Ebenholz Ebenholz Ebeholz
Erhausen Erhusen Ärdhuuse
Feldhof Feldhof Fäldhof
Fliegenegg Flügenegg Flüügenegg
Grosswiesen Grosswisen Groosswise
Gutenberg Guetenberg Guetebärg
Nollen Nollen Nole
Olmishausen Olmishusen Olmishuuse
Ottenberg Ottenberg Ottebärg
Pfin Pfin Pfii
Risershaus Riesershüsli Riisershüüsli
Rosental Rosental Roosetaal
Rotbühl Rotbüel Roopel
Rüti Rüti Rüüti
Schönenberg Schönenberg Schönebärg
Thurberg Thurberg Thurbärg
Wellenberg Wellenberg Welebärg


Beispiele von geografischen Namen in historischen Karten

Erdhausen - Erdhusen - Ärdhuuse

Erdhausen SK 1945.jpg Erdhusen LK 1957.jpg Ärdhuuse LK 2010.jpg
  • Erdhausen Siegfriedkarte 1945
  • Olmishausen
  • Erdhusen Landeskarte 1957-1984
  • Olmishusen
  • Ärdhuuse Landeskarte 2010
  • Olmishuuse


Dattenhub - Dattenhueb - Tattenhueb

Dattenhub SK 1945.jpg Dattenhueb LK 1957.jpg Tattenhueb LK 2010.jpg
  • Dattenhub Siegfriedkarte 1945
  • Dattenhueb Landeskarte 1957-1984
  • Tattehueb Landeskarte 2010


Feldhof - Feldhof - Fäldhof

Feldhof SK 1945.jpg Feldhof LK 1957.jpg Fäldhof LK 2010.jpg
  • Feldhof Siegfriedkarte 1945
  • Böhnenen
  • Grosswiesen
  • Feldhof Landeskarte 1957-1984
  • Bönenen
  • Grosswisen
  • Feldhof Landeskarte 2010
  • Böönene
  • Groosswise


Fliegenegg - Flügenegg - Flüügenegg

Fliegenegg SK 1945.jpg Flügenegg LK 1957.jpg Flüügenegg LK 2010.jpg
  • Fliegenegg Siegfriedkarte 1945
  • Flügenegg Landeskarte 1957-1984
  • Flüügenegg Landeskarte 2010


Gutenberg - Guetenberg - Guetebärg

Gutenberg SK 1945.jpg Guetenberg LK 1957.jpg Guetebärg LK 2010.jpg
  • Gutenberg Siegfriedkarte 1945
  • Guetenberg Landeskarte 1957-1984
  • Guetebärg Landeskarte 2010


Nollen - Nollen - Nole

Nollen SK 1945.jpg Nollen LK 1957.jpg Nole LK 2010.jpg
  • Nollen Siegfriedkarte 1945
  • Nollen Landeskarte 1957-1984
  • Nole Landeskarte 2010


Ottenberg - Ottenberg - Ottebärg

Ottenberg SK 1945.jpg Ottenbeberg LK 1957.jpg Ottebärg LK 2010.jpg
  • Ottenberg Siegfriedkarte 1945
  • Ottenberg Landeskarte 1957-1984
  • Ottebärg Landeskarte 2010


Pfin - Pfin - Pfii

Pfin SK 1945.jpg Pfin LK 1957.jpg Pfii LK 2010.jpg
  • Pfin Siegfriedkarte 1945
  • Pfin Landeskarte 1957-1984
  • Pfii Landeskarte 2010


Riesershaus - Riesershüsli - Riisershüüsli

Riserhaus SK 1945.jpg Risershüsli LK 1957.jpg Riisershüüsli LK 2010.jpg
  • Rieserhaus Siegfriedkarte 1945
  • Ebenholz
  • Schönenberg
  • Riesershüsli Landeskarte 1957-1984
  • Ebenholz
  • Schönenberg
  • Riisershüüsli Landeskarte 2010
  • Ebeholz
  • Schönebärg


Rosenthal - Rosental - Roosetaal

Rosenthal SK 1945.jpg Rosental LK 1984.jpg Roosetaal LK 2010.jpg
  • Rosenthal Siegfriedkarte 1945
  • Rosental Landeskarte 1957-1984
  • Roosetaal Landeskarte 2010


Rothbühl - Rotbüel - Roopel

Rothbühl DK 1855.jpg Rothbühl SK 1885.jpg Rothbühl SK 1945.jpg
  • Rothbühl Dufourkarte 1855
  • Rothbühl Siegfriedkarte 1885
  • Rothbühl Siegfriedkarte 1945
Rotbüel LK 1957.jpg Rotbüel LK 1972.jpg Rotbüel LK 1984.jpg
  • Rotbüel Landeskarte 1957
  • Rotbüel Landeskarte 1972
  • Rotbüel Landeskarte 1984
Roopel LK 2009.jpg Roopel LK 2009.jpg
  • Roopel LK 1999
  • Roopel LK 2009
  • ?????? LK 2015


Rüti - Rüti - Rüüti

Rüti SK 1945.jpg Rüti LK 1957.jpg Rüüti LK 2010.jpg
  • Rüti Siegfriedkarte 1945
  • Rüti Landeskarte 1957-1984
  • Rüüti Landeskarte 2010


Thurberg - Thurberg - Tuurbärg

Thurberg SK 1945.jpg Thurberg LK 1957.jpg Tuurbärg LK 2010.jpg
  • Thurberg Siegfriedkarte 1945
  • Thurberg Landeskarte 1957-1984
  • Thurbärg Landeskarte 2010


Waldershaus - Waldershus - Waldershuus

Walddershaus SK 1945.jpg Waldershus LK 1957.jpg Waldershuus LK 2010.jpg
  • Waldershaus Siegfriedkarte 1945
  • Waldershus Landeskarte 1957-1984
  • Waldershuus Landeskarte 2010


Wellenberg - Wellenberg - Welebärg

Wellenberg SK 1945.jpg Wellenberg LK 1957.jpg Welebärg LK 2010.jpg
  • Wellenberg Siegfriedkarte 1945
  • Wellenberg Landeskarte 1957-1984
  • Welebärg Landeskarte 2010


Siehe auch


Weblinks