Namenproblematik im Kanton TG

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Mezike Hunzike.jpg
Mezike, Hunzike und Pfanestiil auf der Landeskarte


Doppelte Ortsnamen im map.search.ch

Seit kürzerer Zeit sind in map.search.ch im Kanton Thurgau z.T. doppelte Positionen für Ortsnamen in Standardsprache und Mundart zu finden z.B. Mezikon und Mezike. Map.search.ch ist stets auf eine gute Aktualisierung bedacht und stand vor dem Dilemna, dass zwar neue, offizielle, mundartliche Schreibweisen in der Landeskarte zu finden sind, welche in der Praxis jedoch nicht auf Akzeptanz stossen. Die Gemeinden und die Bevölkerung verwenden weiterhin die bisherigen standardsprachlichen Namen, welche auch auf Ortstafeln und Signalisationstafeln und im offiziellen Siedlungsverzeichnis des Kantons Thurgaus zu finden sind.

Die doppelte Schreibweise stellt eine pragmatische Behelfs-Lösung dar, welch erlaubt, dass beide Schreibweisen gefunden werden. Was zu dieser Problematik im Kanton TG geführt hat und wie es mit der Nomenklatur im Kanton Thurgau weiter gehen könnte, wird auf dieser Seite nachgegangen.

Mezikon Mezike.jpg
Mezikon und Mezike auf map.search.ch


Pfannenstil 2.jpg Hunzike 2.jpg
Pfannenstil auf map.search.ch

[http://map.search.ch/muenchwilen/pfanestiil Pfanestiil wird zwar gefunden jedoch nicht beschriftet.

Hunzike auf map.search.ch

Hunzikon dagegen wird im Kanton Luzern in Geuensee gefunden, wo auf der Landeskarte Hunziken steht.

In obigem Beispiel wurden in Münchwilen (TG) vor ein paar Jahren folgende Namen geändert:

Änderungen Schreibweise Siedlungsverzeichnis Schreibweise in map.search.ch
  • Mezikon auf Mezike
  • Hunzikon auf Hunzike
  • Pfannenstil auf Pfanestiil
  • Mezikon (Mezike)
  • Hunzikon (Hunzike)
  • Pfannenstil (Pfanestiil)
  • Mezikon und Mezike (standardlich und mundartlich)
  • Hunzike (nur mundartlich)
  • Pfannenstiel (nur standardlich)

Wie weiter mit der Nomenklatur im Kanton Thurgau

Im Kanton Thurgau wurde in letzter Zeit über 50% aller Orts- und Lokalnamen (Flurnamen) in eine extrem mundartliche Form geändert vgl. hier, indem die Schreibweisen vom Namenbuch in die amtliche Vermessung und Landeskarte übernommen wurden. Man ist davon ausgegangen, dass sich in der Schweiz ein neuer Schreibstandard für Orts- und Lokalnamen etablieren wird, was nun aber mit der neuen eidgen. Geoinformationsgesetzgebung nicht der Fall ist. In anderen Kantonen konnte diese Entwicklung gestoppt werden (z.B. Kanton St. Gallen und Obwalden) mit Ausnahme des Kantons Schaffhausen, wo mundartliche Namen entsprechend dem Namenbuch in die amtliche Vermessung übernommen werden.


Die Schreibweise von Orts- und Lokalnamen ist grundsätzlich Sache des Kantons, wobei die Grundsätze der Geoinformationsverordnung (GeoNV) einzuhalten sind. Ausschlaggebend dürften aber auch kantonsinternen Bedürfnisse sein, wie die Schreibweise von Orts- und Lokalnamen (Flurnamen) weiterentwickelt werden. Auf der einen Seite sind dies die Bedürfnisse der Verwaltung, der Gebäudeadressierung, Rettungsdienste und die Öffentlichkeit, welche auf verlässliche und akzeptable und breit verwendbare Orts- und Lokalnamen angewiesen sind, auf der einen Seite ist es das kantonale Namenbuch, welches die Schreibweise für amtliche Karten- und Planwerke vorgeben möchte. Es werden untenstehend ein paar Lösungsvarianten grob skizziert.


Lösungsvarianten
Variante Massnahme Vorteile Nachteile
1 Ist Situation belassen
  • Veränderte Namen in der amtlichen Vermessung und Landeskarte belassen
  • Schreibweise Namenbuch entspricht Schreibweise amtliche Vermessung und Landeskarte
  • Grosse Unsicherheiten im Rettungswesen
  • Für die Adressierung, Haltstellennamen, Namen für Planungen, Siedlungsverzeichnisse usw. werden die bisherigen Schreibweisen verwendet, da die neuen ungeeignet sind, allenfalls wie im Siedlungsverzeichnis Kt. TG beide Schreibweisen kombiniert wie Dingetswil (Tingetschwiil)
  • Zwei unterschiedliche Schreibweisen führen zu doppelten Schreibweisen, Unsicherheiten, einem Chaos, Imageproblemen der öffentlichen Verwaltung usw.
2 Rückmutation der Orts- und Lokalnamen auf Stand ca. 1995
  • Wiederherstellung einer einheitlichen, allgemein akzeptierten, nachhaltigen Schreibweise im öffentlichen Interesse
  • Vermeidung von Unsicherheiten und Doppelspurigkeiten
  • einmaliger Aufwand in der amtlichen Vermessung
  • Unterschiedliche Schreibweisen amtliche Karten und Pläne und Namenbuch
3 Führung von zwei Ebenen:
  • amtliche Schreibweisen als Referenznamen
  • Schreibweisen Namenbuch als thematische Ebene
  • sowohl Bedürfnisse der Verwaltung wie auch des Namenbuchs und Namenforschung können abgedeckt werden
  • keine
4 Zweisprachige Schreibweisen (analog Biel/Bienne Mezikon/Mezike, vgl. Beispiel unten)
  • Standardsprache
  • Mundart
  • Es muss nur eine Ebene geführt werden
  • Überblick
  • Lange Schreibweisen
  • Imageproblem: Der Kanton Thurgau gilt nicht als zweisprachige Region

Falls eine Änderung ins Auge gefasst wird, sollte dies raschmöglichst erfolgen. Gemäss Art. 4 Grundsätze der Verordnung über geografische Namen sollen geografische Namen einfach schreib- und lesbar sein, allgemein akzeptiert und soweit möglich und sinnvoll, in Anlehnung an die Standardsprache (Schriftsprache) der Sprachregion formuliert werden. Es spricht eigentlich alles dafür, Mezikon zu schreiben und nicht Mezike, welches von Ortsfremden als Meziké ausgesprochen werden, abgesehen davon, dass man auf die Idee kommen könnte, die Mezikonerstrasse in Mezikerstrasse umzubenennen.


Zweisprachige Namen

Da die neuen Schreibweisen im Kanton Thurgau nicht auf allgemeine Akzeptanz stossen, werden doppelte Schreibweisen verwendet, wie zum Beispiel im Siedlungsverzeichnis des Kantons Thurgaus. Es werden für die Bezeichnung von Siedlungsobjekten nicht die offizielle, neue mundartlichen Schreibweisen verwendet, sondern die bisherigen, an die Standardsprache ausgerichteten Namen und die offiziellen Namen in Klammern gesetzt. Beispiele

  • Erdhause (Ärdhuuse)
  • Hunzikon (Hunzike)
  • Menzikon (Menzike)
  • Pfannenstil (Pfanestiil)
  • Strass (Stross)

In map.search.ch werden nun zum Teil die Namen doppelt geschrieben in der bisherigen, an die Standardsprache ausgerichteten Form, sowie an die neue Mundartschreibweisen.


Anstelle die Namen doppelt zu platzieren, wäre grundsätzlich auch denkbar, den Kanton Thurgau als zweisprachigen Kanton aufzufassen im Sinne Variante 4 oben und analog Biel/Bienne als zweisprachiger Name resp. Mezikon/Mezike standard- und mundartsprachlich aufzufassen. Der Kanton Thurgau ist allerdings nicht zweisprachig, sondern einsprachig (deutsche Sprache), wobei zwei Formen bestehen: Standardsprache für die Schrift und Mundart für die Aussprache.

Biel.jpgMezikon Mezike 2.jpg


Stehrenberg Steerebärg.jpg Strass Stross.jpg

Erdhausen Ärdhuuse.jpg


Schlussfolgerungen

  • Die Schreibweise von Orts- und Lokalnamen dürfen nicht isoliert von der Gebäudeadressierung betrachtet werden.
  • Von den Benutzern werden im Sinne der neuen eidgen. Geoinformationsgesetzgebung einfach schreib- und lesbare Orts- und Lokalnamen mit allgemeiner Akzeptanz, welche wo sinnvoll und möglich sich an die Standardsprache anlehnen.


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