Schreibweise geografische Namen: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Schreibweise von Flurnamen'''
 
'''Schreibweise von Flurnamen'''
  
* Schriftsprachliche und mundartliche Formen sind gemischt. Besonders im Tessin schwang einmal die eine, dann wieder die andere Auffassung oben aus, je nachdem wer die Nomenklaturkommission betreute. Heute wird von Fall zu Fall entschieden, ob eine Dialektform oder eine italianisierte Form verwendet werden soll. Die letzteren werden heute wieder vermehrt zugunsten der lokalen Dialektform aufgegeben. Schwierigkeiten ergeben sich besonders bei zusammengesetzten Namen. Das wichtigste Anliegen der Kommisssion ist eine Stabilisierung der Schreibweise der Namen unter dem Gesichtspunkt einer gewissen Renovation, welche sich auf die Transkriptionsregeln des "Vocabulario dei dialetti della Svizzera italiana" abstützt. [http://gitta.info/LayoutDesign/en/multimedia/PDF_Letttering_Maps_of_Switzerland.pdf (Quelle vgl. hier)]
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* Es existieren keine Schreibreglen. Schriftsprachliche und mundartliche Formen sind gemischt (ca. 25% der Flurnamen sind schriftsprachlich, ca. 75% mundartlich ausgerichtet). Besonders im Tessin schwang einmal die eine, dann wieder die andere Auffassung oben aus, je nachdem wer die Nomenklaturkommission betreute. Heute wird von Fall zu Fall entschieden, ob eine Dialektform oder eine italianisierte Form verwendet werden soll. Schwierigkeiten ergeben sich besonders bei zusammengesetzten Namen. Das wichtigste Anliegen der Kommisssion ist eine Stabilisierung der Schreibweise der Namen unter dem Gesichtspunkt einer gewissen Renovation, welche sich auf die Transkriptionsregeln des "Vocabulario dei dialetti della Svizzera italiana" abstützt. [http://gitta.info/LayoutDesign/en/multimedia/PDF_Letttering_Maps_of_Switzerland.pdf (Quelle vgl. hier)]
* Der Unterschied zwischen Mundart und Schriftsprache ist relativ gross. Wird eine zu lautnahe Schreibung gewählt (inkl. Sonderzeichen), eignen sich Flurnamen nicht für die Verwendung als Schreibweise von Strassen- und Stationsnamen.
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* Der Unterschied zwischen Mundart und Schriftsprache ist relativ gross. Wird eine zu dialektale Schreibung inkl. Sonerzeichen gewählt, eignen sich Flurnamen nicht für die Verwendung als Schreibweise von Strassen- und Stationsnamen.
  
  
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'''Schreibweise von Flurnamen'''
 
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* Unter der Leitung von Dr.Andreas Schorta wurde ein alle Flurnamen umfassendes Rätisches Namenbuch geschaffen. Dieses ist für die Schreibweise der rätoromanischen Namen im Prinzip als verbindlich erklärt worden [http://gitta.info/LayoutDesign/en/multimedia/PDF_Letttering_Maps_of_Switzerland.pdf (Quelle vgl. hier)]
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* Unter der Leitung von Dr.Andreas Schorta wurde ein alle Flurnamen umfassendes Rätisches Namenbuch geschaffen (ab ca. 1939). Dieses ist für die Schreibweise der rätoromanischen Namen im Prinzip als verbindlich erklärt worden [http://gitta.info/LayoutDesign/en/multimedia/PDF_Letttering_Maps_of_Switzerland.pdf (Quelle vgl. hier)]
* Die Mundarten sind relativ nahe an den idiomatischen Schriftsprachen. Schreibweisen, welche in der idiomatischen Schriftsprache vorkommen, werden in der Regel an diese Schriftsprachen ausgerichtet.
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* Als dann der bekannte Bündner Sprachforscher Dr. Andrea Schorta im Jahre 1939 den ersten Band des Rätischen Namenbuches mit den Namenlisten aller Bündner Gemeinden herausgab, musste auch das Problem der Schreibung gelöst werden. Der Herausgeber traf eine Kompromisslösung. Einerseits hielt er sich an die amtliche Schreibweise der Bündner Namen, wie sie von der Kantonalen Nomenklaturkommission festgelegt worden war, anderseits wollte er die wesentlichen dialektalen Merkmale der verschiedenen Sprachgebiete möglichst genau festhalten. Dabei war sich Dr. Schorta "bewusst, dass es ausserordentlich schwer ist, Regeln für die Schreibung aufzustellen, die sowohl wissenschaftlich als praktsich befriedigen [http://www.thendry.ch/OrtsFlurnamen.htm (vgl. hier)]
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* Die Mundarten sind relativ nahe an den idiomatischen Schriftsprachen. Schreibweisen, welche in der idiomatischen Schriftsprache vorkommen, werden heute in der Regel an diese Schriftsprachen ausgerichtet. Die Schreibung der rätoromanischen Flurnamen berücksichtigt die neue, 1983  künstlich geschaffene  Sprache Rumantisch Grischun nicht, da diese noch nicht bestand.  
  
  

Version vom 27. Juni 2010, 17:52 Uhr

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Ortsnamen.jpg

Lokalnamen.jpg

Schreibweise Orts- und Lokalnamen

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Schreibweise Strassennamen

Gemeindenamen2.jpg

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Stationsnamen2.jpg

Schreibweise Gemeinde-, Ortschafts- und Stationsnamen

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Amtliche Schreibregeln für geografischen Namen


Orts- und Lokalnamen



Ortsnamen.jpg

Lokalnamen.jpg

Weisungen 1948.jpg Regeln für die geografische Namen der Landesvermessung und der amtlichen Vermessung


Weitere Infos:








Gemeinde-, Ortschafts- und Stationsnamen


Gemeindenamen2.jpg

Ortschaftsnamen2.jpg

Stationsnamen2.jpg

Schreibweise Gemeinde- Ortschaftsnamen.jpg Empfehlungen zur Schreibweise von Gemeind- und Ortschaftsnamen, Richtlinien zur Schreibweise von Stationsnamen










Strassennamen




Strassennamen.jpg

Empfehlung Gebäudeadressierung.jpg Empfehlungen Gebäudeadressierung und Schreibweise von Strassennamen


Weitere Infos:


Schreibweise in den verschiedenen Sprachgebieten der Schweiz

Allgemeines

Sprachgebiete der Schweiz

  • Deutsch
  • Französisch
  • Italienisch
  • Rätoromanisch


Grundsätze zur Schreibung geografischer Namen

  • Art. 4 Grundsätze zur Schreibung geografischer Namen gemäss Verordnung über geografische Namen (GeoNV)
  1. Geografische Namen sind einfach schreib- und lesbar und werden allgemein akzeptiert.
  2. Sie werden, soweit möglich und sinnvoll, in Anlehnung an die Standardsprache (Schriftsprache) der Sprachregion formuliert.
  3. Geografische Namen und ihre Schreibweise dürfen nur aus öffentlichem Interesse geändert werden.


Kommentar zu Art. 4 Abs. 3 Geografische Namen nicht ändern:


Kommentar zu Art. 4 Abs. 1 und 2 GeoNV einfache Schreib- und Lesbarkeit, allgemeine Akzeptanz, Anlehnung an die Standardsprache

Auszug aus Kap. 2.1 Empfehlungen zur Schreibweise von Gemeind- und Ortschaftsnamen, Richtlinien zur Schreibweise von Stationsnamen:

  • Mit «Anlehnung an die Standardsprache» wird einerseits die traditionelle, meist an der Standardsprache ausgerichtete Schreibweise verstanden und andererseits, dass die Schreibweisen von Mundartnamen sich möglichst an das Schriftbild der Standardsprache anlehnt. Der Grundsatz, Namen «soweit möglich und sinnvoll an die Standardsprache anzulehnen», bezieht sich auf alle geografischen Namen, also z.B. auch auf Flurnamen. Wegen ihres überregionalen Gebrauchs, ihrer Bedeutung und Funktion (z.B. irrtumsfreie Verständigung oder rasche Auffindbarkeit in Verzeichnissen) lehnt sich die Schreibweise von Gemeinde- und Ortschaftsnamen an die traditionelle, standardsprachlich ausgerichtete Schreibweise an. Diese Forderung richtet sich auch an Ortsnamen und bedeutende Flurnamen, aus denen Gemeinde- und Ortschaftsnamen häufig abgeleitet werden.


Praxis in der Schreibung von geografischen Namen in der Schweiz

In der Praxis bestehen bei der Schreibung der geografischen Namen ausser z.T. in der deutschsprachigen Schweiz kaum grössere Probleme. In der 2003 entstandenen Dokumentation der Schreibung geografischer Namen steht für die Schreibweise geografischer Namen in der deutschsprachigen Schweiz des Internet Lehrgangs GITTA folgende Aussage:

Diese Regelungen (Weisungen 1948) wurden im Rahmen einer grösseren Kommission ausgearbeitet, welche sich hauptsächlich aus Linguisten zusammensetzte. Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg herrschte eine deutliche Tendenz in Richtung auf vermehrt mundartliche Formen vor. Seither hat sich die Meinung auch in Sprachkreisen wieder etwas geändert. Es wird heute vermehrt auf eine schriftsprachliche Form gedrungen, vor allem in extremen Fällen, wie

  • Underhohfu statt Unterhochfeld
  • Aabedberg statt Abendberg

Mit Ausnahme solcher extremer Formulierungen, die von kantonalen Nomenklaturkommissionen gelegentlich vorgeschlagen wurden, hat sich die mundartliche Schreibweise allgemein bewährt und durchgesetzt. Trotzdem führt die Schreibweise immer wieder zu Kontroversen, wie kaum ein anderes Element der topographischen Karte.


Die Kontroversen betreffend extreme Formulierungen haben sich seit 2003 verstärkt, da gewisse Kantone zum Missfallen der Benutzer von den Weisungen 1948 abgewichen sind und eingebürgerte Schreibregeln zur Schreibung von Orts- und Lokalnamen entsprechend abgeändert werden sollten. Mit der Geoinformationsgesetzgebung aus dem Jahre 2008 zeichnet sich jedoch wieder eine Beruhigung ab.


Deutschsprachige Schweiz

Wappen Aargau.png Wappen Appenzell Ausserrhoden.png Wappen Appenzell Innerrhoden.png Wappen BaselLand.png Wappen BaselStadt.png Wappen Bern.png Wappen Freiburg.png Wappen Glarus.png Wappen Graubünden.png Wappen Luzern.png Wappen Nidwalden.png Wappen Obwalden.png Wappen Schaffhausen.png Wappen Schwyz.png Wappen Solothurn.png Wappen St.Gallen.png Wappen Thurgau.png Wappen Uri.png Wappen Wallis.png Wappen Zug.png Wappen Zürich.png


  • Mit Einführung der neuen Landeskarten wurde ab ca. 1950 in der deutschsprachigen Schweiz begonnen, Lokalnamen von geringer, lokalen Bedeutung gemäss Weisungen 1948 mundartlich zu schreiben vgl. hier
  • Die Schreibung gemäss Weisungen 1948 verlangt eine gewisse Anlehnung an das Schriftbild der Schriftsprache, was für die einfache Schreib- und Lesbarkeit sowie die allgemeine Akzeptanz der Bevölkerung erwartet entscheidend ist.
  • Wird von den Grundsätzen der Verordnung über geografische Namen (GeoNV) zur Schreibung geografischer Namen abgewichen, muss mit Protesten in der Beölkerung inkl. entsprechenden Medienberichten und erforderlichen Rückänderungen gerechnet werden vgl. hier


Französischsprachige Schweiz

Wappen Freiburg.png Wappen Genf.png Wappen Jura.png Wappen Neuenburg.png Wappen Waadt.png Wappen Wallis.png

Schreibweise von Flurnamen

  • In der französischsprachigen Schweiz ist die Mundart stark im Schwinden begriffen. Sie wird nur noch von einer Minderheit der Bevölkerung gesprochen, meistens von älteren Leuten. Dementsprechend häufig sind auch die Lokalnamen, die aus dem Patois in die Schriftsprache übertragen wurden. Heute dominieren eindeutig die schriftsprachlichen Namen (Quelle vgl. hier)
  • Viele Flurnamen entsprechen der Mundart (patois), die meisten sind jedoch an das Schriftbild der Schriftsprache angepasst worden.


Italienischsprachige Schweiz

Wappen Tessin.png Wappen Graubünden.png


Schreibweise von Flurnamen

  • Es existieren keine Schreibreglen. Schriftsprachliche und mundartliche Formen sind gemischt (ca. 25% der Flurnamen sind schriftsprachlich, ca. 75% mundartlich ausgerichtet). Besonders im Tessin schwang einmal die eine, dann wieder die andere Auffassung oben aus, je nachdem wer die Nomenklaturkommission betreute. Heute wird von Fall zu Fall entschieden, ob eine Dialektform oder eine italianisierte Form verwendet werden soll. Schwierigkeiten ergeben sich besonders bei zusammengesetzten Namen. Das wichtigste Anliegen der Kommisssion ist eine Stabilisierung der Schreibweise der Namen unter dem Gesichtspunkt einer gewissen Renovation, welche sich auf die Transkriptionsregeln des "Vocabulario dei dialetti della Svizzera italiana" abstützt. (Quelle vgl. hier)
  • Der Unterschied zwischen Mundart und Schriftsprache ist relativ gross. Wird eine zu dialektale Schreibung inkl. Sonerzeichen gewählt, eignen sich Flurnamen nicht für die Verwendung als Schreibweise von Strassen- und Stationsnamen.


Rätoromanischsprachige Schweiz

Wappen Graubünden.png

Im Kanton Graubünden existieren folgende drei Landessprachen:

  • Deutsch
  • Iatlienisch
  • Rätoromanisch


Rätoromanisch umfasst vier idiomatische Sprachregionen mit einer eigenen Schriftsprache

    • Surselvisch (Sursilvan)
    • Sutselvisch (Sutsilvan)
    • Surmeirisch (Surmiran)
    • Oberengadinisch (Puter)
    • Unterengadinisch (Vallader)


Details zur rätoromanischen Sprache vgl. hier


Rumantsch Grischun

Die rätoromanischen Sprachidiome sind ein einer einheitlichen, künstlichen Sprache zusammengefasst dem Rumantsch Grischun, welche als Amtsprache dient.


Schreibweise von Flurnamen

  • Unter der Leitung von Dr.Andreas Schorta wurde ein alle Flurnamen umfassendes Rätisches Namenbuch geschaffen (ab ca. 1939). Dieses ist für die Schreibweise der rätoromanischen Namen im Prinzip als verbindlich erklärt worden (Quelle vgl. hier)
  • Als dann der bekannte Bündner Sprachforscher Dr. Andrea Schorta im Jahre 1939 den ersten Band des Rätischen Namenbuches mit den Namenlisten aller Bündner Gemeinden herausgab, musste auch das Problem der Schreibung gelöst werden. Der Herausgeber traf eine Kompromisslösung. Einerseits hielt er sich an die amtliche Schreibweise der Bündner Namen, wie sie von der Kantonalen Nomenklaturkommission festgelegt worden war, anderseits wollte er die wesentlichen dialektalen Merkmale der verschiedenen Sprachgebiete möglichst genau festhalten. Dabei war sich Dr. Schorta "bewusst, dass es ausserordentlich schwer ist, Regeln für die Schreibung aufzustellen, die sowohl wissenschaftlich als praktsich befriedigen (vgl. hier)
  • Die Mundarten sind relativ nahe an den idiomatischen Schriftsprachen. Schreibweisen, welche in der idiomatischen Schriftsprache vorkommen, werden heute in der Regel an diese Schriftsprachen ausgerichtet. Die Schreibung der rätoromanischen Flurnamen berücksichtigt die neue, 1983 künstlich geschaffene Sprache Rumantisch Grischun nicht, da diese noch nicht bestand.


Schreibweise von Gemeinde- und Ortschaftsnamen

  • Neue Namen sind in der idiomatischen Form der betreffenden Region zu schreiben, nicht in der Einheitssprache Rumantsch Grischun (RG). Diese kann oder soll jedoch für Gattungswörter (bei Gebäuden, Stationsnamen etc.) verwendet werden. Quelle vgl. hier



Siehe auch

Weblinks