Schreibweise geografische Namen

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Version vom 16. Februar 2008, 14:46 Uhr von Schlatter (Diskussion | Beiträge) (Uetli- oder Üetliberg?)

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Allgemeines

Offizielle Schreibweise

  • Geografische Namen sollen in Publikationen, Registern, Verzeichnissen, abgeleiteten Namen usw. einheitlich entsprechend der offiziellen Festsetzung geschrieben werden (selbst wenn sie den offiziellen Schreibregeln widersprechen). Probleme bestehen, wenn unterschiedliche amtliche Schreibweisen bestehen (z.B. amtliche Vermessung und Landeskarte) und/oder diese auf keine allgemeine Akzeptanz stossen.
  • Leider existieren bei Orts- und Lokalnamen zum Teil unterschiedliche Schreibweisen auf Landeskarten und in der amtlichen Vermessung. Bei Festsetzung von abgeleiteten Namen (z.B. Name für eine Ortschaft, ein Planung, eine Festsetzung, ein Bauwerk usw.) muss daher sichergestellt werden, dass der nachhaltig gültige Namen verwendet wird (Nachfrage bei der Gemeinde). (vgl. Beispiel).
  • Geografische Namen sollen bei der Festsetzung bestimmen Schreibregeln entsprechen, damit geografische Namen auf allgemeine Akzeptanz stossen, sich systematisch in Verzeichnissen sortieren lassen und einfach auffindbar sind.
  • Für eine amtliche, einheitliche Schreibweise sind die unterschiedlichen Zuständigkeiten und Interessen auf Stufe Bund, Kanton und Gemeinde nicht förderlich. Eine gegenseitige Koordination ist unabdingbar.


Nachhaltige, stabile Schreibweise

  • Die Schreibweise soll nur aus öffentlichem Interesse geändert werden, insbesondere, wenn sie in amtlichen Informationsträgern (Pläne, Karten, Register) für dieselbe Örtlichkeit nicht einheitlich ist.
  • Bei Änderungen der Dudenregeln ändert die Schreibweise von geografischen Namen nicht. Eine Änderung muss offiziell beschlossen und koordiniert werden. Für solche Änderungen ist jedoch grosse Zurückhaltung angebracht, da geografische Namen stabil bleiben sollen, auch wenn die Dudenregeln ändern.
  • Änderungen sind nur schwierig rückgängig zu machen, da eine einmal festgelegte Schreibweise sich rasch in Registern, Publikationen und in abgeleiteten Namen fortpflanzt. Daher müssen die Konsequenzen einer Änderung gründlich im Voraus überdacht werden und es muss sehr behutsam vorgegangen werden. Ansonsten kann ein grosses Chaos entstehen, wie dies in jüngster Zeit leider häufig beobachtet werden muss.
  • Uneinheitliche Schreibweisen von geografischen Namen fallen mit der rasanten Verbreitung von GIS stark auf.


Schreibregeln Allgemein

Grundsätze

  • Für Behörden, welche die Schreibweise festsetzen, gelten für bestimmte Kategorien von geografischen Namen spezifische, formelle Schreibregeln (vgl. Überblick über Schreibweise von geografischen Namen).
  • Der Stammname einer bestimmten Örtlichkeit soll grundsätzlich bei allen Kategorien von geografischen Namen identisch geschrieben werden.
  • Leider widersprechen sich die Schreibregeln gewisser Kategorien in ein paar ganz wenigen Punkten und es stellt sich dann das Problem, dass für eine Örtlichkeit verschiedene Schreibweisen existieren oder dass in einer Kategorie die Schreibregeln durchbrochen werden.


Die Schreibregeln widersprechen sich neben uneinhetilichen Abkürzungen hauptsächlich in folgenden beiden Punkten:

  • Umlaute am Wortanfang
    • Ae, Oe, Ue
      • Gemeindenamen
      • Ortschaftsnamen
      • Stationsnamen
      • Sehr häufig in Strassennamen
    • Ä, Ö, Ü
      • Orts- und Lokalnamen
  • Kantonskürzel
    • Ohne Klammern
      • Ortschaftsnamen
      • Stationsnamen
    • Mit Klammern
      • Gemeindenamen


Umlaute am Wortanfang

  • Aus historischen Dokumenten und Karten ist ersichtlich, dass die Darstellung der Umlaute bei geografischen Namen schon früher Probleme verursachten und auch uneinheitlich behandelt wurden.
  • Darstellungsvarianten der gross geschriebenen Umlaute
    • kleines "e" über A/O/U (Akzent)
    • Ä/Ö/Ü
    • Ae/Oe/Ue
  • Heutige und historische Schreibtraditionen
    • Im Meyer-Weiss-Atlas 1802 findet man häufig Ä/Ö/Ü (z.B. Örliken).
    • Auf der Dufourkare (1833-1863) und Siegfriedkarte 1880 sind häufig Ae/Oe/Ue zu finden(z.B. Oerlikon).
    • In der Siegfriedkarte 1900 - 1922 sind zum Teil wieder Ä/Ö/Ü zu finden.
    • Ende des 19. Jh.hat sich die Schreibmaschine verbreitet. In der Schweiz mussten Umlaute Ä/Ö/Ü am Wortanfang behelfsmässig als Ae/Oe/Ue geschrieben werden Details dazu vgl. hier.. Diese Entwicklung dürfte die Schreibweise von geografischen Namen mit beeinflusst haben.
    • Obwohl bei Orts- und Lokalnamen seit 1948 standardmässig Umlaute am Wortanfang als Ä/Ö/Ü geschrieben werden, ist damit die im 19. Jh. entstandene Schreibtradition mit Wortanfang Ae/AO/Ue bei den übrigen geografischen Namen kaum beeinflusst worden.
    • Heutige internationale Standards z.B. für die Schreibweise von Stationsnamen lassen heute keine Ä/Ö/Ü zu. Der immense Aufwand für eine schweizweite Harmonisierung auf Ä/Ö/Ü sowie die Vorteile Ae/Oe/Ue im Internet und in der internationalen Kommunikation lassen eine schweizweite Vereinheitlichung der Umlaute auf Ä/Ö/Ü für alle Kategorien von geografischen Namen nicht zu.
    • Gewisse Orts- und Lokalnamen werden für die Übereinstimmung mit anderen geografischen Namen entgegen den Regeln ausnahmsweise mit Ae/Oe/Ue anstelle Ä/Ö/Ü geschrieben. Mit der Schreibung von Ue anstelle von Ü ist bei Schreibung von mundartlichen Üe als Ue (auf Uee wird verzichtet) nicht mehr feststellbar, ob es um eine schriftsprachliche oder mundartliche Schreibweise handelt
Schriftsprachlich

mit Ü

schriftsprachlich

mit Ue

mundartlich

mit Ü

mundartlich

mit Ue

Beispiel
Ütikon Uetikon Üetikon Uetikon

(nicht Ueetikon)

vgl. hier
Ütliberg Uetliberg Üetliberg Uetliberg

(nicht Ueetliberg)

vgl. hier


Kantonskürzel

Für die schweizweit eindeutige Schreibweise von Ortschaften und Gemeindenamen wird zum Teil das Kantonskürzel verwendet und zwar bei Ortschaften ohne und bei Gemeindenamen mit Klammern (vgl. Beispiel hier).

In Gemeindenamen und Ortschaften werden Kantonskürzel nur dann verwendet, wenn diese zur schweizweiten Eindeutigkeit notwendig sind, wo bei dazu nicht immer die Kantonskürzel verwendet werden.

Sollen in amtlichen Dokumenten und Ausweissen das Kantonskürzel immer dargestellt werden, entstehen zum Teil grafische Unschönheiten, wenn einem Gemeinde- oder Ortschaftsname noch ein Kantonskürzel beigefügt wird.

Kanton Gemeindename Gemeindename + Kantonskürzel
ZH Bertschikon Bertschikon ZH
TG Berg (TG) Berg (TG) TG

Das Problem müsste wahrscheinlich softwaremässig gelöst werden, indem z.B. das Kantonskürzel eliminiert wird, wenn es bereits im Gemeindenamen vorhanden ist.


Abkürzungen

In Ortschafts- und Gemeindenamen werden z.T. unterschiedliche Abkürzungen verwendet. Innerhalb der Kategorie sind diese jedoch grundsätzlich einheitlich.


Überblick Schreibweise von geografischen Namen

Geografische Namen Links Besonderheiten in der Schreibweise Zuständigkeit der Schreibweise
Orts- und Lokalnamen

Ortsnamen.jpg

Lokalnamen.jpg

Schreibregeln

Änderungen

Schreibweise

Zusammenspiel

Anfangsbuchstaben: Ä/Ö/ Ü (wegen Übereinstimmung mit übrigen geografischen Namen z.T. auch Ae/Oe/Ue) Landeskarte: Bundesamt für Landestopografie

Amtliche Vermessung: Kanton in Zusammenarbeit mit Gemeinden

Strassennamen

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- Schreibregeln D

- Schreibregeln F

- Schreibregeln I

Anfangsbuchstaben: meist Ae/Oe/Ue Gemeinde (Kanton)
Ortschaftsnamen

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Schreibregeln Anfangsbuchstaben: Ae/Oe/Ue

Kantonskürzel: ohne Klammern

Kanton in Zusammenarbeit mit Gemeinden und Post
Gemeindenamen

Gemeindenamen2.jpg

Verzeichnis Anfangsbuchstaben: Ae/Oe/Ue

Kantonskürzel: in Klammern

Kanton in Zusammenarbeit mit Gemeinden
Stationsnamen

Stationsnamen2.jpg

Schreibregeln Anfangsbuchstaben: Ae/Oe/Ue Bundesamt für Verkehr


Beispiele

Aesch oder Äsch?

Geografischer Name in der Gemeinde Aesch (ZH)

  • Ortsname amtliche Vermessung: Aesch (lokale Schreibweise)
  • Strassenname: Alte Aescherstrasse
  • Ortschaftsname: Aesch ZH (Kantonskürzel ohne Klammern)
  • Gemeindename: Aesch (ZH) (Kantonskürzel mit Klammern)
  • Gemeindename auf Landeskarte: Aesch b. B. (Gemeindename hiess früher «Aesch bei Birmensdorf», Gemeindename sollte in der Landeskarte angepasst werden auf «Aesch (ZH)»)
  • Stationsname: Aesch ZH, Gemeindehaus (Der Stationsname wird aus der Ortschaft gebildet und nicht aus dem Gemeindname, daher Kantonskürzel ohne Klammer)
Esch.jpg Meyer-Weiss Atlas 1802: Esch

(zum Teil waren früher auch Schreibweisen mit einem kleinen a auf dem E zu finden)

Aesch.jpg Dufour Karte 1833-1863: Aesch


Aentlisberg oder Äntlisberg?

Lokalname in der Stadt Zürich (vgl. auch Tagesanzeiger Regionalausgabe Stadt Zürich vom 11.12.2007)

  • Die Frage lautet grundsätzlich nicht Aentlisberg oder Äntlisberg wie im Tages-Anzeiger gestellt, sondern Äntlisberg oder Entlisberg. Die lautnahe Schreibweise Äntlisberg ist nur auf der Landeskarte zu finden, wo Entlisberg in das mundartliche Äntlisberg geändert wurde. Entlisberg ist die amtliche Schreibweise für den Lokalnamen in der amtlichen Vermessung wie auch für Strassen-, Stations- und diverse anderen Namen (Schulhäuser, Wohngenossenschaften usw.) Es stellt sich daher das Umlautproblem nicht. Die Umlautproblematik auch keine Auswirkung auf eine allfällige Anpassung des Lokalnamens von Ä auf Ae (Infos zur Herkunft des Namens Entlisberg sowie weiteren Betrachtungen vgl. hier).
Entlisberg Dufourkarte.jpg Dufour Karte 1833-1863: Entlisberg

(diese Schreibweise drängt sich auch für die Landeskarte auf)


Oerlikon oder Örlikon?

Ehemaliger Gemeindename und heutiger Quartiername in der Stadt Zürich (vgl. auch Tagesanzeiger Regionalausgabe Stadt Zürich vom 11.12.2007)

  • Örlikon wäre grundsätzlich die sprachlich richtige Schreibweise
  • Quartier-, Strassen- und Stationsname werden jedoch als Oerlikon geschrieben.
Örliken.jpg Meyer-Weiss Atlas 1802: Örlikon
Oerlikon.jpg Dufour Karte 1833-1863: Oerlikon

(Diese Schreibweise hat sich bis heute durchgesetzt)


Uetikon oder Üetikon?

Gemeine Uetikon

Uetiken.jpg Meyer-Weiss Atlas 1802: Uetiken
Uetikon.jpg Wildkarte ca. 1850: Uetikon

(Diese Schreibweise hat sich bis heute durchgesetzt)


Uetli- oder Üetliberg?

Uetliberg (oder Üetliberg) ist ein Lokalname in der Stadt Zürich (vgl. auch Tagesanzeiger Regionalausgabe Stadt Zürich vom 11.12.2007).

  • Üetliberg wäre grundsätzlich die sprachlich richtige, mundartliche Schreibweise.
  • Ü wird in Stations- und Strassennamen als Ue geschrieben werden. Aus der Schreibweise Üetliberg entsteht jedoch nicht ein Ueetliberg, sondern ein Uetliberg.
Uetliberg.jpg Dufour Karte 1833-1863: Uetliberg
Ütliberg.jpg Wildatlas ca. 1850: Ütliberg
Ütliberg Siegfriedkarte 1880.jpg Siegfriedkarte 1880: Ütliberg
Uetliberg Siegfriedkarte 1930.jpg Siegfriedkarte 1930: Uetliberg
Üetliberg lk 1960.jpg Landeskarte 1960: Üetliberg
Uetliberg lk.jpg Landeskarte: Uetliberg (mundartliche oder schriftsprachliche Schreibweise mit Rücksichtname auf Schreibweise der Station Uetliberg)
Üetliberg AV.jpg Übersichtsplan: Üetliberg (mundartliche Schreibweise)

Weblinks