Schreibweise geografische Namen

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Grundsätze

GeoNV = Verordnung über geografische Namen

Vertikale Harmonie

(vgl. GeoNV Art. 1)

  • Geografische Namen sollen in Karten und Plänen aber auch Publikationen, Registern, Verzeichnissen, abgeleiteten Namen usw. einheitlich entsprechend der offiziellen Festsetzung geschrieben werden (selbst wenn die Namen den offiziellen Schreibregeln widersprechen). Leider existieren bei Orts- und Lokalnamen zum Teil unterschiedliche Schreibweisen in der amtlichen Vermessung und auf Landeskarten. Diese fallen mit der rasanten Verbreitung von GIS stark auf (vgl. Beispiele zu mangelnder vertikalen Harmonie).
  • Es ist eine vordringliche Aufgabe für Bund, Kanton und Gemeinde, solche Unstimmigkeiten rasch zu bereinigen. Ein Hindernis bestand bisher in den unterschiedlichen Zuständigkeiten, unterschiedlichen Philosophien und Missachtung der bisherigen Schreibregeln. Mit dem eidgenössischen Geoinformationsgesetz (GeoIG) und insbesondere mit der Verordnung über geografische Namen (GeoNV) werden Massnahmen festgelegt und allgemeine Regeln aufgestellt um den qualitativ hoch stehenden Anforderungen an geografische Namen als wichtige Geoinformation gerecht zu werden (vgl. rechtliche Grundlagen).
    • Massnahmen:
      • Geografische Namen werden für die Landeskarte aus der amtlichen Vermessung übernommen (damit wird die Vertikalität sichergestellt). Unstimmigkeiten zwischen der amtlichen Vermessung müssen zuvor ausgewiesen und dann bereinigt werden. In der amtlichen Vermessung existieren auch Unstimmigkeiten zwischen dem Grunddatensatz und dem Übersichtsplan.
      • Reaktivieren der bisherigen Schreibregeln (Weisungen 1948) Details vgl. hier
    • Allgemeine Regeln:
      • Die Namen und deren Schreibweise soll nur aus öffentlichem Interesse geändert werden, insbesondere, wenn sie in amtlichen Informationsträgern (Pläne, Karten, Register) für dieselbe Örtlichkeit nicht einheitlich ist (damit soll sichergestellt werden, dass geografische Namen als stabile Identifikatoren verwendet werden können)
      • Geografische Namen sollen einfach schreib- und lesbar sein sowie eine allgemeine Akzeptanz aufweisen.
      • Sie werden, soweit möglich und sinnvoll, in Anlehnung an die Schriftsprache formuliert.


Geografische Namen nicht ändern

  • Änderungen sind nur schwierig rückgängig zu machen, da eine einmal festgelegte Schreibweise sich rasch in Registern, Publikationen und in abgeleiteten Namen fortpflanzt. Daher müssen die Konsequenzen einer Änderung gründlich im Voraus überdacht werden und es muss sehr behutsam vorgegangen werden. Ansonsten kann ein grosses Chaos entstehen, wie dies in jüngster Zeit leider häufig beobachtet werden muss (vgl. Blog Hunger(-/s/sch)büel).
  • Bei Änderungen der Dudenregeln ändert die Schreibweise von geografischen Namen nicht. Eine Änderung muss offiziell beschlossen und koordiniert werden. Für solche Änderungen ist jedoch grosse Zurückhaltung angebracht, da geografische Namen stabil bleiben sollen, auch wenn die Dudenregeln ändern (vgl. Blog Glattal oder Glatttal?).
  • Näheres über die zahlreichen in letzter Zeit geänderten geografischen Namen vgl. hier


Einfache Schreib- und Lesbarkeit sowie allgemeine Akzeptanz

Geografische Namen sollen einfach schreib- und lesbar sein sowie eine allgemeine Akzeptanz aufweisen (Näheres zur allgemeinen Akzeptanz vgl. hier)


Standardsprache

  • In der Schweiz ist es nicht zu vermeiden, dass geografische Namen sowohl in Anlehnung an die Standardsprache wie auch an die Mundart nebeneinander existieren müssen. 1948 wurden Schreibregeln etabliert, welche regeln, wann Orts- und Lokalnamen in Anlehnung an die Standardsprache und wann an die Mundart geschrieben werden sollen. Für die Schreibweise von Orts- und Lokalnamen mit geringer und lokaler Bedeutung, welche mundartlich geschrieben werden sollen, wurden pragmatische Schreibregeln entwickelt, welche sich bei bekannten Namenwörtern an die Standardsprache anlehnt. Sehr viele Probleme in der Schreibweise von geografischen Namen ist auf die Mundartproblematik und dem Abweichen der 1948 aufgestellten Schreibregeln zurückzuführen (weitere Details vgl. hier).
  • Die Mundartproblematik bei geografischen Namen hat sich in letzter Zeit speziell bei Orts- und Lokalnamen(Flurnamen) und bei der Gebäudeadressierung bemerkbar gemacht, wo in der Schweiz eine Kontroverse entstand, ob Orts- und Flurnamen auf offiziellen Karten und Plänen im Sinne der Namenforschung als thematische Ebene zu verstehen sind oder die diese Namen weiterhin die Funktion zur allgemeinen Orientierung und Verständigung über Örtlichkeiten beibehalten sollen. Mit dem GeoIG hat man sich klar für diesen zweiten Aspekt entschieden (Näheres vgl. hier).


Übereinstimmung von geografischen Namen aus verschiedenen Namenskategorien



Allgemeine Schreibregeln für geografische Namen

Spezielle Hinweise

  • Geografische Namen sollen bei der Festsetzung bestimmen formellen Schreibregeln entsprechen, damit geografische Namen auf allgemeine Akzeptanz stossen, einfach schreib- und lesbar sind, sich systematisch in Verzeichnissen sortieren lassen und einfach auffindbar sind.
  • Für Behörden, welche die Schreibweise festsetzen, gelten für bestimmte Kategorien von geografischen Namen spezifische, formelle Schreibregeln (vgl. Überblick über Schreibregeln einzelner Kategorien von geografischen Namen).
  • Leider widersprechen sich die Schreibregeln gewisser Kategorien in ein paar ganz wenigen Punkten und es stellt sich dann das Problem, dass für eine Örtlichkeit verschiedene Schreibweisen existieren oder dass in einer Kategorie die Schreibregeln durchbrochen werden.


Die Schreibregeln widersprechen sich neben uneinheitlichen Abkürzungen hauptsächlich in folgenden beiden Punkten:

  • Umlaute am Wortanfang
    • Ae, Oe, Ue
      • Gemeindenamen
      • Ortschaftsnamen
      • Stationsnamen
      • Sehr häufig in Strassennamen
    • Ä, Ö, Ü
      • Orts- und Lokalnamen
  • Kantonskürzel
    • Ohne Klammern
      • Ortschaftsnamen
      • Stationsnamen
    • Mit Klammern
      • Gemeindenamen


Umlaute am Wortanfang

  • Aus historischen Dokumenten und Karten ist ersichtlich, dass die Darstellung der Umlaute bei geografischen Namen schon früher Probleme verursachten und auch uneinheitlich behandelt wurden.
  • Darstellungsvarianten der gross geschriebenen Umlaute
    • bis ins 19. Jh.:
      • kleines "e" über A/O/U (Akzent)
    • heute:
      • Ä/Ö/Ü
      • Ae/Oe/Ue
  • Heutige und historische Schreibtraditionen
    • Im Meyer-Weiss-Atlas 1802 findet man häufig Ä/Ö/Ü (z.B. Örliken).
    • Auf der Dufourkare (1833-1863) und Siegfriedkarte 1900 - 1992 sind häufig Ae/Oe/Ue zu finden(z.B. Oerlikon).
    • Ende des 19. Jh. hat sich die Schreibmaschine verbreitet. In der Schweiz mussten Umlaute Ä/Ö/Ü am Wortanfang behelfsmässig als Ae/Oe/Ue geschrieben werden. Details dazu vgl. hier. Diese Entwicklung dürfte die Schreibweise von geografischen Namen mit beeinflusst haben.
    • Obwohl bei Orts- und Lokalnamen seit 1948 standardmässig Umlaute am Wortanfang als Ä/Ö/Ü geschrieben werden, ist damit die im 19. Jh. entstandene Schreibtradition mit Wortanfang Ae/AO/Ue bei den übrigen geografischen Namen kaum beeinflusst worden.
    • Der immense Aufwand für eine schweizweite Harmonisierung auf Ä/Ö/Ü sowie die Vorteile Ae/Oe/Ue im Internet und in der internationalen Kommunikation lassen eine schweizweite Vereinheitlichung der Umlaute auf Ä/Ö/Ü für alle Kategorien von geografischen Namen nicht zu.
    • Gewisse Orts- und Lokalnamen werden für die Übereinstimmung mit anderen geografischen Namen entgegen den Regeln ausnahmsweise mit Ae/Oe/Ue anstelle Ä/Ö/Ü geschrieben (vgl. Blog Oedischwänd, Oedischwend oder Ödischwend, wo neben der Umlautproblematik zusätzlich die Mundartproblematik in Erscheinung tritt).
    • Namen mit Ue
      • Ueken
      • Uerikon
      • Uerkheim
      • Uerschhausen
      • Uerzlikon
      • Uetendorf
      • Uetikon
      • Uetliberg (Üetliberg)
      • Uetliburg
      • Uettligen
      • Uezwil


Kantonskürzel

Für die schweizweit eindeutige Schreibweise von Ortschaften und Gemeindenamen wird zum Teil das Kantonskürzel verwendet und zwar bei Ortschaften ohne und bei Gemeindenamen mit Klammern. notwendig sind, wo bei dazu nicht immer die Kantonskürzel verwendet werden.


Abkürzungen

In Ortschafts- und Gemeindenamen werden z.T. unterschiedliche Abkürzungen verwendet. Innerhalb der Kategorie sind diese jedoch grundsätzlich einheitlich.


Überblick Schreibregeln einzelner Kategorien von geografischen Namen

Geografische Namen Links Besonderheiten in der Schreibweise Zuständigkeit der Schreibweise
Orts- und Lokalnamen

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Schreibregeln

Änderungen

Schreibweise

Zusammenspiel

Anfangsbuchstaben: Ä/Ö/ Ü (wegen Übereinstimmung mit übrigen geografischen Namen z.T. auch Ae/Oe/Ue) Landeskarte: Bundesamt für Landestopografie

Amtliche Vermessung: Kanton in Zusammenarbeit mit Gemeinden

Strassennamen

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- Schreibregeln D

- Schreibregeln F

- Schreibregeln I

Anfangsbuchstaben: meist Ae/Oe/Ue Gemeinde (Kanton)
Ortschaftsnamen

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Schreibregeln Anfangsbuchstaben: Ae/Oe/Ue

Kantonskürzel: ohne Klammern

Kanton in Zusammenarbeit mit Gemeinden und Post
Gemeindenamen

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Verzeichnis Anfangsbuchstaben: Ae/Oe/Ue

Kantonskürzel: in Klammern

Kanton in Zusammenarbeit mit Gemeinden
Stationsnamen

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Schreibregeln Anfangsbuchstaben: Ae/Oe/Ue Bundesamt für Verkehr


Beispiele

Oerlikon oder Örlikon?

Ehemaliger Gemeindename und heutiger Quartiername in der Stadt Zürich (vgl. auch Tagesanzeiger Regionalausgabe Stadt Zürich vom 11.12.2007)

  • Örlikon wäre grundsätzlich die sprachlich richtige Schreibweise
  • Quartier-, Strassen- und Stationsname werden jedoch als Oerlikon geschrieben.
Örliken.jpg Meyer-Weiss Atlas 1802: Örlikon
Oerlikon.jpg Dufour Karte 1833-1863: Oerlikon

(Diese Schreibweise hat sich bis heute durchgesetzt)


Uetli- oder Üetliberg?

Uetliberg oder Üetliberg vgl. hier


Weitere Beispiele auf GeografischeNamen.blogspot.com

vgl. Blog Weitere Beispiele auf GeografischeNamen.blogspot.com


Weblinks