Standardsprache und Dialekt: Unterschied zwischen den Versionen

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Es geht auf dieser Seite um Dialektschreibweise von Orts- und Lokalnamen in der Deutschsprachigen Schweiz aus Sicht der Benutzer.[[Mundart_in_Orts-_und_Lokalnamen | Hintergrund wie Mundart Eingang in Orts- und Lokalnamen in der deutschprachigen Schweiz fand vgl. hier]]
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Es geht auf dieser Seite um Dialektschreibweise von Lokalnamen in der Deutschsprachigen Schweiz aus Sicht der Benutzer.[[Mundart_in_Lokalnamen | Hintergrund wie Mundart Eingang in Lokalnamen in der deutschprachigen Schweiz fand vgl. hier]]
  
  
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== Allgemeines ==
 
== Allgemeines ==
 
In der Schweiz werden für Hochdeutsch und Mundart folgende Begriffe gleichbedeutend verwendet:
 
In der Schweiz werden für Hochdeutsch und Mundart folgende Begriffe gleichbedeutend verwendet:
* '''Standardsprache''', Hochdeutsch, Standarddeutsch, «Schriftsprache» (Sprache, welche für die Schrift verwendet wird) [http://www.weblexikon.de/Standardsprache.html Details zur Standardsprache]
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* '''Standardsprache''', Hochdeutsch, Standarddeutsch, «Schriftsprache» (Sprache, welche für die Schrift verwendet wird)
* '''Mundart''', Dialekt, Lokalsprache, Schweizerdeutsch, [http://www.weblexikon.de/Schweizerdeutsch.html Details zum Schweizerdeutsch]
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* '''Mundart''', Dialekt, Lokalsprache, Schweizerdeutsch
  
  
  
In den Dufour- und Sigfriedkarten des 19. Jh. wurden Orts- und Lokalnamen vorwiegend in der damaligen Standardsprache geschrieben. Probleme gab es, wenn keine entsprechenden Ausdrücke in Standardsprache existierten. Daher hat man entweder
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In den Dufour- und Sigfriedkarten des 19. Jh. wurden Lokalnamen vorwiegend in der damaligen Standardsprache geschrieben. Probleme gab es, wenn keine entsprechenden Ausdrücke in Standardsprache existierten. Daher hat man entweder
 
* Namen in der Mundart geschrieben z.B. «Ennetbaden»
 
* Namen in der Mundart geschrieben z.B. «Ennetbaden»
 
* oder Namen verhochdeutscht wie z.B. «Scheur»
 
* oder Namen verhochdeutscht wie z.B. «Scheur»
  
In der Schweiz ist es unvermeidlich, dass standardsprachlich und mundartlich geschriebene Orts- und Lokalnamen auf Karten und Plänen nebeneinander existieren müssen.
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In der Schweiz ist es unvermeidlich, dass standardsprachlich und mundartlich geschriebene Lokalnamen auf Karten und Plänen nebeneinander existieren müssen.
  
Die '''traditionelle Schreibweise''' der Orts- und Lokalnamen bis 1948 lehnte sich stark an die Standardsprache an. Anstelle Anlehunung an die Standardsprache wird auch von traditioneller, herkömmlicher Schreibweise gesprochen.
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Die '''traditionelle Schreibweise''' der Lokalnamen bis 1948 lehnte sich stark an die Schriftsprache an. Anstelle Anlehunung an die Schriftsprache wird auch von traditioneller, herkömmlicher Schreibweise gesprochen.
  
Nach 1948 wurden Namen mit geringer, lokaler Bedetung in '''Anlehnung an die Mundart geschrieben mit Anlehnung an das Schriftbild der Standardsprache.'''
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Nach 1948 wurden Namen mit geringer, lokaler Bedetung in '''Anlehnung an die Mundart geschrieben mit Anlehnung an das Schriftbild der Schriftsprache.'''
  
  
[[Geografische_Namen_-_Rechtliche_Grundlagen#Einfache_Schreib-_und_Lesbarkeit.2C_Anlehnung_an_das_Schriftbild_der_Standardsprache |Anforderungen der Verordnung über geogafische Namen (GeoNV) an die Schreibweise von Orts- und Lokalnamen vgl. hier]]
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[[Geografische_Namen_-_Rechtliche_Grundlagen#Einfache_Schreib-_und_Lesbarkeit.2C_Anlehnung_an_das_Schriftbild_der_Standardsprache |Anforderungen der Verordnung über geogafische Namen (GeoNV) an die Schreibweise von Lokalnamen vgl. hier]]
  
  
 
Im Folgenden werden die beiden Fragen behandelt:
 
Im Folgenden werden die beiden Fragen behandelt:
* Wann sollen Orts- und Lokalnamen traditionel in Anlehnung an Standardsprache, wann in Anlehnung an Dialekt (mit teilweiser Anlehnung an das Schriftbild der Standardsprache) geschrieben werden?
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* Wann sollen Lokalnamen traditionel in Anlehnung an Standardsprache, wann in Anlehnung an Dialekt (mit teilweiser Anlehnung an das Schriftbild der Standardsprache) geschrieben werden?
* und in den weiteren Kapiteln: Wie sollen Orts- und Lokalnamen in Anlehnung an Dialekt geschrieben werden?
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* und in den weiteren Kapiteln: Wie sollen Lokalnamen in Anlehnung an Dialekt geschrieben werden?
  
  
== Wann soll in Anlehnung an Standardsprache, wann in Anlehnung an Dialekt geschrieben werden? ==
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== Gesprochene und geschriebene Sprache ==
'''Bestimmungen in Weisungen 1948'''
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* Bei der Schreibung der gesprochenen Standardsprache ist eine Normalisierung notwendig.
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* Dies gilt auch für die Schreibung der gesprochenen Mundart.
  
'''Belassung in der amtlichen Schreibweise'''
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[[Normalisierung_geografischer_Mundartnamen|Normalisierung geografischer Mundartnamen vgl. hier]]
  
'''Art. 4''' ''Für die Schreibung der Namen von Städte, Dörfer, Weiler, Häusergruppen und einzelne Häuser, die auch in der Bundesverwaltung im Gebrauch stehen, ist das Ortsverzeichnis des amtlichen Kursbuches (Post- und Eisenbahnausgabe) massgebend.''
 
  
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* '''Häufig liegen nicht Unterschiede zwischen Mundart und Standardsprache vor, sondern Unterschiede zwischen gesprochener Sprache und geschriebener Sprache.''' [http://www.uni-leipzig.de/~siebenh/pdf/Siebenhaar_Voegeli_iPr.pdf Mundart und Hochdeutsch im Vergleich von Beat Siebenhaar und Walter Voegeli]
  
Anmerkung: Die Schreibung von in der Bundesverwaltung im Gebrauch stehenden Namen, welche nicht im amtlichen Kursbuch aufgeführt sind, bleibt offen. Es ist aber davon auszugehen, dass auch hier Rücksicht auf bestehene Register und Verzeichnisse genommen werden muss und dass die Bundesverwaltung auf die gesamte öffentliche Verwaltung auszudehnen ist.
 
  
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Weitere Links zu dieser Thematik
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* [http://sprachatlas.bayerische-landesbibliothek-online.de bayerische Sprachatlas]
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* [http://www.mundart.vulkanland.at Online Mundartatlas Vulkanland]
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* [http://www.uni-leipzig.de/~siebenh/subfolder/Stadtberndeutsch/pdfDateien/Transkription_Uebersetzung.pdf Beat Siebenhaar Zur Transkription]
  
'''Belassung in herkömmlichen, allgemein üblicher Schreibweise'''
 
  
'''Art. 5''' ''Namen, denen infolge ihrer geographischen, historischen oder literarischen Bedeutung ein allgemeines Interesse zukommt, und solche, an welchen mehrere Kantone beteiligt sind (Bergketten, wichtigere Berge, Flüsse, Seen, Gletscher, Täler, Landschaften, Alpenpässe, Bergübergänge), sind zur Vermeidung von Missverständnissen nach Möglichkeit in der herkömmlichen, allgemein üblichen Schreibweise zu belassen.''
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== Das «Warum» des Schriftbildes ==
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Auch in der Standardsprache entspricht das Schriftbild nicht immer dem Lautbild.
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Näheres dazu gemäss folgenden beiden Quellen:
  
  
'''Schriftsprache (Standardsprache)'''
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[http://www.bk.admin.ch/dokumentation/sprachen/04915/05018/index.html?lang=de '''Leitfaden zur deutschen Rechtschreibung Schweizerische Bundeskanzlei''']
  
'''Art. 6''' ''Es sind in der Schriftsprache zu schreiben:
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Kap. 1 Laute und Buchstaben (Seite 16)
* die Bezeichnungen öffentlicher und privater Bauwerke und Betriebe, insbesondere wenn sie noch ihrem ursprünglichen Zweck dienen, wie: Rathaus, Schulhaus, Kirche, Kapelle, Kloster, Spital, Armenhaus, Friedhof, Mühle, Sägerei, Bergwerk, Steinbruch, Schiessplatz, Seilbahn, Brücke (Hohe Brücke, Teufelsbrücke), Kreuzstrasse, Spinnerei, Wasserwerk, Lehmgrube, Kiesgrube usw.
 
* die Sachbezeichnungen im Liegenschaftsverzeichnis Wohnhaus, Ökonomiegebäude, Garten, Wiese, Acker, Reben, Weide, Wald usw.''
 
  
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* Schüfe man ein Schriftsystem, das das Lautsystem hundertprozentig abbildet, so bedeutete das einen radikalen Bruch mit der Schreibtradition, mit gewohnten Schriftbildern. Keine Sprachgemeinschaft ertrüge das, denn von heute auf morgen könnte der grösste Teil der Bevölkerung kaum mehr lesen und richtig schreiben überhaupt nicht mehr.
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* Und es käme etwas anderes hinzu: Ein und dasselbe Wort, ein und derselbe Wortbestandteil würde je nach sprachlicher Umgebung anders geschrieben, weil es beziehungsweise er nämlich anders gesprochen wird; das ist uns gar nicht bewusst. Man müsste den Wortstamm lieb, wie es im Mittelalter der Fall war, am Anfang einer Silbe oder eines Wortes mit b (also lie-ben) und am Ende einer Silbe oder eines Wortes mit p schreiben (also liep). Das würde das Lesen, das heisst das lesende Wiedererkennen von Wörtern, massiv erschweren.
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* Um dies zu verhindern, gilt das Stammprinzip. Danach schreibt man den Stamm in Wörtern einer Wortfamilie immer gleich, unabhängig davon, wie er gesprochen wird. Also nummerieren wegen Nummer, substanziell wegen Substanz.
  
'''Schreibweise in Anlehnung an ortsübliche Aussprache (Dialekt)'''
 
  
'''Art. 7''' ''Die Schreibung der Namen von geringer, lokaler Bedeutung, für die nach Artikel 4 und 5 keine besondere Regelung vorgesehen ist, erfolgt in Anlehnung an die ortsübliche Aussprache nach den im Anhang zu diesen Weisungen enthaltenen Grundsätzen und Schreibregeln.''
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[http://195.149.74.241/BIRKENBIHL/PDF/TEXTE/fonetix_4_das_warum_des_schriftbilds.pdf '''«Das Falschschreib-Spiel» von Vera F. Birkenbihl und Jan Müller''']
  
[[Bild:Schema_Weisungen_1948.jpg|none |800px|Schema Weisungen 1948]]
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Zitate Seite 126
  
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* Während das Schreiben nach Gehör das genaue Hinhören schult, macht es uns gleichzeitig bewusst, dass sich unser Schriftbild nicht allein vom Klang erklären lässt. Die Wiedergabe des Klangs ist zwar die Grundidee alphabetischer Schriften, führt aber nicht zur der Rechtschreibung, die im schulischen und beruflichen Alltag gebraucht wird.
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* Damit Erwachsene Verständnis, Liebe und sogar Begeisterung für unser Schriftbild vermitteln können, müssen ihnen die Vorteile der Rechtschreibung gegenüber dem reinen Schreiben nach Gehör zunächst selber klar sein. Die Abweichungen des Schriftbilds vom reinen Klangbild lassen sich nämlich durch die Unterschiede zwischen Sprechen und Schreiben leicht erklären.
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* „Schreibe so, dass der Leser dich schnell versteht“.
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* Warum wir anders schreiben als wir sprechen:
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** Fragen wir einmal nach dem Hauptunterschied zwischen dem gesprochenen und dem geschriebenen Wort, dann ist die Antwort offensichtlich: '''DAS GESCHRIEBENE WORT IST STUMM'''. Meist begegnet es uns auch losgelöst vom Erzeuger, muss also für sich allein verständlich sein, ohne Betonung, Mimik und Gestik des Sprechers.
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** Das Schreiben nach Gehör leuchtet zwar auf Anhieb eher ein, ist aber auf Dauer schwerer zu lesen. Da Texte jedoch oft nur von einem geschrieben, aber von Millionen gelesen werden, ist der wichtigste Gesichtspunkt beim Schriftbild die '''LEICHTE LESBARKEIT'''.
  
'''In der Vergangenheit wurde der Spielraum zum Teil zu fest Richtung Art. 7 ausgenutzt [http://www.geowebforum.ch/uploads/1175_Pfannenstiel_oder_Pfannenstil.pdf vgl. dazu auch Presseartikel Pfannenstiel oder Pfannenstil.] Als Hauptgrundsatz sollte jedoch beachtet werden, dass Orts- und Lokalnamen nur im öffentlichen Interesse geändert werden sollten.
 
Auch wenn nun bestehende Orts- und Lokalnamen obigen Grundsätzen nicht entsprechen, sollten sie so belassen werden wie sie sind (ausser für die Bereinigung für die vertikale Harmonie)'''
 
  
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== Schrift- und Lautprinzip bei Dialektschreibweise ==
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In der Schweiz existiert keine standardisierte Schreibweise für Dialekt. Es kann grundsätzlich zwischen Schrift- und Lautprinzip unterschieden werden:
  
Im «Bund» wurde 1965 im Artikel [[Orts-_und_Lokalnamen_im_Bund_1965 | '''«Mundart am falschen Ort»''']] die Schreibweise von «Chünizbergwald» kritisiert. In der Ausgabe der Landeskarte 1978 findet sich wieder die ursprüngliche Schreibweise «Könizbergwald». Artikel 7 der Weisungen darf hier nicht angewendet werden, da es sich nicht um einen Namen nur von geringen und lokalen Bedeutung handelt (ähnlich wie «Pfannenstiel» anstelle von «Pfannenstil» in Meilen).
 
  
[[Orts-_und_Lokalnamen_Kanton_Nidwalden|Vgl. auch Orts- und Lokalnamen im Kanton Nidwalden, wo grundsätzlich nach Weisungen 1948 geschrieben wird, wa man die Mundartschreibung im Namenbuch jedoch nicht nur auf Namen mit geringer, lokalen Bedeutung beschränkt hat]].
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=== Schriftprinzip ===
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Schriftprinzip / Standardprinzip / Normalisierungsprinzip
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==== Begriff ====
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* Der Begriff '''Schriftprinzip''' wird vielfach im Zusammenhang mit Martin Luther und der Reformation verwendet.
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* Der Begriff '''Schriftprinzip''' hier im Wiki wird als '''Standardprinzip''' im Zusammenhang mit der Verschriftung von Dialekt verstanden im Sinne von:
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** standardnah
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** normalisiert
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** im Sinne des Lexikons ("inneres Lexikon") und der Orthografie
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** Schriftprinzip ist zugleich z.T. auch Lautprinzip im Sinne von: '''Anlehnung an die Schriftsprache wo sinnvoll und möglich''' vgl. auch Art. 4 Abs. 2 Verordnung über geografische Namen (GeoNV)
  
  
'''Je mehr in Dialekt geschriebene Orts- und Lokalnamen sich an das Schriftbild der Standardsprache anlehnen (gemässigte Mundartschreibweise), desto besser passen sie zum Schriftbild der herkömmlich geschriebenen Orts- und Lokalnamen und desto weniger spielt es eine Rolle, wann in Anlehnung an Standardsprache und wann in Anlehnung an Dialekt geschrieben wird.'''
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Schriftprinzip ist geeignet für pragmatische Schreibweisen (z.B. für Mundarttexte, Kinderbücher usw.)
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Der Ansatz, sich soweit als möglich an das standarddeutsche Schriftbild anzupassen ist der ältere (zum Beispiel bei Rudolf von Tavel, Simon Gfeller, Otto von Greyerz, Carl Albert Loosli), und ist vermutlich auch heute noch der üblichste.
  
  
Anmerkung: Es ist interessant festzustellen, dass in den Weisungen 1948 vier verschiedene Arten von Schreibweisen definiert sind:
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==== Werner Marti ====
* amtliche Schreibweise (Art. 4, amtlich fixiert, dürfte auch für Namen gelten, welche in die amtliche Vermessung aufgenommen worden sind)
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Vgl. '''Bärndütschi Schrybwys''' Kurze Anleitung zum Aufschreiben in schweizerdeutscher, besonders bernischer Mundart Von Werner Marti [[Zeitschrift_SchweizerDeutsch#B.C3.A4rnd.C3.BCtschi_Schrybwys|Zeitschrift SchweizerDeutsch 1/09 Seite 17]]  
* herkömmliche, allgemeingültige Schreibweise (Art. 5, Schreibweise z.B. in der Siegfriedkarte). Es wird nicht von Schriftsprache gesprochen, da auch mundartliche Schreibweisen dazgehören, z.B. Brugg, Kilchberg usw.
 
* Schriftdeutsch (Art. 6, für Objektbezeichnungen, z.B. im Duden aufgeführt)
 
* Dialekt (Art. 7, schwierig zu notieren, daher spezielle Regeln)
 
 
 
 
 
== Gesprochene und geschriebene Sprache ==
 
* Bei der Schreibung der gesprochenen Standardsprache ist eine Normalisierung notwendig.
 
* Dies gilt auch für die Schreibung der gesprochenen Mundart.
 
 
 
[[Normalisierung_geografischer_Mundartnamen|Normalisierung geografischer Mundartnamen vgl. hier]]
 
 
 
 
 
* '''Häufig liegen nicht Unterschiede zwischen Mundart und Standardsprache vor, sondern Unterschiede zwischen gesprochener Sprache und geschriebener Sprache.''' [http://www.uni-leipzig.de/~siebenh/pdf/Siebenhaar_Voegeli_iPr.pdf Mundart und Hochdeutsch im Vergleich von Beat Siebenhaar und Walter Voegeli]
 
 
 
 
 
Weitere Links zu dieser Thematik
 
* [http://sprachatlas.bayerische-landesbibliothek-online.de bayerische Sprachatlas]
 
* [http://www.mundart.vulkanland.at Online Mundartatlas Vulkanland]
 
* [http://www.uni-leipzig.de/~siebenh/subfolder/Stadtberndeutsch/pdfDateien/Transkription_Uebersetzung.pdf Beat Siebenhaar Zur Transkription]
 
 
 
 
 
== Schrift- und Lautprinzip bei Dialektschreibweise ==
 
In der Schweiz existiert keine standardisierte Schreibweise für Dialekt. Es kann grundsätzlich zwischen Schrift- und Lautprinzip unterschieden werden:
 
 
 
 
 
=== Schriftprinzip ===
 
ist geeignet für pragmatische Schreibweisen (z.B. für Mundarttexte, Kinderbücher usw.)
 
Der Ansatz, sich soweit als möglich an das standarddeutsche Schriftbild anzupassen ist der ältere (zum Beispiel bei Rudolf von Tavel, Simon Gfeller, Otto von Greyerz, Carl Albert Loosli), und ist vermutlich auch heute noch der üblichste.
 
  
  
 
==== Trudi Christen ====
 
==== Trudi Christen ====
Zitat Trudi Christen, begeisterte Leserin von Mundartliteratur,[http://sprachkreis-deutsch.ch/files/mitteilungen/INHALT_20001.PDF#search='begeisterte'  aus Artikel «Äuä» Seite 11 in Rückblick und Ausblick – Die Bubenberg-Gesellschaft 1999, 2000:]'''''Unser Wunsch wäre Dialekt geschrieben in Anlehnung an das Schriftbild der hochdeutschen Schriftsprache. Ein leserfreundlicher Druck! Den Lesern und dem Dialekt zuliebe!'''''
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Zitat Trudi Christen, begeisterte Leserin von Mundartliteratur,[http://sprachkreis-deutsch.ch/?p=2292 Sprachkreis Deutsch]'''''Unser Wunsch wäre Dialekt geschrieben in Anlehnung an das Schriftbild der hochdeutschen Schriftsprache. Ein leserfreundlicher Druck! Den Lesern und dem Dialekt zuliebe!'''''
  
  
 
==== Martin Reck ====
 
==== Martin Reck ====
Auch Martin Reck hält in [http://www.reck.ch/files/Diplomarbeit.pdf#search='SchreiberInnen' Sprachstrukturelle Unterschiede zwischen dem Stadt-Berndeutsch und der Deutschen Standardsprache] im Kap. 2 «Zur Schreibung der berndeutschen Laute im Vergleich zu den schriftdeutschen» (Seite 8) fest:
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Auch Martin Reck hält in [http://www.reck.ch/files/Diplomarbeit.pdf#search=SchreiberInnen Sprachstrukturelle Unterschiede zwischen dem Stadt-Berndeutsch und der Deutschen Standardsprache] im Kap. 2 «Zur Schreibung der berndeutschen Laute im Vergleich zu den schriftdeutschen» (Seite 8) fest:
  
 
''Die SchreiberInnen von Mundarttexten halten sich nicht an Normen und schreiben zunächst, wie sie es gerade für richtig halten. So hat denn jede/jeder MundartschriftstellerIn nicht nur ihre/seine eigene Sprache, sondern auch ihre/seine eigene Orthographie; denn es macht sich fast niemand die Mühe eines der für die einzelnen Idiome mehr oder weniger einheitlichen Bücher zu diesem Thema zu lesen, bevor sie oder er zu schreiben beginnt.''
 
''Die SchreiberInnen von Mundarttexten halten sich nicht an Normen und schreiben zunächst, wie sie es gerade für richtig halten. So hat denn jede/jeder MundartschriftstellerIn nicht nur ihre/seine eigene Sprache, sondern auch ihre/seine eigene Orthographie; denn es macht sich fast niemand die Mühe eines der für die einzelnen Idiome mehr oder weniger einheitlichen Bücher zu diesem Thema zu lesen, bevor sie oder er zu schreiben beginnt.''
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==== Werner Marti ====
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==== «Laien»-Verschriftlichung von Dialekten ====
'''Bärndütschi Schrybwys''' Kurze Anleitung zum Aufschreiben in schweizerdeutscher, besonders bernischer Mundart Von Werner Marti [http://www.zeitschriftschweizerdeutsch.ch/img/files/SchweizerDeutsch%2009_1%20Web.pdf in Zeitschrift SchweizerDeutsch 1/09 Seite 17]  
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Vgl.  [[Zeitschrift_SchweizerDeutsch#.C2.ABLaien.C2.BB-Verschriftlichung_von_Dialekten| SchweizerDeutsch 1/09 Seite 15]], Autorin: Christiane Stieger
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=== Lautprinzip ===
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==== Begriffe ====
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* Der Begrff '''Lautprinzip''' wird meist im Zusammenhang mit der Standarsprache verwende als Gegensatz zu anderen Prinzipien der Verschriflichung, z.B. Stammprinzip (Stammwörter im gleich schreiben)
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* Hier im Wiki wird '''Lautprinzip''' im Zusamnenhang mit der Verschriftlichung von Dialekt verstanden im Gegensatz zum '''Schriftprinzip'''
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''Die folgende Anleitung versucht zur besseren Lesbarkeit das gewohnte Schriftbild der Standardsprache mit einer lautlich gemässen Wiedergabe der Mundart zu verbinden, wobei die Hinweise ebenfalls Elemente der Dieth’schen Dialäktschrift (1938) einbauen. So können auch die Leser, die nur gelegentlich mundartlichen Texten begegnen, und besonders solche französischer Zunge oder Mundartfreunde aus andern Mundart-Regionen die Texte flüssig lesen und deshalb besser verstehen. Wenn die hochdeutsche Schreibung mit der mundartlichen Lautung übereinstimmt, dient sie als Grundlage, andernfalls versucht unsere Bärndütschi Schrybwys mit den Buchstaben, die als Zeichen für deutsche Laute stehen, eine eigene Lösung zu finden ''
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Lautprinzip ist geeignet für wissenschaftliche Aufzeichnungen, wie auch in Wörterbüchern, wird wegen der Lesbarkeit aber jedoch z.B. auch in Wörterbücher nicht konsequent angewendet, etwa im neuen Soorser Wöörterbüechli
  
  
==== «Laien»-Verschriftlichung von Dialekten ====
 
[http://www.zeitschriftschweizerdeutsch.ch/img/files/SchweizerDeutsch%2009_1%20Web.pdf in Zeitschrift SchweizerDeutsch 1/09 Seite 15], Autorin: Christiane Stieger
 
  
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==== Eugen Dieth ====
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* eine konsequente Schreibweise im Sinne des Lautprinzipes ist die Schreibweise nach [http://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Dieth Eugen Dieht]
  
Auszug:
 
{|
 
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|style="background-color:#E0E0E0;" |
 
Im Gegensatz zur Standardsprache fehlt es den schweizerdeutschen Dialekten an einer öffentlich normierten Schrift; dies hat zur Konsequenz, dass sich die SchreiberInnen einerseits zwar alle an der Orthographie der Standardsprache orientieren, anderseits resultiert daraus aber auch eine grosse Schreibvarianz.
 
  
Denn auch wenn unterschiedliche Schriftbilder in erster Linie auf die unterschiedliche Lautung der
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==== Allemanisches Wikipedia ====
Dialekte selbst zurückzuführen sind, rühren sie auch daher, dass die DialektschreiberInnen trotz der stets zugrunde liegenden Standardorthographie die Wahl zwischen zwei Prinzipien haben, an die sie sich bei der Verschriftlichung ihres Dialekts halten können:
+
[http://als.wikipedia.org/wiki/Rechtschreibung#Orientierig_ar_Ussprach Vgl. auch entsprechendes Kapitel im alemannischen Wikipedia]
* eine '''standardnahe''' oder eine
 
* '''lautnahe''' Schreibung.
 
  
  
Bei Ersterer setzen die Schreibenden zwar eindeutige Dialektsignale (Huus statt Haus), orientieren sich ansonsten jedoch vor allem am gewohnten, standardisierten Schriftbild (viel statt vill); dies hat den Vorteil, dass sowohl das Schreiben als auch das Lesen relativ einfach bleiben.
+
=== Schrift- und Lautprinzip ===
 +
==== Allgeneines ====
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[[Bild:Sprachschema_Laut-_Schreibprinzip.jpg|800px|Schrift- und Lautprinzip für die Schreibung von Dialekt]]
  
Im Gegensatz dazu erlaubt die lautnahe Schreibung zwar, die Lautung eines Dialekts originalgetreuer wiederzugeben (widr statt wieder), ist jedoch für den Schreiber und Leser mit einem Mehraufwand an Interpretationsleistung verbunden.
 
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|}
 
  
  
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==== Schrift und Lautprinzip im Namenbuch ====
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Die Differenzierung des '''[[Standardsprache_und_Dialekt#Schriftprinzip|Schriftprinzips]] (standardnahe Schreibung)''' und '''[[Standardsprache_und_Dialekt#Lautprinzip|Lautprinzips]] (lautnahe Schreibung)''' ist in obigen Kapiteln dargelegt. Wenn schon in der Mundartschreibweise von '''reinen''' Mundarttexten das '''Schriftprinzip''' gegenüber dem '''Lautprinzip''' z.T. bevorzugt wird, so sollte dies eigentlich erst recht auch für die Mundartschreibung von Lokalnamen gelten, wo die einfache Schreib- und Lesbarkeit eine besondere Rolle spielt, vgl. dazu die Anleitung zur Mundarschreibung von Werner Marti. Diese hat eine gewisse Analogie zu den [[Weisungen 1948]] / [[Weisungen 2011]], wobei die [[Weisungen 1948]]  / [[Weisungen 2011]] jedoch nicht nur die Forderung der einfache Schreib- und Lesbarkeit berücksichtigen, sondern auch dem Umstand Rechnung tragen, dass schriftsprachliche und mundartliche Schreibweisen in geeigneter Form koexistieren müssen.
  
[http://als.wikipedia.org/wiki/Rechtschreibung#Orientierig_am_Schriftd.C3.BCtsche Vgl. auch entsprechendes Kapitel im alemannischen Wikipedia]
+
[[Normalisierung_geografischer_Mundartnamen| vgl. auch Normalisierung geografischer Mundartnamen resp. unterschiedliche Schreibtypen in einem Namenbuch]]
  
  
=== Lautprinzip ===
 
  
ist geeignet für wissenschaftliche Aufzeichnungen, wie auch in Wörterbüchern (wegen der Lesbarkeit wird aber jedoch z.B. Dieth auch in Wörterbücher nicht konsequent angewendet, etwa im neuen Soorser Wöörterbüechli)
 
  
 +
== Empfehlungen Eduard Imhof ==
 +
[[Eduard Imhof| Empfehlungen Eduard Imhof vgl. hier]]
  
[[Bild:Sprachschema_Laut-_Schreibprinzip.jpg |left |800px|Schrift- und Lautprinzip für die Schreibung von Dialekt]]
 
  
 +
== Wann soll in Anlehnung an Standardsprache, wann in Anlehnung an Dialekt geschrieben werden? ==
 +
'''Bestimmungen in Weisungen 1948'''
  
[http://als.wikipedia.org/wiki/Rechtschreibung#Orientierig_ar_Ussprach Vgl. auch entsprechendes Kapitel im alemannischen Wikipedia]
 
  
 +
=== Belassung in der amtlichen Schreibweise ===
  
=== Schrift und Lautprinzip im Namenbuch ===
+
'''Art. 4''' ''Für die Schreibung der Namen von Städte, Dörfer, Weiler, Häusergruppen und einzelne Häuser, die auch in der Bundesverwaltung im Gebrauch stehen, ist das Ortsverzeichnis des amtlichen Kursbuches (Post- und Eisenbahnausgabe) massgebend.''
Die Differenzierung des '''[[Standardsprache_und_Dialekt#Schriftprinzip|Schriftprinzipes]] (standardnahe Schreibung)''' und '''[[Standardsprache_und_Dialekt#Lautprinzip|Lautprinzipes]] (lautnahe Schreibung)''' ist in Kapiteln dargelegt. Wenn schon in der Mundartschreibweise von '''reinen''' Mundarttexten das '''Schriftprinzip''' gegenüber dem '''Lautprinzip''' z.T. bevorzugt wird, so sollte dies eigentlich erst recht auch für die Mundartschreibung von Orts- und Lokalnamen gelten, wo die einfache Schreib- und Lesbarkeit eine besondere Rolle spielt, vgl. dazu die Anleitung zur Mundarschreibung von Werner Marti. Diese hat eine gewisse Analogie zu den Weisungen 1948, wobei die Weisungen 1948 jedoch nicht nur die Forderung der einfache Schreib- und Lesbarkeit berücksichtigen, sondern auch dem Umstand Rechnung tragen, dass schriftsprachliche und mundartliche Schreibweisen in geeigneter Form koexistieren müssen.
 
  
  
In einem Namenbuch existieren beide Prinzipien:
+
Anmerkung: Die Schreibung von in der Bundesverwaltung im Gebrauch stehenden Namen, welche nicht im amtlichen Kursbuch aufgeführt sind, bleibt offen. Es ist aber davon auszugehen, dass auch hier Rücksicht auf bestehene Register und Verzeichnisse genommen werden muss und dass die Bundesverwaltung auf die gesamte öffentliche Verwaltung auszudehnen ist.
 
[[Bild:Normalisierung.jpg|300px]]
 
  
  
{|border="1"
+
=== Belassung in herkömmlichen, allgemein üblicher Schreibweise ===
|-
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'''Art. 5''' ''Namen, denen infolge ihrer geographischen, historischen oder literarischen Bedeutung ein allgemeines Interesse zukommt, und solche, an welchen mehrere Kantone beteiligt sind (Bergketten, wichtigere Berge, Flüsse, Seen, Gletscher, Täler, Landschaften, Alpenpässe, Bergübergänge), sind zur Vermeidung von Missverständnissen nach Möglichkeit in der herkömmlichen, allgemein üblichen Schreibweise zu belassen.''
|style="background-color:#E0E0E0;" |'''Namenbuch'''||style="background-color:#E0E0E0;" |'''Prinzip'''
 
|-
 
|'''Phonetik'''||'''Lautprinzip (inkl. diakritsche Zeichen)'''
 
|-
 
|style="background-color:#FFFF40;" |'''Mundart'''||style="background-color:#FFFF40;" |'''Lautprinzip (ohne diakritische Zeichen)'''
 
|-
 
|style="background-color:#00CD00;" |'''Name (Lemma)'''||style="background-color:#00CD00;" |'''Schriftprinzip'''
 
|-
 
|}
 
  
  
 +
=== Schriftsprache ===
 +
'''Art. 6''' ''Es sind in der Schriftsprache zu schreiben:
 +
* die Bezeichnungen öffentlicher und privater Bauwerke und Betriebe, insbesondere wenn sie noch ihrem ursprünglichen Zweck dienen, wie: Rathaus, Schulhaus, Kirche, Kapelle, Kloster, Spital, Armenhaus, Friedhof, Mühle, Sägerei, Bergwerk, Steinbruch, Schiessplatz, Seilbahn, Brücke (Hohe Brücke, Teufelsbrücke), Kreuzstrasse, Spinnerei, Wasserwerk, Lehmgrube, Kiesgrube usw.
 +
* die Sachbezeichnungen im Liegenschaftsverzeichnis Wohnhaus, Ökonomiegebäude, Garten, Wiese, Acker, Reben, Weide, Wald usw.''
  
== Das «Warum» des Schriftbildes ==
 
Auch in der Standardsprache entspricht das Schriftbild nicht immer dem Lautbild.
 
Näheres dazu gemäss folgenden beiden Quellen:
 
  
 +
=== Schreibweise in Anlehnung an ortsübliche Aussprache (Dialekt) ===
 +
'''Art. 7'''  ''Die Schreibung der Namen von geringer, lokaler Bedeutung, für die nach Artikel 4 und 5 '''keine besondere Regelung''' vorgesehen ist, erfolgt in Anlehnung an die ortsübliche Aussprache '''nach den im Anhang zu diesen Weisungen enthaltenen Grundsätzen und Schreibregeln.'''''
  
[http://www.bk.admin.ch/dokumentation/sprachen/04915/05018/index.html?lang=de '''Leitfaden zur deutschen Rechtschreibung Schweizerische Bundeskanzlei''']
+
[[Bild:Schema_Weisungen_1948.jpg|none |800px|Schema Weisungen 1948]]
  
Kap. 1 Laute und Buchstaben (Seite 16)
 
  
* Schüfe man ein Schriftsystem, das das Lautsystem hundertprozentig abbildet, so bedeutete das einen radikalen Bruch mit der Schreibtradition, mit gewohnten Schriftbildern. Keine Sprachgemeinschaft ertrüge das, denn von heute auf morgen könnte der grösste Teil der Bevölkerung kaum mehr lesen und richtig schreiben überhaupt nicht mehr.
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'''In der Vergangenheit wurde der Spielraum zum Teil zu fest Richtung Art. 7 ausgenutzt [http://www.lokalnamen.ch/bilder/19791208_9.pdf vgl. dazu auch Presseartikel Pfannenstiel oder Pfannenstil.] Als Hauptgrundsatz sollte jedoch beachtet werden, dass Lokalnamen nur im öffentlichen Interesse geändert werden sollten.
* Und es käme etwas anderes hinzu: Ein und dasselbe Wort, ein und derselbe Wortbestandteil würde je nach sprachlicher Umgebung anders geschrieben, weil es beziehungsweise er nämlich anders gesprochen wird; das ist uns gar nicht bewusst. Man müsste den Wortstamm lieb, wie es im Mittelalter der Fall war, am Anfang einer Silbe oder eines Wortes mit b (also lie-ben) und am Ende einer Silbe oder eines Wortes mit p schreiben (also liep). Das würde das Lesen, das heisst das lesende Wiedererkennen von Wörtern, massiv erschweren.
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Auch wenn nun bestehende Lokalnamen obigen Grundsätzen nicht entsprechen, sollten sie so belassen werden wie sie sind (ausser für die Bereinigung für die vertikale Harmonie)'''
* Um dies zu verhindern, gilt das Stammprinzip. Danach schreibt man den Stamm in Wörtern einer Wortfamilie immer gleich, unabhängig davon, wie er gesprochen wird. Also nummerieren wegen Nummer, substanziell wegen Substanz.
 
  
  
[http://195.149.74.241/BIRKENBIHL/PDF/TEXTE/fonetix_4_das_warum_des_schriftbilds.pdf '''«Das Falschschreib-Spiel» von Vera F. Birkenbihl und Jan Müller''']
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Im «Bund» wurde 1965 im Artikel [[Lokalnamen_im_Bund_1965 | '''«Mundart am falschen Ort»''']] die Schreibweise von «Chünizbergwald» kritisiert. In der Ausgabe der Landeskarte 1978 findet sich wieder die ursprüngliche Schreibweise «Könizbergwald». Artikel 7 der Weisungen darf hier nicht angewendet werden, da es sich nicht um einen Namen nur von geringen und lokalen Bedeutung handelt (ähnlich wie «Pfannenstiel» anstelle von «Pfannenstil» in Meilen).
  
Zitate Seite 126
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[[Lokalnamen_Kanton_Nidwalden|Vgl. auch Lokalnamen im Kanton Nidwalden]], wo grundsätzlich nach [[Weisungen 1948]] / [[Weisungen 2011]]  geschrieben wird, wa man die Mundartschreibung im Namenbuch jedoch nicht nur auf Namen mit geringer, lokalen Bedeutung beschränkt hat. 
  
* Während das Schreiben nach Gehör das genaue Hinhören schult, macht es uns gleichzeitig bewusst, dass sich unser Schriftbild nicht allein vom Klang erklären lässt. Die Wiedergabe des Klangs ist zwar die Grundidee alphabetischer Schriften, führt aber nicht zur der Rechtschreibung, die im schulischen und beruflichen Alltag gebraucht wird.
 
* Damit Erwachsene Verständnis, Liebe und sogar Begeisterung für unser Schriftbild vermitteln können, müssen ihnen die Vorteile der Rechtschreibung gegenüber dem reinen Schreiben nach Gehör zunächst selber klar sein. Die Abweichungen des Schriftbilds vom reinen Klangbild lassen sich nämlich durch die Unterschiede zwischen Sprechen und Schreiben leicht erklären.
 
* „Schreibe so, dass der Leser dich schnell versteht“.
 
* Warum wir anders schreiben als wir sprechen:
 
** Fragen wir einmal nach dem Hauptunterschied zwischen dem gesprochenen und dem geschriebenen Wort, dann ist die Antwort offensichtlich: '''DAS GESCHRIEBENE WORT IST STUMM'''. Meist begegnet es uns auch losgelöst vom Erzeuger, muss also für sich allein verständlich sein, ohne Betonung, Mimik und Gestik des Sprechers.
 
** Das Schreiben nach Gehör leuchtet zwar auf Anhieb eher ein, ist aber auf Dauer schwerer zu lesen. Da Texte jedoch oft nur von einem geschrieben, aber von Millionen gelesen werden, ist der wichtigste Gesichtspunkt beim Schriftbild die '''LEICHTE LESBARKEIT'''.
 
  
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'''Je mehr in Dialekt geschriebene Lokalnamen sich an das Schriftbild der Standardsprache anlehnen (gemässigte Mundartschreibweise), desto besser passen sie zum Schriftbild der herkömmlich geschriebenen Lokalnamen und desto weniger spielt es eine Rolle, wann in Anlehnung an Standardsprache und wann in Anlehnung an Dialekt geschrieben wird.'''
  
== Empfehlungen Eduard Imhof ==
 
[[Eduard Imhof| Empfehlungen Eduard Imhof vgl. hier]]
 
  
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Anmerkung: Es ist interessant festzustellen, dass in den Weisungen 1948 vier verschiedene Arten von Schreibweisen definiert sind:
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* amtliche Schreibweise (Art. 4, amtlich fixiert, dürfte auch für Namen gelten, welche in die amtliche Vermessung aufgenommen worden sind)
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* herkömmliche, allgemeingültige Schreibweise (Art. 5, Schreibweise z.B. in der Siegfriedkarte). Es wird nicht von Schriftsprache gesprochen, da auch mundartliche Schreibweisen dazgehören, z.B. Brugg, Kilchberg usw.
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* Schriftdeutsch (Art. 6, für Objektbezeichnungen, z.B. im Duden aufgeführt)
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* Dialekt (Art. 7, schwierig zu notieren, daher spezielle Regeln)
  
  
== Schreibung von Orts- und Lokalnamen in gemässigter Mundart ==
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== Schreibung von Orts- und Lokalname in Mundart ==
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=== Schreibung von Lokalnamen in gemässigter Mundart ===
 
* Begriffe (alle gleichwertig):
 
* Begriffe (alle gleichwertig):
 
** '''gemässigte''', mund'''artliche''' ('''nicht extreme''' Mundart-) Schreibweise  
 
** '''gemässigte''', mund'''artliche''' ('''nicht extreme''' Mundart-) Schreibweise  
 
** '''mundart'''nahe (nicht '''laut'''nahe) Schreibweise
 
** '''mundart'''nahe (nicht '''laut'''nahe) Schreibweise
 
** Schreibweise in '''Anlehnung''' an Mundart (nicht '''reine''' oder mundart'''getreue''' Mundartschreibweise)
 
** Schreibweise in '''Anlehnung''' an Mundart (nicht '''reine''' oder mundart'''getreue''' Mundartschreibweise)
* gemässigte Mundartschreibweise im Sinne der [[Schreibweise_Orts-_und_Lokalnamen#Schreibregeln_Weisungen_1948 |Weisungen 1948]]: allgemein vertraute, häufig vorkommende Namenwörter, die in gleicher Form auch schweizerdeutsch sind, werden in der Regel in der schriftsprachlichen Form belassen z.B. Berg, Feld, Weg, Grat (nicht Bärg, Fäld, Wäg, Grot)
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* gemässigte Mundartschreibweise im Sinne der [[Schreibweise_Lokalnamen#Schreibregeln_Weisungen_1948 |Weisungen 1948]]: allgemein vertraute, häufig vorkommende Namenwörter, die in gleicher Form auch schweizerdeutsch sind, werden in der Regel in der schriftsprachlichen Form belassen z.B. Berg, Feld, Weg, Grat (nicht Bärg, Fäld, Wäg, Grot)
 
* Belassung des nicht gesprochenen -n
 
* Belassung des nicht gesprochenen -n
 
* Weisungen 1948: ''Diese Regeln bilden notgedrungen einen Kompromiss zwischen schriftsprachlicher, traditioneller und mundartlicher Schreibung und kommen in manchen Einzelheiten mehr den praktischen Bedürfnissen und dem sprachlichen Taktgefühl entgegen als wissenschaftlicher Folgerichtigkeit und strengen Prinzipien.''
 
* Weisungen 1948: ''Diese Regeln bilden notgedrungen einen Kompromiss zwischen schriftsprachlicher, traditioneller und mundartlicher Schreibung und kommen in manchen Einzelheiten mehr den praktischen Bedürfnissen und dem sprachlichen Taktgefühl entgegen als wissenschaftlicher Folgerichtigkeit und strengen Prinzipien.''
* Speziell ausgerichtet für eine leichte Les- und Schreibbarkeit von Orts- und Lokalnamen auf Karten und Plänen sowie für den schriftsprachlichen Verkehr [[Standardsprache_und_Dialekt#Das_.C2.ABWarum.C2.BB_des_Schriftbildes |vgl. Das «Warum» des Schriftbildes Schriftbildes]]
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* Speziell ausgerichtet für eine leichte Les- und Schreibbarkeit von Lokalnamen auf Karten und Plänen sowie für den schriftsprachlichen Verkehr [[Standardsprache_und_Dialekt#Das_.C2.ABWarum.C2.BB_des_Schriftbildes |vgl. Das «Warum» des Schriftbildes Schriftbildes]]
 
* Beispiele:
 
* Beispiele:
 
** Rebberg
 
** Rebberg
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'''Vorteile des Konzeptes Weisungen 1948:'''
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'''Vorteile des Konzeptes [[Weisungen 1948]] / [[Weisungen 2011]]:'''
* Die Weisungen 1948 entsprechen eher dem modernen Schriftprinzip. Sie erweisen sich daher als visionäre Schreibregeln aus dem Jahre 1948 für Orts- und Lokalnamen.
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* Die Weisungen 1948 entsprechen eher dem modernen Schriftprinzip. Sie erweisen sich daher als visionäre Schreibregeln aus dem Jahre 1948 für Lokalnamen.
 
* Die Anpassung von (mehrheitlich an die Standardsprache anlehnende) Schreibung Namen vor 1948 an die Schreibregeln Weisungen 1948 dürfte zu weit geringeren Änderungen führen, als wenn Namen gemäss Schreibregeln Weisungen 1948 an neue Schreibregeln mit grundsätzlichem Lautprinzip angepasst würden [[Lokalnamen_in_Chur | (vgl. Lokalnamen in der Stadt Chur)]]
 
* Die Anpassung von (mehrheitlich an die Standardsprache anlehnende) Schreibung Namen vor 1948 an die Schreibregeln Weisungen 1948 dürfte zu weit geringeren Änderungen führen, als wenn Namen gemäss Schreibregeln Weisungen 1948 an neue Schreibregeln mit grundsätzlichem Lautprinzip angepasst würden [[Lokalnamen_in_Chur | (vgl. Lokalnamen in der Stadt Chur)]]
* Weniger Diskrepanzen, wenn Namen vor 1948 unverändert beibehalten werden [http://www.gis.hsr.ch/wiki/Lokalnamen_in_Chur (vgl. Lokalnamen in der Stadt Chur)]
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* Weniger Diskrepanzen, wenn Namen vor 1948 unverändert beibehalten werden [[Lokalnamen_in_Chur| (vgl. Lokalnamen in der Stadt Chur)]]
 
* entspricht der bisherigen Schreibpraxis nach 1948 (ausser dort wo man leider davon abgewichen ist)
 
* entspricht der bisherigen Schreibpraxis nach 1948 (ausser dort wo man leider davon abgewichen ist)
* [[Allgemeine_Akzeptanz_Schreibweise_Orts-_und_Lokalnamen |allgemeine Akzeptanz]] bei den Benutzter und der Öffentlichkeit
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* [[Allgemeine_Akzeptanz_Schreibweise_Lokalnamen |allgemeine Akzeptanz]] bei den Benutzter und der Öffentlichkeit
* Auch Mundartnamen gemäss Weisungen 1948 lehnen sich relativ stark an die herkömmliche Schreibweise an. Eine Mischung zwischen herkömmlichen Namen mit Mundartnamen nach Weisungen 1948 ist daher weit weniger problematisch, als eine Mischung von herkömmlichen Namen mit Mundartnamen nach Lautprinzip (Harmonie zwischen Ortschaften, Weilern, Hofnamen und Flurnamen)
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* Auch Mundartnamen gemäss [[Weisungen 1948]] / [[Weisungen 2011]]  lehnen sich relativ stark an die herkömmliche Schreibweise an. Eine Mischung zwischen herkömmlichen Namen mit Mundartnamen nach [[Weisungen 1948]] / [[Weisungen 2011]]  ist daher weit weniger problematisch, als eine Mischung von herkömmlichen Namen mit Mundartnamen nach Lautprinzip (Harmonie zwischen Ortschaften, Weilern, Hofnamen und Flurnamen)
 
* Verwendbarkeit für Namen von Strassen, Haltestellen, Siedlungsstatistik
 
* Verwendbarkeit für Namen von Strassen, Haltestellen, Siedlungsstatistik
 
* Namen passen sich besser in die Umgebung der hochdeutschen Schreibweise als bei lautnaher Schreibweise
 
* Namen passen sich besser in die Umgebung der hochdeutschen Schreibweise als bei lautnaher Schreibweise
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'''Stellungnahmen zur Schreibweise von Orts- und Lokalnamen:'''
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'''Stellungnahmen zur Schreibweise von Lokalnamen:'''
* 1947 In der Stellungnahme der Schaffhauser zu den Entwürfen des Bundes für lautnahe Schreibweise von Orts- und Lokalnamen, verfasst vom späteren Regierungsrat Hermann Wanner, steht zu lesen: ''«Ohne Benützung phonetischer Zeichen wird es nie gelingen, der reichen Vielfalt der Mundart gerecht zu werden mit all den Vokalen, Umlauten, verschieden ausgesprochenen Konsonanten und auch der Betonung. So wird auch eine konsequente Mundartschreibung in den Karten in jeder Hinsicht unbefriedigend sein, weil es den einen zu weit geht und unverständlich bleibt und den Verfechtern der Mundartschreibung doch wieder nicht genügen kann»''
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* 1947 In der Stellungnahme der Schaffhauser zu den Entwürfen des Bundes für lautnahe Schreibweise von Lokalnamen, verfasst vom späteren Regierungsrat Hermann Wanner, steht zu lesen: ''«Ohne Benützung phonetischer Zeichen wird es nie gelingen, der reichen Vielfalt der Mundart gerecht zu werden mit all den Vokalen, Umlauten, verschieden ausgesprochenen Konsonanten und auch der Betonung. So wird auch eine konsequente Mundartschreibung in den Karten in jeder Hinsicht unbefriedigend sein, weil es den einen zu weit geht und unverständlich bleibt und den Verfechtern der Mundartschreibung doch wieder nicht genügen kann»''
 
* 24. Mai 2006 Der Bundesrat teilt die Auffassung, wonach die Weisungen 1948 einen sinnvollen Kompromiss zwischen berechtigter Schrifttradition und reiner Lokalsprache darstellen. Der darin in Artikel 7 aufgestellte Grundsatz, Namen von geringer, lokaler Bedeutung seien in Anlehnung an die ortsübliche Aussprache zu schreiben, ist auch heute unbestritten.
 
* 24. Mai 2006 Der Bundesrat teilt die Auffassung, wonach die Weisungen 1948 einen sinnvollen Kompromiss zwischen berechtigter Schrifttradition und reiner Lokalsprache darstellen. Der darin in Artikel 7 aufgestellte Grundsatz, Namen von geringer, lokaler Bedeutung seien in Anlehnung an die ortsübliche Aussprache zu schreiben, ist auch heute unbestritten.
 
* 2006 Teilnehmer in [http://www.blogwiese.ch/archives/478#comment-18462 blogwiese]: ''«Solange es nicht genügend Vokale gibt, um die Aussprache der jeweiligen Orts- und Flurnamen überhaupt einigermassen korrekt darzustellen, hat es trotz aktueller Dialektomanie schlicht keinen Sinn, die «angeblich korrekte örtliche Form» im Dialekt schriftlich fixieren zu wollen. Ganz abgesehen von der Entscheidung, welche der überlieferten, veralteten, differierenden oder aktuellen Formen die offizielle sein soll. Lassens wir also wies ist»''  
 
* 2006 Teilnehmer in [http://www.blogwiese.ch/archives/478#comment-18462 blogwiese]: ''«Solange es nicht genügend Vokale gibt, um die Aussprache der jeweiligen Orts- und Flurnamen überhaupt einigermassen korrekt darzustellen, hat es trotz aktueller Dialektomanie schlicht keinen Sinn, die «angeblich korrekte örtliche Form» im Dialekt schriftlich fixieren zu wollen. Ganz abgesehen von der Entscheidung, welche der überlieferten, veralteten, differierenden oder aktuellen Formen die offizielle sein soll. Lassens wir also wies ist»''  
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Vgl. dazu auch:
 
Vgl. dazu auch:
* [[Kritik_an_Revision_Schreibregeln_Orts-_und_Lokalnamen#M.C3.A4ngel_in_den_Weisungen_1948.3F | Mängel an Weisungen 1948?]]
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* [[Kritik_an_Revision_Schreibregeln_Lokalnamen#M.C3.A4ngel_in_den_Weisungen_1948.3F | Mängel an Weisungen 1948?]]
* [[Chronologie_Schreibweise_von_Orts-_und_Lokalnamen#22.9.1977_Tagung_des_Arbeitskreises_Namenforschung_in_Berlin | Tagung vom 22.9.1977 des Arbeitskreises für Namenforschung in Berlin]]
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* [[Chronologie_Schreibweise_von_Lokalnamen#22.9.1977_Tagung_des_Arbeitskreises_Namenforschung_in_Berlin | Tagung vom 22.9.1977 des Arbeitskreises für Namenforschung in Berlin]]
* [[Kritik_an_Revision_Schreibregeln_Orts-_und_Lokalnamen#Umdeutung_.C2.ABAnlehnung_an_orts.C3.BCbliche_Sprechform.C2.AB | Umdeutung «Anlehnung an ortsübliche Sprechform» ]]
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* [[Kritik_an_Revision_Schreibregeln_Lokalnamen#Umdeutung_.C2.ABAnlehnung_an_orts.C3.BCbliche_Sprechform.C2.AB | Umdeutung «Anlehnung an ortsübliche Sprechform» ]]
* [[Standpunkt_der_Benutzer_zur_Schreibweise_von_Orts-_und_Lokalnamen#Weisungen_1948_l.C3.B6st_Interessenkonflikte | Weisungen 1948 lösen Interessenkonflikte]]
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* [[Standpunkt_der_Benutzer_zur_Schreibweise_von_Lokalnamen#Weisungen_1948_l.C3.B6st_Interessenkonflikte | Weisungen 1948 lösen Interessenkonflikte]]
  
  
== Schreibung von Orts- und Lokalnamen in lautnaher Mundart ==
+
=== Schreibung von Lokalnamen in lautnaher Mundart ===
 
* Begriffe (alle gleichwertig):
 
* Begriffe (alle gleichwertig):
 
** '''laut'''nahe, mundart'''getreue''' (nich nur '''mundart'''nahe) Schreibweise
 
** '''laut'''nahe, mundart'''getreue''' (nich nur '''mundart'''nahe) Schreibweise
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'''Negative Auswirkungen der lautnahen Mundartschreibweise'''
 
'''Negative Auswirkungen der lautnahen Mundartschreibweise'''
  
Auf Karten und Plänen erwartet man nicht lautnahe mundartliche Namen. Da Orts- und Lokalnamen vor allem im schriftsprachlichen Verkehr zwischen Behörden und Volk benutzt werden, können isolierte, lautnahe mundartliche Namen äusserst lächerlich und peinlich wirken. Sogar in der Mundartliteratur wird propagiert, eine Mundartschreibweise zu wählen möglichst in Anlehnung an das gewöhnte hochdeutsche Schriftbild. Mundartausdrücke können nur sehr mangelhaft mit unserem Alphabet wiedergegeben werden. Wir sind uns gewohnt, Schriftsprache zu lesen und automatisch korrekt in Mundart auszusprechen und umgekehrt Mundart zu hören und korrekt in Schriftsprache zu schreiben.
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Auf Karten und Plänen erwartet man nicht lautnahe mundartliche Namen. Da Lokalnamen vor allem im schriftsprachlichen Verkehr zwischen Behörden und Volk benutzt werden, können isolierte, lautnahe mundartliche Namen äusserst lächerlich und peinlich wirken. Sogar in der Mundartliteratur wird propagiert, eine Mundartschreibweise zu wählen möglichst in Anlehnung an das gewöhnte hochdeutsche Schriftbild. Mundartausdrücke können nur sehr mangelhaft mit unserem Alphabet wiedergegeben werden. Wir sind uns gewohnt, Schriftsprache zu lesen und automatisch korrekt in Mundart auszusprechen und umgekehrt Mundart zu hören und korrekt in Schriftsprache zu schreiben.
  
Zu berücksichtigen ist auch, dass Orts- und Lokalnamen nicht nur der einheimischen Bevölkerung dienen müssen, sondern einem internationalen Publikum.
+
Zu berücksichtigen ist auch, dass Lokalnamen nicht nur der einheimischen Bevölkerung dienen müssen, sondern einem internationalen Publikum.
 
In Kanton Schaffhausen wurde ein «Hemmentalertal» in ein «Hämedalertaal» geändert. Es ist schlichtweg nicht vorstellbar, dass der Schiessplatz «Hemmentalertal» in Schiessplatz  «Hämedalertaal» umbenannt würde. Auch die  [[%C3%84nderungen_Schreibweise_Lokalnamen#.C3.84nderungen_in_der_Amtlichen_Vermessung_in_der_Gemeinde_Schleitheim| Flurnamenkarte von Schleitheim]] wirkt lächerlich. Es ist nicht verwunderlich, dass in [http://www.blogwiese.ch/archives/438 blogwiese] bei dieser Dialektomanie von einem Schildbürgerstreich, einer riesigen Arbeitsbeschaffung und Verschwendung von Steuergeldern gesprochen wird. Da extrem mundartliche Schreibweisen kaum Akzeptanz finden, ist künftig damit zu rechnen, dass mehrere Schreibformen existieren. Gefordert wird jedoch eine einzige, offizielle Schreibweise.
 
In Kanton Schaffhausen wurde ein «Hemmentalertal» in ein «Hämedalertaal» geändert. Es ist schlichtweg nicht vorstellbar, dass der Schiessplatz «Hemmentalertal» in Schiessplatz  «Hämedalertaal» umbenannt würde. Auch die  [[%C3%84nderungen_Schreibweise_Lokalnamen#.C3.84nderungen_in_der_Amtlichen_Vermessung_in_der_Gemeinde_Schleitheim| Flurnamenkarte von Schleitheim]] wirkt lächerlich. Es ist nicht verwunderlich, dass in [http://www.blogwiese.ch/archives/438 blogwiese] bei dieser Dialektomanie von einem Schildbürgerstreich, einer riesigen Arbeitsbeschaffung und Verschwendung von Steuergeldern gesprochen wird. Da extrem mundartliche Schreibweisen kaum Akzeptanz finden, ist künftig damit zu rechnen, dass mehrere Schreibformen existieren. Gefordert wird jedoch eine einzige, offizielle Schreibweise.
  
  
== Zwitterformen ==
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=== Zwitterformen ===
 
Zwitter = Mischung zwischen Standardsprache und Mundart
 
Zwitter = Mischung zwischen Standardsprache und Mundart
 
* Zwitterform als Mischung zwischen Standardsprache und '''gemässigter Mundart''': '''kaum störend, aber in der Schweiz nicht immer ganz vermeidbar'''
 
* Zwitterform als Mischung zwischen Standardsprache und '''gemässigter Mundart''': '''kaum störend, aber in der Schweiz nicht immer ganz vermeidbar'''
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=== Schreibung des stummen -n ===
 
Beibehaltung [[Stummes_-n_in_geografischen_Namen |stummes -n]]
 
Beibehaltung [[Stummes_-n_in_geografischen_Namen |stummes -n]]
 
* entspricht dem Schriftprinzip und der bisherigen Schrifttradition z.B. «Bärenboden».  
 
* entspricht dem Schriftprinzip und der bisherigen Schrifttradition z.B. «Bärenboden».  
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* Es wird z.B. in [[Gemeindenamen_mit_-n |'''ca. 40% aller deutschsprachigen Gemeinde-''']] und [[Ortschaftsnamen_mit_-n |'''Ortschaftsnamen''']] in der Schweiz geschrieben.
 
* Es wird z.B. in [[Gemeindenamen_mit_-n |'''ca. 40% aller deutschsprachigen Gemeinde-''']] und [[Ortschaftsnamen_mit_-n |'''Ortschaftsnamen''']] in der Schweiz geschrieben.
 
* auch wenn dieses -n nicht gesprochen wird, besteht kein Grund, es zu tilgen.
 
* auch wenn dieses -n nicht gesprochen wird, besteht kein Grund, es zu tilgen.
* Wo Orts- und Lokalnamen in Strassennamen auftauschen, wird die Schreibung des -n erwartet.
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* Wo Lokalnamen in Strassennamen auftauschen, wird die Schreibung des -n erwartet.
 
* wo das -n traditionell nicht geschrieben wird (z.B. Teile des Kantons Bern), kann diese Schreibtradition durchaus belassen werden  
 
* wo das -n traditionell nicht geschrieben wird (z.B. Teile des Kantons Bern), kann diese Schreibtradition durchaus belassen werden  
  
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* Die Frage der Schreibweise von Orts- und Lokalnamen darf nicht nur innerhalb eines einzelnen Namens gesehen werden, sondern muss gesamtheitlich betrachtet werden! Das Nebeneinader von Namen von Ortschaften, Weilern, Höfen, Fluren, Gelände und Gewässer ist ebenso wichtig. Diese lehnen sich je nachdem ob sie lokal oder unbedeutend sind an die Mundart oder in den übrigen Fällen an die Standardsprache an.
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* Die Frage der Schreibweise von Lokalnamen darf nicht nur innerhalb eines einzelnen Namens gesehen werden, sondern muss gesamtheitlich betrachtet werden! Das Nebeneinader von Namen von Ortschaften, Weilern, Höfen, Fluren, Gelände und Gewässer ist ebenso wichtig. Diese lehnen sich je nachdem ob sie lokal oder unbedeutend sind an die Mundart oder in den übrigen Fällen an die Standardsprache an.
 
* Die Weisungen 1948 bestehen nicht aus einer Ansammlung einzelner Schreibregeln, sondern bilden ein durchdachtes und aufeinander abgestimmtes Gesamtregelwerk
 
* Die Weisungen 1948 bestehen nicht aus einer Ansammlung einzelner Schreibregeln, sondern bilden ein durchdachtes und aufeinander abgestimmtes Gesamtregelwerk
 
* Die Variante gemässigte Mundart gemäss Weisungen 1948 ergibt ein wesentlich besseres Gesamt Erscheinungsbild einer Karte oder eines Planes als gemäss Leitfaden Toponymie 2006 mit lautnaher Mundart!
 
* Die Variante gemässigte Mundart gemäss Weisungen 1948 ergibt ein wesentlich besseres Gesamt Erscheinungsbild einer Karte oder eines Planes als gemäss Leitfaden Toponymie 2006 mit lautnaher Mundart!
* Das Lautprinzip eignet sich für Orts- und Lokalnamen nicht, sonst müsste im Kanton Bern z.B. «-waud«» anstelle «-wald» geschrieben werden und es ist nahe liegend, das Schriftprinzip gemäss Eduard Imhof zu verwenden.
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* Das Lautprinzip eignet sich für Lokalnamen nicht, sonst müsste im Kanton Bern z.B. «-waud«» anstelle «-wald» geschrieben werden und es ist nahe liegend, das Schriftprinzip gemäss Eduard Imhof zu verwenden.
  
 
Über all diese Fragen kann lange diskutiert werden; massgebend ist, dass 1948 ein Entscheid gefällt wurde, welcher heute nicht umgestossen werden kann oder sonst verheerende Folgen hat.
 
Über all diese Fragen kann lange diskutiert werden; massgebend ist, dass 1948 ein Entscheid gefällt wurde, welcher heute nicht umgestossen werden kann oder sonst verheerende Folgen hat.
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== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==
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* [[Weisungen 2011]]
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* [[Weisungen 1948]]
 +
* [[Eduard_Imhof#Mundart_oder_Schriftsprache| Eduard Imhof - Kartenbeschriftung: Mundart oder Schriftsprache]]
 
* [[Wellenberg_oder_Weleb%C3%A4rg|Wellenberg oder Welebärg?]]
 
* [[Wellenberg_oder_Weleb%C3%A4rg|Wellenberg oder Welebärg?]]
 
* [[Eduard_Imhof|Eduard Imhof]]
 
* [[Eduard_Imhof|Eduard Imhof]]
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== Weblinks ==
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* [http://de.wikipedia.org/wiki/Standardsprache Standardsprache] Wikipedia DE
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* [http://de.wikipedia.org/wiki/Dialekt Dialekt] Wikipedia DE
 
* '''[http://als.wikipedia.org/wiki/Houptsyte Alemannisches Wikipedia]'''
 
* '''[http://als.wikipedia.org/wiki/Houptsyte Alemannisches Wikipedia]'''
 
** [http://als.wikipedia.org/wiki/Alemannische_Ortsnamen Alemanische Ortsnamen]
 
** [http://als.wikipedia.org/wiki/Alemannische_Ortsnamen Alemanische Ortsnamen]
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{{Trailer geografische Namen}}
== Weblinks ==
 
* [[Geografische_Namen | Geografische Namen]]
 
* [[lokalnamen.ch | Orts- und Lokalnamen]]
 
  
 
<!-- Kategorien und ev. Koordinaten -->
 
<!-- Kategorien und ev. Koordinaten -->
 
[[Kategorie:Geografische Namen]]
 
[[Kategorie:Geografische Namen]]

Aktuelle Version vom 5. März 2016, 16:47 Uhr

Geografische Namen Lokalnamen Gebäudeadressen Inhaltsverzeichnis+Übersicht Aktuell
Rosenberg oder Rosebärg


Details zur Abbildung Rosenberg resp. Rosebärg

Es geht auf dieser Seite um Dialektschreibweise von Lokalnamen in der Deutschsprachigen Schweiz aus Sicht der Benutzer. Hintergrund wie Mundart Eingang in Lokalnamen in der deutschprachigen Schweiz fand vgl. hier


Allgemeines

In der Schweiz werden für Hochdeutsch und Mundart folgende Begriffe gleichbedeutend verwendet:

  • Standardsprache, Hochdeutsch, Standarddeutsch, «Schriftsprache» (Sprache, welche für die Schrift verwendet wird)
  • Mundart, Dialekt, Lokalsprache, Schweizerdeutsch


In den Dufour- und Sigfriedkarten des 19. Jh. wurden Lokalnamen vorwiegend in der damaligen Standardsprache geschrieben. Probleme gab es, wenn keine entsprechenden Ausdrücke in Standardsprache existierten. Daher hat man entweder

  • Namen in der Mundart geschrieben z.B. «Ennetbaden»
  • oder Namen verhochdeutscht wie z.B. «Scheur»

In der Schweiz ist es unvermeidlich, dass standardsprachlich und mundartlich geschriebene Lokalnamen auf Karten und Plänen nebeneinander existieren müssen.

Die traditionelle Schreibweise der Lokalnamen bis 1948 lehnte sich stark an die Schriftsprache an. Anstelle Anlehunung an die Schriftsprache wird auch von traditioneller, herkömmlicher Schreibweise gesprochen.

Nach 1948 wurden Namen mit geringer, lokaler Bedetung in Anlehnung an die Mundart geschrieben mit Anlehnung an das Schriftbild der Schriftsprache.


Anforderungen der Verordnung über geogafische Namen (GeoNV) an die Schreibweise von Lokalnamen vgl. hier


Im Folgenden werden die beiden Fragen behandelt:

  • Wann sollen Lokalnamen traditionel in Anlehnung an Standardsprache, wann in Anlehnung an Dialekt (mit teilweiser Anlehnung an das Schriftbild der Standardsprache) geschrieben werden?
  • und in den weiteren Kapiteln: Wie sollen Lokalnamen in Anlehnung an Dialekt geschrieben werden?


Gesprochene und geschriebene Sprache

  • Bei der Schreibung der gesprochenen Standardsprache ist eine Normalisierung notwendig.
  • Dies gilt auch für die Schreibung der gesprochenen Mundart.

Normalisierung geografischer Mundartnamen vgl. hier



Weitere Links zu dieser Thematik


Das «Warum» des Schriftbildes

Auch in der Standardsprache entspricht das Schriftbild nicht immer dem Lautbild. Näheres dazu gemäss folgenden beiden Quellen:


Leitfaden zur deutschen Rechtschreibung Schweizerische Bundeskanzlei

Kap. 1 Laute und Buchstaben (Seite 16)

  • Schüfe man ein Schriftsystem, das das Lautsystem hundertprozentig abbildet, so bedeutete das einen radikalen Bruch mit der Schreibtradition, mit gewohnten Schriftbildern. Keine Sprachgemeinschaft ertrüge das, denn von heute auf morgen könnte der grösste Teil der Bevölkerung kaum mehr lesen und richtig schreiben überhaupt nicht mehr.
  • Und es käme etwas anderes hinzu: Ein und dasselbe Wort, ein und derselbe Wortbestandteil würde je nach sprachlicher Umgebung anders geschrieben, weil es beziehungsweise er nämlich anders gesprochen wird; das ist uns gar nicht bewusst. Man müsste den Wortstamm lieb, wie es im Mittelalter der Fall war, am Anfang einer Silbe oder eines Wortes mit b (also lie-ben) und am Ende einer Silbe oder eines Wortes mit p schreiben (also liep). Das würde das Lesen, das heisst das lesende Wiedererkennen von Wörtern, massiv erschweren.
  • Um dies zu verhindern, gilt das Stammprinzip. Danach schreibt man den Stamm in Wörtern einer Wortfamilie immer gleich, unabhängig davon, wie er gesprochen wird. Also nummerieren wegen Nummer, substanziell wegen Substanz.


«Das Falschschreib-Spiel» von Vera F. Birkenbihl und Jan Müller

Zitate Seite 126

  • Während das Schreiben nach Gehör das genaue Hinhören schult, macht es uns gleichzeitig bewusst, dass sich unser Schriftbild nicht allein vom Klang erklären lässt. Die Wiedergabe des Klangs ist zwar die Grundidee alphabetischer Schriften, führt aber nicht zur der Rechtschreibung, die im schulischen und beruflichen Alltag gebraucht wird.
  • Damit Erwachsene Verständnis, Liebe und sogar Begeisterung für unser Schriftbild vermitteln können, müssen ihnen die Vorteile der Rechtschreibung gegenüber dem reinen Schreiben nach Gehör zunächst selber klar sein. Die Abweichungen des Schriftbilds vom reinen Klangbild lassen sich nämlich durch die Unterschiede zwischen Sprechen und Schreiben leicht erklären.
  • „Schreibe so, dass der Leser dich schnell versteht“.
  • Warum wir anders schreiben als wir sprechen:
    • Fragen wir einmal nach dem Hauptunterschied zwischen dem gesprochenen und dem geschriebenen Wort, dann ist die Antwort offensichtlich: DAS GESCHRIEBENE WORT IST STUMM. Meist begegnet es uns auch losgelöst vom Erzeuger, muss also für sich allein verständlich sein, ohne Betonung, Mimik und Gestik des Sprechers.
    • Das Schreiben nach Gehör leuchtet zwar auf Anhieb eher ein, ist aber auf Dauer schwerer zu lesen. Da Texte jedoch oft nur von einem geschrieben, aber von Millionen gelesen werden, ist der wichtigste Gesichtspunkt beim Schriftbild die LEICHTE LESBARKEIT.


Schrift- und Lautprinzip bei Dialektschreibweise

In der Schweiz existiert keine standardisierte Schreibweise für Dialekt. Es kann grundsätzlich zwischen Schrift- und Lautprinzip unterschieden werden:


Schriftprinzip

Schriftprinzip / Standardprinzip / Normalisierungsprinzip

Begriff

  • Der Begriff Schriftprinzip wird vielfach im Zusammenhang mit Martin Luther und der Reformation verwendet.
  • Der Begriff Schriftprinzip hier im Wiki wird als Standardprinzip im Zusammenhang mit der Verschriftung von Dialekt verstanden im Sinne von:
    • standardnah
    • normalisiert
    • im Sinne des Lexikons ("inneres Lexikon") und der Orthografie
    • Schriftprinzip ist zugleich z.T. auch Lautprinzip im Sinne von: Anlehnung an die Schriftsprache wo sinnvoll und möglich vgl. auch Art. 4 Abs. 2 Verordnung über geografische Namen (GeoNV)


Schriftprinzip ist geeignet für pragmatische Schreibweisen (z.B. für Mundarttexte, Kinderbücher usw.) Der Ansatz, sich soweit als möglich an das standarddeutsche Schriftbild anzupassen ist der ältere (zum Beispiel bei Rudolf von Tavel, Simon Gfeller, Otto von Greyerz, Carl Albert Loosli), und ist vermutlich auch heute noch der üblichste.


Werner Marti

Vgl. Bärndütschi Schrybwys Kurze Anleitung zum Aufschreiben in schweizerdeutscher, besonders bernischer Mundart Von Werner Marti Zeitschrift SchweizerDeutsch 1/09 Seite 17


Trudi Christen

Zitat Trudi Christen, begeisterte Leserin von Mundartliteratur,Sprachkreis DeutschUnser Wunsch wäre Dialekt geschrieben in Anlehnung an das Schriftbild der hochdeutschen Schriftsprache. Ein leserfreundlicher Druck! Den Lesern und dem Dialekt zuliebe!


Martin Reck

Auch Martin Reck hält in Sprachstrukturelle Unterschiede zwischen dem Stadt-Berndeutsch und der Deutschen Standardsprache im Kap. 2 «Zur Schreibung der berndeutschen Laute im Vergleich zu den schriftdeutschen» (Seite 8) fest:

Die SchreiberInnen von Mundarttexten halten sich nicht an Normen und schreiben zunächst, wie sie es gerade für richtig halten. So hat denn jede/jeder MundartschriftstellerIn nicht nur ihre/seine eigene Sprache, sondern auch ihre/seine eigene Orthographie; denn es macht sich fast niemand die Mühe eines der für die einzelnen Idiome mehr oder weniger einheitlichen Bücher zu diesem Thema zu lesen, bevor sie oder er zu schreiben beginnt.

Dennoch darf allgemein festgestellt werden, dass sich die meisten Mundart schreibenden Personen an der deutschen Schriftsprache orientieren, um so auch den höchstmöglichen Verständlichkeitsgrad zu erreichen, wodurch allerdings öfters auch ganz eigenartige, ungewollt lustig wirkende Stilblüten hervorgebracht werden. So ist und bleibt die gute Lesbarkeit die Maxime aller Dialekt Schreibenden, die nicht nur sich selbst und allenfalls einige wenige Eingeweihte erreichen wollen.


«Laien»-Verschriftlichung von Dialekten

Vgl. SchweizerDeutsch 1/09 Seite 15, Autorin: Christiane Stieger


Lautprinzip

Begriffe

  • Der Begrff Lautprinzip wird meist im Zusammenhang mit der Standarsprache verwende als Gegensatz zu anderen Prinzipien der Verschriflichung, z.B. Stammprinzip (Stammwörter im gleich schreiben)
  • Hier im Wiki wird Lautprinzip im Zusamnenhang mit der Verschriftlichung von Dialekt verstanden im Gegensatz zum Schriftprinzip


Lautprinzip ist geeignet für wissenschaftliche Aufzeichnungen, wie auch in Wörterbüchern, wird wegen der Lesbarkeit aber jedoch z.B. auch in Wörterbücher nicht konsequent angewendet, etwa im neuen Soorser Wöörterbüechli


Eugen Dieth

  • eine konsequente Schreibweise im Sinne des Lautprinzipes ist die Schreibweise nach Eugen Dieht


Allemanisches Wikipedia

Vgl. auch entsprechendes Kapitel im alemannischen Wikipedia


Schrift- und Lautprinzip

Allgeneines

Schrift- und Lautprinzip für die Schreibung von Dialekt


Schrift und Lautprinzip im Namenbuch

Die Differenzierung des Schriftprinzips (standardnahe Schreibung) und Lautprinzips (lautnahe Schreibung) ist in obigen Kapiteln dargelegt. Wenn schon in der Mundartschreibweise von reinen Mundarttexten das Schriftprinzip gegenüber dem Lautprinzip z.T. bevorzugt wird, so sollte dies eigentlich erst recht auch für die Mundartschreibung von Lokalnamen gelten, wo die einfache Schreib- und Lesbarkeit eine besondere Rolle spielt, vgl. dazu die Anleitung zur Mundarschreibung von Werner Marti. Diese hat eine gewisse Analogie zu den Weisungen 1948 / Weisungen 2011, wobei die Weisungen 1948 / Weisungen 2011 jedoch nicht nur die Forderung der einfache Schreib- und Lesbarkeit berücksichtigen, sondern auch dem Umstand Rechnung tragen, dass schriftsprachliche und mundartliche Schreibweisen in geeigneter Form koexistieren müssen.

vgl. auch Normalisierung geografischer Mundartnamen resp. unterschiedliche Schreibtypen in einem Namenbuch



Empfehlungen Eduard Imhof

Empfehlungen Eduard Imhof vgl. hier


Wann soll in Anlehnung an Standardsprache, wann in Anlehnung an Dialekt geschrieben werden?

Bestimmungen in Weisungen 1948


Belassung in der amtlichen Schreibweise

Art. 4 Für die Schreibung der Namen von Städte, Dörfer, Weiler, Häusergruppen und einzelne Häuser, die auch in der Bundesverwaltung im Gebrauch stehen, ist das Ortsverzeichnis des amtlichen Kursbuches (Post- und Eisenbahnausgabe) massgebend.


Anmerkung: Die Schreibung von in der Bundesverwaltung im Gebrauch stehenden Namen, welche nicht im amtlichen Kursbuch aufgeführt sind, bleibt offen. Es ist aber davon auszugehen, dass auch hier Rücksicht auf bestehene Register und Verzeichnisse genommen werden muss und dass die Bundesverwaltung auf die gesamte öffentliche Verwaltung auszudehnen ist.


Belassung in herkömmlichen, allgemein üblicher Schreibweise

Art. 5 Namen, denen infolge ihrer geographischen, historischen oder literarischen Bedeutung ein allgemeines Interesse zukommt, und solche, an welchen mehrere Kantone beteiligt sind (Bergketten, wichtigere Berge, Flüsse, Seen, Gletscher, Täler, Landschaften, Alpenpässe, Bergübergänge), sind zur Vermeidung von Missverständnissen nach Möglichkeit in der herkömmlichen, allgemein üblichen Schreibweise zu belassen.


Schriftsprache

Art. 6 Es sind in der Schriftsprache zu schreiben:

  • die Bezeichnungen öffentlicher und privater Bauwerke und Betriebe, insbesondere wenn sie noch ihrem ursprünglichen Zweck dienen, wie: Rathaus, Schulhaus, Kirche, Kapelle, Kloster, Spital, Armenhaus, Friedhof, Mühle, Sägerei, Bergwerk, Steinbruch, Schiessplatz, Seilbahn, Brücke (Hohe Brücke, Teufelsbrücke), Kreuzstrasse, Spinnerei, Wasserwerk, Lehmgrube, Kiesgrube usw.
  • die Sachbezeichnungen im Liegenschaftsverzeichnis Wohnhaus, Ökonomiegebäude, Garten, Wiese, Acker, Reben, Weide, Wald usw.


Schreibweise in Anlehnung an ortsübliche Aussprache (Dialekt)

Art. 7 Die Schreibung der Namen von geringer, lokaler Bedeutung, für die nach Artikel 4 und 5 keine besondere Regelung vorgesehen ist, erfolgt in Anlehnung an die ortsübliche Aussprache nach den im Anhang zu diesen Weisungen enthaltenen Grundsätzen und Schreibregeln.

Schema Weisungen 1948


In der Vergangenheit wurde der Spielraum zum Teil zu fest Richtung Art. 7 ausgenutzt vgl. dazu auch Presseartikel Pfannenstiel oder Pfannenstil. Als Hauptgrundsatz sollte jedoch beachtet werden, dass Lokalnamen nur im öffentlichen Interesse geändert werden sollten. Auch wenn nun bestehende Lokalnamen obigen Grundsätzen nicht entsprechen, sollten sie so belassen werden wie sie sind (ausser für die Bereinigung für die vertikale Harmonie)


Im «Bund» wurde 1965 im Artikel «Mundart am falschen Ort» die Schreibweise von «Chünizbergwald» kritisiert. In der Ausgabe der Landeskarte 1978 findet sich wieder die ursprüngliche Schreibweise «Könizbergwald». Artikel 7 der Weisungen darf hier nicht angewendet werden, da es sich nicht um einen Namen nur von geringen und lokalen Bedeutung handelt (ähnlich wie «Pfannenstiel» anstelle von «Pfannenstil» in Meilen).

Vgl. auch Lokalnamen im Kanton Nidwalden, wo grundsätzlich nach Weisungen 1948 / Weisungen 2011 geschrieben wird, wa man die Mundartschreibung im Namenbuch jedoch nicht nur auf Namen mit geringer, lokalen Bedeutung beschränkt hat.


Je mehr in Dialekt geschriebene Lokalnamen sich an das Schriftbild der Standardsprache anlehnen (gemässigte Mundartschreibweise), desto besser passen sie zum Schriftbild der herkömmlich geschriebenen Lokalnamen und desto weniger spielt es eine Rolle, wann in Anlehnung an Standardsprache und wann in Anlehnung an Dialekt geschrieben wird.


Anmerkung: Es ist interessant festzustellen, dass in den Weisungen 1948 vier verschiedene Arten von Schreibweisen definiert sind:

  • amtliche Schreibweise (Art. 4, amtlich fixiert, dürfte auch für Namen gelten, welche in die amtliche Vermessung aufgenommen worden sind)
  • herkömmliche, allgemeingültige Schreibweise (Art. 5, Schreibweise z.B. in der Siegfriedkarte). Es wird nicht von Schriftsprache gesprochen, da auch mundartliche Schreibweisen dazgehören, z.B. Brugg, Kilchberg usw.
  • Schriftdeutsch (Art. 6, für Objektbezeichnungen, z.B. im Duden aufgeführt)
  • Dialekt (Art. 7, schwierig zu notieren, daher spezielle Regeln)


Schreibung von Orts- und Lokalname in Mundart

Schreibung von Lokalnamen in gemässigter Mundart

  • Begriffe (alle gleichwertig):
    • gemässigte, mundartliche (nicht extreme Mundart-) Schreibweise
    • mundartnahe (nicht lautnahe) Schreibweise
    • Schreibweise in Anlehnung an Mundart (nicht reine oder mundartgetreue Mundartschreibweise)
  • gemässigte Mundartschreibweise im Sinne der Weisungen 1948: allgemein vertraute, häufig vorkommende Namenwörter, die in gleicher Form auch schweizerdeutsch sind, werden in der Regel in der schriftsprachlichen Form belassen z.B. Berg, Feld, Weg, Grat (nicht Bärg, Fäld, Wäg, Grot)
  • Belassung des nicht gesprochenen -n
  • Weisungen 1948: Diese Regeln bilden notgedrungen einen Kompromiss zwischen schriftsprachlicher, traditioneller und mundartlicher Schreibung und kommen in manchen Einzelheiten mehr den praktischen Bedürfnissen und dem sprachlichen Taktgefühl entgegen als wissenschaftlicher Folgerichtigkeit und strengen Prinzipien.
  • Speziell ausgerichtet für eine leichte Les- und Schreibbarkeit von Lokalnamen auf Karten und Plänen sowie für den schriftsprachlichen Verkehr vgl. Das «Warum» des Schriftbildes Schriftbildes
  • Beispiele:
    • Rebberg
    • Steinacher
    • Chirschbaummatte
    • Breitfeld


Vorteile des Konzeptes Weisungen 1948 / Weisungen 2011:

  • Die Weisungen 1948 entsprechen eher dem modernen Schriftprinzip. Sie erweisen sich daher als visionäre Schreibregeln aus dem Jahre 1948 für Lokalnamen.
  • Die Anpassung von (mehrheitlich an die Standardsprache anlehnende) Schreibung Namen vor 1948 an die Schreibregeln Weisungen 1948 dürfte zu weit geringeren Änderungen führen, als wenn Namen gemäss Schreibregeln Weisungen 1948 an neue Schreibregeln mit grundsätzlichem Lautprinzip angepasst würden (vgl. Lokalnamen in der Stadt Chur)
  • Weniger Diskrepanzen, wenn Namen vor 1948 unverändert beibehalten werden (vgl. Lokalnamen in der Stadt Chur)
  • entspricht der bisherigen Schreibpraxis nach 1948 (ausser dort wo man leider davon abgewichen ist)
  • allgemeine Akzeptanz bei den Benutzter und der Öffentlichkeit
  • Auch Mundartnamen gemäss Weisungen 1948 / Weisungen 2011 lehnen sich relativ stark an die herkömmliche Schreibweise an. Eine Mischung zwischen herkömmlichen Namen mit Mundartnamen nach Weisungen 1948 / Weisungen 2011 ist daher weit weniger problematisch, als eine Mischung von herkömmlichen Namen mit Mundartnamen nach Lautprinzip (Harmonie zwischen Ortschaften, Weilern, Hofnamen und Flurnamen)
  • Verwendbarkeit für Namen von Strassen, Haltestellen, Siedlungsstatistik
  • Namen passen sich besser in die Umgebung der hochdeutschen Schreibweise als bei lautnaher Schreibweise
  • ...


Stellungnahmen zur Schreibweise von Lokalnamen:

  • 1947 In der Stellungnahme der Schaffhauser zu den Entwürfen des Bundes für lautnahe Schreibweise von Lokalnamen, verfasst vom späteren Regierungsrat Hermann Wanner, steht zu lesen: «Ohne Benützung phonetischer Zeichen wird es nie gelingen, der reichen Vielfalt der Mundart gerecht zu werden mit all den Vokalen, Umlauten, verschieden ausgesprochenen Konsonanten und auch der Betonung. So wird auch eine konsequente Mundartschreibung in den Karten in jeder Hinsicht unbefriedigend sein, weil es den einen zu weit geht und unverständlich bleibt und den Verfechtern der Mundartschreibung doch wieder nicht genügen kann»
  • 24. Mai 2006 Der Bundesrat teilt die Auffassung, wonach die Weisungen 1948 einen sinnvollen Kompromiss zwischen berechtigter Schrifttradition und reiner Lokalsprache darstellen. Der darin in Artikel 7 aufgestellte Grundsatz, Namen von geringer, lokaler Bedeutung seien in Anlehnung an die ortsübliche Aussprache zu schreiben, ist auch heute unbestritten.
  • 2006 Teilnehmer in blogwiese: «Solange es nicht genügend Vokale gibt, um die Aussprache der jeweiligen Orts- und Flurnamen überhaupt einigermassen korrekt darzustellen, hat es trotz aktueller Dialektomanie schlicht keinen Sinn, die «angeblich korrekte örtliche Form» im Dialekt schriftlich fixieren zu wollen. Ganz abgesehen von der Entscheidung, welche der überlieferten, veralteten, differierenden oder aktuellen Formen die offizielle sein soll. Lassens wir also wies ist»
  • 2007 Benutzer: «Während für Namenbücher wissenschaftliche, lautnahe Schreibweisen entsprechend dem Lautprinzip verwendet werden, ist für die Schreibweise auf Karten und Plänen eine pragmatische, gemässigte Schreibweise entsprechend Schriftprinzip möglichst in Anlehnung an das standarddeutsche Schriftbild gefragt und in den Weisungen 1948 auch so vorgesehen. Die bisherige Problematik entstand, da man in letzter Zeit vor allem im Kanton Thurgau und im Kanton Schaffhausen die Schreibweise für Namenbücher auch für die Schreibung auf Karten und Plänen verwenden wollte und die bisherige, pragmatische Schreibung verändert hat»


Vgl. dazu auch:


Schreibung von Lokalnamen in lautnaher Mundart

  • Begriffe (alle gleichwertig):
    • lautnahe, mundartgetreue (nich nur mundartnahe) Schreibweise
    • reine Mundartschreibweise (nicht nur Anlehnung an Mundart)
    • extrem mundarliche (nicht gemässigte) Schreibweise
  • lautnahe Schreibweise im Sinne des Entwurfs Leitfaden Toponymie 2006: es wird empfohlen, Namen, deren zugrunde liegendes Wort in der Hoch- oder Standardsprache vorkommt (allgemein bekannte Namenwörter), wie alle übrigen Toponyme zu behandeln und nach der ortsüblichen Sprechform zu notieren. Also z.B. Bärg, Fäld, Stäg, Wäg, Zälg, Räge, Rein, Mei, Boum usw. (wo so gesprochen wird) und nicht – oder nur dort, wo dies die ortsübliche Sprechform ist – Berg, Feld, Steg, Weg, Zelg, Baum usw.
  • weglassen des nicht gesprochenen -n
  • Beispiele:
    • Räbbärg
    • Steiacher/Stäiacher/Staiacher
    • Chirschboummatte
    • Höje Stäg
    • Breitfäld


Negative Auswirkungen der lautnahen Mundartschreibweise

Auf Karten und Plänen erwartet man nicht lautnahe mundartliche Namen. Da Lokalnamen vor allem im schriftsprachlichen Verkehr zwischen Behörden und Volk benutzt werden, können isolierte, lautnahe mundartliche Namen äusserst lächerlich und peinlich wirken. Sogar in der Mundartliteratur wird propagiert, eine Mundartschreibweise zu wählen möglichst in Anlehnung an das gewöhnte hochdeutsche Schriftbild. Mundartausdrücke können nur sehr mangelhaft mit unserem Alphabet wiedergegeben werden. Wir sind uns gewohnt, Schriftsprache zu lesen und automatisch korrekt in Mundart auszusprechen und umgekehrt Mundart zu hören und korrekt in Schriftsprache zu schreiben.

Zu berücksichtigen ist auch, dass Lokalnamen nicht nur der einheimischen Bevölkerung dienen müssen, sondern einem internationalen Publikum. In Kanton Schaffhausen wurde ein «Hemmentalertal» in ein «Hämedalertaal» geändert. Es ist schlichtweg nicht vorstellbar, dass der Schiessplatz «Hemmentalertal» in Schiessplatz «Hämedalertaal» umbenannt würde. Auch die Flurnamenkarte von Schleitheim wirkt lächerlich. Es ist nicht verwunderlich, dass in blogwiese bei dieser Dialektomanie von einem Schildbürgerstreich, einer riesigen Arbeitsbeschaffung und Verschwendung von Steuergeldern gesprochen wird. Da extrem mundartliche Schreibweisen kaum Akzeptanz finden, ist künftig damit zu rechnen, dass mehrere Schreibformen existieren. Gefordert wird jedoch eine einzige, offizielle Schreibweise.


Zwitterformen

Zwitter = Mischung zwischen Standardsprache und Mundart

  • Zwitterform als Mischung zwischen Standardsprache und gemässigter Mundart: kaum störend, aber in der Schweiz nicht immer ganz vermeidbar
  • Zwitterform als Mischung zwischen Standardsprache und lautnaher Mundart: störend aber vermeidbar, wenn auf lautnahe Mundart verzichtet wird


Strassennamen sind grundsätzlich in enger Anlehnung an Standardsprache geschrieben

  • Standard: ...-strasse, ...-weg
  • zu vermeiden: ...-strass, ...-wäg


Lokalnamen lehnen sich sowohl an Mundart wie auch an Standardsprache an (Kompromiss der Weisungen 1948). Bei den Lokalnamen gilt bezüglich Zwitterformen ähnliches wie bei Strassennamen

  • Weisungen 1948 als Standard: ...-berg, ...-feld, usw.


Problematik Zwitterformen

  • Lösungsansatz Weisungen 1948
    • Zwitterformen sollen gemäss Weisungen 1948 möglichst vermieden werden --> Weisungen 1948 zwingen zur Schreibung einer gemässigten Mundart.
    • Vermeidung von Zwitterbildung durch Mässigung des Mundartteils
    • stummes -n beibehalten


Schreibung des stummen -n

Beibehaltung stummes -n

  • entspricht dem Schriftprinzip und der bisherigen Schrifttradition z.B. «Bärenboden».
  • der effektive Laut eines Lautes beim stummen -n, welcher zwischen einem "e" und einem "ä" liegt kann nicht direkt abgebildet werden, die Abbildung mir -en hat sich eingebürgert
  • Durch die Beibehaltung des -n wird das von der Standardsprache gewohnte und vertraute Schriftbild gewahrt.
  • Es wird z.B. in ca. 40% aller deutschsprachigen Gemeinde- und Ortschaftsnamen in der Schweiz geschrieben.
  • auch wenn dieses -n nicht gesprochen wird, besteht kein Grund, es zu tilgen.
  • Wo Lokalnamen in Strassennamen auftauschen, wird die Schreibung des -n erwartet.
  • wo das -n traditionell nicht geschrieben wird (z.B. Teile des Kantons Bern), kann diese Schreibtradition durchaus belassen werden

Details zum stummen -n vgl. hier

  • In der Schweiz lassen sich gewisse Zwitterformen nie ganz vermeiden, unabhängig, welcher Lösungsansatz gewählt wird!
  • Die Regeln der Beibehaltung des –n und die konsequente Schreibung von immer -berg, -horn usw. bilden Grundsätzlich eine Einheit. Zusammen mit der Schreibweise anderer Namenselementen, möglichst an das Schriftbild der Standardsprache, wird eine recht gute Harmonie erreicht.
  • Eine der Ursachen für Zwitterbildungen ist nicht in den Weisungen 1948 selbst zu finden, sondern darin, dass die Weisungen 1948 nicht konsequent befolgt werden, indem nicht eine mundartnahe (gemäss Weisungen 1948), sondern eine mundarttreue Schreibweise (entgegen Weisungen 1948) angestrebt wird.
  • Das Problem kann durch Belassung der gemässigten Mundart wesentlich besser gelöst werden als durch Zulassung von lautnaher Mundart. Es werden damit mehr Probleme geschaffen als gelöst (abgesehen von den verheerenden Folgen eines Wechsels). Bei der Lösung mit mehr Mundart werden die Abgrenzungsprobleme zwischen an Standardsprache ausgerichteten Namen und Mundartnamen wesentlich verschärft und eine mit Weisungen 1948 ermöglichte Harmonie wird zerstört. Beispiel Lauenen:
    • Ortschaft: Lauenen
    • Tal: Lauenental
    • Flurname: Lauenen (gemäss Weisungen 1948); Lauene (entgegen Weisungen 1948)
    • See: Lauenensee (gemäss Weisungen 1948); Louwenesee (entgegen Weisungen 1948)
    • Horn: Lauenenhorn (gemäss Weisungen 1948); Lauenehore (entgegen Weisungen 1948)
  • Da Lokalnamen für die Bildung verschiedener abgeleiteter Namen (in Standardsprache) verwendet werden, sind dort die Zwitterformen störend, wenn Lokalnamen in extremer Mundart geschrieben werden.


  • Die Frage der Schreibweise von Lokalnamen darf nicht nur innerhalb eines einzelnen Namens gesehen werden, sondern muss gesamtheitlich betrachtet werden! Das Nebeneinader von Namen von Ortschaften, Weilern, Höfen, Fluren, Gelände und Gewässer ist ebenso wichtig. Diese lehnen sich je nachdem ob sie lokal oder unbedeutend sind an die Mundart oder in den übrigen Fällen an die Standardsprache an.
  • Die Weisungen 1948 bestehen nicht aus einer Ansammlung einzelner Schreibregeln, sondern bilden ein durchdachtes und aufeinander abgestimmtes Gesamtregelwerk
  • Die Variante gemässigte Mundart gemäss Weisungen 1948 ergibt ein wesentlich besseres Gesamt Erscheinungsbild einer Karte oder eines Planes als gemäss Leitfaden Toponymie 2006 mit lautnaher Mundart!
  • Das Lautprinzip eignet sich für Lokalnamen nicht, sonst müsste im Kanton Bern z.B. «-waud«» anstelle «-wald» geschrieben werden und es ist nahe liegend, das Schriftprinzip gemäss Eduard Imhof zu verwenden.

Über all diese Fragen kann lange diskutiert werden; massgebend ist, dass 1948 ein Entscheid gefällt wurde, welcher heute nicht umgestossen werden kann oder sonst verheerende Folgen hat.


Siehe auch


Weblinks


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