Standardsprache und Dialekt: Unterschied zwischen den Versionen

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(Schrift- und Lautprinzip bei Dialektschreibweise)
(Allgemeines)
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In den Dufour- und Sigfriedkarten des 19. Jh. wurden Orts- und Lokalnamen vorwiegend in damaligen Standardsprache geschrieben. Probleme gab es, wenn keine entsprechenden Ausdrücke in Standardsprache existierten. Daher hat man entweder
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In den Dufour- und Sigfriedkarten des 19. Jh. wurden Orts- und Lokalnamen vorwiegend in der damaligen Standardsprache geschrieben. Probleme gab es, wenn keine entsprechenden Ausdrücke in Standardsprache existierten. Daher hat man entweder
 
* Namen in der Mundart geschrieben z.B. «Ennetbaden»
 
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* oder Namen verhochdeutscht wie z.B. «Scheur»
 
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In der Schweiz ist es unvermeidlich, dass hochdeutsch und mundartlich geschriebene Orts- und Lokalnamen auf Karten und Plänen nebeneinander existieren müssen.
 
In der Schweiz ist es unvermeidlich, dass hochdeutsch und mundartlich geschriebene Orts- und Lokalnamen auf Karten und Plänen nebeneinander existieren müssen.
 
  
 
== Schrift- und Lautprinzip bei Dialektschreibweise ==
 
== Schrift- und Lautprinzip bei Dialektschreibweise ==

Version vom 27. Mai 2007, 13:00 Uhr

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Rosenberg oder Rosebärg


Details zur Abbildung Rosenberg resp. Rosebärg


Es geht auf dieser Seite um Dialektschreibweise von Orts- und Lokalnamen in der Deutschsprachigen Schweiz.


Allgemeines

In der Schweiz werden für Hochdeutsch und Mundart folgende Begriffe gleichbedeutend verwendet:

  • Hochdeutsch, Standarddeutsch, Standardsprache, «Schriftsprache» (Sprache, welche für die Schrift verwendet wird)
  • Schweizerdeutsch, Mundart, Dialekt, Lokalsprache


In den Dufour- und Sigfriedkarten des 19. Jh. wurden Orts- und Lokalnamen vorwiegend in der damaligen Standardsprache geschrieben. Probleme gab es, wenn keine entsprechenden Ausdrücke in Standardsprache existierten. Daher hat man entweder

  • Namen in der Mundart geschrieben z.B. «Ennetbaden»
  • oder Namen verhochdeutscht wie z.B. «Scheur»

In der Schweiz ist es unvermeidlich, dass hochdeutsch und mundartlich geschriebene Orts- und Lokalnamen auf Karten und Plänen nebeneinander existieren müssen.

Schrift- und Lautprinzip bei Dialektschreibweise

In der Schweiz existiert keine standardisierte Schreibweise für Dialekt. Es kann grundsätzlich zwischen Schrift- und Lautprinzip unterschieden werden:


Schriftprinzip

ist geeignet für pragmatische Schreibweisen (z.B. für Mundarttexte, Kinderbücher usw.) Der Ansatz, sich soweit als möglich an das standarddeutsche Schriftbild anzupassen ist der ältere (zum Beispiel bei Rudolf von Tavel, Simon Gfeller, Otto von Greyerz, Carl Albert Loosli), und ist vermutlich auch heute noch der üblichste.

Zitat Trudi Christen, begeisterte Leserin von Mundartliteratur,aus Artikel «Äuä» Seite 11 in Rückblick und Ausblick – Die Bubenberg-Gesellschaft 1999, 2000:Unser Wunsch wäre Dialekt geschrieben in Anlehnung an das Schriftbild der hochdeutschen Schriftsprache. Ein leserfreundlicher Druck! Den Lesern und dem Dialekt zuliebe!



Lautprinzip

ist geeignet für wissenschaftliche Aufzeichnungen, wie auch in Wörterbüchern (wegen der Lesbarkeit wird aber jedoch z.B. Dieth auch in Wörterbücher nicht konsequent angewendet, etwa im neuen Soorser Wöörterbüechli)


Schrift- und Lautprinzip für die Schreibung von Dialekt

Das «Warum» des Schrifbildes

Zitate aus «Das Falschschreib-Spiel» 2. Auflage, von Vera F. Birkenbihl und Jan Müller, Seite 126


  • Während das Schreiben nach Gehör das genaue Hinhören schult, macht es uns gleichzeitig bewußt, daß sich unser Schriftbild nicht allein vom Klang erklären läßt. Die Wiedergabe des Klangs ist zwar die Grundidee alphabetischer Schriften, führt aber nicht zur der Rechtschreibung, die im schulischen und beruflichen Alltag gebraucht wird.
  • Damit Erwachsene Verständnis, Liebe und sogar Begeisterung für unser Schriftbild vermitteln können, müssen ihnen die Vorteile der Rechtschreibung gegenüber dem reinen Schreiben nach Gehör zunächst selber klar sein. Die Abweichungen des Schriftbilds vom reinen Klangbild lassen sich nämlich durch die Unterschiede zwischen Sprechen und Schreiben leicht erklären.
  • „Schreibe so, daß der Leser dich schnell versteht“.
  • Warum wir anders schreiben als wir sprechen:
    • Fragen wir einmal nach dem Hauptunterschied zwischen dem gesprochenen und dem geschriebenen Wort, dann ist die Antwort offensichtlich: DAS GESCHRIEBENE WORT IST STUMM. Meist begegnet es uns auch losgelöst vom Erzeuger, muß also für sich allein verständlich sein, ohne Betonung, Mimik und Gestik des Sprechers.
    • Das Schreiben nach Gehör leuchtet zwar auf Anhieb eher ein, ist aber auf Dauer schwerer zu lesen. Da Texte jedoch oft nur von einem geschrieben, aber von Millionen gelesen werden, ist der wichtigste Gesichtspunkt beim Schriftbild die LEICHTE LESBARKEIT.


Wie entstanden <ie>, Dehnungs-h und Doppelvokal für lange Vokale?

Die Buchstabefolge <ie> wurde ursprünglich als Doppellaut /i-e/ gesprochen. Als sich die Aussprache zu langem /i/ veränderte, wurde die Schreibweise beibehalten, als Längezeichen umgedeutet und bald auch für Wörter verwendet, die im Mittelhochdeutschen noch mit kurzem, im Neuhochdeutschen aber mit langem /i/ gesprochen wurden: Riese, Frieden. Ohne <ie> schrieb man weiterhin die häufigen Fürwörter dir, mir, wir, viele Lehnwörter wie Bibel, Fibel, Tiger und alle Fremdwörter wie Kilo, Maschine, Violine, da lange Vokale in offener Silbe im Deutschen die Regel sind und die kurzen Vokale bereits durch Doppelkonsonanten markiert werden.


Wie kam es zur Schreibung <ai>, <ei>, <eu> und <äu>?

Im Mittelhochdeutschen gab es Wörter mit dem Laut /ai/, die auch heute noch mit <ai> geschrieben werden. Die Wörter, die im Mittelhochdeutschen mit dem Doppellaut /e-i/ gesprochen wurden, werden auch heute noch mit <ei> geschrieben, obwohl sie etwa seit dem 15. Jahrhundert ebenfalls mit /ai/ gesprochen werden. Die Schreibung <ai> finden wir auch in Lehnwörtern wie Kaiser und Mai, die im Mittelhochdeutschen noch keiser und mei geschrieben wurden, sowie zur Unterscheidung gleichlautender Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung wie Laib und Leib, Saite und Seite, Waise und Weise. Der Doppellaut /oy/ hat bis zu seiner heutigen Aussprache mehrere Lautwandlungen erfahren. Das Wort Leute wandelte sich von einem erschließbaren germanischen */le-udi/ über das althochdeutsche /li-uti/ zum mittelhochdeutschen <liuti>, gesprochen /lüüte/. Dieses lange /ü/ verwandelte sich schließlich im Neuhochdeutschen zu dem Doppellaut /oy/ mit der Schreibung <eu> , das als Umlautform von <au> auch <äu> geschrieben wird. Wir schreiben also heute das <eu> trotz zahlreicher Lautverschiebungen wieder genauso, wie es wahrscheinlich vor anderthalb Jahrtausenden geschrieben wurde. Das <eu> von Europa wird in anderen europäischen Sprachen zum Teil als /e-u/, /ev/, /jev/ oder /ju/ gesprochen.


Geschriebene Beugung: Warum schreiben wir <-en> und <-er>?

Das Wort „haben“ verschleifen wir beim Sprechen oft zu „haabn“, „haabm“ oder „haam“, „kommen“ zu „komm“, „legen“ zu „legng“, trotzdem schreiben wir immer die Endung <en> , damit der Leser die grammatikalische Form des Wortes besser erkennen kann. Aus dem gleichen Grund schreiben wir die Endung „-er“, die im Auslaut als unbetontes /a/ gesprochen wird, immer als <er>, denn bei Beugungsformen wie „unsere“, die nach der Endung weitergehen, ist das /r/ als Konsonant wieder zu hören. Ein Schriftbild rein nach Gehör würde das grammatische Verständnis beim Lesen stark erschweren.


Schreibung von Orts- und Lokalnamen in gemässigter Mundart

  • mundartliche Schreibweise im Sinne der Weisungen 1948: allgemein vertraute, häufig vorkommende Namenwörter, die in gleicher Form auch schweizerdeutsch sind, werden in der Regel in der schriftsprachlichen Form belassen z.B. Berg, Feld, Weg, Grat (nicht Bärg, Fäld, Wäg, Grot)
  • Belassung des nicht gepsprochenen -n
  • Weisungen 1948: Diese Regeln bilden notgedrungen einen Kompromiss zwischen schriftsprachlicher, traditioneller und mundartlicher Schreibung und kommen in manchen Einzelheiten mehr den praktischen Bedürfnissen und dem sprachlichen Taktgefühl entgegen als wissenschaftlicher Folgerichtigkeit und strengen Prinzipien.
  • Speziell ausgerichtet für eine leichte Les- und Schreibbarkeit von Orts- und Lokalnamen auf Karten und Plänen sowie für den schriftsprachlichen Verkehr vgl. Das «Warum» des Schrifbildes Schriftbildes
  • Beispiele
    • Rebberg
    • Steinacher
    • Chirschbaummatte
    • Breitfeld


«Solange es nicht genügend Vokale gibt, um die Aussprache der jeweiligen Orts- und Flurnamen überhaupt einigermassen korrekt darzustellen, hat es trotz aktueller Dialektomanie schlicht keinen Sinn, die «angeblich korrekte örtliche Form» im Dialekt schriftlich fixieren zu wollen. Ganz abgesehen von der Entscheidung, welche der überlieferten, veralteten, differierenden oder aktuellen Formen die offizielle sein soll. Lassens wir also wies ist» Quelle blogwiese


Schreibung von Orts- und Lokalnamen in lautnaher Mundart

  • mundartnahe Schreibweise im Sinne des Entwurfs Leitfaden Toponymie 2006: es wird empfohlen, Namen, deren zugrunde liegendes Wort in der Hoch- oder Standardsprache vorkommt (allgemein bekannte Namenwörter), wie alle übrigen Toponyme zu behandeln und nach der ortsüblichen Sprechform zu notieren. Also z.B. Bärg, Fäld, Stäg, Wäg, Zälg, Räge, Rein, Mei, Boum usw. (wo so gesprochen wird) und nicht – oder nur dort, wo dies die ortsübliche Sprechform ist – Berg, Feld, Steg, Weg, Zelg, Baum usw.
  • weglassen des nicht gesprochenen -n
  • Beispiele
    • Räbbärg
    • Steiacher/Stäiacher/Staiacher
    • Chirschboummatte
    • Höje Stäg
    • Breitfäld


Negative Auswirkungen der lautnahen Mundartschreibweise

Auf Karten und Plänen erwartet man nicht lautnahe mundartliche Namen. Da Orts- und Lokalnamen vor allem im schriftsprachlichen Verkehr zwischen Behörden und Volk benutzt werden, können isolierte, lautnahe mundartliche Namen äusserst lächerlich und peinlich wirken. Sogar in der Mundartliteratur wird propagiert, eine Mundartschreibweise zu wählen möglichst in Anlehnung an das gewöhnte hochdeutsche Schriftbild. Mundartausdrücke können nur sehr mangelhaft mit unserem Alphabet wiedergegeben werden. Wir sind uns gewohnt, Schriftsprache zu lesen und automatisch korrekt in Mundart auszusprechen und umgekehrt Mundart zu hören und korrekt in Schriftsprache zu schreiben.

Zu berücksichtigen ist auch, dass Orts- und Lokalnamen nicht nur der einheimischen Bevölkerung dienen müssen, sondern einem internationalen Publikum. In Kanton Schaffhausen wurde ein «Hemmentalertal» in ein «Hämedalertaal» geändert. Es ist schlichtweg nicht vorstellbar, dass der Schiessplatz «Hemmentalertal» in Schiessplatz «Hämedalertaal»umbenannt würde. Auch die Flurnamenkarte von Schleitheim wirkt lächerlich. Es ist nicht verwunderlich, dass in blogwiese bei dieser Dialektomanie von einem Schildbürgerstreich, einer riesigen Arbeitsbeschaffung und Verschwendung von Steuergeldern gesprochen wird. Da extrem mundartliche Schreibweisen kaum Akzeptanz finden, ist künftig damit zu rechnen, dass mehrere Schreibformen existieren. Gefordert wird jedoch eine einzige, offizielle Schreibweise.


Empfehlungen Eduard Imhof

Der ehemalige ETH Professor für Kartografie Eduard Imhof sprach sich wie auch andere Kartografen, namhafte Sprachwissenschafter und viele Kantone gegen die extrem Mundart im Entwurf des Bundes von 1947 aus und empfahl z.B. unten aufgeführte Lokalnamen wie folgt zu schreiben: Quelle «Mein Standpunkt»:

  • Berg nicht Bärg
  • Kopf nicht Chopf
  • Kreuz nicht Chrüz oder Chritz
  • Lücke nicht Lugge
  • Schlucht nicht Schluecht
  • Moos nicht Mos
  • Rohr nicht Ror
  • Weiher nicht Weier
  • Stein nicht Stei, Stai, Stää oder Staa
  • Horn nicht Hore
  • klein nicht chli, chlei oder glei
  • hinter nicht hinder oder hinger
  • nieder nicht nider
  • ausser nicht usser

Mundartformen dagegen bestehen lassen z.B. in:

  • Egg
  • Spitz
  • Plangge
  • Hueb
  • Gmür
  • Bungert
  • Ifang
  • Luegeten
  • Sedel
  • Ebni
  • Breiti
  • Witi
  • Täli
  • Flüeli
  • Hüsli


Zitat aus "Mein Standpunkt in der Ortsnamenfrage":

Sprachliche Einheitlichkeit wird durch meine Vorschläge nicht erreicht. Dieses Mangels bin ich mir bewusst. Jede Vermischung von Mundarten und Schriftsprache muss den sprachlich geschulten Kartenbenützer unsympathisch sein. Es wäre jedoch ein tragischer Irrtum, zu glauben, sprachliche Einheitlichkeit sei in der Plan- und Kartenbeschriftung der deutschen Schweiz überhaupt erreichbar. Eine kompromissfreie Lösung wäre nur in einer mundartlichen Spezialkarte mit phonetischen Lautzeichen möglich. Hoffen wir, dass auch eine solche nicht allzu lange auf sich warten lässt.


Anstelle von Spezialkarte mit phonetischen Lautzeichen, stehen heute Multimedia-Anwendungen im Fordergrund vgl. Online-Lexion Südtirol


Die Weisungen 1948 weisen aus Sicht der Benutzer praktisch keine Mängel und Widersprüche auf. In gewissen Nomenklaturkreisen besteht die Absicht, die Schreibweise von Orts- und Lokalnamen vom pragmatischen Ansatz von Eduard Imhof zum wissenschaftlichen Ansatz (lautnahe, wissenschaftliche Schreibeweise, Namenbuch) zu ändern. Man unterstellt dabei, dass die Weisungen 1948 Mängel und Widersprüche aufweisen.

Details über Eduard Imhof


Zwitterformen

Zwitter = Mischung zwischen Standardsprache und Mundart

  • Zwitterform als Mischung zwischen Standardsprache und gemässigter Mundart: kaum störend, aber in der Schweiz nicht immer ganz vermeidbar
  • Zwitterform als Mischung zwischen Standardsprache und lautnaher Mundart: störend aber vermeidbar, wenn auf lautnahe Mundart verzichtet wird


Strassennamen sind grundsätzlich in enger Anlehnung an Standardsprache geschrieben

  • Standard: ...-strasse, ...-weg
  • zu vermeiden: ...-strass, ...-wäg


Lokalnamen lehnen sich sowohl an Mundart wie auch an Standardsprache an (Kompromiss der Weisungen 1948). Bei den Lokalnamen gilt bezüglich Zwitterformen ähnliches wie bei Strassennamen

  • Weisungen 1948 als Standard: ...-berg, ...-feld, usw.
  • im Leitfaden Toponymie 2006 zugelassen: ...-bärg, ...-fäld, usw.


Problematik Zwitterformen

  • Lösungsansatz Weisungen 1948
    • Zwitterformen sollen gemäss Weisungen 1948 möglichst vermieden werden --> Weisungen 1948 zwingen zur Schreibung einer gemässigten Mundart.
    • Vermeidung von Zwitterbildung durch Mässigung des Mundartteils
    • stummes -n beibehalten


Beibehaltung stummes -n

  • entspricht dem Schriftprinzip und der bisherigen Schrifttradition
  • der effektive Laut eines Lautes beim stummen -n, welcher zwischen einem "e" und einem "ä" liegt kann nicht direkt abgebildet werden, die Abbildung mir -en hat sich eingebürgert
  • Über ein Drittel aller Ortschaften und Gemeindenamen in der Deutschsprachigen Schweiz weisen ein stummes -n in Form eines -en- auf (z.B. Meilen, Horgen usw.).
  • auch wenn dieses -n nicht gesprochen wird, besteht kein Grund, es zu tilgen
  • wo das -n traditionell nicht geschrieben wird (z.B. Teile des Kantons Bern) kann diese Schreibtradition durchaus belassen werden


  • Lösungsansatz Leitfaden Toponymie 2006
    • Zwitterformen vermeiden, indem lautnahere Mundart als Weisung 1948 zugelassen wird
    • häufig vorkommende Namenwörter, die in gleicher Form auch schweizerdeutsch sind, z.B. Berg, Feld, Weg, Grat als Bärg, Fäld, Wäg, Grot schreiben
    • stummes -n weglassen



  • In der Schweiz lassen sich gewisse Zwitterformen nie ganz vermeiden, unabhängig, welcher Lösungsansatz gewählt wird!'
  • Die Regeln der Beibehaltung des –n und die konsequente Schreibung von immer -berg, -horn usw. bilden Grundsätzlich eine Einheit. Zusammen mit der Schreibweise anderer Namenselementen, möglichst an das standarddeutsche Schriftbild, wird eine recht gute Harmonie erreicht.
  • Eine der Ursachen für Zwitterbildungen sind nicht die Weisungen 1948 selbst, sondern wenn die Weisungen 1948 nicht konsequent befolgt werden, indem anstelle einer gemässigten Mundart eine lautnahe Mundart verwendet wird.
  • Das Problem kann durch Belassung der gemässigten Mundart wesentlich besser gelöst werden als durch Zulassung von lautnaher Mundart. Es werden damit mehr Probleme geschaffen als gelöst (abgesehen von den verheerenden Folgen eines Wechsels). Bei der Lösung mit mehr Mundart werden die Abgrenzungsprobleme zwischen an Standardsprache ausgerichteten Namen und Mundartnamen wesentlich verschärft und eine mit Weisungen 1948 ermöglichte Harmonie wird zerstört. Beispiel Lauenen:
    • Ortschaft: Lauenen
    • Tal: Lauenental
    • Flurname: Lauenen (gemäss Weisungen 1948); Lauene (entgegen Weisungen 1948)
    • See: Lauenensee (gemäss Weisungen 1948); Louwenesee (entgegen Weisungen 1948)
    • Horn: Lauenenhorn (gemäss Weisungen 1948); Lauenehore (entgegen Weisungen 1948)
  • Da Lokalnamen für die Bildung verschiedener abgeleiteter Namen (in Standardsprache) verwendet werden, sind dort die Zwitterformen störend, wenn Lokalnamen in extremer Mundart geschrieben werden.


  • Die Frage der Schreibweise von Orts- und Lokalnamen darf nicht nur innerhalb eines einzelnen Namens gesehen werden, sondern muss gesamtheitlich betrachtet werden! Das Nebeneinader von Namen von Ortschaften, Weilern, Höfen, Fluren, Gelände und Gewässer ist ebenso wichtig. Diese lehnen sich je nachdem ob sie lokal oder unbedeutend sind an die Mundart oder in den übrigen Fällen an die Standardsprache an.
  • Die Weisungen 1948 bestehen nicht aus einer Ansammlung einzelner Schreibregeln, sondern bilden ein durchdachtes und aufeinander abgestimmtes Gesamtregelwerk
  • Die Variante gemässigte Mundart gemäss Weisungen 1948 ergibt ein wesentlich besseres Gesamt Erscheinungsbild einer Karte oder eines Planes als gemäss Leitfaden Toponymie 2006 mit lautnaher Mundart!
  • Das Lautprinzip eignet sich für Orts- und Lokalnamen nicht, sonst müsste im Kanton Bern z.B. «-waud«» anstelle «-wald» geschrieben werden und es ist naheliegend, das Schriftprinip gemäss Eduard Imhof zu verwenden.

Über all diese Fragen kann lange diskutiert werden; massgebend ist, dass 1948 ein Entscheid gefällt wurde, welcher heute nicht umgestossen werden kann oder sonst verheerende Folgen hat.


Vorteile Konzept Weisungen 1948

Wenn in Dialekt geschrieben wird:

  • dann in Anlehnung an das Schriftbild der hochdeutschen Schriftsprache
  • Verwendung bekannter Namenwörter wie Berg, Feld, Horn usw.


Die Weisungen 1948 heben sich klar vom Lautprinzip ab und entsprechen grundsätzlich dem modernen Schriftprinzip. Sie erweisen sich daher als visionäre Schreibregeln aus dem Jahre 1948 für Orts- und Lokalnamen.


Vorteile des Konzeptes Weisungen 1948:

  • entspricht der bisherigen Schreibpraxis (ausser dort wo man leider davon abgewichen ist)
  • allgemeine Akzeptanz bei den Benutzter und der Öffentlichkeit
  • Abgrenzungsproblematik bei Orts- und Lokalnamen in Anlehnung an Standardsprache und Dialekt wesentlich kleiner, als bei lautnaher Dialektschreibweise (Harmonie zwischen Ortschaften, Weilern, Hofnamen und Flurnamen)
  • Verwendbarkeit für Namen von Strassen, Haltestellen, Siedlungsstatistik
  • Namen passen sich besser in die Umgebung der hochdeutschen Schreibweise als bei lautnaher Schreibweise
  • Weniger Diskrepanzen, wenn Namen vor 1948 unverändert beibehalten werden (vgl. Lokalnamen in der Stadt Chur)


Vgl. dazu auch:


Während für Namenbücher wissenschaftliche, lautnahe Schreibweisen entsprechend dem Lautprinzip verwendet werden, ist für die Schreibweise auf Karten und Plänen eine pragmatische, gemässigte Schreibweise entsprechend Schriftprinzip möglichst in Anlehnung an das standarddeutsche Schriftbild gefragt und in den Weisungen 1948 auch so vorgesehen. Die bisherige Problematik entstand, da man in letzter Zeit vor allem im Kanton Thurgau und im Kanton Schaffhausen die Schreibweise für Namenbücher auch für die Schreibung auf Karten und Plänen verwenden wollte und die bisherige, pragmatische Schreibung verändert hat


Weblinks