Stummes -n in geografischen Namen: Unterschied zwischen den Versionen

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In der Schreibtradition von geografischen Namen (über ca. 500'000) in der deutschsprachigen Schweiz Schweiz dürften schätzungsweise über ca. 40% aller Namen, d.h. über ca. 200'000 Namen ein sogenannt stummes -n aufweisen, d.h. ein -n, welches zwar im Allgemeinen geschrieben, aber in der Mundart nicht ausgesprochen wird z.B.
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In der Schreibtradition der über einer halben Million existierenden geografischen Namen in der deutschsprachigen Schweiz weisen über ca. 40% ein sogenannt stummes -n auf, d.h. ein -n, welches zwar im Allgemeinen geschrieben, aber in der Mundart nicht ausgesprochen wird z.B.
* Horgen (Gemeinde, Ort, Ortschaft)
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* Grüningen  [[Gemeindenamen_mit_-n | weitere Gemeindenamen]]
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* Horgen [[Ortschaftsnamen_mit_-n | weitere Ortschaftsnamen]]
 
* Bärenboden (Lokalname)
 
* Bärenboden (Lokalname)
* Stockenstrasser
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* Stockenstrasse (Strassennamen)
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* Chalchtaren (Stationsnamen)
 
* ......
 
* ......
  
  
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Der effektive Laute in Mundart eines «en» liegt zwischen einem «e» und einem «ä». Um in reiner Mundart zu schreiben, wäre ein spezielles, phoentischen Zeichen notwendig. Da ein solches Zeichen nicht zur Verfügung steht, stellt in mundartlichen Namen ein «e», «ä»oder «en» immer nur eine Annäherung und war immer wieder Gegenstand von grossen Diskussionen sowohl vor der Etablierung der Schreibregeln 1948 wie auch bei den toponyischen Richtlinien und Leitfaden Toponymie.
  
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1948 hatten namhafte Sprachwissenschafter, Namenforscher und Historiker festgelegt, dass es am Zweckmässigsten ist, bei der Schreibung von Orts- und Lokalnamen mit geringer, lokalen Bedeutung, welche grundsätzlich in Anlehnung an die Mudart geschrieben werden, das «en» gemäss der herkömmlichen Schreibweise zu belassen.
  
Beibehaltung stummes -n
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Vorteile dieser pragmatischen Regelung:
* entspricht dem Schriftprinzip und der bisherigen Schrifttradition z.B. «Bärenboden».
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* Durch die Beibehaltung des -n wird das von der Standardsprache gewohnte und vertraute Schriftbild gewahrt
* der effektive Laut eines Lautes beim stummen -n, welcher zwischen einem "e" und einem "ä" liegt kann nicht direkt abgebildet werden, die Abbildung mir -en hat sich eingebürgert
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* Mundartliche
* Durch die Beibehaltung des -n wird das von der Standardsprache gewohnte und vertraute Schriftbild gewahrt.
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* Mundartliche Namen könen auch für Strassen- und Haltestellennamen und weiteren abgeleitetn Namen verwendet werden, wo generell ein "en" erwartet wird.
* Es wird z.B. in [[Gemeindenamen_mit_-n |'''ca. 40% aller deutschsprachigen Gemeinde-''']] und [[Ortschaftsnamen_mit_-n |'''Ortschaftsnamen''']] in der Schweiz geschrieben.
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* Die Schreibung des -n trägt zur einfachen Schreib- und Lesbarkeit bei und erlaubt andere aus der Standardsprache vertraue Namensteile wie Berg, Horn, Weg in der vertrauten Schreibweise zu belassen
* auch wenn dieses -n nicht gesprochen wird, besteht kein Grund, es zu tilgen.
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* Mundartliche und in herkömmlich geschriebene Namen passen mit der Schreibung des -n viel besser zusammen, als wenn man das -n nicht schreiben würde.
* Wo Orts- und Lokalnamen in Strassennamen auftauschen, wird die Schreibung des -n erwartet.
 
* wo das -n traditionell nicht geschrieben wird (z.B. Teile des Kantons Bern), kann diese Schreibtradition durchaus belassen werden
 
  
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Nachteile dieser Regelung:
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* Bei reiner Mundartschreibweise wäre es weckmässiger, das -n wegzulassen
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* Die Schreibweise eine Namens «Chatzensee»
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Die Sprachwissenschaftlicher, zu welchen auch Redaktoren des Schweizer Mundartwöerterbuches (Idioditkon) gehörten, waren sich bewusst, dass für geografische Namen wegen der Forderung der leichten Schreib- und Lesbarkeit auch die mundartliche Schreibweise der Namen sich möglich an das vertraute Schriftbild der Standartsprache ausrichten muss, was mit der Beibehaltung des -n am besten Erreicht werden konnte.
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Im Kanton Bern wurde leider von diesem wichtigen Grundprinzip abgewichten, da es Kantonsteile gibt, wo dieses sonst nicht gesprochene -n geschrieben wird. Seit ca. 1950 wurden das -n geschrieben, wo es in Mundart auch ausgesprochen wird und dort darauf verzichtet, wo es nicht gesprochen wird. Im Kanton Freiburg wird das -n ebenfalls nicht geschrieben, dagegen in Strassennamen. Im Kanton Luzern wurde eine dezidierte Lösung getroffen.
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Die Schreibung des -n auch in mundartlichen Namen, auch dann wenn aus bei reiner Mundart z.T. störend wirken würde, hat sich bewährt. Es gibt keinen Grund das -n zu tilgen, auch wenn es nicht gesprochen wird.
  
  

Version vom 29. April 2008, 23:25 Uhr

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In der Schreibtradition der über einer halben Million existierenden geografischen Namen in der deutschsprachigen Schweiz weisen über ca. 40% ein sogenannt stummes -n auf, d.h. ein -n, welches zwar im Allgemeinen geschrieben, aber in der Mundart nicht ausgesprochen wird z.B.


Der effektive Laute in Mundart eines «en» liegt zwischen einem «e» und einem «ä». Um in reiner Mundart zu schreiben, wäre ein spezielles, phoentischen Zeichen notwendig. Da ein solches Zeichen nicht zur Verfügung steht, stellt in mundartlichen Namen ein «e», «ä»oder «en» immer nur eine Annäherung und war immer wieder Gegenstand von grossen Diskussionen sowohl vor der Etablierung der Schreibregeln 1948 wie auch bei den toponyischen Richtlinien und Leitfaden Toponymie.

1948 hatten namhafte Sprachwissenschafter, Namenforscher und Historiker festgelegt, dass es am Zweckmässigsten ist, bei der Schreibung von Orts- und Lokalnamen mit geringer, lokalen Bedeutung, welche grundsätzlich in Anlehnung an die Mudart geschrieben werden, das «en» gemäss der herkömmlichen Schreibweise zu belassen.

Vorteile dieser pragmatischen Regelung:

  • Durch die Beibehaltung des -n wird das von der Standardsprache gewohnte und vertraute Schriftbild gewahrt
  • Mundartliche
  • Mundartliche Namen könen auch für Strassen- und Haltestellennamen und weiteren abgeleitetn Namen verwendet werden, wo generell ein "en" erwartet wird.
  • Die Schreibung des -n trägt zur einfachen Schreib- und Lesbarkeit bei und erlaubt andere aus der Standardsprache vertraue Namensteile wie Berg, Horn, Weg in der vertrauten Schreibweise zu belassen
  • Mundartliche und in herkömmlich geschriebene Namen passen mit der Schreibung des -n viel besser zusammen, als wenn man das -n nicht schreiben würde.

Nachteile dieser Regelung:

  • Bei reiner Mundartschreibweise wäre es weckmässiger, das -n wegzulassen
  • Die Schreibweise eine Namens «Chatzensee»

Die Sprachwissenschaftlicher, zu welchen auch Redaktoren des Schweizer Mundartwöerterbuches (Idioditkon) gehörten, waren sich bewusst, dass für geografische Namen wegen der Forderung der leichten Schreib- und Lesbarkeit auch die mundartliche Schreibweise der Namen sich möglich an das vertraute Schriftbild der Standartsprache ausrichten muss, was mit der Beibehaltung des -n am besten Erreicht werden konnte.

Im Kanton Bern wurde leider von diesem wichtigen Grundprinzip abgewichten, da es Kantonsteile gibt, wo dieses sonst nicht gesprochene -n geschrieben wird. Seit ca. 1950 wurden das -n geschrieben, wo es in Mundart auch ausgesprochen wird und dort darauf verzichtet, wo es nicht gesprochen wird. Im Kanton Freiburg wird das -n ebenfalls nicht geschrieben, dagegen in Strassennamen. Im Kanton Luzern wurde eine dezidierte Lösung getroffen.

Die Schreibung des -n auch in mundartlichen Namen, auch dann wenn aus bei reiner Mundart z.T. störend wirken würde, hat sich bewährt. Es gibt keinen Grund das -n zu tilgen, auch wenn es nicht gesprochen wird.


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