Stummes -n in geografischen Namen

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Stummes -n.jpg

Beispiele von Orts- und Lokalnamen mit stummen -n


Schreibtradition bei geografischen Namen

Ca. 30-40% der über einen halben Million geografischen Namen in der deutschsprachigen Schweiz enthalten gemäss bisheriger Schreibtradition ein so genanntes stummes -n (vgl. linke Spalte in unten stehender Tabelle). Dieses -n wird in Mundart nicht ausgesprochen (vgl. rechte Spalte in unten stehender Tabelle).

Beispiele:

  • Orts- und Lokalnamen (vgl. Abbildung oben)
Schreibweise mit -n Schreibweise ohne -n
Bärenseen Bäreseen
Jaukenrüti Jaukerüti
Blackenboden Blackebode
Woleknsteinerberg Wolkesteinerberg
Beckenhüsli Beckehüsli
Stocken Stocke
Alpzinken Alpzinke
Birkenhof Birkehof
Auhafen Auhafe
Falkenstein Falkestei
Ankenbälli Ankebälli
  • Gemeindenamen (ca. 42% weisen ein stummes -n auf)
  • Ortschaftsnamen (ca. 39% weisen ein stummes -n auf)
  • Strassennamen
    • Allenwindenstrasse
    • Eichengasse
    • Höhenweg
    • Stockenstrasse
    • Tannenweg
    • ...
  • Stationsnamen
    • Achsetten, Schmitten
    • Bern, Bärengraben
    • Erstfeld, Birtschen
    • Fallboden
    • Wädenswil, Chalchtaren
    • ...


Beibehaltung stummes -n gemäss Weisungen 1948

Die Frage stellt sich, ob generell in mundartlich geschriebenen geografischen Namen dieses -n ebenfalls geschrieben werden soll oder nicht, da man ja es eben nicht ausspricht.

Orts- und Lokalnamen werden nur dann mundartlich geschrieben, wenn sie geringe, lokale Bedeutung haben. Würde man dieses -n nun in mundartlichen Namen nicht schreiben, müsste man sich zuerst überlegen, ob die Namen nur geringe, lokale Bedeutung haben oder nicht.

Die Mundartaussprache eines geschriebenen «en» liegt zwischen einem «e» und einem «ä». Um reine Mundart zu schreiben, wäre ein spezielles, phonetischen Zeichen dazu notwendig. Da ein solches Zeichen nicht zur Verfügung steht, stellt in mundartlichen Namen ein «e», «ä» oder «en» immer nur eine Annäherung dar und war immer wieder Gegenstand von grossen Diskussionen sowohl vor der Etablierung der Schreibregeln 1948 wie auch bei den toponymischen Richtlinien und Leitfaden Toponymie.


1948 hatten namhafte Sprachwissenschafter, Namenforscher und Historiker aus gesamtheitliche Überlegungen und nachvollziehbaren Gründen festgelegt, bei Orts- und Lokalnamen mit geringer, lokalen Bedeutung das «en» gemäss herkömmlicher Schreibweise zu belassen. Leider ist man in der Schweiz z.T. von dieser Regelung dann später wieder abgewichen, da dieses geschriebene -n z.T. unsympathisch wirken kann, wenn anstelle einer mundartnahen von einer mundartgetreuen Schreibweise ausgegangen wird. Da keine phonetischen Zeichen zur Verfügung stehen, handelt es sich aber auch bei der mundartgetreuen Schreibweise nur um eine angenäherte Schreibweise. Diese Abweichungen von der Weisungen 1948 haben in der Schweiz zu einem Chaos geführt.


Vor- und Nachteile der Schreibung des -n

Vorteile

  • Durch die Beibehaltung des -n wird das von der Standardsprache gewohnte und vertraute Schriftbild gewahrt (mundartnahe Schreibweise)
  • Mundartliche Namen können auch für Strassen- und Haltestellennamen und weiteren abgeleiteten Namen verwendet werden, wo generell ein "en" erwartet wird.
  • Die Schreibung des -n trägt zur einfachen Schreib- und Lesbarkeit bei und erlaubt andere aus der Standardsprache vertraue Namensteile wie Berg, Horn, Weg in der vertrauten Schreibweise zu belassen
  • Die mundartlichen und in die herkömmlich geschriebene Namen passen mit der Schreibung des -n viel besser zusammen, als wenn man das -n nicht schreiben würde (Harmonie im gesamten Karten- und Planbild)
  • Generelle Regelung, Vermeidung von Unsicherheiten


Nachteile

  • Erwartet man reine lautgetreue Mundartschreibweise (was ohne phonetische Zeichen ohnehin nicht möglich ist), kann das geschriebene -n bei einer isolierten Betrachtung eines einzelnen Namens z.T. unsympathisch erscheinen (z.B. Sunnental, Chatzensee)


Forderung

Das stumme -n soll dort, wo es heute geschrieben wird, unbedingt belassen werden, da geografische Namen grundsätzlich nicht geändert werden sollen. Geht man von einer mundartnahen anstelle einer mundartgetreuen Schreibweise aus, überwiegen aus Sicht der Benutzer die Vorteile der Schreibweise des -n die Nachteile. Da die Schreibweise von geografischen Namen nicht geändert werden soll, sollen grundsätzlich eliminierte -n so belassen werden wie sie sind und die Inhomogenität in der Schweiz in Kauf genommen werden (ev. Sonderregelung für Kantone Thurgau und Schaffhausen).


Beispiele von Abweichungen der Weisungen 1948

Im Kanton Bern wurde von diesem wichtigen Grundprinzip abgewichten, da es Kantonsteile gibt, wo dieses –n auch gesprochen wird. Seit ca. 1950 wurde das -n geschrieben, wo es in Mundart auch ausgesprochen wird und dort darauf verzichtet, wo es nicht gesprochen wird. Im Kanton Freiburg wird das -n ebenfalls nicht geschrieben, dagegen in Strassennamen. Im Kanton Luzern wurde eine differenzierte Lösung getroffen.


Weblinks