Wellenberg oder Welebärg

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Schloss Wellenberg Homepage.jpg Welebärg 2 TG.jpg

Schloss Wellenberg oder Schloss Welebärg?


Wellenberg oder Welebärg?

Im Kanton Thurgau wurde die herkömmliche Schreibweise Wellenberg in die mundartnahe, höchst ungewohnte amtliche Schreibweise Welebärg geändert (vgl. hier). In anderen Kantonen wie BE, NW, OW, ZH hat man sinnigerweise die herkömmliche Schreibweise als Wellenberg belassen (vgl. hier).


Normalisierung

Geht man davon aus, dass bei der Schreibweise von Wellenberg folgende Schreibvarianten bestehen

  • Schreibung der 3 Vokale grundsätzlich als -e oder
  • Schreibung von einem oder zwei -l
  • Weglassen des -n nach dem zweiten -e Vokal

ergeben sind aus der Kombination theoretisch folgende 24 Schreibvarianten:

  1. Wellenberg
  2. Wellenbärg
  3. Welleberg
  4. Wellebärg
  5. Welläberg
  6. Welläbärg
  7. Welenberg
  8. Welenbärg
  9. Weleberg
  10. Welebärg
  11. Weläberg
  12. Weläbärg
  13. Wällenberg
  14. Wällenbärg
  15. Wälleberg
  16. Wällebärg
  17. Wälläberg
  18. Wölläbärg
  19. Wälenberg
  20. Wälenbärg
  21. Wäleberg
  22. Wälebärg
  23. Wäläberg
  24. Wäläbärg


Wellenberg als die herkömmliche Schreibweise entspricht allen Grundsätzen Art. 4 Verordnung über geografische Namen:

Art. 4 Grundsätze GeonNV

  1. Geografische Namen sind einfach schreib- und lesbar und werden allgemein akzeptiert.
  2. Sie werden, soweit möglich und sinnvoll, in Anlehnung an die Standardsprache (Schriftsprache) der Sprachregion formuliert.
  3. Geografische Namen und ihre Schreibweise dürfen nur aus öffentlichem Interesse geändert werden.

In der Schweizerischen Ortsnamedatenbank ortsnamen.ch existieren 3 verschiedene Schreibweisen für Lokalnamen:


Name: (auch Lemma genannt) Schreibweise als Index für das Suchen, entspricht in vielen Fällen der amtlichen Schreibweise
Mundart: lautnahe Schreibweise analog phonetische Schreibweise, jedoch ohne diakritische Sonderzeigen
Phonetik: lautgetreue, phonetische Schreibweise


Bei den mundartlichen Namen des Kanons Thurgaus wie Welebärg fällt in der Ortsnamendatenbank auf, dass die Schreibweise des Namens meist identisch ist mit der Schreibweise gemäss Feld Mundart und nicht wie in den meisten anderen Kantonen (gemäss Weisungen 1948) normalisiert ist. Weitere Details vgl. hier.


Kommentare von Eduard Imhof

Zitate von Eduard Imhof:

aus: Ortsnamen in amtlichen Plänen und Karten

  • Überdies ist die Mundart überhaupt eigentlich nicht schreibbar, da sich das Leben nicht in zwei Dutzend tote Buchstaben fassen lässt.
  • Im geschlossenen Zusammenhang mundartlicher Rede versteht jeder Deutschschweizer den Sinn der folgenden Ausdrücke: Für (oder Fir), Bom, Bu, Su, Sagg, Brigg, Stogg, Grot, Ror, Höli, Drägg, Bone, Sagi, tüf (oder teuf oder täif), Chüetel usw. Treten sind aber, so wie es der Karte der Fall wäre, isoliert stehenden Wörtern und Wortverbindungen aus, so muten sie eher chinesisch an.
  • Der Sprachforscher darf in solchen Fragen nicht nur auf seine eigene Erfahrung bauen. Die amtlichen Pläne und Karten haben nicht nur ihm, sonder vor allem der Allgemeinheit zu dienen. Und überdies möchte sich auch ein Welschschweizer und ein Tessiner in den Karten der deutschen Schweiz einigermassen zurechtfinden können. Eine gewisse allgemein gültige, allgemein vertraute Normierung ist unentbehrlich; diese aber besitzen wir in der Schriftsprache.
  • Die Schreibformen der Ortsnamen haben sich vielfach ausserhalb der Karte und unabhängig von dieser entwickelt. Dieser «auswärtige» Bereich ist unvergleichlich weitschichtiger. Tausende von Ortsbezeichnungen sind in hunderttausenden von geschriebenen und gedruckten Texten, Aufschriften, in Verwaltungs-, Gerichts- und Grundbuchakten, in militärischen und technischen Dokumenten, in Firmen-, Gasthof- und Strassenbezeichnungen, in Namen- und Adressverzeichnissen , in der Literatur und in gesetzlichen Erlassen verankert.
  • Zahllose Örtlichkeiten besitzen zwei verschiedene, allgemeingebräuchliche Bezeichnungen, eine mundartliche und eine schriftsprachliche. Beide sind «sprachliche Wirklichkeit».


Weisungen 1948

Die Weisungen 1948 beinhalten die erforderliche Normalsierung zwischen Mundart und einer kartengerechten Schreibweise von Orts- und Lokalnamen. Als Kompromisslösung gewähren sie der Mundart mehr Raum als Eduard Imhof damals propagierte. Gemäss Weisungen 1948 wird Wellenberg mit -berg und nicht als -bärg geschrieben, ebnso wird das -n geschrieben. Weisungen 1948 würden zulassen Welenberg mit einem -l zu schreiben, wie man das anfänglich im Kanton Zürich und zuletzt auch im Kanton Nidwalden versuchte, aber in beiden Kantonen wurde erkannt, dass ein Welenberg nur mit einem -l eine ungewohnte Schreibweise ist.

Bei den Weisungen 1948 handelt es sich nicht um Schreibregeln für Mundartschreibung, sondern um eine Normalisierung für eine kartengerechte Schreibung von Orts- und Flurnamen. Im Kanton Thurgau wurden die Weisugnen dagegen als Mundartschreibweise verstanden, welche jedoch nicht mehr dem heutigen Standt der Mundartschreibweise entspechen. Daher wurde von den Schreibregel Weisungen 1948 abgewichen und man hat neue, im Kanton Thurgau angewendete Schreibregeln, weigehend in den Entwurf der Toponymischen Richtlinien integriert. Vgl. Thurgauer Namenbuch 3.1 Seite 9: Für den Kanton Thurgau wurde vom Thurgauer Namenbuch eine Schreibweise definiert, die auf den eidgenössischen Vorschriften basiert, in der Anwendung aber konsequent ist und dem heutigen Standard der Mundartschreibweise entsprich. Der Entwurf zu den Toponymischen Richtlinien der Schweiz 2005 hat diese Schreibweise weitgehend integriert.

Schreibweise von Wellenberg im Kanton Thurgau

Welebärg TG.jpg

Welebärg Kt. Thurgau, Gemeinde Felben-Wellhausen

Datensatz Nr. 6001502 in Ortsnamen.ch

Name: Welebärg
Mundart: Welebärg
Phonetik: Welebärg TG Phonetik.jpg


Schreibweise von Wellenberg in der übrigen Schweiz

Kanton Bern

Wellenberg BE.jpg

Wellenberg Kt. Bern, Gemeinde Brienz


Wellenberg BE Oberwil.jpg

Wellenberg Kt. Bern, Gemeinde Oberwil im Simmental


Kanton Nidwalden

Wellenberg NW.jpg

Wellenberg Kt. Nidwalden, Gemeinde Wolfenschiessen


Kanton Obwalden

Wellenberg OW.jpg

Wellenberg Kt. Obwalden, Gemeinde Gibswil


Kanton Zürich

Wellenberg ZH.jpg

Wellenberg Kt. Zürich, Gemeinde Hombrechtikon

Datensatz Nr. 7026693 in Ortsnamen.ch

Name: Welenberg > Wellenberg
Mundart: De Welebärg
Phonetik: Wellenberg ZH Phonetik.jpg


Siehe auch


Weblinks