GIS2 2014 GruppeA2

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Hochschule für Technik Rapperswil HSR
Modul Planungsinstrumente und Methodik 5, GIS 2
HS 2014/2015
Betreuer: Claudio Büchel
Verfasser: Lukas Kleiner, Yannick Marti

Ausgangslage

Mit dem neuen Raumplanungsgesetz führt der Bund neue, genauere Regeln für die Raumplanung ein. Insbesondere auf die Dimensionierung der Bauzonen wird geachtet. Damit überhaupt neue Einzonungen möglich sind, müssen die Kantone aufzeigen, dass die bestehende Bauzonenfläche nicht ausreicht und dass das Verdichtungspotenzial ausgenutzt ist. Sind die Bauzonen zu gross dimensioniert, müssen auch Auszonungen umgesetzt werden.

Aufgabe

Aufgabe im Rahmen des Moduls GIS2 ist es, für einen funktionalen Raum im Bündner Rheintal ein Entwicklungsleitbild zu erstellen. Anhand detaillierter GIS-Analysen soll aufgezeigt werden, wie sich die Siedlung entwickeln soll: Wo wird verdichtet? Wo wird neu eingezont? Wo wird ausgezont? Diese Fragestellung bearbeiten wir in vier Arbeitsschritten. In jeder Vorlesung wird es einen Theorie-Input geben, welche Basis bilden für das weitere Arbeiten am GIS-Projekt.

Perimeter

Als funktionaler Raum ist folgende Region definiert:

  • Gemeinde Malans
  • Gemeinde Landquart (Inkl. Ortschaften Igis und Mastrils)
  • Gemeinde Zizers
  • Gemeinde Untervaz
  • Gemeinde Trimmis

Übersicht region.jpg

Thema

Nahversorgung

Nahversorgungsbereiche beinhalten nicht nur die reine Versorgungsfunktion, sondern sind auch ein wichtiger Bestandteil der gesellschaftlichen Partizipation und Identifikation. Sie garantieren nicht nur eine Besucherfrequenz zu unterschiedlichen Tageszeiten, sondern auch die Präsenz von Menschen unterschiedlicher sozialer, kultureller und altersbezogener Hintergründe. Die Wohn- und Lebensqualität kann durch eine nachhaltige soziale und ökonomische Lebendigkeit, wie sie durch Nutzungsmischung und -vielfalt zu erreichen ist, gefördert werden. Deshalb ist es interessant zu erfahren, wie gut die Abdeckung mit Nahversorgungsangeboten in den jeweiligen Gemeinden ist.

Arbeitsschritte

Arbeitsschritt 1: Digitalisierung Nahversorgung

Zu Beginn werden die Nahversorgungskategorien gebildet:

  • Einkauf
  • Schulen
  • Post
  • Kirchen
  • Kultur
  • Verwaltungen
  • ÖV-Haltstellen

Mapsearch1.jpg Poststellen1.jpg


Gemäss mapsearch.ch, der Homepage der schweizerischen Post und den Gemeinde-Homepages sind die Standorte der Nahversorgung in einem neuen Datensatz im GIS digitalisiert und in der entsprechenden Kategorie abgelegt worden.

Nahversorgung.jpg Legende Nahversorgung.jpg

Anschliessend werden die Kategorien mit den Einzugsgebieten (lokal, Gemeinde, regional), Einzugsbereichen (500m - 10'000m), Gemeinden und Bezeichnungen (Volg, Kino Landquart) ergänzt. Die Einzugsbereiche beruhen auf eigenen Erfahrungswerten und aus der angenommenen Weglänge zu Fuss, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto.

Auszug Attributtabelle Nahversorgung

Einzugsgebiet Einzugsbereich (m) Kategorie Gemeinde Bezeichnung
Regional 5'000 Einkauf Landquart Coop
Lokal 1'000 Einkauf Zizers Denner
Gemeinde 2'000 Einkauf Malans Volg
Gemeinde 2'000 Kirchen Untervaz Reformierte Kirche
Gemeinde 2'000 Kirchen Untervaz Katholische Kirche
Regional 5'000 Kultur Landquart Kino Landquart
Gemeinde 2'000 Post Landquart Poststelle Igis
Gemeinde 2'000 Post Landquart Poststelle Landquart
Lokal 500 Schulen Untervaz Kindergarten Mondschein
Regional 5'000 Schulen Zizers Oberstufe
Gemeinde 1'000 Schulen Landquart Primarschule
Regional 5'000 Verwaltungen Trimmis Kreisverwaltung 5 Dörfer
Gemeinde 2'000 Verwaltungen Trimmis Gemeindeverwaltung


Arbeitsschritt 2: Einzugsgebiete bestimmen

Für die Bestimmung der Einzugsgebiete wird das Tool Network Analyst verwendet. Dazu werden die Entfernung zur Strasse (75m) und die Einzugsbereich pro Kategorie (z.B. 1'000m) eingegeben und anschliessend mit dem Datensatz "Fusswegnetz" (Vektor 25) der Swisstopo verschnitten. Bei der Berechnung der Einzugsgebiete stellten wir jedoch Lücken im Wegnetz fest, welche wir mit Hilfe von Luftbildern ergänzt haben. In der folgenden Karte sieht man den Unterschied der Einzugsgebiete vor der (orange Linie) und nach erfolgter Korrektur (violette Fläche):


Einzugsgebiet 500 neu 2.jpg


Da alle Einzugsgebiete zusammen fast den gesamten Perimeter abdecken, werden nur die Kategorien mit den geringsten Einzugsgebieten (bis 2'000m) verwendet. Diese sind für die Nahversorgung von grosser Relevanz:

  • Kindergarten: 500m Einzugsbereich
  • Primarschulen: 1'000m Einzugsbereich
  • Post: 2'000m Einzugsbereich
  • Einkauf lokal: 1'000m Einzugsbereich
  • Einkauf Gemeinde: 2'000m Einzugsbereich


Die Gemeinde Malans weist keine dieser Kategorien auf und wird daher nicht weiter untersucht. Diese Flächen sind anschliessend mit dem Tool "Dissolve" in einem Datensatz zusammengeführt worden.

Einzugsgebiete dissolve.jpg


Arbeitsschritt 3: Verschneidung mit Bauzonen

Im dritten Arbeitsschritt geht es darum herauszufinden, welche Gebiete sich für eine Auszonung eignen. Es wird der Datensatz "Grundlagen Richtplanung Siedlung" des Kantons Graubünden verwendet. Dieser enthält den technischen Überbauungsstand (TU) und den technischen Erschliessungsgrad (TE). Der für unsere Arbeit relevante technische Überbauungsstand beinhaltet folgende Einträge:

  • 0: eingezont, aber nicht überbaut
  • +1: eingezont, überbaut
  • +2: langfristige Reserve (noch nicht eingezont)


Im Folgenden werden die Bauzonen bestimmt, die innerhalb (gelbe Fläche) und ausserhalb (blaue Fläche) der oben berechneten Einzugsgebiete (braune Linie) liegen.

Verschnitt Einzugsbereiche Bauzonen.jpg


Arbeitsschritt 4: Flächen für Auszonungen und Aufzonungen

Damit jeweils die Flächen für Auszonungen und Aufzonungen mit den folgenden Kriterien herausgefiltert werden konnten, wurde der Befehl "Query Builder" angewendet. Damit kann die Abfrage auf die gewünschten Attribute reduziert werden.


Auszonungen

Folgende Kriterien sind ausschlaggebend für die Auszonung:

  • TU: eingezont, aber nicht überbaut
  • ausserhalb der Einzugsgebiete
  • Minimalfläche von 700m2


Aufzonungen

Für die Aufzonungen gelten die gleichen Grundlagen wie bei den Auszonungen. Dafür werden nur die W1-Zonen (Wohnzonen 1-geschossig) verwendet, da diese unternutzt sind und sich deshalb für eine Aufzonung besonders eignen. Diese Zonen werden mit Hilfe der Nutzungsplanungen der jeweiligen Gemeinden identifiziert.

Folgende Kriterien sind ausschlaggebend für die Aufzonung:

  • innerhalb der Einzugsgebiete
  • Zone W1
  • Minimalfläche von 1'000m2


Ergebnis

Ergebnisse ohne Einschränkungen

Auf den folgenden Karten werden Gebiete aufgezeigt, welche sich für die Aufzonung (Grün) und zur Auszonung (Rot) eignen:

Endresultat Nord.jpg Endresultat Süd.jpg

Bezüglich der Aufzonung wird anschliessend überschlagsmässig berechnet, wie viele Personen in diesen potentiellen Aufzonungsgebieten leben. Dazu wurden diese Flächen mit einem angenommenen Ausbaugrad und der Ausnützungsziffer gemäss Baugesetz der jeweiligen Gemeinden oder GIS multipliziert. Daraus resultiert die Bruttogeschossfläche, welche durch den durchschnittlichen Flächenbedarf pro Einwohner (50m2) dividiert wird.

Bestand potentielle Aufzonunggebiete

Gemeinde Anzahl Flächen Fläche Ausbaugrad AZ BGF Anzahl EW
Landquart 47 345'007.76 0.7 0.3 72'452 1'449
Trimmis 13 139'434.93 0.7 0.5 48'802 976
Untervaz 16 95'036.94 0.7 0.5 33'263 665
Zizers 6 61'762.57 0.7 0.5 21'617 432
Total 82 641'242.19 176'134 3'523

Für die Aufzonung werden aufbauend auf den Festlegungenen aus der Berechnung "Bestand potentielle Aufzonungsgebiete" die Werte für den Ausbaugrad und die AZ um je 0.1 erhöht.

Potential mit Aufzonung

Gemeinde Anzahl Flächen Fläche Ausbaugrad AZ BGF Anzahl EW
Landquart 47 345'007.76 0.8 0.4 110'402 2'208
Trimmis 13 139'434.93 0.8 0.6 66'929 1'339
Untervaz 16 95'036.94 0.8 0.6 45'618 912
Zizers 6 61'762.57 0.8 0.6 29'646 593
Total 82 641'242.19 252'595 5'052

Ergebnis

5'052 - 3'523 = 1'529 Einwohner

Das mittlere Szenario des Bevölkerungswachstums (BFS; Wachstum um 3%) dieser vier Gemeinden ergibt 583 Einwohner. Ein Vergleich dieser Zahl mit dem Ergebnis der Aufzonung zeigt, dass durch diese Berechnung ca. 1'000 Einwohner zu viel in diesen Aufzonungsgebieten sind.

Ergebnisse mit Einbezug guter ÖV-Erschliessungsklassen

Aufgrund der grossen Differenz wird diese Zahl ausschliesslich auf Gebiete mit ÖV-Güteklassen A (rot), B (violett) oder C (grün) reduziert. Gewisse Unstimmigkeiten der ÖV-Güteklassen sind auf dieser Karte ersichtlich, die vorhandenen Grundlagen reichen aber für diese Berechnungen aus.

Aufzonungen OEV GK.jpg

Abschliessend wird die gleiche Berechnung wie oben nochmals mit den gut erschlossen Gebieten durchgeführt. Es zeigt sich, dass nur die Gemeinden Landquart und Zizers die Kriterien erfüllen.

Bestand potentielle Aufzonungsgebiete innerhalb ÖV-Güteklassen A, B und C

Gemeinde Anzahl Flächen Fläche Ausbaugrad AZ BGF Anzahl EW
Landquart 52 247'699.49 0.7 0.3 52'017 1'040
Zizers 3 10'130.34 0.7 0.5 3'546 71
Total 55 257'830 55'563 1'111

Potential mit Aufzonung innerhalb ÖV-Güteklassen A, B und C

Gemeinde Anzahl Flächen Fläche Ausbaugrad AZ BGF Anzahl EW
Landquart 52 247'699.49 0.8 0.4 79'264 1'585
Zizers 3 10'130.34 0.8 0.6 4'863 97
Total 55 257'830 84'126 1'683

Ergebnis

1'683 - 1'111 = 571 Einwohner

Endreslutat OEV.jpg

Diese Karte zeigt W1-Zonen in den ÖV-Güteklassen A, B und C.


Fazit

Die vorliegende Arbeit zeigt, dass einige Gebiete ausserhalb der Einzugsbereiche für die Nahversorgung liegen und deshalb für eine Auszonung geeignet sind. Man kann also sagen, dass gewisse Bauzonen überdimensioniert sind und daher reduziert werden können. Das voraussichtliche mittlere Bevölkerungswachstum (BFS) kann in vom ÖV gut angebundenen, bereits erschlossenen und mehrheitlich überbauten Gebieten aufgefangen werden. Dazu ist allerdings eine Aufzonung von W1-Zonen nötig, da diese Gebiete unternutzt sind. Fast alle Gebiete liegen auf dem Gemeindegebiet von Landquart, weshalb diese Gemeinde gefordert ist, die notwendigen Schritte einzuleiten. Sie kann massgeblich zu einer Siedlungsentwicklung nach innen im Sinne einer haushälterischen Bodennutzung beitragen.

Quellen

  • Hochschule für Technik Rapperswil: Grundlagedaten der HSR-Geodateninfrastruktur
  • ÖV-Güteklassen: Bundesamt für Raumentwicklung (ARE)
  • Bauzonen: Daten des Kanton Graubünden (geo.gr.ch), Richtplanung Grundlagen Siedlung
  • Digitalisierung: www.mapsearch.ch, www.post.ch, div. Homepages Gemeinden
  • Einwohnerzahlen: Bundesamt für Statistik (BFS), Wachstumsszenarien für den Kanton Graubünden
  • Claudio Büchel: Bauzonenanalyse Entwicklungskonzept Bünder Rheintal