Singenberg - Singebärg - Singenberg: Unterschied zwischen den Versionen
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'''''«Wichtiges Kulturgut erhalten»''''' | '''''«Wichtiges Kulturgut erhalten»''''' |
Version vom 10. Dezember 2011, 08:20 Uhr
Betrachtung zur historischen Schreibweise Singenberg sowie zu den Hintergründen, die zur Änderung in Singebärg und Rückänderung in Singenberg führten.
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Landeskarte 1984 mit Schreibweise Singenberg (Quelle Thurgis, Historische Karten)
Wanderkarte des Kantons Thurgau mit der aktuelle Schreibweise Singebärg (schwarze Textfarbe) entsprechend der aktuellen Landeskarte sowie mit der künftiger Bezeichnung Singenberg (grüne Textfarbe) entsprechend der Rückänderung auf die seit 1386 traditionelle Bezeichnung Singenberg.
Inhaltsverzeichnis
Historische Schreibweisen von Singenberg
Quelle Ortsnamen.ch resp. Thurgauer Namenbuch
- 1386 Singenberg
- 1413 Singenberg
- 1487 Zinggenberg
- 1500 Singenberg
- 1505 singenberg
- 1517 Singenberg
- 1575 Singenberg
- 1637 Singenberg
- 1676 Singenberg
- 1689 Singenberg
- 1832 Sinnenberg
- 1887 Singenberg
Mundartschreibweise zur Erhaltung eines bedeutendes Kulturgutes
Am 2. September 2009 konnte im Tages Anzeiger auf der 2. Seite unter den Titel «Wenn die Dialektwelle die Feuerwehr in die Irre führt» ein Hinweis auf die Frage gefunden werden, warum im Kanton Thurgau z.B. die Bezeichnung Singenberg auf Singebärg geändert wurde, nämlich um ein bedeutendes Kulturgut zu erhalten:
«Wichtiges Kulturgut erhalten»
Rund 10'000 Orts- und Flurnamen hat der Thurgau bereits mundartsnah angepasst. So wurde «Nollen» zu «Nolen», «Rotbühl» zu «Roopel» und – eines der skurrilsten Beispiele – «Matzenrein» zu «Maazerooa». Mit dem Rückgriff auf uralte Mundartbezeichnungen werde «ein wichtiges Kulturgut erhalten», begründet der zuständige Regierungsrat Kaspar Schläpfer die namenkundliche Radikalkur.
Nicht nur bei Singenberg, sondern bei den meisten anderen Orts- und Flurnamen im Kanton Thurgau sind jedoch die neuen Mundartbezeichnungen nicht unter den historischen Bezeichnungen zu finden.
Die Arbeitsgruppe, welche nach der parlamentarischen Opposition gegen die Änderungen der Schreibweisen die Angeleitet untersuchte kam zu folgender Schlussfolgerung: Ziel der Erfassung der Orts- und Flurnamen in mundartnaher Schreibweise ist, die Kenntnisse über diese Namen und ihre lokale Aussprache als Kulturgut zu bewahren, bevor sie gänzlich in Vergessenheit geraten. Diese Erfassung und Sicherung des Kulturgutes in wissenschaftlicher Form - insbesondere im Thurgauer Namenbuch - ist in Politik und Bevölkerung praktisch unbestritten Bericht Seite 3.
Mundartschreibweisen auf amtlichen Katen und Schreibweise
Wie die oben erwähnte Arbeitsgruppe treffend feststellt «insbesondere im Thurgauer Namenbuch», ist eine mundartnahe Schreibweise in einem Namenbuch zu begrüssen. Traditionell eingebürgerte Bezeichnungen auf Karten und Plänen sollten grundsätzlich nicht geändert werden. Wenn mundartliche Bezeichnungen verwendet werden, sollte diese dem Verwendungszweck der Orientierung auf Karten und Plänen entsprechend einfach schreib- und lesbar geschrieben werden. Dies kann mit einer Mundarschreibweise am besten gewährleistet werden, welche sich nach Möglichkeit an das Schriftbild der Standartsprache anlehnt. Eine solche kartengerechte Schreibweise wurde mit den Schreibregeln Weisungen 1948 erreicht und wurde auch vom Mitautor des Thurgauer Namenbuches Oskar Bandle propagiert. Gemäss diesen Schreibregeln, welche praktisch unverändert als Weisungen 2011 übernommen wurden, wird «Berg» in der Regel immer als «Berg» und nicht als «Bärg» geschrieben und das Endungs -n in der Regel belassen. Die Bezeichnung Singenberg bleibt gemäss Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 auch in kartengerechter Mundartform gegenüber der traditionellen Schreibweise unverändert (Singebärg ist dagegen in einem Namenbuch, in einem Mundartwörterbuch oder in einem Mundarttext durchaus eine geeignete Schreibweise).
Die mangelende Akzeptanz der geänderten Namen bewirkte dann, dass gewisse Schreibweisen künftig wieder rückgeändert werden sollen (insbesondere die allgemein vertrauten Siedlungsnamen).
Siehe auch
- Schreibweisen Kanton Thurgau
- Geschichte der Schreibweise der Thurgauer Lokalnamen
- Oskar Bandle - Weisungen 1948
- Aus Roopel wird wieder Rotbühl
- Rückänderungen der Schreibweisen von Lokalnamen im Kanton Thurgau
- Thurgauer Wanderkarte
- Unterschiedliche Schreibweisen Thurgauer Lokalnamen und Stationsnamen
- Zeitschrift SchweizerDeutsch
- Wellenberg oder Welebärg
- Allgemeines zu Schreibweise von Lokalnamen
- Geschichte der Orthographie