Wellenberg oder Welebärg: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 3. Mai 2010, 18:17 Uhr
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Schloss Wellenberg oder Schloss Welebärg?
Inhaltsverzeichnis
Schreibweise von Orts- und Lokalnamen in amtlichen Plänen und Karten
Im Kanton Thurgau wurde die herkömmliche Schreibweise Wellenberg in die mundartnahe, für amtliche Pläne und Karten höchst ungewohnte Schreibweise Welebärg geändert (vgl. hier). In anderen Kantonen wie BE, NW, OW und ZH hat man die herkömmliche Schreibweise als Wellenberg belassen (vgl. hier).
Normalisierung
Geht man davon aus, dass bei der Schreibweise von Wellenberg folgende Schreibvarianten bestehen
- Schreibung der 3 Vokale grundsätzlich als -e oder -ä
- Falls zweiter Vokal -e: Weglassen des -n
ergeben sind aus der Kombination obiger Varianten theoretisch insgesamt folgende 12 Schreibvarianten für Mundartformen:
- Welenberg
- Welenbärg
- Weleberg
- Welebärg
- Weläberg
- Weläbärg
- Wälenberg
- Wälenbärg
- Wäleberg
- Wälebärg
- Wäläberg
- Wäläbärg
Wellenberg als die herkömmliche Schreibweise entspricht allen Grundsätzen Art. 4 Verordnung über geografische Namen und ist die einzige Variante, welche in Mundart automatisch richtig ausgesprochen wird:
Art. 4 Grundsätze GeoNV
- Geografische Namen sind einfach schreib- und lesbar und werden allgemein akzeptiert.
- Sie werden, soweit möglich und sinnvoll, in Anlehnung an die Standardsprache (Schriftsprache) der Sprachregion formuliert.
- Geografische Namen und ihre Schreibweise dürfen nur aus öffentlichem Interesse geändert werden.
In der Schweizerischen Ortsnamedatenbank «ortsnamen.ch» existieren 3 verschiedene Schreibweisen für Lokalnamen:
Name: | Schreibweise als Index für das Suchen (Lemma), entspricht in vielen Fällen der amtlichen Schreibweise |
Mundart: | lautnahe Schreibweise analog phonetischer Schreibweise, jedoch ohne diakritische Sonderzeichen |
Phonetik: | lautgetreue, phonetische Schreibweise mit diakritischen Sonderzeichen (vgl. Beispiele unten) |
Bei den mundartlichen Namen des Kanons Thurgaus wie Welebärg fällt in der Ortsnamendatenbank auf, dass die Schreibweise des Namens meist identisch ist mit der Schreibweise gemäss Feld Mundart und nicht wie in den meisten anderen Kantonen (gemäss Weisungen 1948) normalisiert ist. Weitere Details vgl. hier.
Erkenntnisse von Eduard Imhof
Zitate von Eduard Imhof: aus Ortsnamen in amtlichen Plänen und Karten (1945)
- Zahllose Örtlichkeiten besitzen zwei verschiedene, allgemeingebräuchliche Bezeichnungen, eine mundartliche und eine schriftsprachliche. Beide sind «sprachliche Wirklichkeit».
- Überdies ist die Mundart überhaupt eigentlich nicht schreibbar, da sich das Leben nicht in zwei Dutzend tote Buchstaben fassen lässt.
- Im geschlossenen Zusammenhang mundartlicher Rede versteht jeder Deutschschweizer den Sinn der folgenden Ausdrücke: Für (oder Fir), Bom, Bu, Su, Sagg, Brigg, Stogg, Grot, Ror, Höli, Drägg, Bone, Sagi, tüf (oder teuf oder täif), Chüetel usw. Treten sind aber, so wie es der Karte der Fall wäre, isoliert stehenden Wörtern und Wortverbindungen aus, so muten sie eher chinesisch an.
- Der Sprachforscher darf in solchen Fragen nicht nur auf seine eigene Erfahrung bauen. Die amtlichen Pläne und Karten haben nicht nur ihm, sonder vor allem der Allgemeinheit zu dienen. Und überdies möchte sich auch ein Welschschweizer und ein Tessiner in den Karten der deutschen Schweiz einigermassen zurechtfinden können. Eine gewisse allgemein gültige, allgemein vertraute Normierung ist unentbehrlich; diese aber besitzen wir in der Schriftsprache.
- Die Schreibformen der Ortsnamen haben sich vielfach ausserhalb der Karte und unabhängig von dieser entwickelt. Dieser «auswärtige» Bereich ist unvergleichlich weitschichtiger. Tausende von Ortsbezeichnungen sind in hunderttausenden von geschriebenen und gedruckten Texten, Aufschriften, in Verwaltungs-, Gerichts- und Grundbuchakten, in militärischen und technischen Dokumenten, in Firmen-, Gasthof- und Strassenbezeichnungen, in Namen- und Adressverzeichnissen, in der Literatur und in gesetzlichen Erlassen verankert.
Weisungen 1948
Die Weisungen 1948 beinhalten die erforderliche Normalisierung einer lautgetreuen Mundart in eine kartengerechten gemässigte Schreibweise von Orts- und Lokalnamen. Als Kompromisslösung gewähren sie der Mundart mehr Raum als Eduard Imhof damals propagierte. Gemäss Weisungen 1948 wird Wellenberg mit -berg und nicht als -bärg geschrieben, ebenso wird das -n geschrieben und nicht weggelassen. Weisungen 1948 würden zulassen, Welenberg mit einem einzigen -l zu schreiben, wie man das anfänglich im Kanton Zürich und zuletzt auch im Kanton Nidwalden vorgeschlagen hat. In beiden Kantonen wurde jedoch erkannt, dass ein Welenberg nur mit einem einzigen -l eine ungewohnte Schreibweise ist, und dass man die eingebürgerte Schreibweise beibehalten muss.
Bei den Weisungen 1948 handelt es sich nicht um Schreibregeln für eine gewöhnliche Mundartschreibung, sondern um eine normalisierte, kartengerechte Schreibung von Orts- und Flurnamen. Im Kanton Thurgau wurden die Weisungen 1948 anscheinend als gewöhnliche Mundartschreibweise verstanden, welche nicht mehr dem heutigen Stand der Mundartschreibweise entspreche. Daher wurden im Kanton Thurgau die Schreibweise Tausende von Orts- und Lokalnamen gemäss neuen, von den Weisungen 1948 abweichenden Schreibregeln geändert. Diese neuen Schreibregeln wurden weitgehend in den Entwurf der Toponymischen Richtlinien 2005 integriert.
Vgl. Thurgauer Namenbuch 3.1 Seite 9: Für den Kanton Thurgau wurde vom Thurgauer Namenbuch eine Schreibweise definiert, die auf den eidgenössischen Vorschriften basiert, in der Anwendung aber konsequent ist und dem heutigen Standard der Mundartschreibweise entsprich. Der Entwurf zu den Toponymischen Richtlinien der Schweiz 2005 hat diese Schreibweise weitgehend integriert.
Die Benutzer (inkl. Gemeinde- und Städteverbande) hatten den Entwurf zu den Toponymischen Richtlinien als Ersatz für die Weisungen 1948 abgelehnt, ebenso den Entwurf Leitfaden Toponymie und hatten sich auch in der Vernehmlassung zum eidg. Geoinformationsgesetz (GeoIG) für die Beibehaltung der Weisungen 1948 ausgesprochen.
Vgl. auch:
- Die Schreibweise der Lokalnamen gemäss Weisungen 1948
- Extreme Mundartschreibweise von Lokalnamen im Kanton Thurgau
Beispiel Schreibweise von Wellenberg
Welebärg im Kanton TG
Welebärg Kt. Thurgau, Gemeinde Felben-Wellhausen
Datensatz Nr. 6001502 in Ortsnamen.ch
Name: | Welebärg |
Mundart: | Welebärg |
Phonetik: |
Wellenberg in anderen Kantonen
Kanton Bern
Wellenberg Kt. Bern, Gemeinde Brienz
Wellenberg Kt. Bern, Gemeinde Oberwil im Simmental
Kanton Nidwalden
Wellenberg Kt. Nidwalden, Gemeinde Wolfenschiessen
Kanton Obwalden
Wellenberg Kt. Obwalden, Gemeinde Gibswil
Kanton Zürich
Wellenberg Kt. Zürich, Gemeinde Hombrechtikon
Datensatz Nr. 7026693 in Ortsnamen.ch
Name: | Welenberg > Wellenberg |
Mundart: | De Welebärg |
Phonetik: |
Siehe auch