Geografische Namen in historischen Karten: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 9. Juni 2014, 12:30 Uhr
Geografische Namen | Lokalnamen | Gebäudeadressen | Inhaltsverzeichnis+Übersicht | Aktuell |
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Hohenrain Siegfriedkarte 1885-1945 | Hohrain Landeskarte 1957-1990 | Hooraa Landeskarte 2004 |
Inhaltsverzeichnis
- 1 Entwicklung der Schreibweise der geografischen Namen
- 2 Historische Karten der Schweiz
- 3 Beispiel Kanton Thurgau
- 3.1 Veröffentlichung historischer Karten im Internet
- 3.2 Aus historischen Karten gewonnene Erkenntnisse bezüglich geografische Namen
- 3.3 Schreibversionen von Orts- und Flurnamen im Kanton Thurgau
- 3.4 Beispiele von geografischen Namen in historischen Karten
- 3.4.1 Dattenhub - Dattenhueb - Tattenhueb
- 3.4.2 Erdhausen - Erdhusen - Ärdhuuse
- 3.4.3 Feldhof - Feldhof - Fäldhof
- 3.4.4 Fliegenegg - Flügenegg - Flüügenegg
- 3.4.5 Gutenberg - Guetenberg - Guetebärg
- 3.4.6 Nollen - Nollen - Nole
- 3.4.7 Ottenberg - Ottenberg - Ottebärg
- 3.4.8 Pfin - Pfin - Pfii
- 3.4.9 Riesershaus - Riesershüsli - Riisershüüsli
- 3.4.10 Rosenthal - Rosental - Roosetaal
- 3.4.11 Rothbühl - Rotbüel - Roopel
- 3.4.12 Rüti - Rüti - Rüüti
- 3.4.13 Thurberg - Thurberg - Tuurbärg
- 3.4.14 Waldershaus - Waldershus - Waldershuus
- 3.4.15 Wellenberg - Wellenberg - Welebärg
- 4 Beispiele in anderen Kantonen
- 5 Siehe auch
Entwicklung der Schreibweise der geografischen Namen
Geografische Namen in historischen Karten
Geografische Namen, insbesondere Lokalnamen, bilden als wichtige Geoinformationen einen wesentlichen, jedoch in ihren Formen auch in der Vergangenheit heftig umstrittenen Inhaltsteil unserer amtlichen Pläne und Karten, insbesondere was die Schreibweise anbelangt.
Während einzelne Namen z.B. mit Hilfe von Namenbüchern über die Zeit verfolgt werden können, erlaubt die gesamtheitliche Betrachtung von historischen Karten, wie sie heute immer mehr über Internet zur Verfügung stehen, Rückschlüsse zu ziehen über eine generelle Schreibung zu bestimmten Zeitständen und Zeitperioden sowie über Änderungen und Entwicklung im Laufe der Zeit.
Änderungen von geografischen Namen - Harmonisierung
Geografische Namen sollen grundsätzlich nicht geändert werden, da Änderungen sich negativ auf den allgemeinen Gebrauch auswirken. Trotzdem treten z.T. immer wieder gewisse Harmonisierungsbestreben auf. So beschloss z.B. der Bundesrat 1903, für alle auf «-weil» endenden Gemeinden des Zürichsees, die Form «-wil» für verbindlich - da die Postdirektion eine Vereinheitlichung wünschte. Während auf der Dufourkarte im Jahre 1900 Thalwyl, Wädenschwyl und Richterschwyl zu finden ist, lauten die Schreibweisen in der Dufourkarte im Jahr 1910 Thalwil, Wädenswil und Richterswil. Massnahmen zu Harmonisierung der Schreibweise vereinfachen grundsätzlich die Schreib- und Lesbarkeit. Sie sollten jedoch wegen den negativen Folgen der Umstellung nur gezielt und nur im öffentlichen Interesse angewendet werden. In der Vergangenheit wurden vielfach lediglich die Schreibweisen auf Karten und Plänen geändert, ohne dass man sich um eine aktive Bereinigung ausserhalb der Karte bemühte.
Wie Eduard Imhof formulierte, haben sich die Schreibformen der Orts- und Flurnamen vielfach ausserhalb der Karte und unabhängig von dieser entwickelt. Dieser «auswärtige» Bereich ist unvergleichlich weitschichtiger. Tausende von Ortsbezeichnungen sind in Hunderttausenden von geschriebenen und gedruckten Texten, Aufschriften, in Verwaltungs-, Gerichts- und Grundbuchakten, in militärischen und technischen Dokumenten, in Firmen-, Gasthof- und Strassenbezeichnungen, in Namen- und Adressverzeichnissen, in der Literatur und in gesetzlichen Erlassen verankert (vgl. hier).
Ruedi Schwarzenbach weist auf das Beharrungsvermögen der Namen und die Bindung der Bevölkerung an diese Namen hin (vgl. hier).
Schreibungen von geografischen Namen in verschiedenen Karten- und Planwerken
In der Schweiz weichen die Schreibweisen von geografischen Namen auf Landeskarten, Übersichtsplänen und Plänen für das Grundbuch z.T. voneinander ab, ebenso auch in Spezialkarten wie z.B. in Velokarten oder in touristischen Karten, was bei der Analyse von geografischen Namen auf historischen Karten berücksichtigt werden muss.
Schreibperioden
Auf der Seite Geschichte Schreibweise Lokalnamen werden 4 verschiedene Schreibperioden aufgelistet:
Periode 19. Jh. / 1. Hälfte 20. Jh. Dufour- und Siegfriedkarte
Die Schriftsprache ist vorherrschend. Es existieren auch Mundartformen wo keine entsprechenden Formen in der Schriftsprache vorhanden sind.
Kurz vor der Ausgabe der neuen Landeskarte ab 1938 (Ersatz für die Dufour- und Siegfriedkarte), war man sich bewusst, dass die Schreibweise der geografischen Namen geregelt werden müsste, da bisher keine Schreibregeln bestanden.
Instruktion aus dem Jahre 1937 für die Erstellung neuer Landeskarten:
- «Ortsnamen, welche ohne weiteres in der Schriftsprache als die allgemein gültige Verkehrssprache übertragen werden können und an Ort und Stelle in dieser Schreibweise gebraucht werden, bekannt und verständlich sind, sind in der Schriftsprache wiederzugeben.»
- «Ortsnamen, welche dagegen nur im landläufigen Dialekt existieren und nur in dieser Form bekannt und verständlich sind, müssen in Dialektform geschrieben werden».
Der Kanton Zürich drängte auf eine generelle Mundartschreibweise. Im Bundesratsbeschluss vom 22.2.1938 verzichtete der Bundesrat auf eine genrelle Mundartschreibweise und hielt an der Instruktion 1937 fest. Er beschloss lediglich, dass Grundsätze zur Schreibung von Lokalnamen bei Grundbuchvermessung aufgestellt werden müssen ohne Vorgaben für die Mundartschreibweise zu machen. Solche Grundsätze wurden für die deutschsprachige Schweiz erst 1948 aufgestellt; für die anderen Sprachgebiete fehlen sie bis heute.
Periode 1916 - 1948
Der Regierungsrat des Kantons Zürich hat im Jahre 1916 ein «Anweisung betreffend Aufnahme und Schreibweise der Orts- und Flurnamen» erlassen. Darin wird gesagt: «Die Namen sind in der ortsüblichen mundartlichen Aussprache aufzuzeichnen (also Underi Müli, Chrüzstrass usw.).» Auf Grundlage dieser von den Bundesvorgaben abweichenden Regelung wurden dann 1948 die Weisungen 1948 erlassen, allerdings mit wichtigen Einschränkungen.
Periode 1948 - 2008
Bei Erstellung der neuen Landeskarte wurden die neuen Schreibregeln Weisungen 1948 angewandt. Im Kanton Zürich mussten später einige Namen wieder rückmutiert werden, da die mundartliche Schreibweise nicht auf allgemeine Akzeptanz stiess.
Periode ab 2008 Verordnung über geografische Namen (GeoNV)
Es gelten die Grundsätze der Verordnung über geografische Namen (vgl. hier).
Im Jahre 2005 wurde mit dem Entwurf der Toponymischen Richtlinien versucht, einen neuen Schreistandard für die deutschsprachige Schweiz zu etablieren, welcher auf der von den Weisungen 1948 abweichenden Schreibung der Orts- und Flurnamen im Kanton Thurgau basiert. Dieser Versuch misslang.
Am 1. August 2011 wurden die Schreibregeln Weisungen 1948 als Weisungen 2011 übernommen.
Historische Karten der Schweiz
Dufourkarte
Die Topographische Karte der Schweiz, auch Dufourkarte genannt, ist das älteste amtliche Kartenwerk der Schweiz. Sie basiert auf Vermessungen der Kantone und der Schweizerischen Eidgenossenschaft und wurde in den Jahren 1845 bis 1865 vom Eidgenössischen Topographischen Bureau unter der Leitung von Guillaume-Henri Dufour herausgegeben. Die Originalaufnahmen für die Dufourkarte wurden im Massstab 1:25'000 (im Flachland) und 1:50'000 (im Gebirge) erstellt. Die Publikation erfolgte jedosch im Massstab 1:100'000, wobei das Gebiet der Schweiz auf 25 Blätter verteilt wurde, von denen jedes 70 x 48 cm misst. Bis 1939 erschienen überarbeitete Neuauflagen dieser Blätter.
Karten im Massstab der Originalaufnahmen wurden ab 1870 unter der Bezeichnung «Siegfriedkarte» herausgegeben.
Nach Abschluss der Ersterstellung im Jahre 1865 wurde das Kartenwerk mehrfach international ausgezeichnet und bis zur Ablösung durch die Neuen Landeskarte 1:100'000 weitergeführt. Seit 2006 stehen sämtliche Ausgaben für Untersuchungen zur Landschaftsentwicklung und weitere Anwendungen digital zur Verfügung.
Siegfriedkarte
In den Jahren 1870 bis 1926 wurde - anfänglich unter der Leitung von Oberst Hermann Siegfried - der Topographische Atlas der Schweiz veröffentlicht. Es handelt sich um das erste detaillierte Gesamtwerk für die Schweiz in den Massstäben 1:25'000 für das Mittelland, den Jura und das Südtessin sowie 1:50'000 für die Alpen. Mit der periodischen Fortführung bis 1949 wurden insgesamt über 4'000 nachgeführte Blätter publiziert. Für die Ersterstellung wurden zwei verschiedene Techniken angewandt: Kupferstich für die 462 Kartenblätter im Massstab 1:25'000 und Steingravur für die 142 Blätter 1:50'000. Sämtliche Ausgaben sind eingescannt worden und stehen nun digital für Untersuchungen zur Landschaftsentwicklung und weitere Anwendungen Verfügung.
Alte Landeskarten der Schweiz
1938 wurde mit der Ausgabe von neuen Karten begonnen, welche die alten Dufour- und Siegfriedkarten ablösen sollten. Sie erschienen zunächst im Massstab 1:50'000; ab 1952 auch im Massstab 1:25'000. Zudem wurden weitere Generalisierungen in kleinere Massstäbe vorgenommen. Mit jedem Massstab wurde die ganze Schweiz abgedeckt. 1979 wurde mit der Ausgabe der letzten 25'000er-Karte das Werk vollendet.
Beispiel Kanton Thurgau
Veröffentlichung historischer Karten im Internet
Der Kanton Thurgau veröffentlicht folgende historische Karten im Internet www.thurgis.tg.ch :
Dufourkarte | Siegfriedkarte | Alte Landeskarte |
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Aus historischen Karten gewonnene Erkenntnisse bezüglich geografische Namen
Im Kanton Thurgau bestehen zurzeit folgende drei Schreibversionen:
Allgemeiner Schreibgebrauch
- Allgemein gebräuchliche Schreibweise sind auf Ortstafeln und Strassenwegweisern, in der Gebäudeadressierung oder im Siedlungs- und Ortschaftenverzeichnis zu finden
- Diese Schreibversionen entsprechen in etwa der Schreibweise auf der Siegfriedkarte, wobei diese z.T. etwas an die Schreibweise ab 1957 angepasst wurde. Beispiel Rotbühl (Siegfriedkarte 1945: Rothbühl).
- Bezeichnung der Schreibweise: Traditionelle, stark an das Schriftbild der Standardsprache/Schriftdeutsch/Hochdeutsch ausgerichte Schreibweise
vgl. dazu auch Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kanton Thurgau 2012
Ca. 1957 - 1990: Schreibung der Orts- und Flurnamen in der Landeskarte nach Weisungen 1948
- Folgenden Beispiele zeigen, dass im Übergang von der Siegfriedkarte zur neuen Landeskarte 1:25'000 ab 1957 die 1948 festgelegten Schreibregeln (Weisungen 1948) angewandt wurden.
- Diverse Namen wurden nicht verändert, da sie entweder eine grössere Bedeutung als nur geringe, lokale Bedeutung aufweisen, resp. da die neuen Mundartschreibungen sich nicht von der herkömmlichen Schreibung unterscheiden.
- Nach dem Wechsel der Schreibweise der Orts- und Flurnamen ab 1957 haben sich die neuen Schreibformen im Kanton Thurgau bis heute noch nicht richtig durchgesetzt, insbesondere was die Siedlungsnamen betrifft. Hier ist die herkömmliche Schreibweise massgebend (vgl. allgemeiner Schreibgebrauch oben)
- Die Beschriftung der Wanderwege richtet sich stark nach den neuen auf Weisungen 1948 basierenden Schreibformen auf den neuen Landeskarten ab 1957.
- Bezeichnung der Schreibweise: mundartnahe, wenn möglich an das Schriftbild der Schriftsprache ausgerichtet Schreibweise. Es besteht eine gewisse Analogie zur berndeutschen Mundart-Schreibweise von Werner Marti (vgl. hier).
Ab ca. 1998 bis 2010: Schreibweise der Orts- und Flurnamen gemäss Entwurf Toponymische Richtlinien 2005
- Obwohl die Schreibweise vieler Namen in der Landeskarte ab 1957 gemäss Weisungen 1948 bereits angepasst wurden, wurde die Schreibweise vieler Namen nochmals in eine gegenüber Weisungen 1948 extremmundartliche Schreibweise geändert. Die speziell auf die Schreibung von geografischen Namen ausgerichtete Schreibregeln Weisungen 1948 wurden nicht beachtet und es wurden dagegen neue Schreibregeln im Sinne des Entwurfes Toponymische Richtlinien 2005 angewandt.
- Gegen diese neue Schreibweise wie sie z.B. im Mundartwörterbuch von Heinz Gallmann verwendet wird, wäre grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn sie in reinen Mundarttexten verwendet würde. Zur Schreibweise von Orts- und Flurnamen ist diese neue Schreibweise für die Beschriftung in amtlichen Plänen und Karten jedoch höchst ungeeignet und stösst nicht auf eine allgemeine Akzeptanz. Zudem widerspricht es dem öffentlichen Interesse, dass bereits nach 50 Jahren Orts- und Flurnamen gemäss neuen Schreibregeln geändert werden.
- Bezeichnung der Schreibweise: mundartgetreue Schreibweise nach Eugen Dieth (vgl. hier).
Schreibversionen von Orts- und Flurnamen im Kanton Thurgau
Allgemein gebräuchliche Schreibweise
Beispiele: |
Schreibweise gem. Landeskarte 1957-1990
Beispiele: |
Schreibweise gemäss Landeskarten ab 1998
Beispiele: |
Bönenen (Siegfreidkarte Böhnenen) | Bönenen | Böönene |
Dattenhub | Dattenhueb | Tattehueb |
Ebenholz | Ebenholz | Ebeholz |
Erhausen | Erhusen | Ärdhuuse |
Feldhof | Feldhof | Fäldhof |
Fliegenegg | Flügenegg | Flüügenegg |
Grosswisen (Siegfriedkarte Grosswiesen) | Grosswisen | Groosswise |
Gutenberg | Guetenberg | Guetebärg |
Nollen | Nollen | Nole |
Olmishausen | Olmishusen | Olmishuuse |
Ottenberg | Ottenberg | Ottebärg |
Pfin | Pfin | Pfii |
Risershaus | Riesershüsli | Riisershüüsli |
Rosental (Siegfriedkarte 1945: Rosenthal) | Rosental | Roosetaal |
Rotbühl (Siegfriedkarte 1945: Rothbühl) | Rotbüel | Roopel |
Rüti | Rüti | Rüüti |
Schönenberg | Schönenberg | Schönebärg |
Thurberg | Thurberg | Tuurbärg |
Waldershaus | Waldershus | Waldershuus |
Wellenberg | Wellenberg | Welebärg |
Beispiele von geografischen Namen in historischen Karten
Dattenhub - Dattenhueb - Tattenhueb
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Erdhausen - Erdhusen - Ärdhuuse
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Feldhof - Feldhof - Fäldhof
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Fliegenegg - Flügenegg - Flüügenegg
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Gutenberg - Guetenberg - Guetebärg
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Nollen - Nollen - Nole
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Ottenberg - Ottenberg - Ottebärg
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Pfin - Pfin - Pfii
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Riesershaus - Riesershüsli - Riisershüüsli
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Rosenthal - Rosental - Roosetaal
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Rothbühl - Rotbüel - Roopel
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Rüti - Rüti - Rüüti
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Thurberg - Thurberg - Tuurbärg
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Waldershaus - Waldershus - Waldershuus
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Wellenberg - Wellenberg - Welebärg
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Beispiele in anderen Kantonen
Beispiele in anderen Kantonen vgl. hier
Siehe auch
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