Zusammenspiel Lokalnamen: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 6: | Zeile 6: | ||
* Im Ortsplan '''Gossau - Grüningen''' werden neben [[Lokalnamen]] (fett) neben klassischen Strassenbezeichnungen (-strasse, -weg) auch benannte Gebiete kartiert, als spezielle Strassenbezeichnungen welche Namen von [[Lokalnamen]] tragen. Zudem werden auch Stationsnamen dargestellt (violett). | * Im Ortsplan '''Gossau - Grüningen''' werden neben [[Lokalnamen]] (fett) neben klassischen Strassenbezeichnungen (-strasse, -weg) auch benannte Gebiete kartiert, als spezielle Strassenbezeichnungen welche Namen von [[Lokalnamen]] tragen. Zudem werden auch Stationsnamen dargestellt (violett). | ||
* Vgl. Örtlichkeit '''Heispel''' im oben abgebildeten Ausschnitt des Ortsplans, welche als Lokalnamen (Ortsname), Strassenbezeichnung und Haltestellenname je separat erscheint. | * Vgl. Örtlichkeit '''Heispel''' im oben abgebildeten Ausschnitt des Ortsplans, welche als Lokalnamen (Ortsname), Strassenbezeichnung und Haltestellenname je separat erscheint. | ||
− | * Die Benutzer bevorzugen für eine bestimme Örtlichkeit gleiche Schreibweisen für Lokalnamen, Strassenbezeichnungen und Stationsnamen wie auch Namen von Gemeinden und postalischen Ortschaften. Unterschiedliche Schreibweisen stossen bei der Bevölkerung meist auf Unverständnis. | + | * Die Benutzer bevorzugen für eine bestimme Örtlichkeit gleiche Schreibweisen für Lokalnamen, Strassenbezeichnungen und Stationsnamen wie auch Namen von Gemeinden und postalischen Ortschaften. Unterschiedliche Schreibweisen stossen bei der Bevölkerung meist auf Unverständnis. Voneinander abweichende Schreibweisen für dieselbe Örtlichkeit werden nicht selten als Schreibfehler der zuständigen Behörden interpretiert und kritisiert. |
* Im Ortsplan Gossau - Grüningen existieren nur ganz wenige Ausnahmen mit unterschiedlichen Schreibweisen für eine bestimmte Örtlichkeit. | * Im Ortsplan Gossau - Grüningen existieren nur ganz wenige Ausnahmen mit unterschiedlichen Schreibweisen für eine bestimmte Örtlichkeit. | ||
− | |||
== Zusammenspiel von Lokalnamen und Strassen- und Stationsnamen sowie Namen von Fachdaten == | == Zusammenspiel von Lokalnamen und Strassen- und Stationsnamen sowie Namen von Fachdaten == | ||
− | |||
− | |||
=== Lokalnamen als populäres, räumliches Referenzsystem === | === Lokalnamen als populäres, räumliches Referenzsystem === | ||
[[Lokalnamen]] (populär: Orts- und Flurnamen, rechtlich: geografische Namen der Landesvermessung und der amtlichen Vermessung) | [[Lokalnamen]] (populär: Orts- und Flurnamen, rechtlich: geografische Namen der Landesvermessung und der amtlichen Vermessung) | ||
* bilden ein '''populäres, geografisches Referenzsystem''' für die Bezeichnung von Örtlichkeiten. | * bilden ein '''populäres, geografisches Referenzsystem''' für die Bezeichnung von Örtlichkeiten. | ||
* sind in zahlreichen amtlichen Karten und Plänen wie Landeskarten und Planwerke der amtlichen Vermessung wie auch diversen weiteren Karten z.B. für den Tourismus kartiert. | * sind in zahlreichen amtlichen Karten und Plänen wie Landeskarten und Planwerke der amtlichen Vermessung wie auch diversen weiteren Karten z.B. für den Tourismus kartiert. | ||
+ | |||
+ | |||
+ | === Lokalnamen als Ursprung für andere Namen === | ||
+ | [[Lokalnamen]] | ||
* sind millionenfach in Registern, Fachdatenbanken, Erlassen, Homepages usw. gespeichert | * sind millionenfach in Registern, Fachdatenbanken, Erlassen, Homepages usw. gespeichert | ||
− | * sind vielfach Ursprung anderer geografische Namen wie Namen von Gemeinden, (postalischen) Ortschaften, Strassen und Stationen vgl. dazu auch [[%C3%9Cbersicht_geografische_Namen |Übersicht über geografische Namen sowie Gebäudeadressen.]] | + | * sind vielfach Ursprung anderer geografische Namen wie Namen von Gemeinden, (postalischen) Ortschaften, Strassen und Stationen vgl. dazu auch [[%C3%9Cbersicht_geografische_Namen |Übersicht über geografische Namen sowie Gebäudeadressen.]] Immer wieder zeigt sich, dass in der Bevölkerung ein grosses Verlangen besteht, für Strassennamen Lokalnamen (Orts- und Flurnamen) zu verwenden. |
− | * Lokalnamen werden auch häufig für die Bezeichnungen von Bauwerken (z.B. | + | * Lokalnamen werden auch häufig für die Bezeichnungen von Bauwerken (z.B. Schiessständen, Kläranlagen, Brücken usw.), öffentlichen und privaten Bauten (z.B. Strassenverkehrsamt, Restaurants usw.) wie auch z.B. von Planungen (z.B. Quartierplanung und Schutzzonen für Namen von Fachdaten (Geologische Formationen, Siedlungsnamen, Erlasse usw.)verwendet. Auflistung einer Vielzahl von Nutzern von Lokalnamen [[Lokalnamen_Benutzer |(vgl. hier).]] |
+ | |||
+ | Diverse Objekte wie Bauwerke, Anlagen, Festsetzungen, Siedlungen usw. benötigen eine Bezeichnung zur Verständigung. Vielfach wird bewusst auf Fantasienamen verzichtet und der Name einer Örtlichkeit verwendet, damit einem Objekt auch ein Raumbezug zugewiesen werden kann. | ||
+ | |||
+ | Einen Raumbezug erhalten z.B. auch Sorten von Äpfel oder geologische Formationen. | ||
+ | |||
+ | Wird die Schreibweise von Lokalnamen geändert, so steht man vor folgendem Dilemma: | ||
+ | * Abgeleiteter Namen ebenfalls ändern. Nachteile: Überall wo solche Namen verwendet wurden, müssten die Namen ebenfalls geändert werden, was zum Teil unmöglich ist. | ||
+ | * Abgeleiteter Namen nicht ändern. | ||
+ | ** Bezug zur Örtlichkeit funktioniert nicht mehr einwandfrei | ||
+ | ** Ev. müssten zusätzlich die veränderten Lokalnamen angegeben werden. | ||
Zeile 27: | Zeile 38: | ||
Lokalnamen sind universale Bezeichnungen von Örtlichkeiten unabhängig davon, ob es sich dabei um ein Dorf, einen Weiler, einen Hof oder um ein Flurstück handelt. Alle diese Objekte können grundsätzlich dem gleichen Namen zugeordnet sein. Die Grundnamen von Örtlichkeiten erscheinen vielfach auch in entsprechenden Namen von Gewässern, Wäldern und Geländen. Lokalnamen hängen daher untereinander stark zusammen. | Lokalnamen sind universale Bezeichnungen von Örtlichkeiten unabhängig davon, ob es sich dabei um ein Dorf, einen Weiler, einen Hof oder um ein Flurstück handelt. Alle diese Objekte können grundsätzlich dem gleichen Namen zugeordnet sein. Die Grundnamen von Örtlichkeiten erscheinen vielfach auch in entsprechenden Namen von Gewässern, Wäldern und Geländen. Lokalnamen hängen daher untereinander stark zusammen. | ||
− | + | Namen sollten grundsätzlich immer gleich geschrieben werden, unabhängig davon, ob es sich um ein Dorf, einen Weiler, einen Hof, ein Flurstück, ein Gewässers oder ein Waldes handelt. Ausnahmen sind klar verwandte Namen, welche sich jedoch klar voneinander abgrenzen, z.B. Bülach und Büliwald. Bei diesem Beispiel wird niemand auf die Idee kommen, dass es sich bei Büliwald um einen Schreibfehler handelt. | |
+ | Zum Aspekt Zusammenspiel verschiedener Lokalnamen untereinander vgl. [http://www.lokalnamen.ch/bilder/imhof_1948.pdf "Mein Standpunkt" von Eduard Imhof] | ||
− | == | + | == Anforderungen an die Schreibweise von Lokalnamen == |
− | + | === Schreibweisen nicht ändern === | |
− | + | Da viele Namen von Lokalnamen abgeleitet sind, sollte deren Schreibweise von Lokalnamen nicht geändert werden, da sonst entweder unschöne Schreibdiskrepanzen entstehen oder die Änderungen abgeleiteter Namen einen hohen Umstellungsaufwand und vielfach ein Schreibchaos verursacht. | |
− | |||
− | |||
− | === | + | === Universelle Schreibweise === |
− | + | Die Forderung, dass bestimmte Örtlichkeiten einheitlich über die verschiedene Kategorien von geografischen Namen hinweg einheitlich geschrieben werden sollen, steht in einem gewissen Spannungsfeld mit der Tradition, dass | |
− | + | * Gemeinden, postalische Ortschaften, Siedlungen (Lokalnamen) und Strassen eher traditionell resp. standardsprachlich | |
− | * | + | * Flurnamen (Lokalnamen) eher mundartlich |
− | * | + | |
− | + | ausgerichtet sind | |
− | + | ||
+ | Der Umstand, dass es in der Schweiz immer ein Nebeneinander von nach Standardsprache wie auch an Mundart ausgerichteten Namen geben muss, kann nur erreicht werden, wenn Mundartnamen in Karten und Plänen möglichst in Anlehnung an die Standardsprache geschrieben werden. | ||
Zeile 52: | Zeile 63: | ||
* Die Frage der Schreibweise von aus Flurnamen abgeleiteten Strassennamen wird im Kapitel 3.1.6 (Neue Strassennamen, Seit 17) der [[Schreibweise_geografische_Namen#Strassennamen| Empfehlung Gebäudeadressierung und Schreibweise von Strassennamen]] behandelt. Leider werden auch ungeeignete Strassennamen vergeben; extremes Beispiel '''«Chleichinderschuelgässli»''' in Allschwil [http://geografischenamen.blogspot.com/2008/02/bl-strassenbezeichnung.html vgl. Blog.] | * Die Frage der Schreibweise von aus Flurnamen abgeleiteten Strassennamen wird im Kapitel 3.1.6 (Neue Strassennamen, Seit 17) der [[Schreibweise_geografische_Namen#Strassennamen| Empfehlung Gebäudeadressierung und Schreibweise von Strassennamen]] behandelt. Leider werden auch ungeeignete Strassennamen vergeben; extremes Beispiel '''«Chleichinderschuelgässli»''' in Allschwil [http://geografischenamen.blogspot.com/2008/02/bl-strassenbezeichnung.html vgl. Blog.] | ||
* Lokalnamen, Strassen- und Stationsnamen sind unterschiedliche geografische Namen und können grundsätzlich unterschiedlich geschrieben werden. In vielen Fällen wird von der Bevölkerung und von den Gemeinden jedoch eine einheitliche Schreibweise von Lokalnamen, Strassen- und Stationsnamen erwartet. Hier eignet sich die Schreibweise gemäss Standard ''[[Weisungen 1948]]'' resp. ''[[Weisungen 2011]]'' mit gemässigter Schreibweise wesentlich besser als Schreibregeln mit ausgeprägter Mundartschreibweise. Da Strassennamen (inkl. benannte Gebiete) und Stationsnamen eine grosse Bedeutung haben, werden sie im amtlichen, schriftlichen Verkehr allgemein in Anlehnung an die Standardsprache geschrieben. Lokalnamen können für Strassennamen (inkl. benannte Gebiete) und Stationsnamen grundsätzlich nur dann unverändert übernommen werden, wenn sie moderat geschrieben werden. Umgekehrt soll bei der Schreibweise von Lokalnamen Rücksicht auf die bestehende Schreibweise von Strassennamen genommen werden. | * Lokalnamen, Strassen- und Stationsnamen sind unterschiedliche geografische Namen und können grundsätzlich unterschiedlich geschrieben werden. In vielen Fällen wird von der Bevölkerung und von den Gemeinden jedoch eine einheitliche Schreibweise von Lokalnamen, Strassen- und Stationsnamen erwartet. Hier eignet sich die Schreibweise gemäss Standard ''[[Weisungen 1948]]'' resp. ''[[Weisungen 2011]]'' mit gemässigter Schreibweise wesentlich besser als Schreibregeln mit ausgeprägter Mundartschreibweise. Da Strassennamen (inkl. benannte Gebiete) und Stationsnamen eine grosse Bedeutung haben, werden sie im amtlichen, schriftlichen Verkehr allgemein in Anlehnung an die Standardsprache geschrieben. Lokalnamen können für Strassennamen (inkl. benannte Gebiete) und Stationsnamen grundsätzlich nur dann unverändert übernommen werden, wenn sie moderat geschrieben werden. Umgekehrt soll bei der Schreibweise von Lokalnamen Rücksicht auf die bestehende Schreibweise von Strassennamen genommen werden. | ||
− | * Oberstes Gebot ist gemäss Verordnung über geografische Namen (GeoNV) Lokalnamen nicht zu ändern. Ob bei geänderten Lokalnamen die Strassen ebenfalls anzupassen sind, gehen die Meinungen auseinander. Die Nomenklaturkommission des Kantons Nidwaldens, welche auch für die Schreibweise der Strassennamen zuständig ist, vertritt die Meinung, dass bei Änderungen von Lokalnamen auch die Strassennamen entsprechend geändert werden müssen. Allerdings stossen die Änderungen von Strassennamen auf grosse Opposition und dabei auch die Änderung von Lokalnamen. Es ist | + | * Oberstes Gebot ist gemäss Verordnung über geografische Namen (GeoNV) Lokalnamen nicht zu ändern. Ob bei geänderten Lokalnamen die Strassen ebenfalls anzupassen sind, gehen die Meinungen auseinander. Die Nomenklaturkommission des Kantons Nidwaldens, welche auch für die Schreibweise der Strassennamen zuständig ist, vertritt die Meinung, dass bei Änderungen von Lokalnamen auch die Strassennamen entsprechend geändert werden müssen. Allerdings stossen die Änderungen von Strassennamen auf grosse Opposition und dabei auch die Änderung von Lokalnamen. Es ist verantwortungslos, Lokalnamen zu ändern, ohne sich über die Problematik der Schreibweise von Strassennamen zu kümmern. |
Zeile 88: | Zeile 99: | ||
|BE||Gemeinden||eher lautnah geschriebene Flurnamen, welche häufig nicht für Strassennamen verwendet werden können (vgl. Loon und Lohnstrasse||teilweise | |BE||Gemeinden||eher lautnah geschriebene Flurnamen, welche häufig nicht für Strassennamen verwendet werden können (vgl. Loon und Lohnstrasse||teilweise | ||
|- | |- | ||
− | |NW||Kanton. Nomenklatur | + | |NW||Kanton. Nomenklatur Kommission||moderate Schreibweise von Flurnamen, welche auch in die Strassennamen übernommen werden. Mit der Revision von Flurnamen müssen viele Strassennamen geändert werden. Revision wegen Volkszählung vorerst aufgeschoben||ja |
|- | |- | ||
|SH||Gemeinden||extreme Mundartschreibweise von Flurnamen, welcher bisher mit den Strassennamen übereinstimmten. Die neue Schreibweise kann nicht in die Strassennamen übernommen werden||nein | |SH||Gemeinden||extreme Mundartschreibweise von Flurnamen, welcher bisher mit den Strassennamen übereinstimmten. Die neue Schreibweise kann nicht in die Strassennamen übernommen werden||nein |
Version vom 17. Dezember 2011, 16:28 Uhr
Zurück zu den Weblinks Lokalnamen
- Im Ortsplan Gossau - Grüningen werden neben Lokalnamen (fett) neben klassischen Strassenbezeichnungen (-strasse, -weg) auch benannte Gebiete kartiert, als spezielle Strassenbezeichnungen welche Namen von Lokalnamen tragen. Zudem werden auch Stationsnamen dargestellt (violett).
- Vgl. Örtlichkeit Heispel im oben abgebildeten Ausschnitt des Ortsplans, welche als Lokalnamen (Ortsname), Strassenbezeichnung und Haltestellenname je separat erscheint.
- Die Benutzer bevorzugen für eine bestimme Örtlichkeit gleiche Schreibweisen für Lokalnamen, Strassenbezeichnungen und Stationsnamen wie auch Namen von Gemeinden und postalischen Ortschaften. Unterschiedliche Schreibweisen stossen bei der Bevölkerung meist auf Unverständnis. Voneinander abweichende Schreibweisen für dieselbe Örtlichkeit werden nicht selten als Schreibfehler der zuständigen Behörden interpretiert und kritisiert.
- Im Ortsplan Gossau - Grüningen existieren nur ganz wenige Ausnahmen mit unterschiedlichen Schreibweisen für eine bestimmte Örtlichkeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zusammenspiel von Lokalnamen und Strassen- und Stationsnamen sowie Namen von Fachdaten
- 2 Anforderungen an die Schreibweise von Lokalnamen
- 3 Beziehungen Lokalnamen zu Strassen- und Stationsnamen
- 4 Beziehungen Lokalnamen zu Namen von Fachdaten
- 5 Weblinks
Zusammenspiel von Lokalnamen und Strassen- und Stationsnamen sowie Namen von Fachdaten
Lokalnamen als populäres, räumliches Referenzsystem
Lokalnamen (populär: Orts- und Flurnamen, rechtlich: geografische Namen der Landesvermessung und der amtlichen Vermessung)
- bilden ein populäres, geografisches Referenzsystem für die Bezeichnung von Örtlichkeiten.
- sind in zahlreichen amtlichen Karten und Plänen wie Landeskarten und Planwerke der amtlichen Vermessung wie auch diversen weiteren Karten z.B. für den Tourismus kartiert.
Lokalnamen als Ursprung für andere Namen
- sind millionenfach in Registern, Fachdatenbanken, Erlassen, Homepages usw. gespeichert
- sind vielfach Ursprung anderer geografische Namen wie Namen von Gemeinden, (postalischen) Ortschaften, Strassen und Stationen vgl. dazu auch Übersicht über geografische Namen sowie Gebäudeadressen. Immer wieder zeigt sich, dass in der Bevölkerung ein grosses Verlangen besteht, für Strassennamen Lokalnamen (Orts- und Flurnamen) zu verwenden.
- Lokalnamen werden auch häufig für die Bezeichnungen von Bauwerken (z.B. Schiessständen, Kläranlagen, Brücken usw.), öffentlichen und privaten Bauten (z.B. Strassenverkehrsamt, Restaurants usw.) wie auch z.B. von Planungen (z.B. Quartierplanung und Schutzzonen für Namen von Fachdaten (Geologische Formationen, Siedlungsnamen, Erlasse usw.)verwendet. Auflistung einer Vielzahl von Nutzern von Lokalnamen (vgl. hier).
Diverse Objekte wie Bauwerke, Anlagen, Festsetzungen, Siedlungen usw. benötigen eine Bezeichnung zur Verständigung. Vielfach wird bewusst auf Fantasienamen verzichtet und der Name einer Örtlichkeit verwendet, damit einem Objekt auch ein Raumbezug zugewiesen werden kann.
Einen Raumbezug erhalten z.B. auch Sorten von Äpfel oder geologische Formationen.
Wird die Schreibweise von Lokalnamen geändert, so steht man vor folgendem Dilemma:
- Abgeleiteter Namen ebenfalls ändern. Nachteile: Überall wo solche Namen verwendet wurden, müssten die Namen ebenfalls geändert werden, was zum Teil unmöglich ist.
- Abgeleiteter Namen nicht ändern.
- Bezug zur Örtlichkeit funktioniert nicht mehr einwandfrei
- Ev. müssten zusätzlich die veränderten Lokalnamen angegeben werden.
Zusammenspiel von Lokalnamen untereinander
Lokalnamen sind universale Bezeichnungen von Örtlichkeiten unabhängig davon, ob es sich dabei um ein Dorf, einen Weiler, einen Hof oder um ein Flurstück handelt. Alle diese Objekte können grundsätzlich dem gleichen Namen zugeordnet sein. Die Grundnamen von Örtlichkeiten erscheinen vielfach auch in entsprechenden Namen von Gewässern, Wäldern und Geländen. Lokalnamen hängen daher untereinander stark zusammen.
Namen sollten grundsätzlich immer gleich geschrieben werden, unabhängig davon, ob es sich um ein Dorf, einen Weiler, einen Hof, ein Flurstück, ein Gewässers oder ein Waldes handelt. Ausnahmen sind klar verwandte Namen, welche sich jedoch klar voneinander abgrenzen, z.B. Bülach und Büliwald. Bei diesem Beispiel wird niemand auf die Idee kommen, dass es sich bei Büliwald um einen Schreibfehler handelt.
Zum Aspekt Zusammenspiel verschiedener Lokalnamen untereinander vgl. "Mein Standpunkt" von Eduard Imhof
Anforderungen an die Schreibweise von Lokalnamen
Schreibweisen nicht ändern
Da viele Namen von Lokalnamen abgeleitet sind, sollte deren Schreibweise von Lokalnamen nicht geändert werden, da sonst entweder unschöne Schreibdiskrepanzen entstehen oder die Änderungen abgeleiteter Namen einen hohen Umstellungsaufwand und vielfach ein Schreibchaos verursacht.
Universelle Schreibweise
Die Forderung, dass bestimmte Örtlichkeiten einheitlich über die verschiedene Kategorien von geografischen Namen hinweg einheitlich geschrieben werden sollen, steht in einem gewissen Spannungsfeld mit der Tradition, dass
- Gemeinden, postalische Ortschaften, Siedlungen (Lokalnamen) und Strassen eher traditionell resp. standardsprachlich
- Flurnamen (Lokalnamen) eher mundartlich
ausgerichtet sind
Der Umstand, dass es in der Schweiz immer ein Nebeneinander von nach Standardsprache wie auch an Mundart ausgerichteten Namen geben muss, kann nur erreicht werden, wenn Mundartnamen in Karten und Plänen möglichst in Anlehnung an die Standardsprache geschrieben werden.
Beziehungen Lokalnamen zu Strassen- und Stationsnamen
Grundsätze
- Strassennamen bilden neben den Ortschaften und Hausnummern einen wesentlicher Bestandteil von Gebäudeadressen. Lokalnamen (Flurnamen) geniessen eine grosse Beliebtheit bei der Bevölkerung und den Behörden und spielen daher bei Strassennamen eine entscheidende Rolle vgl. Links zu entsprechenden Publikationen.
- Die Frage der Schreibweise von aus Flurnamen abgeleiteten Strassennamen wird im Kapitel 3.1.6 (Neue Strassennamen, Seit 17) der Empfehlung Gebäudeadressierung und Schreibweise von Strassennamen behandelt. Leider werden auch ungeeignete Strassennamen vergeben; extremes Beispiel «Chleichinderschuelgässli» in Allschwil vgl. Blog.
- Lokalnamen, Strassen- und Stationsnamen sind unterschiedliche geografische Namen und können grundsätzlich unterschiedlich geschrieben werden. In vielen Fällen wird von der Bevölkerung und von den Gemeinden jedoch eine einheitliche Schreibweise von Lokalnamen, Strassen- und Stationsnamen erwartet. Hier eignet sich die Schreibweise gemäss Standard Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 mit gemässigter Schreibweise wesentlich besser als Schreibregeln mit ausgeprägter Mundartschreibweise. Da Strassennamen (inkl. benannte Gebiete) und Stationsnamen eine grosse Bedeutung haben, werden sie im amtlichen, schriftlichen Verkehr allgemein in Anlehnung an die Standardsprache geschrieben. Lokalnamen können für Strassennamen (inkl. benannte Gebiete) und Stationsnamen grundsätzlich nur dann unverändert übernommen werden, wenn sie moderat geschrieben werden. Umgekehrt soll bei der Schreibweise von Lokalnamen Rücksicht auf die bestehende Schreibweise von Strassennamen genommen werden.
- Oberstes Gebot ist gemäss Verordnung über geografische Namen (GeoNV) Lokalnamen nicht zu ändern. Ob bei geänderten Lokalnamen die Strassen ebenfalls anzupassen sind, gehen die Meinungen auseinander. Die Nomenklaturkommission des Kantons Nidwaldens, welche auch für die Schreibweise der Strassennamen zuständig ist, vertritt die Meinung, dass bei Änderungen von Lokalnamen auch die Strassennamen entsprechend geändert werden müssen. Allerdings stossen die Änderungen von Strassennamen auf grosse Opposition und dabei auch die Änderung von Lokalnamen. Es ist verantwortungslos, Lokalnamen zu ändern, ohne sich über die Problematik der Schreibweise von Strassennamen zu kümmern.
- Lokalnamen treten vielfach gleichzeitig als Hof- und Flurnamen auf. vgl. Benklen auf dem Übersichtsplan. In diesem Beispiel ist «Benklen» zugleich ein Hofname wie auch Flurname für das nördliche und südliche Gewann. Der Flurname wird dabei in der Nähe des Hofes angeschrieben und gilt dann zugleich als Hof- und Flurname. Immer mehr werden in Übersichts- oder Ortsplänen Strassennamen und benannte Gebiete kartiert. «Benklen» wird im obigen Beispiel daher zusätzlich in der Schriftart der Strassennamen angeschrieben.
Sehr störend ist jedoch, dass in diesem Beispiel in der Landeskarte «Bänklen» unterschiedlich geschrieben wird.vgl. Bänklen mit ä auf der Landeskarte.
- Da ein Strassenname den Zusatz -strasse, -weg usw. beinhaltet, ist eine unterschiedliche Schreibweise von Strassen- und Lokalname ein geringeres Problem als im Falle von benannten Gebieten mit identischen Namen. Bei einer unterschiedlichen Schreibweise von Lokalname (Flurname) und benanntem Gebiet (Strassennamen) erscheinen auf einem Übersichtsplan zwei fast identisch geschriebene Namen nebeneinander und man wird sich fragen, ob hier ein Schreibfehler vorliegt. vgl. Hinderrüti resp. Hinterrüti. Es handelt sich hier bei diesem Negativbeispiel um einen Einzelfall aus dem Kanton Zürich. Im Kanton Schaffhausen ist wegen der Änderungen der Schreibweise der Lokalnamen dagegen mit vielen Problemen zu rechnen sein vgl. Änderung von Babental auf Boobedel.
- Ausserhalb des Wohngebietes, wo Gebäude eine Adresse aufweisen, übernehmen Lokalnamen (Flurnamen) direkt die Funktion von Adressen. Ihnen kommt wie Strassennamen eine hohe Bedeutung zu. Auch hier sind wegen einfache Schreib- und Lesbarkeit pragmatische, moderate Schreibweisen gemäss Weisungen 1948 gefordert.
Die Benutzer von Lokalnamen als Geoinformation konnten bewirken, dass die Regeln für die Schreibweise von Lokalnamen Weisungen 1948 nicht in Regeln für lautnahe Mundartschreibung verändert wurden, sondern als Weisungen 2011 erhalten geblieben sind. |
(Anm. des Wiki-Administrators: Dazu gibt es eine Replik auf der Diskussionsseite).
Praxis in einzelnen Kantonen
Kanton | Zuständigkeit für Strassennamen | Praxis Übereinstimmung Flurnamen und Strassennamen | Stummes -n in Flurnamen |
---|---|---|---|
BE | Gemeinden | eher lautnah geschriebene Flurnamen, welche häufig nicht für Strassennamen verwendet werden können (vgl. Loon und Lohnstrasse | teilweise |
NW | Kanton. Nomenklatur Kommission | moderate Schreibweise von Flurnamen, welche auch in die Strassennamen übernommen werden. Mit der Revision von Flurnamen müssen viele Strassennamen geändert werden. Revision wegen Volkszählung vorerst aufgeschoben | ja |
SH | Gemeinden | extreme Mundartschreibweise von Flurnamen, welcher bisher mit den Strassennamen übereinstimmten. Die neue Schreibweise kann nicht in die Strassennamen übernommen werden | nein |
TG | Gemeinden | extreme Mundartschreibweise von Flurnamen, welcher bisher mit den Strassennamen übereinstimmten. Die neue Schreibweise kann nicht in die Strassennamen übernommen werden | nein |
ZH | Gemeinden | moderat geschriebene Flurnamen, welche in den meisten Fällen als Strassennamen verwendet werden können | ja |
Beispiele
Folgende Beispiele zeigen die enge Beziehung von Strassennamen (Gebäudeadressierung) und Lokalnamen (Flurnamen). Nicht nachvollziehbar ist der Umstand, dass zum Teil Flurnamen, welche mit der Schreibweise von entsprechenden Strassennamen übereinstimmen, in Richtung lautnahere Schreibweise von Mundart verändert werden!
Kanton Thurgau
Kanton Schaffhausen
wichtige Hinweise zum Aufruf GIS-Viewer Kanton Schaffhausen
Gemeinde Schleitheim:
durch zahlreiche Änderungen 2002/2003 des Standards 1948 durch lautnahe Schreibung wurden Harmonien von Lokalnamen und Strassennamen zerstört (Strassennamen trotzdem belassen)
Durch die lautnahe Schreibung werden Harmonien unter Lokalnamen zerstört
Kanton Zürich
- Chalchtaren identische Schreibeweise gemäss Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 für Lokal-, Strassen- und Stationsnamen
- nicht: Lokalname «Chalchtare» gemäss Leitfaden Toponymie 2006 und Strassen- und Stationsname «Chalchtaren»
- Rotenblatt identische Schreibeweise gemäss Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 für Lokal- und Strassennamen
- nicht: Lokalnamen «Roteblatt» gemäss Leitfaden Toponymie 2006 und Strassenname «Rotenblatt»
- Hohenberg identische Schreibeweise gemäss Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 für Lokal- und benanntes Gebiet (Strassenname)
- nicht: Lokalname «Hoheberg», «Hoeberg», «Hoebärg» oder ähnlich gemäss Leitfaden Toponymie 2006 und benanntes Gebiet «Hohenberg». Dieses Beispiel zeigt, wie die Schreibweise gemäss Leitfaden Toponymie 2006 zu Unsicherheiten führt.
- Beispiel Wisental, Wiesental, Wisetal, Weissental oder Weissenthal ? Negativbeispiel, wo Lokalnamen und Namen von Strassen und Bushaltestelle nicht übereinstimmen.
- Entlisberg identische Schreibweise Lokalname im Übersichtsplan/amtliche Vermessung und Strassenname Entlisbergweg.
- Schreibweise Äntlisbergin Landeskarte 1:25'000. Im Google existieren 15'800 Einträge mit Entlisberg und 200 Einträge mit Äntlisberg.
(Anm. des Wiki-Administrators: Dazu gibt es eine Replik auf der Diskussionsseite).
Andere Kantone
können hier eingefügt werden
Beziehungen Lokalnamen zu Namen von Fachdaten
Namenbuch / Flurnamenforschung
vgl. Namen und Flurnamenforschung
Siedlungsdaten
Allgemeines
- Siedlungsgebiete und -daten
- Siedlungsgebiete und -daten werden z.B. in der Statistik im Rahmen der Volkszählung oder z.B. in der Bildungsstatistik und -planung benötigt.
- Bei Siedlungsgebieten und -daten handelt es sich um Geofachdaten und nicht um Georeferenzdaten wie z.B. geografische Namen.
- Siedlungsnamen
- Den Siedlungsobjekten wird von der Statistik je nach Kanton in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden ein eindeutiger Siedlungsname zugewiesen.
- Siedlungsnamen sind grundsätzlich unabhängig von Lokalnamen. Im Allgemeinen sind die Siedlungsnamen 1:1 abgeleitet von Lokalnamen und werden je nach Ausdehnung zum Teil auch aus mehreren solcher Namen gebildet. Es werden Namen verwendet von Städten, Dörfern, Quartieren, Weilern, Höfen, Fluren, Wäldern und Gewässern.
Siedlungsdaten im Kanton Thurgau
Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kanton Thurgau
Das Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kanton Thurgau 2005 ist sowohl als gedruckte Broschüre erhältlich oder auch als Excelfile frei downloadbar.
Das 2005 von der Dienststelle für Statistik herausgegebene und professionell gestaltete Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kanton Thurgau enthält 1265 Siedlungsbezeichnungen (Ortschaft, Weiler oder Hof). 2/3 aller Schreibweisen wurden von der kantonalen Nomenklaturkommission geändert und tragen 2005 eine andere Schreibweise als 1983, welche von den Gemeinden überprüft worden ist. Da das Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis sowohl die Schreibweise von 1983 wie auch die neuen veränderten Schreibweisen öffentlich dokumentiert, sind Rückschlüsse auf die Veränderungen einfach möglich und sind in folgendem Link pro Gemeinde einfach abrufbar.
Veränderte Siedlungsnamen pro beliebig ausgewählte Gemeinde
Veränderte Siedlungsnamen alphabetisch sortiert im Kanton TG
Die neuen, meist extrem mundartlichen Namen werden hinter den Siedlungsbezeichnungen in Klammern angegeben.
- in 823 Fällen wurde der neue, veränderte Orts- und Lokalname angefügt.
- in 43 Fällen wurden gleich mehrere Schreibversionen von Lokalnamen angegeben
Achtung: die neuen Schreibweisen sind nicht verbindlich. Einige wurden inzwischen wieder rückmutiert. (z.B. Hüünike wird wieder als Hünikon geschrieben).
Das Ortschafts- und Siedlungsverzeichnis enthält den Siedlungsnamen von 1983 und falls sich dir Schreibweise verändert hat, in Klammern die neue oder neuen Schreibweisen.
Beispiel:
- Bezirk: Arbon Gemeinde: Egnach Siedlung Nr. 016
- Schreibweise 1983: Erdhausen
- Von der Nomenklaturkommission veränderte Schreibweise: Ärdhuuse
- Siedlungsbezeichnung im Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kt. TG 2005: Erdhausen (Ärdhuuse)
- Bezirk: Arbon Gemeinde: Egnach Siedlung Nr. 017
- Schreibweise 1983: Fetzisloh
- Von der Nomenklaturkommission veränderte Schreibweise: Fetzisloo oder Fetziloo
- Siedlungsbezeichnung im Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kt. TG 2005: Fetzisloh (Fetzisloo, Fetziloo)
Statistik Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kt. TG 2005:
- 399 Siedlungen mit unveränderter Schreibweise
- 823 Siedlungen tragen in Klammern eine neue Schreibweise
- 39 Siedlungen tragen in Klammern zwei neue Schreibweisen
- 4 Siedlungen tragen in Klammern drei neue Schreibweisen
- Total tragen die 1265 Siedlungsnamen 2178 verschiedene Schreibwesen
Das 2005 von der Dienststelle für Statistik herausgegebene und professionell gestaltete Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kanton Thurgauenthält 1265 Siedlungsbezeichnungen.
Die bisherigen Siedlungsbezeichnungen stimmen zu rund 2/3 nicht mehr mit den neuen, veränderten Lokalnamen im Kanton Thurgau überein, die Schreibweise von 866 Namen wurden verändert.
Siedlungsbezeichnungen werden im Kanton Thurgau aus Gründen der allgemeinen Akzeptanz nicht geändert. Zitat aus dem Vorwort dieses Verzeichnisses:
«Die Neuausgabe baut im wesentlichen Teilen auf der Ausgabe 1983 auf, so etwa in der Auswahl der aufgelisteten Siedlungen, die von der Gemeinde überprüft und aktualisiert wurden. Im Interesse der Benutzerfreundlichkeit basieren auch die Siedlungsbezeichnungen auf den im Ortschaftenverzeichnis 1983 verwendeten und von den Gemeinden durchgesehenen Schreibweisen. Seither von der kantonalen Nomenklaturkommission festgesetzte sowie allfällige weitere Varianten der Schreibweisen werden zusätzlich in Klammern aufgeführt. Enthält die Klammer mehrere Schreibweisen, wurden diese alphabetisch geordnet. Die Darstellung erfolgte ausschliesslich unter dem Aspekt der Benutzerfreundlichkeit und hat keine rechtliche Bedeutung. Im alphabetischen Siedlungsverzeichnis lässt sich jede Siedlung unter ihren verschiedenen Schreibweisen auffinden.»
Schlussfolgerungen aus dem Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kanton Thurgau
Wie dem Vorwort des Ortschafts- und Siedlungsverzeichnisses Kanton Thurgau, Ausgabe 2005 zu entnehmen ist, geniessen im Kanton Thurgau Lokalnamen, welche sich nicht nach der Nomenklaturkommission vorgegeben Schreibweise richten, anscheinend keine rechtliche Bedeutung.
Falls sich beispielsweise im Kanton Thurgau in der Siedlung Rotbühl (Roopel) ein Unfall ereignen würde, wäre es sehr interessant zu vernehmen, was im Polizeirapport steht «Rotbühl» (eingebürgert und allgemeine Akzeptanz) oder «Roopel» (absurde Schreibweise der Nomenklaturkommission mit «rechtlicher Bedeutung»). Selbst die Nomenklaturkommission des Kantons Thurgau bezeichnet die im Gebiet «Auefäld» (ursprünglich «Auenfeld») erstellte Kaserne in Frauenfeld noch als «Kaserne Auenfeld». Liegt wohl der Grund darin, dass öffentliche Gebäude nicht als «Kasärne» resp. «Kasärne Auefäld» bezeichnet werden dürfen?
Im Kanton Thurgau gilt für Lokalnamen anscheinend:
einfache Schreib- und Lesbarkeit, allgemeine Akzeptanz, jedoch keine rechtliche Bedeutung
versus
extrem mundartliche Schreibweise, dafür rechtliche Bedeutung
Da in der Schweiz für den amtlichen Verkehr offizielle Lokalnamen benötigt werden, welche zugleich einfach les- und schreibbar sind und eine allgemeine Akzeptanz aufweisen, werden verschiedene Schreibformen wie im Kanton Thurgau nebeneinander existieren, falls Nomenklaturkommissionen andernorts extreme Mundart einführen. Daraus resultieren ein gewaltiges Chaos, hohe Mehrkosten und eine Schädigung des Images der öffentlichen Verwaltung. Im Kanton Thurgau existieren für 1265 Siedlungsbezeichnungen 2178 Schreibversionen (172%).
Es wäre interessant zu erfahren, wie sich das Bundesgericht zu dieser Frage stellen würde vgl. BGE 116 1990. Am 16. August 1988 reichten 900 Stimmberechtigte von Buttisholz LU eine Initiative ein für die Beibehaltung der bisherigen Schreibweise der Ortsnamen der Gemeinde Buttisholz. Der Gemeinderat erklärte die Initiative für ungültig. Das Bundesgericht wies eine staatsrechtliche Beschwerde der Initianten ab. 2 Zitate aus den Erwägungen des Bundesgerichtes:
- "Im vorliegenden Fall geht es ... weder um den Gemeindenamen noch um die Benennung der Quartiere, Weiler, Höfe, Häuser und Strassen. Streitig ist lediglich deren Schreibweise."
- "Es geht nicht nur um ein allgemeines Ordnungsanliegen, sondern um Interessen des Rechtsverkehrs und der Verwaltung. Zu denken ist an den privaten schriftlichen Verkehr, abgeschlossene Verträge und an die Einträge von Adressen und Ortsbezeichnungen in Registern und Büchern. Von Bedeutung ist dies auch für den Schutz von Handel und Gewerbe sowie von Dritten, einschliesslich der nicht am Ort ansässigen Bürger. Dagegen kann das Interesse der Gemeinde an der Verbundenheit ihrer Einwohner mit ihrem Gebiet, an der Identifikation und am Zusammenhang zwischen Familien- und Ortsnamen, entgegen der Meinung der Beschwerdeführer, nicht aufkommen."
Wendet man sich in der Schweiz nicht von dieser extrem mundartlichen Schreibung von Lokalnamen ab (vgl. Leitfaden Toponymie 2006) und bleibt bei den Weisungen 1948, werden in der Schweiz Parallel- und Alternativschreibweisen existieren, wie im Kanton Thurgau. Gemäss Anforderungen aus Sicht der Benutzer und Informatik, müssten diese Alternativschreibweisen auf jeden Fall zusammengeführt werden und es müsste ein offizieller Referenzname definiert werden. Es käme dabei nur die gemässigte Schreibweise von Lokalnamen gemäss Weisungen 1948 in Frage und auf keinen Fall extrem mundartliche Schreibungen. vgl. Schema
Schlussfolgerungen:
- Extrem mundartliche Schreibweise von Lokalnamen führt zum Absurdum! Sie eignet sich weder für den schriftlichen, amtlichen Verkehr noch als Geoinformation.
- Die Ziele des GeoIG sind hochgesteckt. Die Bedeutung der Lokalnamen als Geoinformation werden mit dem GeoIG noch zunehmen. Mit extrem mundartlicher Schreibung von Lokalnamen dürfen keine Ressourcen vergeudet werden.
- Da Lokalnamen praktisch auf jeder digitalen Karte erscheinen, bedeutet jegliche extrem mundartliche sowie uneinheitliche Schreibung von Lokalnamen eine Negativ-Werbung für die Geoinformation.
- Jegliche Schreibregeln, welche mehr Mundart als Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 empfehlen, sind abzulehnen. Aus Sicht vieler Benutzer müsste heute im Gegenteil eher weniger Mundart als Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 verwendet werden
- Die bisher aufgeführten Gründe, dass Lokalnamen aus Gründen der unbestritten grossen kulturgeschichtlichen Bedeutung dieser Namen in extreme Mundart geändert werden müssen, ist nicht nachvollziehbar vgl. hier
Siedlungsdaten im Kanton Zürich
Im Siedlungsverzeichnis des Kantons Zürich existieren kaum Probleme, da die pragmatisch geschriebene Lokalnamen gemäss Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 nach wie vor existieren.
Die Siedlungsdaten im Kanton Zürich sind öffentlich freigegeben worden Online-Zugriff und download Siedlungsverzeichnissowie für die Integration in Earth Google vgl. geowebforum
Erlasse und Register
- Diverse Verordnungen, Verfügungen im Bereich Planung um Umwelt
- Liste der Flachmoore von nationaler Bedeutung
- Raumplanung TG Bsp. Gestaltungsplan "Hooggebrune"
- Grundbuch
- Baubewilligungen
- ...
Geologie
Geologische Gesteinsformationen werden nach Lokalnamen benannt. vgl. auch Beispiel im geowebforum
Namen von öffentlichen und privaten Bauten und Anlagen
Zehntausende von öffentlichen und privaten Bauten und Anlagen tragen die Namen von Lokalnamen. Werden diese in mundartnahe Namen geändert, ist es sehr schwierig, die Namen der Bauten ebenfalls zu ändern
- Öffentliche Bauten
- Schulhäuser
- Sportanlagen
- Mehrzweckgebäude
- Hallenbäder
- Schiessanlagen
- Zivilschutzanlagen
- Werkanlangen im Bereich Ver- und Entsorgung (Kläranlagen, Reservoirs usw.)
- Tiefbauten
- Anlagen des Gewässerschutzes und Wasserbau
- Brücken, Tunnels
- ...
- Private Anlagen
- Restaurants und Hotels
- Freizeitanlagen
- Einkaufszentren
- Industrieanlagen
- ...
Weitere Beispiele
- ....