Eduard Imhof: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Mängel an Weisungen 1948? ===
 
=== Mängel an Weisungen 1948? ===
Die Etablierung von Entwürfen zu neuen Schreibregeln wie [[Chronologie_Schreibweise_von_Orts-_und_Lokalnamen#05.2005_Entwurf_Toponymische_Richtlinien |Toponymische Richtlinien]] und [[Chronologie_Schreibweise_von_Orts-_und_Lokalnamen#24.5.2006_Vernehmlassung_Entwurf_Leitfaden_Toponymie_Mai_2006|Leitfaden Toponymie]] wurden damit begründet, dass die Weisungen 1948 anscheinend Mängel und Widersprüche aufweisen. Dies ist aus Sicht der Benutzer kaum der Fall, abgesehen davon, dass sie aus Sicht der Benutzer bezüglich Mundart eher zu weit gehen und die Empfehlungen von Imhof nur teilweise enthalten. In gewissen  Nomenklaturkreisen besteht das Interesse, die Schreibweise von Orts- und Lokalnamen vom pragmatischen Ansatz von Eduard Imhof zum wissenschaftlichen Ansatz (lautnahe, wissenschaftliche Schreibeweise im Sinne eines Namenbuches) zu ändern [[Namenbuch_und_Flurnamenforschung#Schreibweise_in_Namenb.C3.BCcher | Details vgl. hier]]. Aus obigem Zitat von Eduart Imhof ''«Jede Vermischung von Mundarten und Schriftsprache muss den sprachlich geschulten Kartenbenützer unsympathisch sein»'' dürfte eher davon ausgegangen werden, dass die pragmatische Schreibweise der Weisungen 1948 gewissen Sprachwissenschaftern einfach unsympathisch ist. Als Argument für besonders lautnahe Mundart wurde die grosse kulturhistorische Bedeutung der Orts- und Lokalnamen als Kulturgut ins Feld geführt. Diese Begründung ist nicht nachvollziehbar. [[Kulturgeschichtliche_Bedeutung_Orts-_und_Lokalnamen |Vgl. hier.]] Bei Orts- und Flurnamen auf amtlichen Karten und Plänen handelt es sich um eine Referenznamen für die Verständigung und Orientierung, was bei der Schreibweise berücksichtigt werden muss. Sind die Einschränkungen aus Sicht der Namenforschung zu gross, empfiehlt sich die Etablierung von eigenständigen Fachebenen der Namenforschung, welche bezüglich Flexibilität, Vollständigkeit, Umfang und Historisierung wesentliche Vorteile bieten würde.
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Die Etablierung von Entwürfen zu neuen Schreibregeln wie [[Chronologie_Schreibweise_von_Orts-_und_Lokalnamen#05.2005_Entwurf_Toponymische_Richtlinien |Toponymische Richtlinien]] und [[Chronologie_Schreibweise_von_Orts-_und_Lokalnamen#24.5.2006_Vernehmlassung_Entwurf_Leitfaden_Toponymie_Mai_2006|Leitfaden Toponymie]] wurden damit begründet, dass die Weisungen 1948 anscheinend Mängel und Widersprüche aufweisen. Dies ist aus Sicht der Benutzer kaum der Fall, abgesehen davon, dass sie aus Sicht der Benutzer bezüglich Mundart eher zu weit gehen und die Empfehlungen von Imhof nur teilweise enthalten. In gewissen  Nomenklaturkreisen besteht das Interesse, die Schreibweise von Orts- und Lokalnamen vom pragmatischen Ansatz von Eduard Imhof zum wissenschaftlichen Ansatz (lautnahe, wissenschaftliche Schreibeweise im Sinne eines Namenbuches) zu ändern [[Namenbuch_und_Flurnamenforschung#Schreibweise_in_Namenb.C3.BCcher | Details vgl. hier]]. Aus obigem Zitat von Eduart Imhof ''«Jede Vermischung von Mundarten und Schriftsprache muss den sprachlich geschulten Kartenbenützer unsympathisch sein»'' dürfte eher davon ausgegangen werden, dass die pragmatische Schreibweise der Weisungen 1948 gewissen Sprachwissenschaftern einfach unsympathisch ist. Als Argument für besonders lautnahe Mundart wurde die grosse kulturhistorische Bedeutung der Orts- und Lokalnamen als Kulturgut ins Feld geführt. Diese Begründung ist nicht nachvollziehbar [[Kulturgeschichtliche_Bedeutung_Orts-_und_Lokalnamen |(Vgl. hier).]] Bei Orts- und Flurnamen auf amtlichen Karten und Plänen handelt es sich um eine Referenznamen für die Verständigung und Orientierung, was bei der Schreibweise berücksichtigt werden muss. Sind die Einschränkungen aus Sicht der Namenforschung zu gross, empfiehlt sich die Etablierung von eigenständigen Fachebenen der Namenforschung, welche bezüglich Flexibilität, Vollständigkeit, Umfang und Historisierung wesentliche Vorteile bieten würde.
  
  

Version vom 2. Januar 2010, 21:38 Uhr

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Eduard Imhof.jpgSchulkarte 1965 Ausschnitt.jpg

Prof. Eduard Imhof (1895-1986), ETH-Professor für Kartografie ist weltberühmt für seine Grundsätze und Technik für ästhetisch hervorragende Karten (vgl. z.B. obige Abbildung mit Schulkarte 1:500'000 von Imhof). Imhof hat sich für eine benutzer- und kartengerechte Schreibweise von Orts- und Lokalnamen (Flurnamen) eingesetzt. Seine Forderungen decken sich mit den heutigen Forderungen an diese Namen als Geoinformation.


Eduard Imhof


Publikationen zum Thema Schreibweise von Orts- und Lokalnamen (Flurnamen):

  • Die Ortsnamen in den amtlichen Plänen und Karten, von Prof. Ed. Imhof. Sonderabdruck aus der "Schweizerischen Zeitschrift für Vermessungswesen und Kulturtechnik". Hefte Nr. 5, 6, 7, 8 und 9, Jahrgang 1945
    • Kap. I Mundartliche oder schriftsprachliche Schreibweise.
    • Kap. II-IV II. Fehlerberichtigungen und massgebende Quellen, III. Rechtslage und behördliche Regelungen IV. Einige Beiträge zu eidgenössischen Nomenklatur-Grundsätzen.
  • Mein Standpunkt in der Ortsnamenfrage, von Eduard Imhof. In: Geographica Helvetica. Bern. Jg. 3, 1948. S. 107-109


Weisungen 1948

Imhof setzte sich für Kompromiss ein

Imhof hat sich im Nomenklaturstreit 1947/48 für die Weisungen 1948 als Kompromiss zur Schreibweise von Orts- und Lokalnamen eingesetzt. Diese lassen mehr Raum für Mundart zu als in seinen unten aufgeführten Grundsätze und Empfehlungen vorgesehen sind. Die Weisungen 1948 stellen einen Kompromiss dar zwischen dem Zweck der Orientierung auf Karten und Plänen und den Anliegen der Namenforschung.

Zitat aus "Mein Standpunkt in der Ortsnamenfrage":

Sprachliche Einheitlichkeit wird durch meine Vorschläge nicht erreicht. Dieses Mangels bin ich mir bewusst. Jede Vermischung von Mundarten und Schriftsprache muss den sprachlich geschulten Kartenbenützer unsympathisch sein. Es wäre jedoch ein tragischer Irrtum, zu glauben, sprachliche Einheitlichkeit sei in der Plan- und Kartenbeschriftung der deutschen Schweiz überhaupt erreichbar. Eine kompromissfreie Lösung wäre nur in einer mundartlichen Spezialkarte mit phonetischen Lautzeichen möglich. Hoffen wir, dass auch eine solche nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Anstelle von Spezialkarte mit phonetischen Lautzeichen, stehen heute Multimedia-Anwendungen im Fordergrund vgl. Online-Lexikon Südtirol


Mängel an Weisungen 1948?

Die Etablierung von Entwürfen zu neuen Schreibregeln wie Toponymische Richtlinien und Leitfaden Toponymie wurden damit begründet, dass die Weisungen 1948 anscheinend Mängel und Widersprüche aufweisen. Dies ist aus Sicht der Benutzer kaum der Fall, abgesehen davon, dass sie aus Sicht der Benutzer bezüglich Mundart eher zu weit gehen und die Empfehlungen von Imhof nur teilweise enthalten. In gewissen Nomenklaturkreisen besteht das Interesse, die Schreibweise von Orts- und Lokalnamen vom pragmatischen Ansatz von Eduard Imhof zum wissenschaftlichen Ansatz (lautnahe, wissenschaftliche Schreibeweise im Sinne eines Namenbuches) zu ändern Details vgl. hier. Aus obigem Zitat von Eduart Imhof «Jede Vermischung von Mundarten und Schriftsprache muss den sprachlich geschulten Kartenbenützer unsympathisch sein» dürfte eher davon ausgegangen werden, dass die pragmatische Schreibweise der Weisungen 1948 gewissen Sprachwissenschaftern einfach unsympathisch ist. Als Argument für besonders lautnahe Mundart wurde die grosse kulturhistorische Bedeutung der Orts- und Lokalnamen als Kulturgut ins Feld geführt. Diese Begründung ist nicht nachvollziehbar (Vgl. hier). Bei Orts- und Flurnamen auf amtlichen Karten und Plänen handelt es sich um eine Referenznamen für die Verständigung und Orientierung, was bei der Schreibweise berücksichtigt werden muss. Sind die Einschränkungen aus Sicht der Namenforschung zu gross, empfiehlt sich die Etablierung von eigenständigen Fachebenen der Namenforschung, welche bezüglich Flexibilität, Vollständigkeit, Umfang und Historisierung wesentliche Vorteile bieten würde.


Weisungen 1948 nicht ändern

Auch wenn die Weisungen 1948 nur teilweise den Empfehlungen von Imhof entsprechen, sollen sie als Kompromisslösung nicht geändert werden. Die Verordnung über die geografischen Namen (GeoNV) verlangt, dass Änderungen an der Schreibweise von geografischen Namen nur im öffentlichen Interesse zulässig sind. Das öffentliche Interesse zeigt sich, wenn in jedem Fall die volkswirtschaftlichen Kosten und alle Konsequenzen für jede vorliegende Variante aufgelistet werden.


Forderungen von Imhof decken sich mit heutigen Forderungen an geografische Namen als Geoinformation

Die Forderungen von Eduard Imhof aus kartografischer Sicht decken sich mit den heutigen Forderungen an geografische Namen als Geoinformation, welche für Navigationsgeräte und digitale Suche in Online-Karten eine immer grösser werdende Rolle spielen. Leider wurde in der Zeit von ca. 1995 bis 2005 die Schreibung von Orts- und Lokalnamen zu sehr als rein sprachliche Angelegenheit betrachtet und die Anliegen der Geoinformation wurden zu wenig stark vertreten. Der Bund konnte nicht verhindern, dass sich einige kantonale Nomenklaturkommissionen nicht an die Weisungen 1948 hielten und in der Anwendung dieser Weisungen weit über das Ziel hinausgeschossen und zu viele Namen geändert hatten. Als Gegenmassnahme wurde in der bisherigen Verordnung von 1970 über Orts-, Gemeinde- und Lokalnamen folgende Regelung getroffen: (Art. 5) «Ist das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport im Hinblick auf die gebotene Einheitlichkeit in den Landeskarten nicht mit der von einem Kanton vorgeschlagenen Schreibweise einverstanden, so versucht es, sich mit ihm zu verständigen. Kommt keine Einigung zustande, so bestimmt es die Schreibweise in den Landeskarten.» Unterschiedlichen Schreibweisen für eine bestimmte Örtlichkeit sind aus Sicht der Geoinformation nicht mehr haltbar. Eine bestimmte Örtlichkeit sollte eine einheitliche Schreibweise aufweisen (vertikale Harmonie)..


In der neuen Verordnung über geografische Namen (GeoNV) ist neu geregelt, dass die Landeskarte die Schreibweise der amtlichen Vermessung für die ausgewählten Namen übernimmt. Hier sollte zuerst eine Bereinigung auf Stufe amtliche Vermessung stattfinden, da sonst allfällige unzweckmässige und nicht etablierte Schreibweisen aus der amtlichen Vermessung in die Landeskarte übernommen werden. Da die Schreibweise auf der Landeskarte in der Praxis vielfach mehr Bedeutung hat, als die Schreibweise in der amtlichen Vermessung, dürfte die Übernahme von ungeeigneten Schreibweisen bei den Benutzern der Geoinformation grosse Verwirrung stiften und Unsicherheiten verursachen.


Die heutige breite Verwendung von Online-Karten und Navigationsgeräten, die elektronische Sucheinrichtungen nach Orts- und Lokalnamen (z.B. map.geo.admin.ch), die Kombinationsmöglichkeit verschiedenster geografischer Namen sowie die hohen Erwartungen der Benutzer an allgemein akzeptierte, zuverlässige und stabile Schreibweisen von geografischen Namen, dürfte den Druck auf die zuständigen Behörden auf einheitliche und korrekte Schreibweisen von geografischen Namen in Zukunft noch wesentlich verschärfen.


Empfehlungen Eduard Imhof zur Schreibung von Orts- und Lokalnamen (Flurnamen)

Grundsätze

Eduard Imhof hatte bereits 1945 einige Beiträge für eidgenössische Nomenklatur-Grundsätze geliefert. Vgl. "Die Ortsnamen in den amtlichen Plänen und Karten)

Kap. IV Einige Beiträge zu eidgenössischen Nomenklatur-Grundsätzen (Seite 21)

  1. Geltungsbereich: Die eidgenössischen Nomenklaturgrundsätze sollen Gültigkeit besitzen sowohl für die Planwerke der Grundbuchvermessung, wie für die amtlichen Landeskarten. Die kantonalen Erlasse sind ihnen anzupassen.
  2. Grundlegende Bestimmungen: Die Schreibweise der Plan- und Kartenbeschriftung soll so weit wie möglich nach den für den übrigen schriftsprachlichen Verkehr gültigen amtlichen Regeln erfolgen. (Die amtliche Rechtschreibung der deutschen Schweiz ist das durch den "Duden" festgelegte Hochdeutsch.) Anderseits sollten die Mundartformen erhalten bleiben, da wo ihre Übertragung in die Schriftsprache unzweckmässig erscheint. Massgebend sind die heute gebräuchlichen oder vorherrschenden Namenformen. Ein Wiederherstellen erloschener Formen ist zu unterlassen.
  3. Feststehender Schreibgebrauch: ...
  4. Fehlender oder nicht starrer Schreibgebrauch: ...
  5. Orthografische und grammatikalische Regelung: ... Mundartliche Formen kennen bis heute keine allgemein gültigen Schreibregeln. Rein phonetische Schreibweise oder strenge Anpassung an alle lokalen Variationen kommt auch nach der Ansicht der einsichtigen Sprachleute für uns nicht in Frage. ...
  6. Weitere Regelungen: ....
  7. Ein lehrreiches Experiment:
  8. Schlusswort: ...


Beispiele

Eduard Imhof sprach sich wie auch andere Kartografen, namhafte Sprachwissenschafter und viele Kantone gegen die extrem Mundart im Entwurf des Bundes von 1947 aus und empfahl z.B. unten aufgeführte Lokalnamen wie folgt zu schreiben: Quelle «Mein Standpunkt»:

  • Berg nicht Bärg
  • Kopf nicht Chopf
  • Kreuz nicht Chrüz oder Chritz
  • Lücke nicht Lugge
  • Schlucht nicht Schluecht
  • Moos nicht Mos
  • Rohr nicht Ror
  • Weiher nicht Weier
  • Stein nicht Stei, Stai, Stää oder Staa
  • Horn nicht Hore
  • klein nicht chli, chlei oder glei
  • hinter nicht hinder oder hinger
  • nieder nicht nider
  • ausser nicht usser

(die oben aufgeführten Vorschläge von Imhof konnten in Weisungen 1948 nur zum Teil berücksichtigt werden)


Mundartformen dagegen bestehen lassen z.B. in:

  • Egg
  • Spitz
  • Plangge
  • Hueb
  • Gmür
  • Bungert
  • Ifang
  • Luegeten
  • Sedel
  • Ebni
  • Breiti
  • Witi
  • Täli
  • Flüeli
  • Hüsli


Siehe auch


Weblinks