Namenbuch und Flurnamenforschung: Unterschied zwischen den Versionen

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(Namenbuch)
 
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== Flurnamenforschung ==
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== Warum sind Orts- und Flurnamen interessant ? ==
Orts- und Lokalnamen stellen ein bedeutendes [[Standpunkt_der_Benutzer_zur_Schreibweise_von_Orts-_und_Lokalnamen#Kulturgeschichte_und_Sprachwissenschaft |Kulturgut]] dar. Es besteht heute ein grosses Interesse, Erkenntnisse über die Herkunft und Bedeutung von Orts- und Flurnamen zu erforschen. Die Flurnamenforschung wird vom [http://www.snf.ch/D/Seiten/default.aspx Schweizerischen Nationalfonds]unterstützt. [[Unterst%C3%BCtzung_Flurnamenforschung_durch_Schweizerischen_Nationalfonds | '''Beispiele von unterstützen Forschungsprojekten vgl. hier.''']]  
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''Quelle: Baselstädtisches Orts- und Flurnamenbuch''
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Die Bezeichnungen für Dörfer, Siedlungen, Höfe, Felder, Wälder, Berge, Strassen, Gewässer etc. sind ursprünglich stets in einem konkreten Zusammenhang entstanden und haben deshalb zunächst immer eine spezifische Bedeutung, welche aber später, nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten, oft nicht mehr verstanden wird – sei es, weil sich die Form des Namens verändert hat oder weil das zugrundeliegende Wort nicht mehr gebraucht wird. Die Entschlüsselung solcher Bedeutungen durch die Namenforschung kann wertvolle Hinweise geben auf siedlungsgeschichtliche, wirtschaftliche, politische, gesellschaftliche, juristische, religiöse, geologisch-geografische, klimatische Bedingungen und Verhältnisse der näheren und ferneren Vergangenheit. Orts- und Flurnamen reichen teilweise bis in vorgeschichtliche Zeit zurück. Aber auch für die schriftarme Zeit des Mittelalters und der frühen Neuzeit sind sie ein wichtiger Mosaikstein bei der Rekonstruktion unserer Vergangenheit. Sie sind unbestritten ein wichtiges [[Kulturgeschichtliche_Bedeutung_Lokalnamen|'''Kulturgut''']], das durch Güterzusammenlegungen und zunehmende Überbauung von Kulturland seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts ausdünnte und heute, wie in der Stadt Basel bereits fast vollständig geschehen, zu verschwinden droht.
  
[http://www.germanistik.unibe.ch/ortsname/Portrait3.html Zweck der Namenforschung vgl. hier]
 
  
Alte Namen für Äcker, Wiesen, Felder oder Wälder geben wertvolle Aufschlüsse über historische oder geografische Gegebenheiten. Da diese in Deutschland auf Katasterkarten häufig durch Nummern ersetzt werden, sind diese Flurnamen vom Aussterben bedroht. In Jena wurde wollen daher Namenforscher in einem Projekt die Flurnamen retten [http://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Namenforscher_wollen_Flurnamen_retten1771015586362.html Details dazu vgl. hier]. Für solche Projekte ist es zweckmässig einen Raumbezug in einem GIS zu schaffen, da es sich bei Flurnamen um Geoinformationen handelt. In der Schweiz werden Flurnamen in den Grundbuchplänen und Landeskarten immer mehr verdrängt, da durch die Siedlungstätigkeit da wegen dem fehlenden Platz es nicht mehr möglich ist, diese zu kartieren. Um auch historische Flurnamen zu erhalten, ist es wichtig, diese in einem Archiv mit GIS-Bezug zu erhalten und der Öffentlichkeit mit GIS-Applikationen im Internet zur Verfügung zu stellen.
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Einen guten Überblick über die Entstehung und Bedeutung von Orts- und Flurnamen sowie die Bedeutung der Namenforschung und Namenbücher kann mit dem Artikel [http://dx.doi.org/10.5169/seals-114227 «Über die Sammlung und Erforschung der deutschschweizerischen Orts- und Flurnamen»] von Prof. Bruno Boesch gewonnen werden (1946, Schweizerisches Archiv für Volkskunde) wie auch im Artikel [http://www.geschichte-muensingen.ch/fileadmin/user_upload/ortsgeschichte_muensingen/dokumente/1.3_Orts-_und_Flurnamen.pdf «Orts- und Flurnamen – Herkunft und Bedeutung»] von Prof. Peter Glatthard [http://www.geschichte-muensingen.ch/ortsgeschichte-muensingen/muensinger-geschichte-von-a-bis-z/themenbereiche (Ortsgeschichte Münsingen).]  
In der Schweiz werden im Rahmen des Siedlungswachstums Flurnamen in Strassennamen verwendet.
 
Auch in Strassennamen leben Flurnamen zu Erhaltung eines wichtigen Kulturgutes weiter [http://www.aussersihl-hard.ch/de/geschichte/strassen_flurnamen.php vgl. Strassennamen in der Stadt Zürich].
 
Leider wird von gewissen Seiten behauptet, dass eine möglichst lautnahe Schreibweise der Flurnamen zur Erhaltung dieses Kulturgutes beiträgt. Dieser Sachverhalt wird jedoch bestritten und es kann ebenso argumentiert werden, dass Flurnamen (gerade auch z.B. in Strassen- und Ortsnamen, resp. in Gebäudeadressen und Stationsnamen) das Kulturgut besser bewahren, wenn Flurnamen in einer möglichst gängigen und vertrauten Weise geschrieben werden. Eine extreme Betonung einer möglichst lautnahen Schreibweise der Flurnamen kann sich sowohl negativ auf die Erhaltung der Flurnamen wie auch auf die Erhaltung der Mundart auswirken [[Standpunkt_der_Benutzer_zur_Schreibweise_von_Orts-_und_Lokalnamen#Kulturgeschichte_und_Sprachwissenschaft | weitere Betrachtungen dazu vgl. hier]].
 
 
  
  
 
== Namenbuch ==
 
== Namenbuch ==
Die Ergebnisse der Flurnamenforschung werden grundsätzlich in Namenbüchern festgehalten als systematische Fachdatensammlungen über die Bedeutung, Herkunft, historische Entwicklung, Aussprache, Schreibweisen usw. von Orts- und Flurnamen. Die Publikation dieser Namenbücher entspricht einem öffentlichen Interesse und ist Ziel des vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Projektes [http://www.ortsnamen.ch «Datenbank Schweizer Ortsnamen».]
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Die Ergebnisse der Flurnamenforschung werden grundsätzlich in Namenbüchern festgehalten als systematische Fachdatensammlungen über die Bedeutung, Herkunft, historische Entwicklung, Aussprache, Schreibweisen usw. von Orts- und Flurnamen. Die Publikation dieser Namenbücher entspricht einem öffentlichen Interesse und ist Ziel des vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Projektes «Datenbank Schweizer Ortsnamen» die in der Plattform [[Ortsnamen.ch]] abrufbar ist.
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Weitere Details zu Orts- und Flurnamenbuch: ''Quelle: Baselstädtisches Orts- und Flurnamenbuch''
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=== Was ist ein Orts- und Flurnamenbuch? ===
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In einem Orts- und Flurnamenbuch werden sämtliche Bezeichnungen für Örtlichkeiten in einem Gebiet gesammelt und, wenn immer möglich, sprachlich-historisch erklärt sowie die damit bezeichneten Fluren lokalisiert und charakterisiert. Die lebenden, d.h. in der Bevölkerung noch gebräuchlichen Namen sind dabei ebenso wichtig wie solche, die heute vergessen sind. Die abgegangenen Namen machen in der Regel ein Mehrfaches der lebenden aus.
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=== Wer macht Orts- und Flurnamenbücher? ===
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In der Schweiz gibt es eine lange Tradition von kantonalen Namenforschungsprojekten mit dem Ziel gedruckt publizierter Orts- und Flurnamenbücher. Die Kantone Appenzell, Nidwalden, Thurgau und Uri haben abgeschlossene Namenbücher; die Kantone Aargau, Glarus, Graubünden, St. Gallen und Zürich besitzen abgeschlossene Teilprojekte; in den Kantonen Baselland, Bern, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Tessin, Thurgau, Wallis und Zug existieren aktive Forschungsstellen.
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=== Für wen ist ein Orts- und Flurnamenbuch? ===
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Orts- und Flurnamenbücher sind zu gleichen Teilen für die gesamte Bevölkerung wie für die Forschung von Interesse. Dem Laien ermöglichen sie, dem Namen seines Wohnortes, seines Ausflugs- oder Ferienzieles einen Sinn zu entlocken, womit Namenbücher einen Beitrag zur lokalen Identifikation liefern. Dem Linguisten, Historiker, Ethnologen, Geologen, Geografen, Vermesser, Archäologen, Botaniker und Zoologen bieten sie eine Grundlage mit wertvollen Hinweisen für das jeweilige Spezialgebiet.
  
  
* [http://www.ortsnamen.ch/content/view/218/235/ Beschreibung Datenbank Schweizer Namenbücher]
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=== Wie wird ein Namenbuch gemacht? ===
* [http://www.ortsnamen.ch/search/ Online Zugriff Betaversion Datenbank Schweizer Namenbücher]
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Mit dem Ziel einer vollständigen Namensammlung müssen einerseits Orts- und Flurbegehungen mit Alteingesessenen durchgeführt werden, um die lebenden Namen und ihre ortsübliche Aussprache zu eruieren und um mittels Realprobe den bezeichneten Ort zu lokalisieren und charakterisieren; andererseits werden aus spezifischen Archivalien in Gemeinde- und Staatsarchiven (Güterverzeichnisse, Zinsrodel, Steuerbücher, Handänderungsurkunden etc.) möglichst alte Belege für Ortsbezeichnungen ausgezogen und in elektronischen Datenbanken erfasst; schliesslich werden für die Deutung der Namen Wörterbücher (des Schweizerdeutschen, des Alt- und Mittelhochdeutschen) und Nachschlagewerke (z.B. historische Personennamenbücher) sowie die umfangreiche Fachliteratur konsultiert.
  
  
Einblick auf Seiten des Namenbuchs Kanton Solothurn:
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=== Welchen Aufwand braucht die Erarbeitung eines Orts- und Flurnamenbuches? ===
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Die wissenschaftliche Namenforschung ist aufwändig, da sie ihre Materialien in akribischer Detailarbeit zusammensuchen muss. Der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung SNF würdigt die Bedeutung der Namenforschung seit Jahrzehnten und unterstützt die kantonalen Forschungsstellen regelmässig, wenn durch Drittmittel – meistens die Kantone, oft zusätzlich auch Stiftungen – etwa die Hälfte des jährlichen Etats gesichert wird.
  
[http://www.ortsnamen.ch/content/view/99/50/ Namenbuch des Kantons Solothurn (es werden Schreibweisen gemäss Weisungen 1948 verwendet)]
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== Flurnamenforschung ==
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[http://de.wikipedia.org/wiki/Toponomastik '''Begriff''' ''Ortsnamenkunde, Ortsnamenforschung, Toponomastik'' vgl. hier]
  
  
Beispiele von Namenbüchern:
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Die Flurnamenforschung wird vom [http://www.snf.ch Schweizerischen Nationalfonds] unterstützt. [[Unterst%C3%BCtzung_Flurnamenforschung_durch_Schweizerischen_Nationalfonds | '''Beispiele von unterstützen Forschungsprojekten vgl. hier.''']]  
* [http://www.staluzern.ch/namenbuch Luzerner Namenbuch]
 
* [http://www.shn.ch/pages/archivartikel.cfm?id=209119 Schaffhauser Namenbuch]
 
* [http://www.ortsnamen.ch/content/view/34/50/ Solothurner Namenbuch]
 
* [http://www.thurgauerzeitung.ch/default2.cfm?vDest=vtArtikel&id=347331 Thurgauer Namenbuch]
 
* [http://209.85.135.104/search?q=cache:Qd3T95DRM-oJ:www.zug.ch/staatsarchiv/data/tugium_nr_11_s8_16.pdf Zuger Ortsnamenbuch (HTML)]
 
* [http://www.zug.ch/staatsarchiv/data/tugium_nr_11_s8_16.pdf Zuger Ortsnamenbuch (PDF zur Zeit nicht aktiv)]
 
  
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In der Schweiz werden Flurnamen in den Grundbuchplänen und Landeskarten immer mehr verdrängt, da durch die Siedlungstätigkeit es aus kartografischen Gründen wegen fehlendem Platz nicht mehr möglich ist, diese darzustellen. Um auch historische Flurnamen zu erhalten, ist es wichtig, diese in einem Archiv zu erhalten und der Öffentlichkeit (mölgichst mit GIS-Applikationen) im Internet zur Verfügung zu stellen. Eigenständige Informationsebenen eignen sich dazu weit besser, als amtliche Karten und Pläne, wo die Orientierung im Vordergrund steht und wo die Aspekte eines Fachthemas zu wenig stark berücksichtigt werden können.
  
[http://www.ortsnamen.ch/content/view/14/27/ Übersicht über regionale Projekte]
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Leider wird von gewissen Seiten behauptet, dass eine möglichst lautnahe Schreibweise der Flurnamen zur Erhaltung dieses Kulturgutes beiträgt. Dieser Sachverhalt wird jedoch bestritten und es kann ebenso argumentiert werden, dass Flurnamen das Kulturgut besser bewahren, wenn Flurnamen in einer möglichst normalisierten und vertrauten Weise geschrieben werden. Das zentrale Element eines Flurnamens ist die Existenz eines Flurnamens, nicht deren Schreibweise. Eine extreme Betonung einer möglichst lautnahen Schreibweise der Flurnamen kann sich sowohl negativ auf die Erhaltung der Flurnamen, wie auch auf die Erhaltung der Mundart auswirken [[Standpunkt_der_Benutzer_zur_Schreibweise_von_Orts-_und_Lokalnamen#Kulturgeschichte_und_Sprachwissenschaft | weitere Betrachtungen dazu vgl. hier]].  
  
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Flurnamen können besser gerettet werden, indem Forschungsergebnisse in einem mit fachspezifischen Geodaten verknüpften, im Internet öffentlich zugänglichen GIS-unterstützten Archiv verwaltet werden anstelle dass eingebürgerte Schreibweisen in eine möglichst lautgetreue Mundart geändert werden.
  
== Schreibweise von Orts- und Lokalnamen im Namenbuch sowie auf Karten und Plänen ==
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== Links zu Namenforschung und Namenbuch ==
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{| class="wikitable sortable"
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!.||KT||Kanton||Links
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|[[Datei:Wappen_Schweiz.png|40px]]||CH||[http://de.wikipedia.org/wiki/Schweiz Schweiz]||
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* [http://www.ortsnamen.ch Online Zugriff Datenbank Schweizer Namenbücher]
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte.html Übersicht über regionale Projekte]
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|[[Bild:Wappen Aargau.png |40px]]||AG||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Aargau Aargau]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kt-aargau.html Aargauer Namenbuch]
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|-
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|[[Bild:Wappen Appenzell Ausserrhoden.png |40px]]||AR||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Appenzell_Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/land-appenzell.html  Appenzeller Namenbuch]
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|[[Bild:Wappen Appenzell Innerrhoden.png |40px]]||AI||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Appenzell_Innerrhoden Appenzell Innerrhoden]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/land-appenzell.html Appenzeller Namenbuch]
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|[[Bild:Wappen BaselLand.png |40px]]||BL||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Basel-Landschaft Basel-Landschaft]||
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* [http://www.flurnamenbl.ch Stiftung für Orts- und Flurnamen-Forschung Baselland]
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|[[Bild:Wappen BaselStadt.png |40px]]||BS||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Basel-Stadt Basel-Stadt]|| 
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* [http://www.ortsnamen.unibas.ch Orts- und Flurnamenforschung Basel-Stadt / Universität Basel]
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* [http://www.ortsnamen.unibas.ch/namenbuch.html Forschungsprojekt: Orts- und Flurnamenbuch Basel-Stadt]
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* [http://kultop.unibas.ch Kompetenzzentrums Kulturelle Topographien der Universität Basel]
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|[[Bild:Wappen Bern.png |40px]]||BE||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Bern Bern / Berne]||
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* [http://www.germanistik.unibe.ch/namenkunde Forschungsstelle für Namenkunde Universität Bern]
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|[[Bild:Wappen Freiburg.png |40px]]||FR||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Freiburg Fribourg / Freiburg]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kt-freiburg.html Freiburger Namenbuch]
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|[[Bild:Wappen Genf.png |40px]]||GE||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Genf Genève]||
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|[[Bild:Wappen Glarus.png |40px]]||GL||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Glarus Glarus]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kt-glarus.html Glarner Namenbuch]
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|[[Bild:Wappen Graubünden.png |40px]]||GR||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Graubünden Graubünden / Grigioni / Grischun]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kanton-graubuenden.html Rätisches Namenbuch]
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* [http://www.drg.ch/dicziunari.php?language=D Rumansch Grischun]
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|[[Bild:Wappen Jura.png |40px]]||JU||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Jura Jura]||
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|[[Bild:Wappen Luzern.png |40px]]||LU||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Luzern Luzern]||
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* [http://www.staatsarchiv.lu.ch/index/namenbuch.htm Luzerner Namenbuch]
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* [http://www.geo.lu.ch/app/namenbuch Luzerner Namenbuch GIS-Applikation]
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|[[Bild:Wappen Neuenburg.png |40px]]||NE||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Neuenburg Neuchâtel]||
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|[[Bild:Wappen Nidwalden.png |40px]]||NW||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Nidwalden  Nidwalden]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kanton-nidwalden.html Nidwaldner Namenbuch]
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|[[Bild:Wappen Obwalden.png |40px]]||OW||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Obwalden Obwalden]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kanton-obwalden.html Obwaldner Namenbuch]
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|[[Bild:Wappen Schaffhausen.png |40px]]||SH||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Schaffhausen Schaffhausen]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kanton-schaffhausen.html Schaffhauser Namenbuch]
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|[[Bild:Wappen Schwyz.png |40px]]||SZ||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Schwyz Schwyz]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kanton-schwyz.html Schwyzer Namenbuch]
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|[[Bild:Wappen Solothurn.png |40px]]||SO||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Solothurn Solothurn]||
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* [http://www.namenbuch-solothurn.ch Forschungsstelle Solothurnisches Orts- und Flurnamenbuch]
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kanton-solothurn.html Solothurner Namenbuch]
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|[[Bild:Wappen St.Gallen.png |40px]]||SG||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_St._Gallen St. Gallen]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kanton-st-gallen.html St. Galler Namenbuch]
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|-
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|[[Bild:Wappen Tessin.png |40px]]||TI||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Tessin Ticino]||
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* Repertorio toponomastico ticinese (RTT)
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|-
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|[[Bild:Wappen Thurgau.png |40px]]||TG||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Thurgau Thurgau]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kanton-thurgau.html Thurgauer Namenbuch]
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|-
 +
|[[Bild:Wappen Uri.png |40px]]||UR||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Uri Uri]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kanton-uri.html Urner Namenbuch]
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|[[Bild:Wappen Waadt.png |40px]]||VD||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Waadt Vaud]||
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|-
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|[[Bild:Wappen Wallis.png |40px]]||VS||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Wallis Valais / Wallis]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kanton-wallis.html Oberwalliser Namenbuch]
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|[[Bild:Wappen Zug.png |40px]]||ZG||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Zug Zug]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kanton-zug.html Zuger Namnenbuch]
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* [http://www.zeitschriftschweizerdeutsch.ch/img/files/09_2_zugerortsnamen.pdf Zuger Ortsnamen]
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|-
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|[[Bild:Wappen Zürich.png |40px]]||ZH||[http://de.wikipedia.org/wiki/Kanton_Z%C3%BCrich Zürich]||
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* [http://www.ortsnamen.ch/index.php/regionale-projekte/kanton-zuerich.html Zürcher Namenbuch]
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== Schreibweise von Lokalnamen im Namenbuch sowie auf Karten und Plänen ==
 
=== Problemstellung ===
 
=== Problemstellung ===
Zu kontroversen Auseinandersetzungen führt immer wieder die Frage, ob lautnahe Schreibweisen von Flurnamen in Namenbüchern auf Karten und Plänen übernommen werden sollen, insbesondere wenn sie nicht den Weisungen 1948 entsprechen.  
+
Zu kontroversen Auseinandersetzungen führt immer wieder die Frage, ob lautnahe Schreibweisen von Flurnamen in Namenbüchern auf Karten und Plänen übernommen werden sollen, insbesondere wenn sie nicht den [[Weisungen 1948]] resp. [[Weisungen 2011]] entsprechen.  
  
  
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[http://www.lokalnamen.ch/#20071010 Vermessung ist nicht Forschung] Christian von Arx schreibt am 10.10.2007 in der Solothurnerzeitung:
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[http://www.lokalnamen.ch/#id_20071010 Vermessung ist nicht Forschung] Christian von Arx schreibt am 10.10.2007 in der Solothurnerzeitung:
 
* Amtliche Vermessung: Grundlage für Landeskarte, Grundbuchplan, Übersichtsplan und amtliche Register. Die einmal festgelegte Schreibweise soll unverändert bleiben.  
 
* Amtliche Vermessung: Grundlage für Landeskarte, Grundbuchplan, Übersichtsplan und amtliche Register. Die einmal festgelegte Schreibweise soll unverändert bleiben.  
* Forschung, z.B. Flurnamenbücher: Für die Schreibweise haben die Sprachwissenschafter Regeln erarbeitet, doch werden die Namen im Flurnamenbuch in verschiedenen Varianten - entsprechend den verwendeten Quellen - geschrieben und auch in der Lautschrift wiedergegeben.  
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* Forschung, z.B. Flurnamenbücher: Für die Schreibweise haben die Sprachwissenschafter Regeln erarbeitet, doch werden die Namen im Flurnamenbuch in verschiedenen Varianten - entsprechend den verwendeten Quellen - geschrieben und auch in der Lautschrift wiedergegeben.
  
  
 
=== Schreibweise in Namenbücher ===
 
=== Schreibweise in Namenbücher ===
 
Auch für die Namenbücher selber ist es wichtig, dass Flurnamen gefunden werden können.
 
Auch für die Namenbücher selber ist es wichtig, dass Flurnamen gefunden werden können.
Stichworte im  Namenbuch des Kantons Luzern werden grundsätzlich gemäss Weisungen 1948 geschrieben [http://www.staluzern.ch/namenbuch/docs/LNB1_Einleitung.pdf (vgl. Kap. 1.7 Aufbau Namenbuch, Seite 22).]
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Stichworte im  Namenbuch des Kantons Luzern werden grundsätzlich gemäss [[Weisungen 1948]] resp. [[Weisungen 2011]] geschrieben.
  
  
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Auf Seite 1 und 2 obiger Publikation sind folgende Abschnitte enthalten:
 
Auf Seite 1 und 2 obiger Publikation sind folgende Abschnitte enthalten:
* ''Die Ortsnamen'' (Orts- und Lokalnamen) ''bilden einen wesentlichen, jedoch in ihren Formen seit Jahren heftig umstrittenen Inhaltsteil unser neuen amtlichen Pläne und karten. Die Kartierungsorgane des Bundes und der Kantone, aber auch die Vertreter der Sprach- und Geschichtswissenschaften bemühen sich um eine Neuregelung der Nomenklaturfrage.''
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* ''Die Ortsnamen'' (Lokalnamen) ''bilden einen wesentlichen, jedoch in ihren Formen seit Jahren heftig umstrittenen Inhaltsteil unser neuen amtlichen Pläne und karten. Die Kartierungsorgane des Bundes und der Kantone, aber auch die Vertreter der Sprach- und Geschichtswissenschaften bemühen sich um eine Neuregelung der Nomenklaturfrage.''
 
* In den bisherigen Reformbestrebungen hält Imhof zwei unterschiedliche Aspekte fest:
 
* In den bisherigen Reformbestrebungen hält Imhof zwei unterschiedliche Aspekte fest:
 
** ''Die bisherigen eidgenössischen Kartenwerke besitzen keine sprachlich einheitliche Nomenklatur. Auch die '''«Instruktion für die Erstellung neuen Landeskarten»''' (technische Vorschriften der Eidg. Landestopografie vom 9. Januar 1937) hält an diesem Zustande fest. Sie schreibt vor: «Ortsnamen, welche ohne weiteres in die Schriftsprache, als die allgemein gültige Verkehrssprache übertragen werden können und an Ort und Stelle in dieser Schreibweise gebraucht werden, bekannt und verständlich sind, sind in der Schriftsprache wiederzugeben. Ortsnamen, welche dagegen nur in landläufigen Dialekt existieren und nur in dieser Form bekannt und verständlich sind, müssen in Dialektform geschrieben werden. Objektbezeichnungen, wie Fabrik, Bahnhof, Kapelle, Kloster, Kiesgrube, Schiessplatz, Schulhaus usw. werden in der Schriftsprache geschrieben.''
 
** ''Die bisherigen eidgenössischen Kartenwerke besitzen keine sprachlich einheitliche Nomenklatur. Auch die '''«Instruktion für die Erstellung neuen Landeskarten»''' (technische Vorschriften der Eidg. Landestopografie vom 9. Januar 1937) hält an diesem Zustande fest. Sie schreibt vor: «Ortsnamen, welche ohne weiteres in die Schriftsprache, als die allgemein gültige Verkehrssprache übertragen werden können und an Ort und Stelle in dieser Schreibweise gebraucht werden, bekannt und verständlich sind, sind in der Schriftsprache wiederzugeben. Ortsnamen, welche dagegen nur in landläufigen Dialekt existieren und nur in dieser Form bekannt und verständlich sind, müssen in Dialektform geschrieben werden. Objektbezeichnungen, wie Fabrik, Bahnhof, Kapelle, Kloster, Kiesgrube, Schiessplatz, Schulhaus usw. werden in der Schriftsprache geschrieben.''
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=== Kompromisslösung Weisungen 1948 ===
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=== Kompromisslösung Weisungen 1948/2011 ===
 
Die Verfechter der beiden unterschiedlichen Aspekte konnten sich auf die Kompromisslösung Schreibregeln Weisungen 1948 einigen. Der Unterschied zu 1945 besteht darin, dass heute zwar seit 1948 Schreibregeln bestehen, diese aber gewissen Kreisen der Flurnamenforschung / Namenbuch / Nomenklaturkommissionen heute nicht mehr genehm sind und daher zum Teil massiv davon abgewichen wird. [http://www.lokalnamen.ch/bilder/imhof_1948.pdf Vgl. dazu Zitat Eduard Imhof aus "Mein Standpunkt in der Ortsnamenfrage":]
 
Die Verfechter der beiden unterschiedlichen Aspekte konnten sich auf die Kompromisslösung Schreibregeln Weisungen 1948 einigen. Der Unterschied zu 1945 besteht darin, dass heute zwar seit 1948 Schreibregeln bestehen, diese aber gewissen Kreisen der Flurnamenforschung / Namenbuch / Nomenklaturkommissionen heute nicht mehr genehm sind und daher zum Teil massiv davon abgewichen wird. [http://www.lokalnamen.ch/bilder/imhof_1948.pdf Vgl. dazu Zitat Eduard Imhof aus "Mein Standpunkt in der Ortsnamenfrage":]
  
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=== Auseinandersetzung heute ===
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=== Auseinandersetzung 2004 - 2011 ===
Die heutige Auseinandersetzung um die Schreibweise in der Orts- und Lokalnamen in der Schweiz ist grundsätzlich eine Folge davon, dass man von der Einigung auf die Kompromisslösung 1948 in Richtung mehr Mundart im Sinne der Namenforschung abgewichen ist. Mit dazu beigetragen haben z.B. folgende Umstände:
+
Die Auseinandersetzung in den Jahren 2004 - 2011 um die Schreibweise der Lokalnamen in der Schweiz war grundsätzlich eine Folge davon, dass man von der Einigung auf die Kompromisslösung 1948 in Richtung mehr Mundart im Sinne der Namenforschung abgewichen war. Mit dazu beigetragen haben z.B. folgende Umstände:
* Nichtbefolgung der Weisungen 1948. Die Weisungen 1948 propagieren keine lautnahe, sondern eine moderate Mundartschreibweisse von Orts- und Lokalnamen
+
* Nichtbefolgung der Weisungen 1948. Die [[Weisungen 1948]] resp. [[Weisungen 2011]] propagieren keine lautnahe, sondern eine moderate, kartengerechte Mundartschreibweisse von Lokalnamen.
* Personelle Verflechtung der Namenforschung/Namenbuch und Nomenklaturkommission. Einzelne Nomenklaturkommissionen vertreten einseitig Interessen der Namenforschung resp. Namenbuch, wie sie 1945 von Eduard Imhof formuliert wurden und die Diskussion von 1945 wiederholt sich heute. Den Interessen der Benutzer mit den Anliegen der Beachtung des ursprünglichen Zweckes von Orts- und Lokalnamen (Bezeichnung von Örtlichkeiten als Referenznamen zur Verständigung und Orientierung) wird dabei zu wenig Beachtung geschenkt.
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* Personelle Verflechtung der Namenforschung/Namenbuch und Nomenklaturkommission. Einzelne Nomenklaturkommissionen vertreten einseitig Interessen der Namenforschung resp. Namenbuch, wie sie 1945 von Eduard Imhof formuliert wurden und die Diskussion von 1945 wiederholt sich heute. Den Interessen der Benutzer mit den Anliegen der Beachtung des ursprünglichen Zweckes von Lokalnamen (Bezeichnung von Örtlichkeiten als Referenznamen zur Verständigung und Orientierung) wird dabei zu wenig Beachtung geschenkt.
* Bisher wurde die enge Koppelung der Gebäudeadressierung und der Orts- und Lokalnamen zu wenig erkannt[[Geb%C3%A4udeadressierung#Publikationen | vgl. grosse Bedeutung von Orts- und Lokalnamen bei der Gebäudeadressierung]].
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* Bisher wurde die enge Koppelung der Gebäudeadressierung und der Lokalnamen zu wenig erkannt[[Geb%C3%A4udeadresse#Publikationen | vgl. grosse Bedeutung von Lokalnamen bei der Gebäudeadressierung]].
* Man war sich bisher zu wenig bewusst, dass Änderungen von Orts- und Lokalnamen grosse Auswirkungen haben [[Lokalnamen_in_Chur |vgl. Orts- und Lokalnamen in Chur]].
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* Man war sich bisher zu wenig bewusst, dass Änderungen von Lokalnamen grosse Auswirkungen haben [[Lokalnamen_in_Chur |vgl. Lokalnamen in Chur]].
  
  
 
== Schlussfolgerungen ==
 
== Schlussfolgerungen ==
* Bestehende Orts- und Lokalnamen in der amtlichen Vermessung und in Landeskarten sollen nicht durch Schreibweisen des Namenbuches ersetzt werden, sondern die bestehenden Orts- und Lokalnamen können im Namenbuch als wichtige Raumreferenznamen dienen. ''(Hinweis: Ahnen- und Familienforscher lassen nicht die heutige Schreibweise der Familiennamen z.B. bei der Einwohnerkontrolle ändern, sondern verwenden die Namen unverändert in ihren Untersuchungen. Dies bedeutet nicht, das mal auch ein Name geändert werden könnte).''
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* Bestehende Lokalnamen in der amtlichen Vermessung und in Landeskarten sollen nicht durch Schreibweisen des Namenbuches ersetzt werden, sondern die bestehenden Lokalnamen können im Namenbuch als wichtige Raumreferenznamen dienen. ''(Hinweis: Ahnen- und Familienforscher lassen nicht die heutige Schreibweise der Familiennamen z.B. bei der Einwohnerkontrolle ändern, sondern verwenden die Namen unverändert in ihren Untersuchungen. Dies bedeutet nicht, das mal auch ein Name geändert werden könnte).''
 
* Die amtliche Vermessung und die Landeskarten sollen daher nicht als thematische Ebenen des Namenbuches missbraucht werden, sondern als allgemeine Raumreferenz dienen.
 
* Die amtliche Vermessung und die Landeskarten sollen daher nicht als thematische Ebenen des Namenbuches missbraucht werden, sondern als allgemeine Raumreferenz dienen.
  
  
== Weitere Infos ==
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== Namenforschung im Ausland ==
Weitere Infos zur Beziehung von Orts- und Lokalnamen auf amtlichen Karten und Plänen und dem Namenbuch:
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Alte Namen für Äcker, Wiesen, Felder oder Wälder geben wertvolle Aufschlüsse über historische oder geografische Gegebenheiten. Da diese in Deutschland auf Katasterkarten häufig durch Nummern ersetzt werden, sind diese Flurnamen vom Aussterben bedroht. In Jena wurde wollen daher Namenforscher in einem Projekt die Flurnamen retten [http://giswiki.hsr.ch/images/9/92/Namenforscher_wollen_Flurnamen_retten.pdf vgl. Artikel '''Namenforscher wollen Flurnamen retten'''].
* [http://gis.hsr.ch/wiki/Chronologie_Schreibweise_von_Orts-_und_Lokalnamen#22.9.1977_Tagung_des_Arbeitskreises_Namenforschung_in_Berlin Interessenkonflikte]
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* [http://gis.hsr.ch/wiki/Standpunkt_der_Benutzer_zur_Schreibweise_von_Orts-_und_Lokalnamen#Kulturgeschichte_und_Sprachwissenschaft Kulturhistorische und sprachwissenschaftliche Aspekte]  
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* [http://www.geowebforum.ch/uploads/1087_Schema_Orts-_und_Lokalnamen.pdf Schema Orts- und Lokalnamen]
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[[Bild:Thübingen.jpg|none|300px]]
* [http://www.tiroul.info Erstes Wiki-Lexikon über Orts- und Flurnamen im Südtirol]
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'''1./2. Oktober 2009 Flurnamentagung an der Universität Jena'''
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Im Thüringer Flurnamenprojekt wollen die Jenaer Forscher vom Institut für Germanistische Sprachwissenschaft und Heimatforscher vom Heimatbund Thüringen der Herkunft und Bedeutung gemeinsam auf den Grund gehen. Um die sprachlichen Denkmäler wie Fuchsbach und Kornwiesen vor dem Aussterben zu schützen, wollen Jenaer Wissenschaftler die Thüringer Flurnamen sammeln und erforschen.
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Am Ende des Projektes soll ein Thüringischer Flurnamenatlas stehen, in dem neben den Namen auch historische Belege sowie die Herkunft und Bedeutung der einzelnen Namen nachzulesen sind. Doch vorher gilt es, das Projekt der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Neben Vorträgen zu thüringischen Flurnamen werden auf der Jenaer Tagung über 80 Namenforscher aus ganz Deutschland und Europa über ihre Forschung diskutieren.
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== Siehe auch ==
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* [[Chronologie_Schreibweise_von_Lokalnamen#22.9.1977_Tagung_des_Arbeitskreises_Namenforschung_in_Berlin |Interessenkonflikte]]
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* [[Kulturgeschichtliche_Bedeutung_Lokalnamen|Kulturgeschichtliche Bedeutung Lokalnamen]]  
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* [[Multimedia_f%C3%BCr_Sprache_und_Karte | Multimedia für Sprache und Karte]]
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* [[Geoinformation_und_Lokalnamen | Geoinformation und Lokalnamen]]
  
  
 
 
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
* [[Geografische_Namen | Geografische Namen]]
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* [http://de.wikipedia.org/wiki/Flurname Flurname] Wikipedia DE
* [[lokalnamen.ch | Orts- und Lokalnamen]]
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* [http://de.wikipedia.org/wiki/Etymologie Etymologie] Wikipedia DE
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* [http://www.idiotikon.ch/Texte/Bickel/Sprachspiegel_2016_5_Bickel.pdf ortsnamen.ch – das Portal der Schweiz. Ortsnamenforschung] [http://www.idiotikon.ch/redaktion/mitarbeitende/bickel Hans Bickel], Sprachspiegel 2016 5, Herausgeber: [http://www.sprachverein.ch Schweizerischer Verein für Deutsche Sprache SVDS]
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* [http://www.sprachverein.ch/sprachspiegel_pdf/Sprachspiegel_2016_5.pdf Dent de Ruth, Tschingel, Gertrudspitz, Piz Buin – Zu Form und Funktion von Bergnamen in der Schweiz], [http://www.idiotikon.ch/redaktion/mitarbeitende/fetzer This Fetzer], Sprachspiegel 2016 5, Herausgeber: [http://www.sprachverein.ch Schweizerischer Verein für Deutsche Sprache SVDS]
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* [http://giswiki.hsr.ch/images/0/03/1087_Schema_Orts-_und_Lokalnamen.pdf Schema Lokalnamen]
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* [http://www.tiroul.info Erstes Wiki-Lexikon über Orts- und Flurnamen im Südtirol]
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* [http://geografischenamen.blogspot.com/2009/09/zh-dielsdorf-oder-tielschderf.html Blog Dielsdorf oder Tielsderf]
  
  
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{{Trailer geografische Namen}}
  
 
<!-- Kategorien und ev. Koordinaten -->
 
<!-- Kategorien und ev. Koordinaten -->
 
[[Kategorie:Geografische Namen]]
 
[[Kategorie:Geografische Namen]]

Aktuelle Version vom 12. September 2023, 08:11 Uhr

Geografische Namen Lokalnamen Gebäudeadressen Inhaltsverzeichnis+Übersicht Aktuell
Namenbuch


Warum sind Orts- und Flurnamen interessant ?

Quelle: Baselstädtisches Orts- und Flurnamenbuch

Die Bezeichnungen für Dörfer, Siedlungen, Höfe, Felder, Wälder, Berge, Strassen, Gewässer etc. sind ursprünglich stets in einem konkreten Zusammenhang entstanden und haben deshalb zunächst immer eine spezifische Bedeutung, welche aber später, nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten, oft nicht mehr verstanden wird – sei es, weil sich die Form des Namens verändert hat oder weil das zugrundeliegende Wort nicht mehr gebraucht wird. Die Entschlüsselung solcher Bedeutungen durch die Namenforschung kann wertvolle Hinweise geben auf siedlungsgeschichtliche, wirtschaftliche, politische, gesellschaftliche, juristische, religiöse, geologisch-geografische, klimatische Bedingungen und Verhältnisse der näheren und ferneren Vergangenheit. Orts- und Flurnamen reichen teilweise bis in vorgeschichtliche Zeit zurück. Aber auch für die schriftarme Zeit des Mittelalters und der frühen Neuzeit sind sie ein wichtiger Mosaikstein bei der Rekonstruktion unserer Vergangenheit. Sie sind unbestritten ein wichtiges Kulturgut, das durch Güterzusammenlegungen und zunehmende Überbauung von Kulturland seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts ausdünnte und heute, wie in der Stadt Basel bereits fast vollständig geschehen, zu verschwinden droht.


Einen guten Überblick über die Entstehung und Bedeutung von Orts- und Flurnamen sowie die Bedeutung der Namenforschung und Namenbücher kann mit dem Artikel «Über die Sammlung und Erforschung der deutschschweizerischen Orts- und Flurnamen» von Prof. Bruno Boesch gewonnen werden (1946, Schweizerisches Archiv für Volkskunde) wie auch im Artikel «Orts- und Flurnamen – Herkunft und Bedeutung» von Prof. Peter Glatthard (Ortsgeschichte Münsingen).


Namenbuch

Die Ergebnisse der Flurnamenforschung werden grundsätzlich in Namenbüchern festgehalten als systematische Fachdatensammlungen über die Bedeutung, Herkunft, historische Entwicklung, Aussprache, Schreibweisen usw. von Orts- und Flurnamen. Die Publikation dieser Namenbücher entspricht einem öffentlichen Interesse und ist Ziel des vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Projektes «Datenbank Schweizer Ortsnamen» die in der Plattform Ortsnamen.ch abrufbar ist.


Weitere Details zu Orts- und Flurnamenbuch: Quelle: Baselstädtisches Orts- und Flurnamenbuch


Was ist ein Orts- und Flurnamenbuch?

In einem Orts- und Flurnamenbuch werden sämtliche Bezeichnungen für Örtlichkeiten in einem Gebiet gesammelt und, wenn immer möglich, sprachlich-historisch erklärt sowie die damit bezeichneten Fluren lokalisiert und charakterisiert. Die lebenden, d.h. in der Bevölkerung noch gebräuchlichen Namen sind dabei ebenso wichtig wie solche, die heute vergessen sind. Die abgegangenen Namen machen in der Regel ein Mehrfaches der lebenden aus.


Wer macht Orts- und Flurnamenbücher?

In der Schweiz gibt es eine lange Tradition von kantonalen Namenforschungsprojekten mit dem Ziel gedruckt publizierter Orts- und Flurnamenbücher. Die Kantone Appenzell, Nidwalden, Thurgau und Uri haben abgeschlossene Namenbücher; die Kantone Aargau, Glarus, Graubünden, St. Gallen und Zürich besitzen abgeschlossene Teilprojekte; in den Kantonen Baselland, Bern, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Tessin, Thurgau, Wallis und Zug existieren aktive Forschungsstellen.


Für wen ist ein Orts- und Flurnamenbuch?

Orts- und Flurnamenbücher sind zu gleichen Teilen für die gesamte Bevölkerung wie für die Forschung von Interesse. Dem Laien ermöglichen sie, dem Namen seines Wohnortes, seines Ausflugs- oder Ferienzieles einen Sinn zu entlocken, womit Namenbücher einen Beitrag zur lokalen Identifikation liefern. Dem Linguisten, Historiker, Ethnologen, Geologen, Geografen, Vermesser, Archäologen, Botaniker und Zoologen bieten sie eine Grundlage mit wertvollen Hinweisen für das jeweilige Spezialgebiet.


Wie wird ein Namenbuch gemacht?

Mit dem Ziel einer vollständigen Namensammlung müssen einerseits Orts- und Flurbegehungen mit Alteingesessenen durchgeführt werden, um die lebenden Namen und ihre ortsübliche Aussprache zu eruieren und um mittels Realprobe den bezeichneten Ort zu lokalisieren und charakterisieren; andererseits werden aus spezifischen Archivalien in Gemeinde- und Staatsarchiven (Güterverzeichnisse, Zinsrodel, Steuerbücher, Handänderungsurkunden etc.) möglichst alte Belege für Ortsbezeichnungen ausgezogen und in elektronischen Datenbanken erfasst; schliesslich werden für die Deutung der Namen Wörterbücher (des Schweizerdeutschen, des Alt- und Mittelhochdeutschen) und Nachschlagewerke (z.B. historische Personennamenbücher) sowie die umfangreiche Fachliteratur konsultiert.


Welchen Aufwand braucht die Erarbeitung eines Orts- und Flurnamenbuches?

Die wissenschaftliche Namenforschung ist aufwändig, da sie ihre Materialien in akribischer Detailarbeit zusammensuchen muss. Der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung SNF würdigt die Bedeutung der Namenforschung seit Jahrzehnten und unterstützt die kantonalen Forschungsstellen regelmässig, wenn durch Drittmittel – meistens die Kantone, oft zusätzlich auch Stiftungen – etwa die Hälfte des jährlichen Etats gesichert wird.

Flurnamenforschung

Begriff Ortsnamenkunde, Ortsnamenforschung, Toponomastik vgl. hier


Die Flurnamenforschung wird vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt. Beispiele von unterstützen Forschungsprojekten vgl. hier.

In der Schweiz werden Flurnamen in den Grundbuchplänen und Landeskarten immer mehr verdrängt, da durch die Siedlungstätigkeit es aus kartografischen Gründen wegen fehlendem Platz nicht mehr möglich ist, diese darzustellen. Um auch historische Flurnamen zu erhalten, ist es wichtig, diese in einem Archiv zu erhalten und der Öffentlichkeit (mölgichst mit GIS-Applikationen) im Internet zur Verfügung zu stellen. Eigenständige Informationsebenen eignen sich dazu weit besser, als amtliche Karten und Pläne, wo die Orientierung im Vordergrund steht und wo die Aspekte eines Fachthemas zu wenig stark berücksichtigt werden können.

Leider wird von gewissen Seiten behauptet, dass eine möglichst lautnahe Schreibweise der Flurnamen zur Erhaltung dieses Kulturgutes beiträgt. Dieser Sachverhalt wird jedoch bestritten und es kann ebenso argumentiert werden, dass Flurnamen das Kulturgut besser bewahren, wenn Flurnamen in einer möglichst normalisierten und vertrauten Weise geschrieben werden. Das zentrale Element eines Flurnamens ist die Existenz eines Flurnamens, nicht deren Schreibweise. Eine extreme Betonung einer möglichst lautnahen Schreibweise der Flurnamen kann sich sowohl negativ auf die Erhaltung der Flurnamen, wie auch auf die Erhaltung der Mundart auswirken weitere Betrachtungen dazu vgl. hier.

Flurnamen können besser gerettet werden, indem Forschungsergebnisse in einem mit fachspezifischen Geodaten verknüpften, im Internet öffentlich zugänglichen GIS-unterstützten Archiv verwaltet werden anstelle dass eingebürgerte Schreibweisen in eine möglichst lautgetreue Mundart geändert werden.


Links zu Namenforschung und Namenbuch

. KT Kanton Links
Wappen Schweiz.png CH Schweiz
Wappen Aargau.png AG Aargau
Wappen Appenzell Ausserrhoden.png AR Appenzell Ausserrhoden
Wappen Appenzell Innerrhoden.png AI Appenzell Innerrhoden
Wappen BaselLand.png BL Basel-Landschaft
Wappen BaselStadt.png BS Basel-Stadt
Wappen Bern.png BE Bern / Berne
Wappen Freiburg.png FR Fribourg / Freiburg
Wappen Genf.png GE Genève
Wappen Glarus.png GL Glarus
Wappen Graubünden.png GR Graubünden / Grigioni / Grischun
Wappen Jura.png JU Jura
Wappen Luzern.png LU Luzern
Wappen Neuenburg.png NE Neuchâtel
Wappen Nidwalden.png NW Nidwalden
Wappen Obwalden.png OW Obwalden
Wappen Schaffhausen.png SH Schaffhausen
Wappen Schwyz.png SZ Schwyz
Wappen Solothurn.png SO Solothurn
Wappen St.Gallen.png SG St. Gallen
Wappen Tessin.png TI Ticino
  • Repertorio toponomastico ticinese (RTT)
Wappen Thurgau.png TG Thurgau
Wappen Uri.png UR Uri
Wappen Waadt.png VD Vaud
Wappen Wallis.png VS Valais / Wallis
Wappen Zug.png ZG Zug
Wappen Zürich.png ZH Zürich


Schreibweise von Lokalnamen im Namenbuch sowie auf Karten und Plänen

Problemstellung

Zu kontroversen Auseinandersetzungen führt immer wieder die Frage, ob lautnahe Schreibweisen von Flurnamen in Namenbüchern auf Karten und Plänen übernommen werden sollen, insbesondere wenn sie nicht den Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 entsprechen.


Statement eines Geologen: Flurnamen dienen nicht nur der Verzierungen der Landeskarte. Und die Landeskarten sind auch kein raumreferenziertes Archiv der Sprachforscher. Die Flurnamen sind zuerst einmal Bezugspunkte zur Geländeansprache. Und dabei werden sie nicht zur momentanen Orientierung (z. B. bei einer Bergtour) sondern auch zur Beschreibung von Feldbefunden verwendet.


Vermessung ist nicht Forschung Christian von Arx schreibt am 10.10.2007 in der Solothurnerzeitung:

  • Amtliche Vermessung: Grundlage für Landeskarte, Grundbuchplan, Übersichtsplan und amtliche Register. Die einmal festgelegte Schreibweise soll unverändert bleiben.
  • Forschung, z.B. Flurnamenbücher: Für die Schreibweise haben die Sprachwissenschafter Regeln erarbeitet, doch werden die Namen im Flurnamenbuch in verschiedenen Varianten - entsprechend den verwendeten Quellen - geschrieben und auch in der Lautschrift wiedergegeben.


Schreibweise in Namenbücher

Auch für die Namenbücher selber ist es wichtig, dass Flurnamen gefunden werden können. Stichworte im Namenbuch des Kantons Luzern werden grundsätzlich gemäss Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 geschrieben.


Normalisierung geografischer Mundartnamen in Namenbüchern vgl. hier


Auseinandersetzung 1945

Die Auseinandersetzung ist nicht neu. Eduard Imhof hat unterschiedliche Aspekte bereits im Jahr 1945 in Die Ortsnamen in den amtlichen Plänen und Kartenfestgehalten.

Auf Seite 1 und 2 obiger Publikation sind folgende Abschnitte enthalten:

  • Die Ortsnamen (Lokalnamen) bilden einen wesentlichen, jedoch in ihren Formen seit Jahren heftig umstrittenen Inhaltsteil unser neuen amtlichen Pläne und karten. Die Kartierungsorgane des Bundes und der Kantone, aber auch die Vertreter der Sprach- und Geschichtswissenschaften bemühen sich um eine Neuregelung der Nomenklaturfrage.
  • In den bisherigen Reformbestrebungen hält Imhof zwei unterschiedliche Aspekte fest:
    • Die bisherigen eidgenössischen Kartenwerke besitzen keine sprachlich einheitliche Nomenklatur. Auch die «Instruktion für die Erstellung neuen Landeskarten» (technische Vorschriften der Eidg. Landestopografie vom 9. Januar 1937) hält an diesem Zustande fest. Sie schreibt vor: «Ortsnamen, welche ohne weiteres in die Schriftsprache, als die allgemein gültige Verkehrssprache übertragen werden können und an Ort und Stelle in dieser Schreibweise gebraucht werden, bekannt und verständlich sind, sind in der Schriftsprache wiederzugeben. Ortsnamen, welche dagegen nur in landläufigen Dialekt existieren und nur in dieser Form bekannt und verständlich sind, müssen in Dialektform geschrieben werden. Objektbezeichnungen, wie Fabrik, Bahnhof, Kapelle, Kloster, Kiesgrube, Schiessplatz, Schulhaus usw. werden in der Schriftsprache geschrieben.
    • Die Ortsnamenforschung hingegen erstrebt eine Aufnahme aller Namen in der lokalen Mundart. Im Streben nach sprachlicher Reinheit und Einheitlichkeit sucht sie ein Nebeneinander schriftsprachlicher und mundartlicher Ortsnamen oder gar ihre Mischung in ein und demselben Wortbild zu vermeiden oder wenigstens einzudämmen. Neben wissenschaftlichen und stilistischen Erwägungen sind es auch nationale Gesichtspunkte, die zugunsten der Mundart in die Wagschale gelegt werden. Es ist der Ruf nach stärkerer Betonung unserer eigenstaatlichen Substanz, nach Bodenständigkeit und sprachlichem Heimatschutz. In wohlberechtigten Selbstbehauptungswillen besinnt sich der heutige Schweizer wie mehr auf seine eigenen kulturellen Werte. So ist der Kampf gegen jede Schwächung und Verpfuschung der einheimischen Mundarten eine unserer besten nationalen Aufgaben.


Kompromisslösung Weisungen 1948/2011

Die Verfechter der beiden unterschiedlichen Aspekte konnten sich auf die Kompromisslösung Schreibregeln Weisungen 1948 einigen. Der Unterschied zu 1945 besteht darin, dass heute zwar seit 1948 Schreibregeln bestehen, diese aber gewissen Kreisen der Flurnamenforschung / Namenbuch / Nomenklaturkommissionen heute nicht mehr genehm sind und daher zum Teil massiv davon abgewichen wird. Vgl. dazu Zitat Eduard Imhof aus "Mein Standpunkt in der Ortsnamenfrage":

Sprachliche Einheitlichkeit wird durch meine Vorschläge nicht erreicht. Dieses Mangels bin ich mir bewusst. Jede Vermischung von Mundarten und Schriftsprache muss den sprachlich geschulten Kartenbenützer unsympathisch sein. Es wäre jedoch ein tragischer Irrtum, zu glauben, sprachliche Einheitlichkeit sei in der Plan- und Kartenbeschriftung der deutschen Schweiz überhaupt erreichbar. Eine kompromissfreie Lösung wäre nur in einer mundartlichen Spezialkarte mit phonetischen Lautzeichen möglich. Hoffen wir, dass auch eine solche nicht allzu lange auf sich warten lässt.


Auseinandersetzung 2004 - 2011

Die Auseinandersetzung in den Jahren 2004 - 2011 um die Schreibweise der Lokalnamen in der Schweiz war grundsätzlich eine Folge davon, dass man von der Einigung auf die Kompromisslösung 1948 in Richtung mehr Mundart im Sinne der Namenforschung abgewichen war. Mit dazu beigetragen haben z.B. folgende Umstände:

  • Nichtbefolgung der Weisungen 1948. Die Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 propagieren keine lautnahe, sondern eine moderate, kartengerechte Mundartschreibweisse von Lokalnamen.
  • Personelle Verflechtung der Namenforschung/Namenbuch und Nomenklaturkommission. Einzelne Nomenklaturkommissionen vertreten einseitig Interessen der Namenforschung resp. Namenbuch, wie sie 1945 von Eduard Imhof formuliert wurden und die Diskussion von 1945 wiederholt sich heute. Den Interessen der Benutzer mit den Anliegen der Beachtung des ursprünglichen Zweckes von Lokalnamen (Bezeichnung von Örtlichkeiten als Referenznamen zur Verständigung und Orientierung) wird dabei zu wenig Beachtung geschenkt.
  • Bisher wurde die enge Koppelung der Gebäudeadressierung und der Lokalnamen zu wenig erkannt vgl. grosse Bedeutung von Lokalnamen bei der Gebäudeadressierung.
  • Man war sich bisher zu wenig bewusst, dass Änderungen von Lokalnamen grosse Auswirkungen haben vgl. Lokalnamen in Chur.


Schlussfolgerungen

  • Bestehende Lokalnamen in der amtlichen Vermessung und in Landeskarten sollen nicht durch Schreibweisen des Namenbuches ersetzt werden, sondern die bestehenden Lokalnamen können im Namenbuch als wichtige Raumreferenznamen dienen. (Hinweis: Ahnen- und Familienforscher lassen nicht die heutige Schreibweise der Familiennamen z.B. bei der Einwohnerkontrolle ändern, sondern verwenden die Namen unverändert in ihren Untersuchungen. Dies bedeutet nicht, das mal auch ein Name geändert werden könnte).
  • Die amtliche Vermessung und die Landeskarten sollen daher nicht als thematische Ebenen des Namenbuches missbraucht werden, sondern als allgemeine Raumreferenz dienen.


Namenforschung im Ausland

Alte Namen für Äcker, Wiesen, Felder oder Wälder geben wertvolle Aufschlüsse über historische oder geografische Gegebenheiten. Da diese in Deutschland auf Katasterkarten häufig durch Nummern ersetzt werden, sind diese Flurnamen vom Aussterben bedroht. In Jena wurde wollen daher Namenforscher in einem Projekt die Flurnamen retten vgl. Artikel Namenforscher wollen Flurnamen retten.


Thübingen.jpg

1./2. Oktober 2009 Flurnamentagung an der Universität Jena

Im Thüringer Flurnamenprojekt wollen die Jenaer Forscher vom Institut für Germanistische Sprachwissenschaft und Heimatforscher vom Heimatbund Thüringen der Herkunft und Bedeutung gemeinsam auf den Grund gehen. Um die sprachlichen Denkmäler wie Fuchsbach und Kornwiesen vor dem Aussterben zu schützen, wollen Jenaer Wissenschaftler die Thüringer Flurnamen sammeln und erforschen.

Am Ende des Projektes soll ein Thüringischer Flurnamenatlas stehen, in dem neben den Namen auch historische Belege sowie die Herkunft und Bedeutung der einzelnen Namen nachzulesen sind. Doch vorher gilt es, das Projekt der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Neben Vorträgen zu thüringischen Flurnamen werden auf der Jenaer Tagung über 80 Namenforscher aus ganz Deutschland und Europa über ihre Forschung diskutieren.


Siehe auch


Weblinks


Geografische Namen Lokalnamen Gebäudeadressen Inhaltsverzeichnis+Übersicht Aktuell