Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kanton Thurgau 2012

Aus Geoinformation HSR
Wechseln zu: Navigation, Suche
Geografische Namen Lokalnamen Gebäudeadressen Inhaltsverzeichnis+Übersicht Aktuell

Siedlungsverzeichnis TG 2012.JPG


Publikation Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis Kanton Thurgau 2012

Homepage Kanton Thurgau zu Ortschaften und Siedlungen


Das Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis wurde als Folge des Streits um die Schreibweise der Thurgauer Lokalnamen komplett überarbeitet. Nach den Rückmutationen der Schreibweise der Orts- und Flurnamen im Kanton Thurgau, verwendet das Siedlungsverzeichnis 2012 wieder die ursprüngliche Schreibweisen der Siedlungsnamen. Hinweis: Die Schreibweise der Ortschafts- und Siedlungsnamen gilt als provisorischer Stand. Bis Ende 2014 läuft ein Auflageverfahren, bei dem die betroffenen Personen und die Gemeinden zur Namensschreibweise Stellung nehmen können.

Vgl. St. Galler Tagblatt 21.12.2012 Wie die Turgauer Orte heissen von Christof Widmer

Dass der Kanton das Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis komplett überarbeitet hat, ist eine Folge des Streits um die Schreibweise der Thurgauer Lokalnamen. Um ihn zu lösen, hat der Regierungsrat 2010 angeordnet, dass die Siedlungsnamen nur noch in der traditionellen schriftsprachlichen Version erfasst werden dürfen. Zuvor hatte die kantonale Nomenklaturkommission die meisten Thurgauer Lokalnamen schon in einer extremen Mundartschreibweise festgelegt. Als die Thurgauer Zeitung 2009 begann drüber zu berichten, löste das eine Welle der Empörung aus. Vgl. auch Lokalnamen.ch


Das Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis 2012 kann als Druckpublikation bei der Büromaterial-, Drucksachen- und Lehrmittelzentrale des Kantons Thurgau zum Preis von Fr. 15.- (zuzüglich Versandkosten) bestellt werden. Elektronische Versionen als PDF-Dokument bzw. als Exceldatei stehen weiter unten auf dieser Seite zum Herunterladen bereit.


Geschichte der Siedlungsnamen Kt. Thurgau

Oskar Bandle, Mitautor des Thurgauer Namenbuches, vermittelt in einem speziellen Kapitel in diesem Werk einen Überblick über die Geschichte der Siedlungsnamen im Kanton Thurgau. vgl. dazu Ortsname und Siedlungsgeschichte - Zur Schichtung der thurgauischen Ortsnamen


Siedlungsnamen als spezielle Lokalnamen

  • «Orts- und Flurnamen», die gemäss Weisungen 2011 «Lokalnamen» genannt werden, bezeichnen Örtlichkeiten (lat. locus), unabhängig, ob diese bewohnt (bewohnte Orte) oder unbewohnt sind. «Lokalnamen» sind grundsätzlich Synonym für «Ortsnamen», wobei heute der Begriff «Ortsnamen» hauptsächlich für bewohnte Orte (Siedlungen) verwendet wird.
  • Mit der zunehmenden Zersiedelung der Schweiz (in den 50 Jahren zwischen 1950 und 2000 wurde mehr verbaut, als je zu vor), werden immer mehr Lokalnamen, welche früher ausschliesslich nicht bewohnte Gebiete bezeichnet haben (Flurnamen, Kulturland) als Namensgeber für Siedlungen verwendet und bleiben somit erhalten. Solche Lokalnamen werden dabei auch als Elemente von Gebäudeadressen (postalische Ortschaften, Strassenbezeichnungen) sowie Stationsnamen verwendet und bleiben auch dann erhalten, wenn wegen der zunehmenden Siedlungsdichte zu wenig Platz für deren Kartierung auf amtlichen Karten und Plänen besteht.


Beispiel eines Namens aus dem Siedlungsverzeichnis 2012, welcher von einem Flurnamen (Kulturland) zu einem Siedlungsname wurde:

Alt Kloster.JPG

Flurname «Alt Kloster» in der Siegfriedkarte 1938 in Aadorf

  1. 1938 Alt Kloster Flurname
  2. 1957 Im alten Chloster gemässigt mundartliche Schreibweise nach Weisungen 1948 für Namen von nur lokalen Bedeutung beim Übergang von der Siegfriedkarte auf die neue Landeskarte
  3. 1972 Alt Kloster aus einem Flurnamen wurde ein Siedlungsname, grössere als nur lokale Bedeutung
  4. 1996 Alts Chlooschter extremmundartliche Schreibweise
  5. 2002 Alts Chlooster Leichte Angleichung des Schriftbildes an die Standardsprache
  6. 2008 Altchlooster weitere Anpassungen
  7. 2012 Altkloster Siedlungsverzeichnis 2012


Es existieren in der Schweiz auch Lokalnamen, welche als Flurnamen koexistieren mit Siedlungsnamen wie z.B. der Flurname «Niderfeld» (ohne ie) und der Quartiername Niederfeld (mit ie) in Winterthur. Die Verwendung von zwei unterschiedlichen Schreibweisen für ein und dieselbe Örtlichkeit auf amtlichen Karten und Plänen ist verwirrend.

Niderfeld-Niderfeld.jpg

Details vgl. hier


Lokalnamen als Namensgeber für Siedlungsgebiete der Statistik

  • So wie Lokalnamen Namensgeber für andere geografische Namen wie postalische Ortschaften, Strassenbezeichnungen und Stationsnamen sind, werden Lokalnamen auch für Siedlungsgebiete der Statistik verwendet.
  • Diese müssen bezüglich Auswahl, Geltungsbereich und Schreibweise von Siedlungsnamen grundsätzlich nicht mit den amtlichen Lokalnamen übereinstimmen. Trotzdem macht es Sinn, dass Namen von Siedlungen der Statistik bezüglich ober genannten Aspekten möglichst mit den amtlichen Lokalnamen übereinstimmen.
  • Je besser sich das Schriftbild von Lokalnamen an die Standardsprache anlehnt und als Gebrauchsnahmen eingebürgert ist, desto leichter fällt es, diese für die Übernahme für Namen für die Bezeichnung von Siedlungsgebieten der Statistik, postalische Ortschaften, Strassen und Station zu übernehmen.
  • Im Siedlungsverzeichnis 2005 sträubte man sich dagegen, die neuen, seit 1996 auf der Landeskarte kartieren Schreibweisen zu übernehmen und man einigte sich, den traditionellen Gebrauchsnamen zu belassen und mit der neuen Schreibweise in Klammern zu ergänzen. Der Siedlungsname «Altkloster» resp. «Alt Kloster» war im Siedlungsverzeichnis TG 2005 noch nicht enthalten, sonst wäre er vermutlich als «Altkloster (Alts Chlooschter)» geschrieben worden.


Schreibweise von Siedlungsnamen

Übereinstimmende Schreibweise von Siedlungsnamen und Flurnamen

  • Da Siedlungsnamen und Flurnamen nicht strikte voneinander getrennt werden können und auch das Schriftbild in amtlichen Karten und Plänen von Siedlungs- und Flurnamen eine Einheit bilden sollten, drängt es sich grundsätzlich auf, eine gleichartige Schreibung für Siedlungs- und Flurnamen zu verwenden.
  • Obige Anforderung ist wahrscheinlich auch der Grund, dass im Kanton Thurgau in der Schreibweise nach 1996 für Lokalnamen kein Unterschied zwischen reinen Flurnamen und Namen von kleineren Ortschaften, Weilern, Häusergruppen und Höfen gemacht wurden. Diese wurden im Kanton Thurgau ab 1996 in amtlichen Karten und Plänen in einer für solche Werke ungewohnt extremen Mundarschreibweise geschrieben.


Unterschiedliche Schreibweise von Siedlungsnamen und Flurnamen

  • Gemäss Schreibregeln Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011, werden Lokalnamen mit nur lokalen Bedeutung mundartnah geschrieben, die übrigen Lokalnamen mit mehr als nur lokalen Bedeutung, werden in der traditionellen, herkömmlichen Schreibung vor 1948 belassen werden. Diese Schreibung zeichnet, durch eine hohe Anlehnung an das Schriftbild der Standardsprache aus, beinhaltet jedoch aus Mundartschreibweisen.
  • Da Siedlungsnamen grundsätzlich eine Bedeutung zukommt, die über das Lokale hinausgeht, sollten sie in der herkömmlichen, traditionellen Schreibweise belassen werden. Bei der Schreibung von Siedlungsnamen, insbesondere für kleinere Siedlungsnamen entsteht ein Konflikt in der Art der Schreibweise.
  • Sollen nun Siedlungsnamen kleinerer Siedlungen nun mundartlich geschrieben werden, wie dies ab 1996 im Kanton Thurgau geschehen ist, oder soll dazu eine an stark an die Standardsprache anlehnende Schreibung verwendet werden, wie man sie im Siedlungsverzeichnis TG 2012 findet?


Schreibung der Namen kleinerer Siedlungen seit 1948

Im Übergang der Schreibung der Siegfriedkarte in die neue Landeskarte in der deutschsprachigen Schweiz gemäss Weisungen 1948 wurde nicht eine strickte Trennung gemacht, in mundartliche Flurnamen und Belassung aller Siedlungsnamen in der traditionellen Schreibweise. Diverse Namen kleinerer Siedlungen wurden damals auch in eine (gemässigte) Mundartschreibweise geändert, wie folgendes Beispiel zeigt:

Buchhof Siegfriedkarte 1953.JPG

Siegfriedkarte 1953


Buechhof Landeskarte 1954.JPG Landeskarte/Siegfriedkarte 1954

Buechhof Landeskarte 2011.JPG Landeskarte 2011

Änderungen der Schreibweise von Siedlungsnamen im Übergang von der Siegfriedkarte in die neue Landeskarte, welche bis heute geblieben sind: Buchhof > Buechhof Mugern > Mugeren Schlauchthal > Schluchtal

keine Änderungen erfolgten bei folgenden Namen:

  • Gisenrüti
  • Gisibach
  • Moos
  • Hochwacht
  • Neumatt

Das Dilemma der Schreibweise von Namen kleineren Siedlungen und Flurnamen wurde mit den Schreibregeln Weisungen 1948 dadurch entschärft, dass für Mundartschreibungen nicht irgend eine beliebige Mundartschreibung zugelassen wurde, sondern gemäss Anhang eine normalisierte, gemässigte, für das Schriftbild von Karten und Plänen optimierte Schreibweise. Dies lehnt sich möglichst an das gewohnte Schriftbild der Standartsprache an und belässt gewisse Schreibtraditionen (wie z.B. das Endungs –n). Kantone, welche diese Schreibregeln bis heute anwenden, haben kaum Probleme mit der Diskrepanz zwischen der Schreibung von Siedlungs- und Flurnamen.

Typische Schreibungen der Weisungen 1948

  • Büel (standardsprachlich Bühl)
  • Buech (standardsprachlich Buch
  • Chöl (standardsprachlich Köll)
  • Müli (standardsprachlich Mühle)
  • Zollershus (standardsprachlich Zollershaus)


Im Siedlungsverzeichnis TG 2012 sind diverse Mundarschreibweisen enthalten, welche der Schreibung um ca. 1955 gemäss Weisungen 1948 resp. Weisungen 2011 entsprechen vgl. Beispiele hier.



Änderung der Schreibung von Siedlungsnamen

Lokalnamen und Schreibung in Namenbüchern

  • 1938 – 2011 Häuslenen
  • 2005 Häuslenen (Hüüslene, Hüüsli) Siedlungsverzeichnis 2005
  • 2012 Häuslenen Siedlungsverzeichnis 2012

Der Lokalname wurde auf der Landeskarte nie geändert. Im Siedlungsverzeichnis ist der Zusatz (Hüüslene, Hüüsli) nicht mehr notwendig.



Siehe auch


Geografische Namen Lokalnamen Gebäudeadressen Inhaltsverzeichnis+Übersicht Aktuell