Rotbühl

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Der Weiler Roopel in der Gemeinde Fischingen Kt. Thurgau heisst seit März 2012 offiziell wieder Rotbühl

Hintergründe zu den Änderungen der Schreibung dieses Namens

GeografischeNamen Roopel Ortstafel.jpg

Roopel heisst ab 8.3.2012 offiziell wieder Rotbühl, Mitteilung des Kantons Thurgau vgl. hier


vgl. auch swisstopo Zeitreise


Details zu den Hintergründen der Änderung der Schreibung von Rotbühl

Roopel blogspot.jpg Rotbühl TZ.jpg


Historische und aktuelle Schreibweise von Roopel resp. Rotbühl

Zeitlicher Verlauf der Schreibweise von Rotbühl

Abbildung Schreibweise Karte Dauer
Rotbühl Siegfriedkarte 1883.jpg Rothbühl 17 Jahre
Rotbühl Siegfriedkarte 1900.jpg Rotbühl
  • 1900 Siegfriedkarte
  • 1908 Siegfriedkarte
  • 1912 Siegfriedkarte
21 Jahre
Rotbühl Siegfriedkarte 1883.jpg Rothbühl
  • 1921 Siegfriedkarte
  • 1933 Siegfriedkarte
  • 1944 Siegfriedkarte
35 Jahre
Rotbüel Landeskarte25 1956.jpg Rotbüel
  • 1956 Landeskarte
  • 1961 Landeskarte
  • 1966 Landeskarte
  • 1972 Landeskarte
  • 1978 Landeskarte
  • 1984 Landeskarte
  • 1990 Landeskarte
34 Jahre
Roopel LK 2009.jpg Roopel 17 Jahre
Rotbühl AV.jpg Rotbühl
  • 2012 Amtliche Vermessung]
  • 2015 Landeskarte
.
  • Wo in obiger Tabelle kein Kartenlink zu finden ist, können die meisten Zeitstände in etwas generalisierten Form über den Thurgis Viewer abgerufen werden.
  • Roopel in der Datenbank Ortsnamen.ch] 1496 Rottbuͤll; 1512 Ropol; 1530 Roppel; 1738 Roppell, 1832 Rothbuͤhl


Kommentar zum zeitlichen Verlauf der Schreibweise von Rotbühl

  • Um 1900 wurde auf der Siegfriedkarte die Änderung der Schreibweise von Rothbühl in Rotbühl (Rot ohne -h) vorgenommen auf ähnliche Weise, wie viele Namen mit Thal neu als Tal ohne -h geschrieben wurden. Dies entsprach dem damaligen Trend der Orthografie, welche um 1900 an Bedeutung gewonnen hatte. Davon ausgenommen waren sehr verbreite Namen wie z.B. Thalwil, wo die traditionelle Schreibweise nicht geändert wurde. Zur gleichen Zeit wurden um 1900 die Schreibweisen Weier auf der Siegfriedkarte allgemein in Weiher mit -h geändert (vgl. hier).
  • Um 1921 wurde auf der Siegfriedkarte Rotbühl wieder mit -h als Rothbühl geschrieben. Es darf vermutet werden, dass die Schreibung Rotbühl (Rot ohne -h) trotzdem Verbreitung fand. Jedenfalls wurde 1955 auf dem Übersichtsplan der amtlichen Vermessung Rotbühl (Rot ohne -h) geschrieben.

Rothbühl Übersichtsplan 1955.jpg

1955 Rotbühl Übersichtsplan amtliche Vermessung

  • Mit dem Wechsel von der Siegfriedkarte zur neuen Landeskarte nach dem 2. Weltkrieg wurde in der deutschsprachigen Schweiz eine Reform der Schreibweisen vorgenommen. Lokalnamen von nur lokaler Bedeutung wurden dabei gemäss dem Schreibstandard Weisungen 1948 (resp. Weisungen 2011) in eine moderate, gemässigte mundartliche Schreibweise geändert.
    • Im Kanton Thurgau hatte Oskar Bandle, Mitautor des Thurgauer Namenbuchs, für die moderate Schreibrevision plädiert (es sollten z.B. immer Berg geschrieben werden und nie Bärg, die Siedlungsnamen sollten von der Schreibrevision ausgenommen werden; vgl. hier).
    • Die amtliche Vermessung im Kanton Thurgau hatte sich damals geweigert, diese Revision zu vollziehen. Anstelle der amtlichen Vermessung hatte das Staatsarchiv des Kantons Thurgau mundartliche Schreibweisen für die neue Landeskarte (1956) geliefert, so auch die Schreibweise Rotbüel (vgl. hier).
    • Auch in anderen Kantonen wurde ein Rothbühl resp. Rotbühl in Rotbüel geändert:
  • Die neue Schreibweise Rotbüel konnte sich nach 1956 nicht richtig durchsetzen. Die Schreibweise von Adressen und Ortstafeln behielten die traditionelle Schreibweise Rotbühl.
  • Da man im Kanton Thurgau die moderaten Schreibregeln Weisungen 1948 als veraltete Mundartschreibweisen ansah und nicht beachtete, dass bewusst eine kartengerechte, moderate Schreibweise gefordert war und nicht eine allgemeine Mundartschreibweise, wurden im Kanton Thurgau Tausende von Lokalnamen in eine für das Kartenbild ungewohnte und extrem wirkende Mundartschreibweise geändert, so auch 1999 Rotbühl resp. Rotbüel in Roopel.
  • Am 8.3.2012 hat der Kanton Thurgau bekannt gegeben, dass die Roopel offiziell wieder Rotbühl heisst vgl. hier. Im Zuge der Rückänderung von Roopel auf Rotbühl, erhalten auch viele andere Siedlungsnamen wieder ihren traditionellen Namen (vgl. folgendes Kapitel).


Ottenberg statt Ottebärg

Beispiele von Rückänderungen der Schreibweise von Lokalnamen in der Thurgauer Zeitung

Im kantonalen Geoinformationssystem Thurgis werden nach und nach die mundartlich geschriebenen Siedlungs- und Flurnamen durch die gewohnte schriftsprachliche Variante abgelöst. Im folgenden eine Auswahl der Änderungen:

wieder neue Schreibweise – alte Schreibweise Datenbank Ortsnamen.ch
Allenwinden – Alewinde 1643 Allenwinden
Thurberg – Tuurbärg 1275 Turberch
Ottenberg – Ottebärg 1479 Ottenberg
Hudelmoos – Hudelmos keine historischen Belege
Waldschenke – Waldschänggi keine historischen Belege
Wahrenberg – Woorebärg; 1533 Warenberg
Lanzendorn – Lanzedoore 1245 Lantzendaran
Häusern – Hüüsere 1541 Hüseren;Hüseren war die mundartliche Schreibweise auf der Landeskarte 1953 bis 1990
Rimensberg – Rimisbärg 1505 Rimisperg, finden in Ortsnamen.ch unter Riimisbärg mit 2i anstelle 1i
Nussbaumersee – Nussbommersee 1883 Nussbaumersee
Remensberg – Rämischbärg 1415 Remenſperg; finden in Ortsnamen.ch unter [Remischbärg e anstelle ä
Hohlenstein – Holestaa 1352 Holenstein
Sonnenhof – Sunehof 1887 Sonnenhof
Katzensteig – Chatzestaag 1450 Katzenstaig
Hellacker – Hellägger 1512 Helacker
Kemmenbach – Chemebach 1700 Khemenbach
Rudenwil – Ruedewiil 1683 Rudenwyl
Braunauer Höhe – Bruunauer Höchi finden in Ortsnamen.ch unter Bruunauer Hööchi mit 2ö
Kaltenbrunnen – Chaltebrune 1469 Kaltenbrunnen


Kommentare zu den Rückänderungen der Schreibweise von Lokalnamen

  • Es ist relativ schwierig, Lokalnamen mit der bisher gültigen, ungewohnten, mundartlichen Schreibweise in einem einem Namenbuch zu finden, insbesondere, falls verschiedene Schreibversionen existieren.
  • Bei den obigen Beispielen fällt auf, dass die traditionellen, an die Standardsprache anlehnenden Schreibweisen vielfach schon vor vielen Jahrhunderten als historische Schreibweisen existierten. Die mundartlichen Formen findet man dagegen kaum als historische Schreibweisen.
  • Immer wieder wurde im Kanton Thurgau betont, dass mit der Änderung der traditionellen Schreibweisen in eine lautnahe, mundartliche Schreibweise der Orts- und Flurnamen ein Kulturgut erhalten werde. Mit der Rückkehr von den mundartlichen zu den traditionellen Schreibformen taucht daher die Frage auf, ob nun ein Kulturgut zerstört wird, oder ob gerade umgekehrt ein Kulturgut erst recht wieder erhalten bleibt und als Orientierungshilfe weiter genutzt werden kann.



Siehe auch


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