Rückänderungen der Schreibweise von Lokalnamen im Kanton Thurgau: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 15. März 2012, 18:57 Uhr
Zurück zu den Weblinks Lokalnamen
Der Wegweiser bleibt: Die noch offiziellen Namen «Tuurbärg» und «Stelzehof» sollen zugunsten der
gebräuchlichen Form verschwinden (Quelle: Thurgauer Zeitung 16.2.2011)
Roopel heisst jetzt offiziell wieder Rotbühl vgl. hier
Artikel in der Thurgauer Zeitung vom 16.2.2011
Landeskarte mit Tuurbärg Haadehuss und Roopel
Inhaltsverzeichnis
- 1 Allgemeines zu Rückänderungen von Lokalnamen in der Schweiz
- 2 Situation Kanton Thurgau
- 2.1 1938 - 2011 Geschichte der Schreibweise der Thurgauer Lokalnamen
- 2.2 2011 Thurgauer Gemeinden stützen den Entscheid zur Rückgängigmachung der Schreibweisen aller Siedlungs- und überregionalen Flurnamen
- 2.3 2010 Planung von Rückänderungen gemäss Vorschlägen einer Arbeitsgruppe
- 2.4 Ab 2009 Überblick Berichte in den Medien
- 2.5 2004 Einzelne Rückänderungen von aus dem Namenbuch übernommenen Schreibweisen
- 2.6 ab ca. 1992 - 2009 Änderungen der Schreibweise von Lokalnamen
- 2.7 1952-1958 Veränderte Schreibweisen auf der Landeskarte
- 2.8 Schreibweise von «Thurberg» und «Stelzenhof» in verschiedenen Zeitständen von amtlichen Karten
- 2.9 Bundesratsbeschluss vom 22.2.1938
- 3 Siehe auch
- 4 Weblinks
Allgemeines zu Rückänderungen von Lokalnamen in der Schweiz
Allgemeines zu Rückänderungen von Lokalnamen vgl. hier
Situation Kanton Thurgau
1938 - 2011 Geschichte der Schreibweise der Thurgauer Lokalnamen
Geschichte der Schreibweise der Thurgauer Lokalnamen vgl. hier
2011 Thurgauer Gemeinden stützen den Entscheid zur Rückgängigmachung der Schreibweisen aller Siedlungs- und überregionalen Flurnamen
Ausschnitt:
- Keine Thurgauer Gemeinde will an der umstrittenen Mundartschreibweise für Siedlungen und Weiler festhalten. Sie tragen die Kehrtwende des Kantons mit.
- Die Haltung der Thurgauer Gemeinden ist klar: Sie wollen, dass die Namen von Siedlungen und wichtigen geographischen Punkten in der geläufigen schriftsprachlichen Variante geschrieben werden. Keine will am Entscheid des Kantons rütteln, dass die umstrittene extreme Mundartschreibweise wieder abgeschafft wird.
- Das ist das Ergebnis einer Vernehmlassung unter den Gemeinden. Der Kanton hatte ihnen die neue Schreibweise für 2'400 Siedlungen und Weiler zugestellt. Jede Gemeinde konnte zu den Namen auf ihrem Gebiet Stellung nehmen. Sie hätten 80 bis 90 Prozent der vom Kanton vorgeschlagenen Namen akzeptiert, sagt Andreas Keller, Generalsekretär des Departements für Inneres und Volkswirtschaft.
2010 Planung von Rückänderungen gemäss Vorschlägen einer Arbeitsgruppe
Entscheid Chef Departement für Inneres und Volkswirtschaft
Das Departement für Inneres und Volkswirtschaft hat auf Grund der grossen Opposition aus dem ganzen Kanton eine Arbeitsgruppe eingesetzt, welche den beachtenswerten Bericht Orts- und Flurnamen vom 23. März 2010 mit folgendem Inhalt verfasst hat:
- 1 Ausgangslage
- 2 Einsetzung einer Arbeitsgruppe
- 3 Rechtliche Grundlagen
- 4 Umsetzung auf kantonaler Ebene
- 5 Erwägungen für das weitere Vorgehen
- 6 Empfehlungen der Arbeitsgruppe
- Pressemitteilung Aus «Roopel» soll wieder «Rotbühl» werden vom 28. Mai 2010 vgl. hier
- Medienberichte Aus «Roopel» soll wieder «Rotbühl» werden vgl. hier
- Änderungen der geografischen Namen im Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis des Kanton TG mit Link auf die Karte vgl. hier
Auszug aus «28. Mai 2010, Mitteilung des Departementes für Inneres und Volkswirtschaft»
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Erkenntnisse der Arbeitsgruppe
Die Arbeitsgruppe hält in ihrem Bericht unter Anderem fest (Zusammenfassung):
- Die Mundartschreibweise im Kanton Thurgau weicht wesentlich von den Weisungen 1948 (resp. Weisungen 2011) ab. Die Schreibweise ist von der Nomenklaturkommission konsequent zu Gunsten einer nicht nur mundartnahen (Weisungen 1948), sondern sogar einer möglichst mundartgetreuen und lautmalerischen Schreibweise (Thurgauer Namenbuch) festgelegt worden. Diese Praxis stehe aber im Gegensatz zu den Signalen, die aus der Bevölkerung zu vernehmen seien.
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- Anmerkung: vgl. auch Äusserungen von Ruedi Schwarzenbach bezüglich Bindung der Namen an die Bevölkerung
- Dieses Vorgehen entspricht im Übrigen weitgehend den neuen Vorgaben des Bundes, die erst im Januar 2010, als die Arbeitsgruppe ihren Auftrag schon fast erledigt hatte, bekannt geworden waren (Vorgaben des Bundes vgl. hier).
- Nur wenige Kantone haben so konsequent auf die Mundart gesetzt wie der Kanton Thurgau (vgl. 3.1 Rechtliche Grundlagen - Überblick)
Die von der Arbeitsgruppe aufgezählten Kantone, welche das nicht gesprochene -n schreiben, wenden nicht Schriftsprache an, wie es der Anschein macht, sondern eine an die traditionelle Schreibweise angepasste Mundart (vgl. hier). Die Arbeitsgruppe stellt fest, dass die Schreibung der Orts- und Flurnamen in der Schweiz z.T. unterschiedlich ist. Nach Ansicht der Benutzerorganisationen ist dieser Umstand nicht darauf zurück zu führen, dass die Weisungen 1948 zu veraltet und zu offenen gehalten sind, sondern dass diese nicht immer angewandt wurden, da Seitens der Namenforschung z.T. ein Mundartschreibweise bevorzugt wurde, welche sich mehr an der Lautnähe anstelle des traditionellen Schriftbildes orientiert.
Weiteres Vorgehen
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Ab 2009 Überblick Berichte in den Medien
2004 Einzelne Rückänderungen von aus dem Namenbuch übernommenen Schreibweisen
Während 1962-1974 im Kanton Zürich einzelne Namen Richtung traditionelle herkömmliche Schreibweise zurückgeändert worden sind, wurden im Kanton Thurgau ab 1990 sehr viele Namen gemäss Thurgauer Namenbuch in lautgetreue Schreibweisen geändert. Es handelt sich bei den allermeisten Namen nicht um Rückänderungen zu historischen Schreibweisen, sondern um neue Schreibkreationen.
In der Landeskarte 1998 wurden die meisten Namen aus dem Thurgauer Namenbuch übernommen. Bereits 2004 wurden jedoch in der Landeskarte aus dem Thurgauer Namenbuch entstandene Namen zurückgeändert. Beispiele:
- Bänikon - Bänike - Bänikon Karte
- Battlehausen - Battlehuuse - Battlehausen Karte
- Eckartshausen - Eggertshuuse - Eckartshausen Karte
- Eutenberg - Eutebärg - Eutenberg Karte
- Heimenhofen - Heimehofe - Heimenhofen Karte
- Hünikon - Hüünike - Hünikon Karte (Kleinmassstäbliche Karte noch nicht rückmutiert)
- Kaltenbrunnen - Chaltebrune - Kaltenbrunnen Karte
- Gloten - Gloote - Gloten Karte
- Häuslenen - Hüüslene - Häuslenen Karte
- Holzhäusern - Holzhüüsere - Holzhäusern Karte
- Lenzenhaus - Länzehuus - Lenzenhaus Karte
- Leutmerken - Lütmärke - Leutmerken Karte
- Rosental - Roosetaal - Rosental Karte (in der Karte 1:200'000 noch nicht mutiert)
- Wolfikon - Wolfike - Wolfikon Karte
- Stachen - Stache - Stachen Karte
- Steineloh - Steiniloo - Steineloh Karte
Rückänderungen der Schreibweise von Ortsnamen in der Thurgauer Gemeinde Amlikon-Bissegg in der Landeskarte 2004. Im Kanton Thurgau wurde am 28.5.2010 bekannt gegeben, dass weitere Rückänderungen im grösseren Rahmen erfolgen werden (Siedlungsnamen und Flurnamen mit grosser Bedeutung) vgl. hier
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ab ca. 1992 - 2009 Änderungen der Schreibweise von Lokalnamen
- Im Kanton Thurgau hatte die Nomenklaturkommission die Änderung der Schreibweise der Lokalnamen im Sinne der ausgeprägt mundartnahen Schreibweisen des Thurgauer Namenbuchs festgesetzt und ist dabei von den Schreibregeln Weisungen 1948 abgekehrt.
- Man berief sich auf Weisungen 1948, faktisch wurde jedoch die Schreibweise gemäss Namenbuches mit Gutheissung des Regierungsrates höher gewichtet als die Schreibregeln Weisungen 1948 vgl. hier.
- Die Schreibregeln Weisungen 1948, welche von Oskar Bandle, Mitautor des Thurgauer Namenbuches unterstützt wurden, (vgl. hier), fordern eine für den Zweck von amtlichen Karten und Pläne ausgerichtete gemässigte, mundartnahe Schreibweise, welche auch die traditionelle Schreibweise berücksichtigt. Im Thurgauer Namenbuch wurde dagegen eine konsequent lautnahe (für den Kartengebrauch «extrem» erscheinende) Mundartschreibweise verwendet, mit dem Zweck, die Aussprache möglichst genau wiederzugeben.
- Obige Aussagen decken sich mit den Aussagen der zur Überprüfung eingesetzten Arbeitsgruppe (vgl. hier).
- Die Frage, ob die traditionelle Schreibweise «Thurberg» und «Stelzenhof» belassen oder in eine mundartnahe Ausprägung geändert wird, hätte sich bei Beibehaltung der Schreibregeln Weisungen 1948 nicht gestellt, da nach Weisungen 1948 sich die mundartnahe Schreibvariante von «Thurberg» und «Stelzenhof» sich nicht von der traditionellen Schreibform unterscheidet.
Weiteres zu den Hintergründen vgl. hier
1952-1958 Veränderte Schreibweisen auf der Landeskarte
Für die neue Landeskarte wurden im Kanton Thurgau zwischen 1952 und 1958 diverse bisherigen Schreibweisen aus der Siegfriedkarte gemäss Weisungen 1948 moderat verändert, so z.B. Rothbühl in Rotbüel, Holzhäusern in Holzhüseren. Die meisten Schreibweisen dieser Namen sind bis 1992 auf der Landeskarte konstant geblieben. Sie wurden auf vielfach in den Wanderwegtafeln übernommen, hatten sich dagegen auf Ortstafeln und in der Gebäudeadressierung kaum durchgesetzt. (weitere Infos vgl. hier.)
Schreibweise von «Thurberg» und «Stelzenhof» in verschiedenen Zeitständen von amtlichen Karten
- ca. 1870 Siegfriedkarte Online-Link
- Aktuelle Landeskarte Online-Link
Bundesratsbeschluss vom 22.2.1938
Bundesratsbeschluss vom 22. Februar 1938 vgl. hier
Siehe auch
- Verordnung über geografische Namen
- Weisungen 2011
- Weisungen 1948
- Oskar Bandle - Weisungen 1948
- Singenberg - Singebärg - Singenberg
- Rückänderungen von Lokalnamen
- Änderungen der geografischen Namen im Ortschaften- und Siedlungsverzeichnis des Kanton TG mit Link auf die Karte
- Geografische Namen in historischen Karten mit Beispielen aus dem Kanton Thurgau
- Thurgauer Wanderkarte
- Wellenberg oder Welebärg?
- Geschichte Schreibweise Lokalnamen
- Geografische Namen in historischen Karten
- Mundart in Lokalnamen