Schweizerdeutsche Schreibung: Unterschied zwischen den Versionen

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Schweizerdeutsch ist in erster Linie eine gesprochene und nicht eine geschriebene Sprache.
 
Schweizerdeutsch ist in erster Linie eine gesprochene und nicht eine geschriebene Sprache.
Für die Aufzeichnung eignet sich grundsätzlich eine Tonaufnahme, eine Transkription der mündlichen Sprache in eine schriftliche Form ist aus folgenden Gründen schwierig:
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Für dessen Aufzeichnung eignet sich grundsätzlich eine Tonaufnahme; eine Transkription der mündlichen Sprache in eine schriftliche Form ist aus folgenden Gründen schwierig:
* Es existieren ca. 250 Vokale, welche sich nur schwierig mit 26 Buchstaben abbilden lassen
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* Es existieren ca. 250 Vokale, welche sich nur schwierig mit 26 Buchstaben abbilden lassen; für eine realistische Widergabe sollten phonetische (diakritische) Zeichen verwendet werden.
* Die einzelnen Dialekte variieren zum Teil von Ortschaft zu Ortschaft und auch von Person zu Person
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* Die einzelnen Dialekte variieren zum Teil von Ortschaft zu Ortschaft, von Generation zu Generation als  auch von Person zu Person
 
* Es existieren keine offiziellen Schreibregeln
 
* Es existieren keine offiziellen Schreibregeln
  
  
* Eine geschriebene Sprache muss normalisiert sein. Gelesen werden nicht einzelne Buchstaben, sondern ganze Schriftbilder, welche vom Lesenden erst durch wiederholtes Lesen und einprägen geläufig werden und mit den bezeichneten geografischen Objekten identifiziert werden resp. bei Wörter und Texten verstanden werden.     
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'''Eine geschriebene Sprache muss normalisiert sein. Gelesen werden nicht einzelne Buchstaben, sondern ganze Schriftbilder, welche vom Lesenden erst durch wiederholtes Lesen und einprägen geläufig werden und mit den bezeichneten geografischen Objekten identifiziert werden resp. bei Wörter und Texten verstanden werden. Einfach les- und schreibbare Schreibweisen lassen sich beser einprägen.     
  
  
 
=== Gesprochene Sprache ===
 
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Es eignen sich dazu multimedialen Werzeugen, wo Tonaufnahmen, Karten und Texten kombiniert werden.
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Es eignet sich dazu multimedialen Werkzeugen, wo Tonaufnahmen, Karten und Texten kombiniert werden.
 
Vgl. [http://www.argealp.org/fileadmin/www.argealp.org/atlas/data/orte.html Deutsche Dialekte im Alpenraum]
 
Vgl. [http://www.argealp.org/fileadmin/www.argealp.org/atlas/data/orte.html Deutsche Dialekte im Alpenraum]
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a) eine '''standardnahe''' oder eine
 
a) eine '''standardnahe''' oder eine
  
b) '''lautnahe''' Schreibung  
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b) '''laut nahe''' Schreibung  
  
  
 
Bei Ersterer setzen die Schreibenden zwar eindeutige Dialektsignale (Huus statt Haus), orientieren sich ansonsten jedoch vor allem am gewohnten, standardisierten Schriftbild (viel statt vill); dies hat den Vorteil, dass sowohl das Schreiben als auch das Lesen relativ einfach bleiben.
 
Bei Ersterer setzen die Schreibenden zwar eindeutige Dialektsignale (Huus statt Haus), orientieren sich ansonsten jedoch vor allem am gewohnten, standardisierten Schriftbild (viel statt vill); dies hat den Vorteil, dass sowohl das Schreiben als auch das Lesen relativ einfach bleiben.
  
Im Gegensatz dazu erlaubt die lautnahe Schreibung zwar, die Lautung eines Dialekts originalgetreuer wiederzugeben (widr statt wieder), ist jedoch für den Schreiber und Leser mit einem Mehraufwand an Interpretationsleistung verbunden.
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Im Gegensatz dazu erlaubt die laut nahe Schreibung zwar, die Lautung eines Dialekts originalgetreuer wiederzugeben (widr statt wieder), ist jedoch für den Schreiber und Leser mit einem Mehraufwand an Interpretationsleistung verbunden.
 
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* Bei der offiziellen Schreibung von geografischen Namen ist steht die einfache Schreib- und Lesbarkeit im Vordergrund.
 
* Bei der offiziellen Schreibung von geografischen Namen ist steht die einfache Schreib- und Lesbarkeit im Vordergrund.
* Da diese Forderung insbesondere für Namen von Gemeinden, Ort und Ortschaften, Strassen und Stationen wie auch für wichtige Flurnamen gilt, lehnt sich dessen in Hinblick auf die Verständigung und Kommunikation in Anlehnung an die traditionelle, meist standardsprachlich (schriftsprachliche) ausgerichten Schreibung an.
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* Da diese Forderung insbesondere für Namen von Gemeinden, Ort und Ortschaften, Strassen und Stationen wie auch für wichtige Flurnamen gilt, lehnt sich dessen in Hinblick auf die Verständigung und Kommunikation in Anlehnung an die traditionelle, meist standardsprachlich (schriftsprachliche) ausgerichteten Schreibung an.
* Flurnamen mit lokaler Bedeutung werden dagegen vorwiegend '''mundartnah''' geschrieben. Da auch diese Namen für die Kommunikation und Verständigung dienen, hatten sich 1948 namhafte Sprachwissenschafter und Kartenbenutzer auf den Kompromiss Weisungen 1948 geeinigt, welche mundartnah sind.
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* Flurnamen mit lokaler Bedeutung werden dagegen vorwiegend '''mundartnah''' geschrieben. Da auch diese Namen für die Kommunikation und Verständigung dienen, hatten sich 1948 namhafte Sprachwissenschaftler und Kartenbenutzer auf den Kompromiss Weisungen 1948 geeinigt, welche mundartnah sind.
** Weisungen 1948/2011 orientiern sich eher am Schriftbild der Standardsprache gemäss oben erwähnten Prinzip a) (vgl. z.B. Schreibung von [[#Werner_Marti |Werner Marti)]]
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** Weisungen 1948/2011 orientieren sich eher am Schriftbild der Standardsprache gemäss oben erwähnten Prinzip a) (vgl. z.B. Schreibung von [[#Werner_Marti |Werner Marti)]]
** anstelle Prinzip b) '''lautnah''' (vgl. Schreibung von [[#Eugen_Dieth |Eugen Dieth).]]
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** anstelle Prinzip b) '''laut nah''' (vgl. Schreibung von [[#Eugen_Dieth |Eugen Dieth).]]
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Namenbücher vermitteln die Bedeutung einzelner geografischen Namen. Die Schreibung in Namenbücher sind z.T. lautnah orientiert.
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Namenbücher vermitteln die Bedeutung einzelner geografischen Namen. Die Schreibung in Namenbücher sind z.T. laut nah orientiert.
  
  
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Ab Mitte September 2010 kann über das Internet auf alle bisher gedruckten Artikel des Idiotikons frei zugegriffen werden. Die Stichwörter sind über das elektronische Register erschlossen, das oft mehrere orthographische, mundartliche und historische Varianten berücksichtigt. Damit wird das seit dem Publikationsbeginn von Fachleuten immer wieder angesprochene Problem der schwierigen Auffindbarkeit der Wörter weitgehend beseitigt.  
 
Ab Mitte September 2010 kann über das Internet auf alle bisher gedruckten Artikel des Idiotikons frei zugegriffen werden. Die Stichwörter sind über das elektronische Register erschlossen, das oft mehrere orthographische, mundartliche und historische Varianten berücksichtigt. Damit wird das seit dem Publikationsbeginn von Fachleuten immer wieder angesprochene Problem der schwierigen Auffindbarkeit der Wörter weitgehend beseitigt.  
 
Damit kann auf die etwa 150'000 Artikel der bisher erschienenen 16 Bände dieses Monumentalwerks, das die deutsche Sprache in der Schweiz vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart dokumentiert, frei zugegriffen werden. (16.9.2010
 
Damit kann auf die etwa 150'000 Artikel der bisher erschienenen 16 Bände dieses Monumentalwerks, das die deutsche Sprache in der Schweiz vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart dokumentiert, frei zugegriffen werden. (16.9.2010
 
 
==== Zürich Deutsches Wörterbuch ====
 
 
 
==== Weitere Wörterbücher ====
 
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==== Eugen Dieht ====
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==== Eugen Dieth ====
 
[http://de.wikipedia.org/wiki Eugen_Dieth] ist Autor des bereits 1938 veröffentlichten Leitfadens veröffentlichte 1938 "Schwyzertütschi Dialäktschrift"
 
[http://de.wikipedia.org/wiki Eugen_Dieth] ist Autor des bereits 1938 veröffentlichten Leitfadens veröffentlichte 1938 "Schwyzertütschi Dialäktschrift"
  
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Der Leitfaden von Dieth eignet sich z.B. für die laut nahe Widergabe von wissenschaftlichen Texten. Weniger geeignet für die Schreibung von geografischen Namen.
  
 
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Version vom 19. Dezember 2010, 00:29 Uhr

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Üeretaaler Bärg.jpg Tielschderf.jpg

Schweizerdeutsch

Schweizerdeutsch (schweizerdt.: Schwizerdütsch oder Schwiizertüütsch) ist eine Sammelbezeichnung für die in der Deutschschweiz gesprochenen alemannischen Dialekte.


Gesprochene und geschriebene Sprache

Schweizerdeutsch ist in erster Linie eine gesprochene und nicht eine geschriebene Sprache. Für dessen Aufzeichnung eignet sich grundsätzlich eine Tonaufnahme; eine Transkription der mündlichen Sprache in eine schriftliche Form ist aus folgenden Gründen schwierig:

  • Es existieren ca. 250 Vokale, welche sich nur schwierig mit 26 Buchstaben abbilden lassen; für eine realistische Widergabe sollten phonetische (diakritische) Zeichen verwendet werden.
  • Die einzelnen Dialekte variieren zum Teil von Ortschaft zu Ortschaft, von Generation zu Generation als auch von Person zu Person
  • Es existieren keine offiziellen Schreibregeln


Eine geschriebene Sprache muss normalisiert sein. Gelesen werden nicht einzelne Buchstaben, sondern ganze Schriftbilder, welche vom Lesenden erst durch wiederholtes Lesen und einprägen geläufig werden und mit den bezeichneten geografischen Objekten identifiziert werden resp. bei Wörter und Texten verstanden werden. Einfach les- und schreibbare Schreibweisen lassen sich beser einprägen.


Gesprochene Sprache

Es eignet sich dazu multimedialen Werkzeugen, wo Tonaufnahmen, Karten und Texten kombiniert werden. Vgl. Deutsche Dialekte im Alpenraum


Geschriebene Sprache - Transkription

Zeitschrift SchweizerDeutsch Ausgabe 1/09 Seite 15

Autorin: Christiane Stieger


Auszug:

Im Gegensatz zur Standardsprache fehlt es den schweizerdeutschen Dialekten an einer öffentlich normierten Schrift; dies hat zur Konsequenz, dass sich die SchreiberInnen einerseits zwar alle an der Orthographie der Standardsprache orientieren, anderseits resultiert daraus aber auch eine grosse Schreibvarianz.

Denn auch wenn unterschiedliche Schriftbilder in erster Linie auf die unterschiedliche Lautung der Dialekte selbst zurückzuführen sind, rühren sie auch daher, dass die DialektschreiberInnen trotz der stets zugrunde liegenden Standardorthographie die Wahl zwischen zwei Prinzipien haben, an die sie sich bei der Verschriftlichung ihres Dialekts halten können:

a) eine standardnahe oder eine

b) laut nahe Schreibung


Bei Ersterer setzen die Schreibenden zwar eindeutige Dialektsignale (Huus statt Haus), orientieren sich ansonsten jedoch vor allem am gewohnten, standardisierten Schriftbild (viel statt vill); dies hat den Vorteil, dass sowohl das Schreiben als auch das Lesen relativ einfach bleiben.

Im Gegensatz dazu erlaubt die laut nahe Schreibung zwar, die Lautung eines Dialekts originalgetreuer wiederzugeben (widr statt wieder), ist jedoch für den Schreiber und Leser mit einem Mehraufwand an Interpretationsleistung verbunden.


Schreibung von geografischen Namen

Es geht um Bezeichnungen von geografischen Objekten


Offizielle Schreibweise in amtlichen Karten und Plänen, Stationsnamen und Gebäudeadressen

  • Übersicht über die Schreibweise von geografischen Namen


Schreibung von Orts- und Lokalnamen


Kommentar:

  • Bei der offiziellen Schreibung von geografischen Namen ist steht die einfache Schreib- und Lesbarkeit im Vordergrund.
  • Da diese Forderung insbesondere für Namen von Gemeinden, Ort und Ortschaften, Strassen und Stationen wie auch für wichtige Flurnamen gilt, lehnt sich dessen in Hinblick auf die Verständigung und Kommunikation in Anlehnung an die traditionelle, meist standardsprachlich (schriftsprachliche) ausgerichteten Schreibung an.
  • Flurnamen mit lokaler Bedeutung werden dagegen vorwiegend mundartnah geschrieben. Da auch diese Namen für die Kommunikation und Verständigung dienen, hatten sich 1948 namhafte Sprachwissenschaftler und Kartenbenutzer auf den Kompromiss Weisungen 1948 geeinigt, welche mundartnah sind.
    • Weisungen 1948/2011 orientieren sich eher am Schriftbild der Standardsprache gemäss oben erwähnten Prinzip a) (vgl. z.B. Schreibung von Werner Marti)
    • anstelle Prinzip b) laut nah (vgl. Schreibung von Eugen Dieth).


Namenbücher


Namenbücher vermitteln die Bedeutung einzelner geografischen Namen. Die Schreibung in Namenbücher sind z.T. laut nah orientiert.


Schreibung von Wörtern und Texten

Es geht um die Bedeutung und das Verstehen von Wörtern und Texten


Wörterbücher

Idiotikon

Deutschschweizer Wörterbuch Idiotikon Ab Mitte September 2010 kann über das Internet auf alle bisher gedruckten Artikel des Idiotikons frei zugegriffen werden. Die Stichwörter sind über das elektronische Register erschlossen, das oft mehrere orthographische, mundartliche und historische Varianten berücksichtigt. Damit wird das seit dem Publikationsbeginn von Fachleuten immer wieder angesprochene Problem der schwierigen Auffindbarkeit der Wörter weitgehend beseitigt. Damit kann auf die etwa 150'000 Artikel der bisher erschienenen 16 Bände dieses Monumentalwerks, das die deutsche Sprache in der Schweiz vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart dokumentiert, frei zugegriffen werden. (16.9.2010


Leitfaden zur Schreibung von Wörtern und Texten

Werner Marti

Werner Marti ist Autor von "Bärndütschi Schrybwys", einer kurzen Anleitung zum Aufschreiben in schweizerdeutscher, besonders bernischer Mundart. Diese Anleitung wird auch für andere Mundarten verwendet.


Zeitschrift SchweizerDeutsch Ausgabe 1/09 Seite 17


Auszug:

Die folgende Anleitung versucht zur besseren Lesbarkeit das gewohnte Schriftbild der Standardsprache mit einer lautlich gemässen Wiedergabe der Mundart zu verbinden, wobei die Hinweise ebenfalls Elemente der Dieth’schen Dialäktschrift (1938) einbauen. So können auch die Leser, die nur gelegentlich mundartlichen Texten begegnen, und besonders solche französischer Zunge oder Mundartfreunde aus andern Mundart-Regionen die Texte flüssig lesen und deshalb besser verstehen. Wenn die hochdeutsche Schreibung mit der mundartlichen Lautung übereinstimmt, dient sie als Grundlage, andernfalls versucht unsere Bärndütschi Schrybwys mit den Buchstaben, die als Zeichen für deutsche Laute stehen, eine eigene Lösung zu finden.


Eugen Dieth

Eugen_Dieth ist Autor des bereits 1938 veröffentlichten Leitfadens veröffentlichte 1938 "Schwyzertütschi Dialäktschrift"

Der Leitfaden von Dieth eignet sich z.B. für die laut nahe Widergabe von wissenschaftlichen Texten. Weniger geeignet für die Schreibung von geografischen Namen.


Siehe auch


Weblinks